Thomas war allein. Sein ganzes Leben. Er kannte nichts anderes. Er war nur sich selbst. Er und Hindernisse; mehr kannte er nicht. Springen konnte er gut. Und sich fortbewegen, darin war er ebenfalls klasse, doch er hatte niemanden. Bis er auf Christopher traf…
Konsole: Nintendo Switch
Autor: Phil-kun
Inhaltsverzeichnis
Gameplay: Das lebendige Programm!
Thomas Was Alone ist ein bereits 2012 erschienenes Puzzle-Plattformer-Spiel, welches von dem Indie-Entwickler Mike Bithell erschaffen wurde. Das Spiel wurde ursprünglich als kleines Browserspiel bei dem Online-Browserspiele-Anbieter Kongregate kostenlos veröffentlicht. Diese Version ist mittlerweile als Prototyp zu sehen, da Mike Bithell aus diesem die heutig bekannte Vollversion entwickelte. Die 2021 erschienene Nintendo Switch-Version beinhaltet dabei bereits das 2014 veröffentlichte DLC Thomas Was Alone: Benjamin’s Flight.
Mit minimalistischer Grafik, Gameplay und Design zeigt Thomas Was Alone mühelos, dass auch ein einziger Entwickler eine mitreißende Handlung in einem Videospiel präsentieren kann, wie bereits so manche andere große Indie-Hits.
Motivation: Gelang zum Ziel!
Ach, das Programm war ein Reinfall. Die Leute vergessen dies schnell. Es war ein riesiger Flopp. Die Entwickler haben angefangen Zeichenketten an die Namen für die KIs anzufügen; einfach so als Witz.
„Thomas-AT-23-6-12“ war nicht besonders, keineswegs, es war nur eine KI die am richtigen Ort zur rechten Zeit war.
Gordon Falkenberg, Ehemaliger CTO von Artificial Life Solutions
Thomas kannte niemanden. Er kannte nur sich und seine Fähigkeiten. Laufen konnte er gut. Na gut, er bewegte sich starr nach links und rechts, aber dafür war er dabei recht schnell, auch wenn man ihm dies nicht ansah. Er war ein Block unter vielen, aber dennoch allein. Seine rote Färbung und seine, wie er meinte, schlankere rechteckige Form, zeichnete ihn gut von den schwarzen rechteckigen Hindernissen und dem teuflischen Wasser ab. Einzig das Wasser und das Ziel waren nicht schwarz. Das Wasser war komisch, dachte Thomas. Es war nicht starr, sondern schwappte umher. Kaum berührte Thomas es jedoch, so löste er sich sofort in seine Einzelteile – viele kleine Rechtecke – auf und wurde zurück an die Startposition des aktuellen Gebietes transportiert. Dies geschah schnell und schmerzlos, doch Thomas wusste, dass er damit einen Fehler beging. Er wusste, dass er zu dem weiß leuchtenden Ziel gelangen musste. Wenn laufen nicht genügte, dann wusste er das ein gut getimter Sprung ihn über Hindernisse befördern könnte. All dies lernte er durch tausende Fehlschläge. Er erreichte tausende Ziele, doch einen Triumph konnte er bisher noch nicht erreichen: Einen Freund.
Thomas wünschte sich nichts mehr auf dieser Welt, als jemandem zu begegnen, den er als Freund bezeichnen kann. Gut, Thomas würde sich schon damit zufrieden geben überhaupt jemanden anders als sich zu sehen, aber Thomas war guter Dinge, dass dieser jemand auch sein Freund werden würde. Schließlich war Thomas fröhlich und nett, da müssen ihn doch die anderen Blöcke mögen, oder etwa nicht?
Christopher begann das neue dürre rote Rechteck bei seinem ersten Anblick zu Missachten. Was dachte sich dieser „Thomas“ wer er eigentlich ist?
Steuerung: Von Block zu Block!
Auch wenn es Christopher missfällt, so wird er schnell herausfinden, dass er ohne Thomas nicht weit kommen wird in seiner Welt. Insgesamt warten zehn verschiedene solche bewegliche Blöcke bzw. Rechtecke auf dich, dass du sie durch ihre Welt lenkst. Dabei musst du zwischen den einzelnen Blöcken hin und her wechseln, um die einzelnen unterschiedlichen Formen und Fertigkeiten zu nutzen, um die Puzzles im Level zu lösen und sie alle sicher in ihr jeweiliges Ziel zu befördern.
Eine jede Form kann dabei springen, laufen und fallen. Manche Formen springen höher, manche lassen andere höher springen, manche schwimmen, manche können einen Doppelsprung ausführen und wiederum manche haben einfach ein Jetpack. Jede Form ist besonders und hilft mit ihren besonderen Eigenschaften der Gruppe, damit diese in ihrer Gesamtheit ans Ziel ankommt.
Inhalt: Blöckepuzzle ohne Tetrominos!
Bei über 100 Levels gibt es einiges an Puzzles zu lösen. Dabei wird man als Spieler von einem Erzähler/Kommentator begleitet, welcher die aktuellen Geschehnisse oder auch inneren Monologe der einzelnen Formen wiedergibt. Um die Puzzles zu lösen genügt es oftmals nicht nur einmal zu einer Form zu wechseln, vielmehr wird es notwendig sein, dass du mehrmals zwischen den einzelnen Formen hin und her schaltest, damit du sie allesamt zu ihren Zielen bringen kannst.
Ein wirkliches Game Over gibt es nicht, da du bei dem Scheitern nur an den letzten passierten Kontrollpunkt zurückteleportiert wirst, aber eben nur die eine Form, die heruntergefallen ist oder versehentlich Baden gegangen ist, alle anderen Formen bleiben auf ihren Plätzen und warten darauf, dass ihr Freund bald wieder zu ihnen stößt und ihnen dabei hilft weiter voranzukommen. Es bietet sich an, dass man die Formen immer in engen Gruppen reisen lässt und oft zwischen ihnen wechselt, damit sie sich gegenseitig jederzeit helfen können und gegeben Falls auch einmal tragen können, um Hindernisse zu überwinden.
