Könnt ihr Evolandia gleich zweimal retten? Begebe dich auf zwei Reisen durch Videospielgeschichte während du das Böse jagst und Abenteuer erlebst!

Konsole: Nintendo Switch

Autor: Phil-kun

Inhaltsverzeichnis:

Handlung:
Rettet die Welt und Zeit!

Evoland I: Die Zerstörung von Evolandia!

Seit Jahrhunderten herrscht Frieden in Evolandia. Keine böse Macht versucht die Welt zu versklaven und auch kein Schurke heckt einen bösen Plan aus. Beinahe langweilig. Für den Orden der Drachenritter, ein legendärer Orden mit einer weitreichenden Geschichte und zahlreichen Helden unter ihrem Banner in den letzten Jahrhunderten, ist dies natürlich schlecht für das Geschäft. Nicht das der Orden drauf und dran wäre Geld mit der Rettung der Welt zu verdienen, aber ohne Böses werden eben keine Helden gebraucht. Daher verkam der Orden der Drachenritter über die Jahre immer mehr, bis keiner ihn mehr in Erinnerung hatte. Ein abenteuerlustiger Junge ist ein Nachfahre des letzten verbliebenen Drachenritters und weiß nichts von seinem Glück. Denn wie es der Zufall so will – und natürlich auch die Entwickler, um endlich mal das Spiel in den Gang zu bekommen – fällt Böses in Evolandia ein und das Ende der Welt steht kurz bevor!

Der tapfere Junge muss sich allein durch den Wandel der Zeiten und Räume schlagen und Schritt für Schritt hinzulernen, um schließlich die bösen Mächte bezwingen zu können! Wird Clink den bösen Zephyros im Manabaum aufhalten können bevor die Welt vollkommen von einer dunklen Macht übernommen wird?

Es ist deine Entscheidung! (Eigentlich ja nich‘, das Spiel ist ja schon programmiert, also kannst du nur das machen was das Spiel will…Würde sich aber natürlich nicht so geil lesen, nicht wahr?)

Evoland II: Beherrsche die Zeit!

Ob das Projekt tatsächlich den Frieden bringen wird, den wir uns erhoffen? Seit Jahren entwickeln wir daran, doch ich sehe darin nicht die Erlösung, die alle anderen ersehnen. Vielleicht hilft uns nur ein Zeitsprung? Ein Event, um die Anomalie zu stoppen? Ich werde mich für das neue Programm einschreiben lassen. Irgendwie müssen wir die „Große Zerstörung“ verhindern, koste es was es wolle!

— Tausende Jahre später —

Das Kaiserreich greift an! Was? Wieso überfallen die Menschen uns? Was haben wir ihnen getan?! Wir müssen uns verteidigen!

— einige Tage später —

Ich hoffe meinem Stamm geht es gut. Ich konnte die einmarschierenden Truppen des Kaiserreichs gerade noch so ablenken und eine falsche Fährte legen. Mein Stamm konnte entkommen. Ich bin der einzige der vom Kaiserreich gefangen genommen worden ist…, wenn man von den zahlreichen Opfern absieht… Wieso hat uns das Kaiserreich aus heiterem Himmel angegriffen? Seit hunderten von Jahren existieren Dämonen und Menschen friedlich nebenher. Natürlich war es nicht immer friedlich, aber es gab nie einen Krieg zwischen den Völkern.

Wir Dämonen lebten friedlich in Dämonia und im Gebiet Nahe des Spukwaldes. Der Kontinent von Dämonia war sowieso nicht für Menschen geschaffen, deswegen gab es hier auch nie Kriege wegen Ländereien oder ähnliches. Dämonia liegt dafür auch viel zu weit weg vom Kontinent der Menschen. Doch nun haben sie tatsächlich Dämonia angegriffen und so wie ich es sehe wird davon wohl nicht mehr viel übrig sein, sobald ich hier endlich rauskomme. Seit Tagen sitze ich nun schon im Kerker von Gardia fest. Hin und wieder trete ich im Colloseum zur Belustigung der Menschen gegen Monster oder Krieger an. Als Dämonenprinz bin ich nicht schwach, also leicht mache ich es ihnen auf jeden Fall nicht.

Ich kann nur hoffen, dass ich bald hier rauskomme und meinen Stamm, meine Familie, retten kann.

