Ach Kinder, wie schön dass ihr gekommen seid, um euch vom Onkel Doc etwas über alte Rollenspiele erzählen zu lassen. 

Es gab da so eine Zeit, die nannte man das "goldene Zeitalter" (http://www.destructoid.com/the-golden-age-of-jrpgs-273485.phtml) der Konsolen-Rollenspiele. Ein Meisterwerk nach dem anderen wurde veröffentlicht, wunderbare Geschichten wurden erzählt, und so manche Runde ging bis spät in die Nacht, denn man musste ja wissen, wie die Geschichte weiter erzählt wurde.
Setzt euch und macht es euch gemütlich. Heute lernt ihr eines dieser Spiele kennen: Suikoden

Review von Flo 

Story

"Selbst wenn man bar jeder Stärke ist, hat eine Existenz immer ihren Sinn."

Das Reich des scharlachroten Mondes ist ein wohlhabender Staat. Der Kaiser des Landes hat vor sieben Jahren die Macht an sich genommen und führt seither mit großer Verantwortung und Hingabe.

Das ist es zumindest, was man Till McDohl, dem Sohn eines mächtigen Generals erzählt. Till ist wohlbehütet aufgewachsen – sein Vater half dem Kaiser bei der Eroberung des Landes und ist bei der Bevölkerung wie dem Adel gleichermaßen angesehen, und eine Gruppe von Hausdienern und Leibwächtern beschützt ihn zu jeder Zeit.

Doch abseits der behüteten Welt werden die Grundmauern des Staates  tief erschüttert. Emporkömmlinge im Militär und niedere Adlige nutzen ihre Macht aus und quälen das gemeine Volk. Ernten werden eingezogen, unbeschreiblich hohe Steuern erhoben, und auch vor Gewalt und Folter schreckt niemand zurück.

Aus diesem Grund hat sich seit einiger Zeit eine Befreiungsarmee gegründet, die im Untergrund den Umsturz vorbereiten. Diese Rebellen aber sind nur wenige, und sie werden von der Staatsmacht grausam verfolgt.

Als neben den Rebellen auch noch das Nachbarland von Jowston einen Grenzkonflikt auslöst, wird Tills Vater vom Kaiser wieder einberufen. Till selbst soll sich als Mann beweisen und wird in die Dienste des Reiches gestellt. Er hat viele kleine Aufträge zu erfüllen und lernt auf seinen Reisen kennen, wie zerfressen der Staat eigentlich ist. Und plötzlich steht er den Rebellen gegenüber…

Bewohner und Welt

Die Welt von Suikoden ist unserer sehr ähnlich, wenn man von der allgegenwärtigen Magie absieht. Durch Anbringen spezieller Runen auf den Händen oder der Stirn sind die Bewohner dieser Welt in der Lage Magie zu zaubern. Die Bewohner teilen sich in vielfältige Rassen auf – Menschen, Elfen, Kobolde… selbst im streng geführten Reich des scharlachroten Mondes wird die Vielfalt groß geschrieben.

Einige der Runen besitzen spezielle Kräfte und sorgen dafür, dass ihr Träger unsterblich wird – das sind die 27 wahren Runen. Wer der Träger einer wahren Rune ist, wird von ihr allerdings langsam in Besitz genommen und ist irgendwann nicht mehr Herr seines eigenen Geistes.

 

Gameplay

 

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Suikoden ist ein sehr klassisches Rollenspiel. Die Welt ist aufgeteilt in Oberwelt, Städten, Dungeons, Kampf und Schlacht. 

In der Oberwelt reist man von Ort zu Ort, in Städten kann man Inventar kaufen und mit Stadtbewohnern sprechen, in den Verliesen muss man Zufallskämpfe bestreiten.

Die Kämpfe sind rundenbasiert und sehr ausgewogen, aber nicht zu einfach. Neben den klassischen Angriffs-, Verteidigungs- und Magieoptionen können auch Kombinationsangriffe von mehreren Partymitgliedern ausgeführt werden, wenn diese zur Verfügung stehen. In den Kampf darf man bis zu sechs Recken mitbringen, diese werden in zwei Dreiergruppen aufgestellt. Allerdings kann nicht jeder Kämpfer aus jeder Reihe angreifen – Stellt man einen Nahkämpfer in die hintere Reihe, kann er keine Angriffsaktion ausführen. Auch die Gegner werden in zwei Reihen aufgestellt, und nur Fernkämpfer können die Gegner in den hinteren Reihen angreifen. Man muss sich also etwas Gedanken beim Zusammenstellen der Party machen.

Auswahl an Partymitgliedern hat man genug – in Suikoden warten 108 Helden darauf, gefunden zu werden. Einige schließen sich automatisch an, andere erwarten erst ein bisschen Hingabe von euch, bis sie sich überreden lassen, sich euch anzuschließen.