Und keine Sorge: Die Formen verschwinden nicht, wenn sie aneinandergereiht werden, es gibt aber leider auch keine Punkte dafür, wie bei ihren Tetromino-Verwandten.
Präsentation: Kultig und blockig!
Bereits nach nur wenigen Spielminuten zeigt Thomas Was Alone einen sehr markanten Stil. Die düstere Optik des Hintergrunds und die schwarzen Hindernisse, lassen eine äußerst triste Welt vermuten, in welcher sich die KIs, die Formen, bewegen. Gerade durch diesen finsteren Stil der Levels stechen die einzelnen Formen umso strahlender hervor und zeigen damit stets, dass es immer ein Stückchen Farbe in dieser trostlosen Welt gibt. Die grell weißleuchtenden Ziele stellen einen Hoffnungsschimmer dar, welcher daran erinnert, dass die KIs ihre Hoffnung nicht aufgegeben haben und den Spieler motiviert weiter mit den Formen ihren Weg zu bahnen, um ihnen dabei zu helfen diese triste Welt zu verlassen.
Der atmosphärische und melancholische Soundtrack im Zusammenspiel mit den minimalistischen Soundeffekten untermalen diese düstere und schlichte Welt perfekt und bieten so ein rundes Gesamtbild. Der stets freundliche Ton des Kommentators/Erzählers bringt mit seinen Informationen zum aktuellen Geschehen ebenfalls ein wenig Licht ins Dunkle, da seine Erzählungen die Formen lebendig werden lassen und dennoch die melancholische Stimmung des Öfteren betont.
Fazit: Eine KI, die zum Denken anregt!
Thomas war allein, aber dies änderte sich rasch. Er regte dazu an, über KIs nachzudenken und die Welt aus anderen Perspektiven zu sehen. Seine war zwar eindimensional, aber er hatte den Blick für’s Große und Ganze.
Mit ähnlichen Worten wird die KI Thomas auch in der Handlung von Thomas Was Alone beschrieben. Eine sehr passende Beschreibung, wie ich finde.
Thomas Was Alone ist ein besonderes Spiel. Es bietet kaum ein Worldbuilding, Leveldesign, Charaktere, Animationen oder eine tiefe Lore. Das Spiel ist einfach, aber dennoch psychologisch komplex. Es möchte aufzeigen, wie wichtig Freundschaften sind, aber zwingt dieses Leitmotiv den Spielern nicht auf. Es möchte von einer Geschichte einer sonderbaren KI erzählen. Es möchte davon erzählen, wie diese KI es geschafft hat ihr System zu überwinden. Es möchte davon berichten, wie diese KI andere KIs getroffen hatte und zusammen mit ihnen das System überwinden konnte. Wie diese KI anschließend dafür sorgte, dass andere KIs die gleiche Chance bekämen und wie tragisch dies jedoch für sie selbst war.
Auch wenn die Puzzles in den einzelnen Levels zu Beginn nicht sonderlich fordernd sind, so besitzen die letzten Levels doch recht schwierige Variationen davon. Das Spiel kann dabei gerade zu Beginn ein wenig monotonwirken, aber dieses Gefühl verschwindet recht bald, da durch die vielen Formen ständig über die möglichen Lösungen und die nächsten Züge nachgedacht werden muss.
Thomas Was Alone ist ein minimalistisches Puzzle-Vergnügen mit einer Handlung, die überraschend nachdenklich macht. In meinem Herz ist Tomas sicherlich nie mehr allein.
Viel Spaß beim Zocken!
Wertung
Pro und Contra
Pro | Contra |
Viele Puzzles | Gelegentlich ein wenig monoton |
Leichter Einstieg mit späterer Herausforderung | |
Gute Abwechslung mit unterschiedlichen Blöcken |
Score
Kategorie | Punkte | Begründung |
Motivation | 8 | Geh zum Ziel. Eine einfache Grundmotivation, die durch die ständigen wechselnden Formen und deren Fertigkeiten spannend gehalten wird. Außerdem ist die Handlung überraschend tiefgründig. |
Steuerung | 10 | Die Plattformer-Elemente sind einmalig gut gelungen. Der minimalische Stil passt perfekt zu der Steuerung des Spiels. |
Inhalt | 7 | Bei über 100 Leveln sind hier ordentlich viele Puzzle bzw. Level dabei. Dennoch wäre ein wenig mehr Variation in den Leveln interessanter gewesen. |
Präsentation | 9 | Guter Minimalismus. Es braucht nicht immer Millionen Polygone, manchmal reichen auch einfach Rechtecke und ein melancholischer elektronischer Soundtrack. |
Gesamt | 85 % | Thomas Was Alone ist eine persönliche Spieleempfehlung für jeden, der narrative Spiele zu schätzen weiß bzw. der Plattformer und Puzzles liebt. |
Infos
Publisher | Mike Bithell |
Entwickler | Mike Bithell |
Plattform | Windows, OS X, PlayStation 3, PlayStation Vita, Linux, iOS, Android, Xbox One, PlayStation 4, Nintendo Wii U, Nintendo Switch |
Genres | Puzzle, Plattformer |
Ersterscheinung | 30. Juni 2012 |
Release auf Nintendo Switch | 19. Februar 2021 |
Website | http://www.thomaswasalone.com/thomaswasalone/ |
Preis (laut Steam) | 7,99 € |
Altersfreigabe | USK ab 0 Jahren |
Spielzeit | ~3 Stunden |