— 50 Jahre später —

Die Magi waren ein sehr technologisch fortgeschrittenes Volk, doch aufgrund eines bisher unbekannten Ereignisses ist die gesamte Zivilisation der Magi vor tausenden von Jahren spurlos verschwunden! Nur ein paar Relikte aus jener Zeit können verstreut auf den einzelnen Kontinenten gefunden werden. Noch weniger Schriften und Aufzeichnungen aus jener Zeit existieren. Die Forschung, um den Ursprung der Magi zu ergründen und deren Verschwinden zu verstehen, verläuft in den Sand. Seit Jahrhunderten wurde hier kein großer Durchbruch bewirkt. Der Foliant, den ich gefunden habe, mag ein Artefakt der Magi sein, doch verstehen tue ich ihn noch nicht wirklich. Jedoch konnte ich vor zwei Tagen das erste Mal die Kraft des Buches nutzen! Die Wirkung war nicht sonderlich groß, aber trotzdem freute ich mich natürlich endlich einen Schritt weitergekommen zu sein. Ich werde wohl noch einige Monate brauchen bis ich die Macht dieses Werkes besser verstehen und kontrollieren kann.

— einige Monate später —

Heute habe ich endlich einen Durchbruch in meinen Forschungen über die Magi errungen! Auf einer verlassenen Insel, sie wird im Volksmund als „Verfluchte Insel“ bezeichnet, wohl nicht gerade ein Tourismus Hotspot, soll es weitestgehend intakte Relikte der Magi zu finden geben! Sie sollen dort plötzlich erschienen sein. Ob diese Aussage stimmt weiß ich nicht, dennoch möchte ich diese Insel erforschen. Mein Professor hat mir bereits eine Reisegenehmigung samt Kostenerstattung ausgestellt. Und dank meiner wunderbaren Kräfte, die ich durch meinen Folianten erhielt, sollte ich mich auch gut gegen die dortigen Gefahren verteidigen können. Mal sehen was mich dort erwarten wird…

— Zur gleichen Zeit in Nibaria —

Warum hat Vater gleich nochmal einen Fremden in unser Haus geschleppt? Achja, er hat ihn ohnmächtig im Wald gefunden. Wieso meinte er ich soll auf ihn aufpassen? Na gut, ich habe ja meine Kräfte. Neben Windmagie beherrsche ich dadurch auch den ein oder anderen Heilzauber. Damit kann ich Wunden heilen…Ah genau! Ist er verletzt? Hmm…Nein sieht nicht so aus, aber ein kleiner Heilzauber kann ja nicht schaden…hat aber nix gebracht; Er schläft immer noch seelenruhig vor sich hin. Wie ist er nur in den Wald gekommen? Außerdem ist seine Kleidung komisch. Woher er wohl kommen mag? Aus Gardia? Ist das vielleicht ein neuer Modetrend?

Vater meinte, dass sich der Kerl an nichts erinnern kann. Er war wohl kurz bei Bewusstsein als Vater ihn aufgabelte.

Wie lange soll ich jetzt eigentlich noch warten bis der Kerl endlich mal aufwacht?!

Vater wusste doch, dass ich auch noch anderes zu tun habe, als darauf zu warten, dass ein Fremder in unserem Haus in meinem Bett aufwacht…

„…“

Oh, Ihr seid wach?

— weitere 50 Jahre später —

Der Prophet hatte recht! Die „Große Zerstörung“ trat ein und verwüstete den halben Kontinent! Wir können nur unter seiner Führung überleben!

Die Händler kontrollieren die Stadt! Ohne die Händler hätte der Prophet wohl keine Macht…Oder ist es andersherum? Der freigesetzte Smog der „Großen Zerstörung“ dient uns als unendliche Energiequelle und die Händler monopolisieren sie; Ohne die Händler wären wir besser dran…hätte es nur nicht die „Große Zerstörung“ gegeben…

Die Menschen haben sich selbst versklavt nachdem die Dämonen nicht mehr existierten. Wie kann eine solch‘ dumme Spezies über uns Dämonen stehen?

Aber ich bin auch kein echter Dämon und kein echter Mensch…Was bin ich? Woher stamme ich?

Fragen, die ich nicht beantworten kann, schießen durch meinen Kopf. Ich sehe Antworten aus allen Zeiten, jedoch keine mag sie beantworten. Dennoch sehe ich meine Bestimmung. Ich weiß was ich tun muss, um die Welt zu retten. Nur mit der Zerstörung der Zeit kann die Welt vielleicht gerettet werden. Der Hüter muss vernichtet werden. Die Anomalie muss geöffnet werden. Doch dafür muss die ultimative Waffe gefunden werden. Ich brauche Bauern, die ich lenken kann. Ohne Marionetten kann ich die Welt nicht retten. Ich weiß bereits wen ich um Hilfe bitte, denn ich habe es bereits zahlreiche Male getan. G, dieses Mal wirst du nicht siegen!