Manchmal müssen auch alle 108 Charaktere ran – dann wird in großen Schlachten gekämpft. Diese sind aber nichts weiter als ein sehr opulent inszeniertes "Schere, Stein, Papier" und im allgemeinen nicht besonders schwierig.

Grafik

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Die Grafik des Spiels ist weitgehend in 2D gehalten. Wer jetzt angesichts der überlegenen Hardware besonders feines 2D mit detaillierten Animationen erwartet, wird aber enttäuscht. Suikoden präsentiert sich nicht hässlich, aber auch nicht besonders detailliert. Insbesondere die Animationen der Hintergründe sind oft schmerzhaft simpel. 

In den Kämpfen ist zumindest der Boden dreidimensional, und bei einigen Manövern wird viel gezoomt, doch dann wird die Optik sehr pixelig.

Sound

Musikalisch gleicht Suikoden den optischen Schnitzer aber wieder mehr als nur aus. Die Musik wurde vom Konami Kukeiha Club  komponeiert, dem bekannte Musiker/innen wie z.B. Michiru Yamane (auch bekannt aus Castlevania) beigetreten waren. Die Kompositionen sind wunderbar orchestral vertont, die Melodien eingängig und wunderschön anzuhören. Sprachausgabe besitzt Suikoden nicht.

Die Steuerung ist simpel gehalten. Die Tastenbelegung ist so aufgebaut, dass man das Spiel auch ausschließlich mit der linken Hand (Steuerkreuz und Schultertasten) spielen kann. Aus neugierde habe ich vor vielen Jahre einmal eine Dance Dance Revolution Matte zum Suikoden-spielen verwendet. Das funktioniert auch.

Über Suikoden

Suikoden erschien 1995 für die Playstation. Es war eines der ersten rundenbasierten Rollenspiele von Konami. Erst zwei Jahre später, 1997, erschien das Spiel in Europa. Die Anpassung war denkbar schlecht, man mag sich das heute nicht mehr vorstellen. Die Grafik war gestaucht, der Text ausschließlich auf Englisch. 

Dennoch war dieses Spiel der Grundstein für eine erfolgreiche Videospielserie, die in den folgenden zehn Jahren mit vier Nachfolgern sowie vier weiteren Randtiteln bestückt wurde. Leider gibt es von Suikoden seit 2005 keine richtigen Nachfolger mehr. Doch die fünf Suikoden-Teile werdet ihr in Doc's alter RPG-Ecke weiter kennen lernen.

 

Trivia

Suikoden basiert lose auf dem chinesischen Roman "Die Räuber vom Liang-Schan-Moor" (Shuihu Zhuan). Mehr als die Geschichte von Unterdrückung und Misswirtschaft sowie die 108 Helden vereint die beiden Welten aber nicht.


FAZIT: Ein legendäres Spiel

Suikoden ist einer der Meilensteine der Rollenspielgeschichte. Die Geschichte ist tiefgreifend und mitreißend – wer sich darauf einlassen kann, wird sicherlich die ein oder andere Träne verdrücken müssen. Trotz der sparsamen Präsentation kann das Spiel aber immer noch in seinen Bann ziehen, insbesondere dank der tollen musikalischen Untermalung.

Kann man's 2014 noch spielen?
Das Spielprinzip ist ausgewogen und zeitlos, es wird trotz der rundenbasierten Kämpfe nicht langweilig. Spannung kann auch rundenbasiert entstehen – wenn ihr einmal eine beinahe dezimierte Party noch einmal mühsam hochrappelt, dann werdet ihr sicher genau so viel Schweiß vergießen wie in einem actiongeladenen Egoshooterkampf.

Auf die Grafik muss man sich einlassen können – sie ist schlicht, aber hübsch.

Wo kann ich Suikoden erwerben?
Mit einem amerikanischen PSN-Account könnt ihr Suikoden im PlayStation Store kaufen. Bei eBay werden deutsche Spiel-CDs mit Hülle für ca. 25 Euro gehandelt. Das Spiel funktioniert z.B. auf der PS3 einwandfrei.

 

Pro Contra
Mitreißende Story Spielzeit nur ca. 20 Stunden
Toll klingende und wohlkomponierte Musik Grafik sehr schlicht gehalten
Sympathische Charaktere Arg simpler Endboss
Viel zu entdecken  

 

 

 

Kategorie Punkte      Begründung
Story 10 Mehr kann man in einem Spiel fast nicht erzählen
Gameplay 7 Abwechslungsreich, die großen Schlachten wären aber nicht notwendig gewesen
Grafik 3 Schön gezeichnet, aber viel zu schlicht
Musik 9 Wundervoll komponiert, toll vertont.
Gesamtbewertung 82% Sollte man unbedingt mal gespielt haben. Ein Meilenstein der RPG-Geschichte.

 

 

 

Info  
Titel Suikoden (Genso Suikoden)
Publisher Konami
Entwickler Konami
Plattformen Playstation
Sega Saturn
Playstation Portable (Nur JP)
Playstation 3 (Nur US)
Release März 1997
Altersfreigabe USK 12