Zusammen mit deiner Partie ist es deine Aufgabe die Welt vor der großen Zerstörung zu retten! Eine Reise durch die Zeit und durch die Epochen der Videospielgeschichte steht dir in Evoland II (erneut) bevor! Bereise die einzelnen Zeitepochen, um das Rätsel der Anomalie, des Projektes und der „Großen Zerstörung“ zu lüften! Wirst du die Ereignisse dieser Welt verändern können? Wird es dir gelingen die einzelnen Zeiten zu retten? Oder ist vielleicht auch keiner deiner Entscheidungen relevant, weil alles bereits passierte und vorherbestimmt ist?

Gameplay:
Die Evolution dessen!

Tatsächlich lässt sich das gesamte Gameplay beider Evoland Titel mit „Die Evolution des Gameplays“, insbesondere des RPG- bzw. Action-Adventure-Genres, beschreiben.

Aber nicht nur das Gameplay wird hier des Öfteren umgeschmissen und geändert, auch die Grafik passt sich den jeweiligen Gameplay-Elementen an. Oder ist es gerade andersherum?

Das kommt wiederum auf das Spiel an. Evoland I ist stark von der aktuellen Präsentation des Spiels beeinflusst. Je nach aktuellem Grafikstil bieten sich andere Gameplay-Elemente an und vorherige Elemente verschwinden komplett aus dem Konzept.

Evoland II wiederum lässt dem Spieler die Wahl welche Präsentation er nun benötigt, um die Rätsel des Spiels zu lösen. Hier kann wie Martin McFly oder ein gewisser Doktor in einer Telefonzelle frei durch die Zeit gereist werden, wobei nur minimal das Gameplay und die Steuerung angepasst werden. Dabei werden aber auch besondere Gameplay-Mechaniken freigesetzt, wenn man sich in der richtigen Ära befindet, wie ein Fighting-Modus a lá Street Fighter in der 3D-Ära oder ein Rhythmus-Spiel a lá Guitar Hero in der 16-Bit-Ära.

Evoland ist wahrlich eine im Gameplay sehr komplexe Reihe, wobei die Komplexität sich meist nur auf die Vielzahl der spielerischen Möglichkeiten bezieht und weniger auf die echte Schwierigkeit oder Komplexität dieser.

Da es sich bei Evoland: Legendary Edition um eine Spielesammlung beider Spiele Evoland I und Evoland II handelt werde ich diese im Gameplay natürlich auch separat behandeln.

Evoland I: Die verkürzte Reise der RPGs!

Was als Gewinner des Videospielwettbewerbes Lodum Dare #24 im Jahr 2012 anfing entwickelte sich zu einer kurzen, aber vollgepackten Parodie von Spielen wie The Legend of Zelda, Dragon Quest und Final Fantasy. Evoland I geht hier sogar so weit, dass es hier nicht nur Elemente aus diesen Spielen verwendet, sondern auch gleich an zahlreichen Ecken und Enden in dem Spiel referenziert.

Auch andere große Franchises bekommen hier teilweise ihr Fett weg, so gibt es Gegner wie Zombas (Zombie-Gumbas) oder Piranha-Pflanzen, aber vor allem die Wahl der Namen der Hauptcharaktere – die Wahl ist eigentlich beim Spieler, aber das Spiel hat selbstverfreilich Standardnamen, die verwendet werden, wenn man als Spieler keine vergeben möchte – Clink, Kaeris und Zephyros wie auch das Auffinden einiger bekannter Gegenstände aus diesen Spielen sowie die Gestaltung der Welt und der Handlung lässt wenig Vermutungen offen auf welche Spiele Evoland besonders ein Auge geworfen hat. In den Credits am Ende des Spiels werden diese drei Hauptreferenzen explizit erwähnt. Doch neben der ganzen Parodie bietet Evoland auch noch ein zwei- bis vierstündiges Abenteuer in einer recht wandelnden Welt.

Zu Beginn des Spiels geht es nur in eine Richtung und damit nur ein Befehl: Nach rechts!

Sobald der Spieler, Clink, dann mit einer formschönen 8-Bit-Pixeltruhe im schlichten Grün-Schwarz eines klassischen Game Boy-Displays zusammenstößt schaltet er einen weiteren Befehl frei: Nach links!

In diesem Rhythmus geht es dann weiter. Nach und nach schaltet man weitere Steuerungsmöglichkeiten wie auch Upgrades zum allgemeinen Wohlempfinden, wie ruckelfreie Kameraführung, freies Bewegen, Soundeffekte und Musik frei sowie natürlich die weiteren Grafikstile. Grundsätzlich verläuft der Großteil des Spiels in der Vogelperspektive ab und die Steuerung dabei entspricht der eines klassischen 2D Zelda-Spiels.

Sobald die 3D-Grafik freigeschalten wurde, ändert sich der Spielstil ein wenig und man bewegt sich hier ähnlich wie in klassischen Action-Spielen in 3D-Vogelperspektive, wie Diablo oder Bastion. Als Mechaniken stehen dem Spieler dabei zu Beginn das klassische Schwert gegen Monster und Erkunden von Dungeon, The Legend of Zelda lässt grüßen, zur Verfügung, wobei es später mehr hin zu einem actionreicheren Gameplay in der 3D Welt hinführt, aber auch zu rundenbasierten RPG-Kämpfen.

Sobald das Spiel in der 16-Bit-Ära ankommt wird alsbald der rundenbasierte Kampfstil freigeschaltet, welcher auch in der 3D-Welt ab und an verwendet wird. Dabei wird eine Steuerung ähnlich zu Final Fantasy VII verwendet, sprich man wartet eine gewisse Zeit zwischen den Aktionen der eigenen Charaktere und bekommt in der Zwischenzeit vom Gegner eine gezwiebelt oder auch während des eigenen Zuges, wenn man zu langsam ist. Ein kleiner Abschnitt in der 3D-Welt lässt Diablo erwachen indem Horden von Gegnern mit einfachen Attacken besiegt werden müssen. Der ein oder andere Bosskampf in der 3D Welt benutzt anschließend eine ähnliche Steuerung, wenn sich auch die Perspektive dabei ändert.

Wer nun denkt „Was für eine wirre Beschreibung ist das denn!?“, der denkt richtig; Evoland I kommt ein wenig kreuz und quer daher. Bei diesem Spiel sind gerade dieses Chaos und Zusammenspiel der einzelnen Elemente das große Gimmick. Dabei, und das muss an dieser Stelle gesagt werden, kommt jedoch keines dieser Elemente groß zum Vorschein. Sie sind alle da und möchten bespielt werden, aber so richtig ausgereift ist keines, da keines länger am Bildschirm verweilt als eine halbe Stunde am Stück, grob geschätzt natürlich. Aber man wechselt hier ständig hin und her. So bietet das Spiel eine erfrischende Abwechslung zwischen den einzelnen Gameplay-Elementen und Referenzen, auch wenn die Ausführung nicht ganz soooo atemberaubend ist.

Achja! Sterne möchten hier gerne als Sammelitem gesammelt werden, das erbt Evoland II von seinem Vorgänger. Die Sterne sind hierbei nur für den Abschlussgrad in Prozent des Spiels wichtig; sie haben in beiden Spielen keinen weiteren Wert/Nutzen.

Evoland II: Ein Action-Adventure im Wandel der Zeit!

Wo sich Evoland I noch nicht ganz sicher war, was es eigentlich sein will, so weiß Evoland II genau welches Genre es bedienen möchte.

Evoland II ist vom Hauptgenre her ein Action-Adventure, welches sich von vielen anderen Genres Gameplay-Elemente borgt. Diese daraus entstehenden Minispiele oder Sequenzen sind abgekapselt vom Rest des Spiels und kreuzen sich daher nicht so chaotisch wie in Evoland I.

Auch ist Evoland II keine Parodie von bestimmten Videospielserien. Es möchte ein eigenes Spiel mit eigener Geschichte sein. Das Haupt-Gameplay erinnert an Spiele wie Terranigma, Ys und The Legend of Zelda. Wie Evoland I ist auch Evoland II mit vielen Referenzen geschmückt und auch mit zahlreichen 4th-Wall-Breaks ausgestattet. Viele davon finden sich in den vielen Dialogen und Texten wieder, manche als Gegner oder Dekor.

Doch wie sieht hier nun die Steuerung und die Welt aus?

Wie in Evoland I gibt es auch hier jeweils die einzelnen spielbaren Gebiete, welche über die Weltkarte miteinander verknüpft sind und über diese besucht werden können. Abhängig von der jeweiligen Ära, 8-Bit-Gameboy- Ära, 16-Bit-Handheld- Ära, 16/32-Bit-Konsolen- Ära, 3D- Ära, gibt es unterschiedliche Orte zu erkunden. Die Ären sind miteinander auf einer Zeitschiene verbunden. So ist es für manche Rätsel notwendig von einer Zeit zur anderen zu reisen, um sie lösen zu können. Doch bevor du ein aufstrebender Zeitreisender in Evoland II wirst, wirst du erst durch jede Ära einmal geführt bis du schließlich vom Spiel aufgefordert wirst, selbst zu entscheiden, in welcher Ära du nun spielen möchtest bzw. welches Ziel du als nächstes verfolgen möchtest.

Evoland II verbindet damit nicht nur die einzelnen Videospielepochen mit passendem aktiven Gameplay und passender Steuerung, sondern webt auch unterschiedliche Spieldesign-Konzepte mit ein. Von „Schlauchlevel“ bis hin zu „Semi-Open World“.

Wie bereits erwähnt ist die Grundmechanik die eines 2D-Action-Adventure. Man kann sich in alle Himmelsrichtungen, mehr oder weniger frei, abhängig vom aktuellen Spielstil, bewegen und die umherirrenden Monster mit einem Schwert und wahlweise auch mit den besonderen Fähigkeiten deiner Gefährten plattmachen. Die Angriffsmöglichkeiten ändern sich dabei nicht wesentlich über die verschiedenen Stile hinweg. Einzig der Schwenk der Kamera von der Vogelperspektive zu einer Side-Scroller-Ansicht fügt einen Sprung hinzu und ändert den Schwerthieb ein wenig ab, so wie die Fähigkeiten der Kameraden.

Soweit verhält sich das Gameplay also durchgängig ähnlich solange man sich im Genre Action-Adventure befindet. Nun gibt es jedoch in Evoland II des Öfteren Abschnitte, in denen mit anderen Genres gespielt wird. Diese Abschnitte treten dabei wie die Side-Scrolling-Levels nur in bestimmten Level oder Dungeons auf. Teilweise können sie auch nicht mehr wiederholt werden und sind meist auch auf einen Spielstil beschränkt.

Folgende Gameplay-Genres werden hierbei bedient:

Tactical RPG / Strategic RPG

Ganz nach Fire Emblem bzw. Advance Wars wird hier in Runden auf einem Schlachtfeld mit einer eigenen Armee eine gegnerische Armee besiegt. Das eigene Rekrutieren der Armee basierend auf den Erfolg in den bisherigen Schlachten mitinbegriffen.

Puzzle-Action

Fans von Puzzle Dragon wissen was hier gemeint ist. Ein 3-Gewinnt in welchem es zielführend ist Steine einer bestimmten Farbe anzuhäufen, um den Gegner angreifen zu können. Die speziellen Fähigkeiten deiner Gefährten werden hier wie auch bei den anderen Subgenres sehr hilfreich sein.

Shoot Em Up

Vertikal wie auch horizontal werden hier, je nach Spielstil, Horden von einfliegenden Gegnern abgeschossen. Gradius und DoDonPachi freuts.

Fighting

“Runde 1! Kämpft!”, heißt es hier im Eins-Gegen-Eins. Achja ein Hadouken wie auch ein Shoryuken kann man hier auch einsetzen. Die Steuerung ähnelt ebenfalls der von Street Fighter, wenn auch freilich nicht so komplex und genau.

Beat Em Up

Mit Double Dragon als Vorbild gilt es hier die Straßen von zahlreichen Schurken mittels Fäuste und Füße zu befreien.

Rythmus-Spiel

Mit Guitar Hero als Vorbild versuchst du den Beats standzuhalten indem du die richtige Taste zur richtigen Zeit drückst.

Rundenbasiertes RPG mit Aktionsleiste

Nicht nur sieht der Dungeon hier aus wie aus Chrono Trigger, sondern auch die Kampfsteuerung ist dem Original zum Verwechseln ähnlich. Natürlich ist auch hier die Komplexität deutlich runtergeschraubt.

Puzzle-Adventure

Wie bei Professor Layton gilt es hier Rätsel für NSCs, Nicht-Spieler-Charaktere, zu lösen, um letzten Endes ein größeres Rätsel bzw. Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Grafik:
Von Pixeln bis zu Polygonen!

Nicht nur das Gameplay ist eine Kompilation aus den verschiedenen Generationen der Videospielgeschichte, nein, vor Allem die Grafik macht dies mehr als deutlich bei Evoland: Legendary Edition.

In Evoland I erlebt man die Geschichte im Schnelldurchlauf. Nach nur wenigen Minuten wechselt die Grafik vom monotonen Gameboy-8-Bit-Stil zu einer 8-Bit-NES-Grafik hin zur 16-Bit-Ära. Gerade der Wechsel der Grafik ist hier bei Evoland I ein markantes Feature, welches auch teilweise für kleine Puzzles genutzt wird, in welchen es notwendig ist zwischen 2D und 3D hin und her zu wechseln. Die Idee der Parodie ist auch größtenteils in der grafischen Darstellung zu sehen. Wo man sich anfangs noch in einem The Legend of Zelda Link’s Awakening befand, so wandert man langsam hin zu einem The Legend of Zelda A Link to the Past um schließlich bei Final Fantasy VII anzukommen.

Doch gerade die letzten Spielminuten machen dem Spiel ein wenig zu schaffen. Mit Rucklern und FPS-Einbrüche im 3D-Stil.

Evoland II wiederum lebt den Wandel der Zeit voll aus. Und das liegt auch tatsächlich im langen Nebentitel begraben: „A slight case of spacetime continuum disorder“

Also, ein „leichter Fall der Raum-Zeit-Kontinuum-Krankheit“; mit einem solchen Nebentitel verrät das Spiel schon das es auch hier eine Reise durch die einzelnen Videospielepochen geben wird. Doch anders als in Evoland I beschränkt sich die Änderung der Grafik nicht nur auf die Tatsache, dass die Darstellung geändert wird, um evtl. ein paar mehr Gameplay-Elemente einzubauen. In Evoland II beschreibt ein jeder Grafikstil eine andere Zeitrechnung in der Welt. Meist liegen mindestens 50-100 Jahre zwischen den einzelnen Epochen. Die Verbindung des Wechsels des Grafikstils mit einer Zeitreise passt wie die Faust aufs Auge.

Grafisch ist Evoland II zudem weitaus detaillierter und besser designet als im Vorgänger, logisch, denn Evoland II ist auch locker zehnmal größer als Evoland I. Gerade die Auswirkungen des Verlaufs der Zeit auf die Welt zu sehen und die einzelnen Gebiete in unterschiedlichen grafischen Möglichkeiten erkunden zu können insbesondere die Oberwelt/Weltkarte, ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal von Evoland II, auch wenn das Konzept der Zeitreise und Veränderung der Spielwelt bereits in Spielen wie Secret of Evermore, Terranigma, Chrono Trigger und Tales of Symphonia erfolgreich umgesetzt wurde.

Jedoch tut sich Evoland II auch hier ein wenig schwer bei der 3D-Epoche. Es gibt in so gut wie jeder Szene spürbare Ruckler. Ob das vielleicht an einem schlechten Port zur Nintendo Switch liegt?

Sound:
Byte in die Nacht!

Sowohl den Score von Evoland I als auch Evoland II ist ein wahrer Genuss für Retro- und RPG-Fans. Denn nicht nur die Grafik und das Gameplay wandelt mit der Zeit, nein auch der Soundtrack bekommt je nach aktuellem Fortschritt im Spiel oder aktueller Epoche einen anderen Klang. Die Stücke sind dabei jedoch meist recht kurz und man merkt leider manchmal viel zu deutlich, dass sich die Tracks oft wiederholen (es fehlt ein sanfter Übergang; teils abrupter Stopp bevor der Track wiederholt wird), dennoch ist die schiere Vielfalt der einzelnen Kompositionen mit Blick auf Genre und Ära echt hörenswert.

In Evoland I haben wir hier auch wieder den Sound eher als Gimmick, da man ihn erst im Spiel, wie fast alles andere, freischalten muss, dennoch baut sich dieser recht schnell und vor allem gut hörbar auf.

Bei Evoland II fehlt natürlich dieses Gimmick wieder. Hier ist das Spiel von Anfang an vollvertont. Und ein jeder Ort hat eine andere Melodie in jeder Zeit. Was über 50 verschiedene Soundtracks bei einer insgesamten Länge von 01:42:10 ergibt. Im Gegenzug dazu sind es bei Evoland I gerade mal 12 Minuten.

Neben den Scores verfügen beide Spiele über zahlreiche Soundeffekte, welche je nach Fortschritt oder Epoche im Spiel einen anderen Klang haben.

Fazit:
Überraschend gut!

Selten passiert es, dass ich über 4.500 Wörter bei einem Indie-Spiel für eine Review verbrauche. Gut, Evoland: Legendary Edition ist natürlich eine Spielesammlung von zwei Spielen, aber der Hauptgrund für die Fülle der Review und die Notwendigkeit der vielen Wörter ist schlicht und einfach der, dass beide Spiele wahrlich keine simplen Spiele sind. Freilich ist das Gameplay bei beiden nicht recht fordernd, gerade Evoland I ist hier sehr einfach gestrickt, dennoch behandeln beide Spiele gleichermaßen eine sehr komplexe Idee: Die Evolution der Videospielgeschichte / Die Evolution der RPGs.

Ich persönlich kategorisiere ein Action-Adventure immer unter einem RPG, wenn es für mich eine simple Regel einhält: Man spielt die Rolle eines Charakters.

Aufgrund dessen ist für mich die Trennung eines Action-Adventure und JRPG oftmals sehr schwierig, da beide Genres genau das aufgreifen und genau so sieht es auch Evoland. Gerade in Evoland I verschwimmt diese Linie noch mehr, da hier wild Genres und Mechaniken durcheinander geworfen werden, um eine witzige und leider recht kurze Parodie auf bekannte Videospielgrößen zu erzeugen. Dieser wilde Mix macht das Spiel aber auch ein wenig verwirrend und langweilig, denn keines der Genres oder keine der Mechaniken bekommen den notwendigen Detailgrad, den sie hier verdient hätten. Das Levelsystem wird kurz aufgegriffen, aber dann gleich wieder fallengelassen, weil jetzt ein Loot-basiertes-Gameplay auftaucht, welches wiederum von einem rundenbasierten überholt wird, um schließlich wieder bei einem Action-Adventure-3D-Plattformer zu landen.

Ein wenig wirr, aber so ist eigentlich auch die Geschichte der Videospiele selbst. Jeder der bereits versucht hat, ein wenig mehr Zeit in die Geschichte der Videospiele zu investieren, merkt schnell, dass es unglaublich schwierig ist eine gerade Linie zu formen. Aber ich will bei Evoland I nicht den Philosophen auspacken; Evoland I ist die Verkörperung eines Game Jam / Lodum Dare-Spiels; ein kurzes und verrücktes/anderes Vergnügen. Klar man hätte mehr daraus machen können…moment…genau das machte Shiro Games ja auch!

Und zwar mit Evoland II.

Nach dem doch recht erfolgreichen Verkauf von Evoland I begann die Entwicklung eines deutlich anspruchsvollerem Spiel. Der Entwicklungsprozess ist hier zwar nicht so gläsern wie bei anderen Indie-Titeln heutzutage, doch rein abhängig vom Ersterscheinungsdatum liegen zwischen Evoland I (04.04.2013) und Evoland II (25.08.2015) knapp zweieinhalb Jahre. Dieser zeitliche Aufwand ist auf jeden Fall in der Fülle des Spiels ersichtlich. Wo Evoland I bereits nach zwei bis vier Stunden zu Ende gespielt ist, fängt Evoland II erst zu richtig an. Mit knappen 14 Stunden war mein Durchlauf in Evoland II geschafft, wobei ich „nur“ 77 % des Spiels meisterte. Gerade das Kartenminispiel von Evoland II, welches ich ein wenig vernachlässigt habe, hält für mich hier bestimmt noch mindestens vier Stunden Spielspaß bereit und die übrigen Sammelitems lassen hier wohl auch nochmal fünf Stunden, wenn nicht sogar noch mehr, reinfließen.

Neben der Länge des Spiels gibt es noch einen weiteren wichtigen Unterschied zwischen Evoland I und Evoland II. Trotz des vermeintlichen Chaos, welches mit den Zeitreisen versucht wird zu lösen, herrscht in Evoland II eine bessere Ordnung der einzelnen Elemente. Evoland II ist deutlich besser konzeptioniert und ausgereifter. Die Wechsel zwischen den einzelnen Gameplay-Stilen und Präsentationen wirken organisch und weniger „draufgesetzt“. Auch das Levelsystem in Evoland II ist deutlich polierter, auch wenn es im späteren Spielverlauf beinahe keinen Einfluss auf den Fortschritt im Spiel mehr hat. Evoland II fühlt sich an wie ein, nun ja, echtes RPG, was sich auch wirklich ernst nimmt und nicht nur versucht andere Spiele zu parodieren.

Obwohl mich beide Spiele sehr stark faszinieren, gerade das Konzept der Zeitschleife in Evoland II ist immer ein sehr interessantes, haben beide Spiele dennoch ihre Schwächen. Allen voran: Sie sind nicht anfängerfreundlich.

Ähnlich wie bei den vielen Vorbildern die sich die Evoland-Reihe hält wird hier im Spiel wenig zu den einzelnen Mechaniken erklärt. Hin und wieder gibt es kurze Bildschirme, welche einige Steuerungsmöglichkeiten erläutern, dennoch wäre wohl das meiste in einer Anleitung erklärt worden, welche es hier beiliegend schlichtweg nicht gibt.

Klar kann man RPGs wie Secret of Mana oder Terranigma auch ohne Anleitung meistern, aber es macht einem das Leben nicht unbedingt leichter. Oder freilich kann man Street Fighter oder Double Dragon auch ohne Kenntnisstand über die verschiedenen Kombos und Angriffsmöglichkeiten spielen, aber sonderlich erfolgreich ist man dabei meist nicht.

Die Zielgruppe von Evoland: Legendary Edition beschränkt sich meines Erachtens auf Fans der Videospielgeschichte, insbesondere dem Zeitraum von 1985 bis 2005. Jeder der in dieser Zeit geboren ist und mit Videospielen aufgewachsen ist (~1980-1990) findet sich bei Evoland zurecht, sofern er dem damaligen Spielstil nicht überdrüssig geworden ist.

Beide Spiele haben mehr Schwächen als Stärken, dennoch sind sie mir in dieser kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen. Gerade Evoland II ist bereits jetzt ein Meilenstein für mich, jener der es absolut geschafft hat, dass ich endlich mal meinen Retrokonsolen wieder mehr Beachtung schenke und tatsächlich meine Sammlung wieder zu einer spielbaren wandelte – keine meiner älteren Konsolen war angesteckt und spielbar; jetzt hab ich mich mit Evoland II tatsächlich dazu motivieren lassen, sie wieder einsatzbereit zu machen.

Evoland: Legendary Edition ist ein Liebesbrief an die Videospielgeschichte. Mit zahlreichen Referenzen und Anspielungen, aber auch den ein oder anderen Schreibfehlern, doch obgleich Fehler darin zu finden sind oder nicht, die Verliebtheit ist hier deutlich zu spüren.

Viel Spaß beim Zocken!

Wertung

Pro und Contra

ProContra
Abwechslungsreiches GameplaySehr einfach
Viele Anspielungen und Referenzen; sehr humorvollTeilweise sehr wiederholend
Evoland II: Aufwendige HandlungEvoland I: Wenig Tiefe im Gameplay

Score: Evoland I

KategoriePunkteBegründung
Handlung/Inhalt5Wo nicht viel da ist, kann man auch leider nicht viel bewerten, dennoch ist der dargebotene Inhalt solide, wenn auch ein wenig eingeschränkt aufgrund der ständigen Parodien.
Gameplay6Alle wichtigen Aspekte sind da, funktionieren und machen Spaß. Jedoch ist keiner davon ausgereift. Was zu einem teils doch recht stupiden Gameplay führt. Gerade die rundenbasierten Kämpfe sind absolut langweilig. Schade.
Grafik7Eine Schnellreise durch die Zeit, welche leider durch einige Ruckler im 3D-Abschnitt leidet.
Sound8Solider Soundtrack passend für das gesamte Spiel. Leider ein wenig zu kurz.
Gesamt65%Was Schnelles für zwischendurch. Für Fans der Videospielgeschichte insbesondere der Geschichte von RPGs auf jeden Fall ein Blick wert; allein schon wegen der Parodie.

Score: Evoland II

KategoriePunkteBegründung
Handlung/Inhalt8Eine Handlung mit Zeitreisen ist nie einfach, doch hier wird sie recht gut verpackt. Ein eher offenes aber leider sehr abruptes Ende deutet auf ein übereiltes Fertigstellen des Spiels hin. Schade, denn ich hätte gerne noch mehr von der Welt gesehen.
Gameplay9Eine jede der vielen Gameplay-Mechaniken hat hier vollkommene Aufmerksamkeit bekommen. Fehlende Hilfen und Anleitungen machen es aber vielleicht gerade für Einsteiger etwas unhandlich.
Grafik9Vom Gameboy bis hin zum Gamecube. Die unterschiedlichen Stile der Präsentation sind einzigartig und funktionieren einwandfrei. Leider stockt es ein wenig bei dem 3D-Stil, was bei einem Spiel mit dieser Grafik nicht verständlich ist.
Sound9Hier passt es an jeder Ecke. Leider sind manche Soundtracks jedoch nicht richtig abgestimmt, sodass der Anfang und das Ende nicht nahtlos ineinander übergehen, sondern kleine abrupte Abbrüche im Soundtrack zu hören sind.
Gesamt88%Fast schon ein Muss für jeden RPG-Fan! Die liebenswerten Charaktere und die witzigen Dialoge sowie die zahlreichen Referenzen machen dieses Spiel zu einem einmaligen Erlebnis.

Infos

PublisherShiro Games
Entwickler Shiro Games
PlattformNintendo Switch, PC, Playstation 4, Xbox One
GenresRPG, Action, Adventure, Jump&Run, Shoot Em Up, Beat Em Up, Fighting, Puzzle, Bullet Hell, JRPG, Strategie-RPG
Release05.02.2019
Websitehttp://evoland.shirogames.com/
Preis19,99 €
AltersfreigabeUSK ab 6 Jahren
Spielzeit~20 Stunden

Trailer zu Evoland: Legendary Edition