Für mich war und ist „Assassin´s Creed Mirage“ einer der interessanteren Titel der letzten Jahre – nicht, weil er vom Gameplay zurück zu den Assassinen-Wurzeln geht. Auch nicht, weil wir mehr von Basim Ibn Ishaq aus „Assassin´s Creed Valhalla“ erfahren. Vor allem ist der Titel für mich interessant, weil er ursprünglich nämlich als eine letzte Erweiterung zum bereits erwähnten Teil „Valhalla“ hätte werden sollen. Doch ein paar Entscheidungen später ist aus ihm ein vollwertiger Titel geworden. Kann ein Titel eine solche Umentscheidung verkraften? Merkt man ihm die Tatsache an, dass er eigentlich „nur“ eine Erweiterung hätte sein sollen? Es sind diese Fragen, die mich durch diese Review begleiten werden – und keine Angst: Die ich auch beantworten werde!
Autor: Alex
Plattform: Xbox Series X

Inhaltsverzeichnis:
Handlung: Vom Straßendieb zum Assassinen – die Vergangenheit vergisst man nicht. Oder?
Basim Ibn Ishaq ist einer von ganz vielen und noch nicht einmal einer von ganz oben. Sogar von recht weit unten. Als Straßenkind und Taschendieb streunert Basim durch die Straßen von Bagdad. Immer mit dabei: Seine bessere Hälfte Nehal und der bösartige Dschinn, der Basim immer wieder in seinen Träumen heimsucht. Was er will, für was er steht und vor allem wie er ihn loswird, soll sich für Basim noch lange nicht erschließen. Basim will aber mehr sein als eben nur dieser Straßengauner und so nimmt er Kontakt zu den Verborgenen auf, einer ehrhaften aber im Hintergrund arbeitenden Organisation, die sich geschworen hat die Gerechtigkeit nach Bagdad zurückzubringen. Nachdem Basim dort eine schallende Absage kassiert, beschließt er, dass er sich noch mehr beweisen muss. Er hat von einem Auftrag gehört während seiner Vorsprache und will genau diesen ausführen und somit der örtlichen Vorsteherin der Verborgenden beweisen, dass er das Zeug dazu hat in diesen erlauchten Kreis aufgenommen zu werden. Sein Vorhaben klappt auch ganz gut, doch als er das mysteriöse Zielartefakt berührt, löst dieses einen magischen Mechanismus aus, der nicht nur Basims Aufmerksamkeit absorbiert, sondern obendrein auch noch alle Wachen des Palastes auf Basim aufmerksam macht. Gut es könnte auch daran liegen, dass sich Basim ein eher berühmtes Mitglied der Königsfamilie für seinen einzigen Mord des Abends ausgesucht hat…
Königsfamilie? Ja! Natürlich musste sich Basim eine Mission heraussuchen, die ihn mitten in den am besten geschützten Ort Bagdads geworfen hat: Dem königlichen Palast. Basim wandert somit vom Unbekannten zur meist gesuchten Person ganz Bagdads – in einer Nacht! Aufgrund des hohen Risikograds und seiner Vernarrtheit mit den Verborgenen überwirft sich Basim kurze Zeit später mit Nehal und zieht allein weiter – noch einmal in der Hoffnung jetzt bei den Verborgenen aufgenommen zu werden. Und tatsächlich schafft er dieses Mal und ist nach einem kräftezehrenden Training und einem blutigen Ritual später ein Teil der Verborgenen. Und als solcher nimmt er auch schnell eine gewichtige Rolle ein, denn ausgerechnet jene Vorsteherin, die ihn einst abgewiesen hat, hält nun große Dinge auf Basim. Wohl auch weil sie genau gesehen hat, was er damals im Königspalast getan hat, als sich das Artefakt aktiviert hat.
Basim reist nach einem weiteren tragischen Zwischenfall mit anderen nach Bagdad und stellt sich dort einer schier ausweglosen Mission: Bagdad ist unterwandert worden. Nicht von einer Person, sondern von einer ganzen Organisation. Der Orden der Alten versucht durch die Übernahme gewichtiger Positionen im Leben, der Gesellschaft und der Stadt schlussendlich die Kontrolle über sie zu erlangen. Doch die Absichten des Ordens sind nicht die besten und so befürchten die Verborgenen den Untergang der Stadt, und damit auch gleichzeitig das hässliche Ende der Blütezeit des Islams. Durch geschickte Operationen und Nachforschungen ist es jetzt an Basim und den anderen Verborgenen herauszufinden, wer die Strippenzieher im Orden der Älteren sind und wie dieser aufgehalten werden kann…
Doch neben diesem Konflikt mit und um den Orden der Älteren hat Basim auch noch eigene Schlachten zu schlagen und diese könnten weitaus gefährlicher sein als der Orden. Kann er sich mit Nehal versöhnen? Kann er herausfinden, was es mit dem Dschinn auf sich hat und was für ein Artefakt er da im Königspalast aktiviert hat? Wieso wollen die Verborgenen das Artefakt genauso drängend wie der Orden der Älteren? Welche Motive verfolgen die beiden Seiten? Gibt es am Ende überhaupt „Gut gegen Böse“ und wenn: Wer steht auf welcher Seite?

Einschätzung zur Handlung:
Insgesamt ist die Geschichte rund um die Erscheinung von „Assassin´s Creed Mirage“ ja schon fast ein eigenes Spiel wert. Umso erstaunlicher ist es dann aus meiner Sicht, dass die tatsächliche Handlung des Spiels gar nicht so griffig war, wie ich mir das erwartet hätte. Genauer gesagt krankt auch die Handlung an den gleichen Symptomen und Nachteilen wie das gesamte Gameplay (gleich mehr dazu). Die Umstellung von einer Erweiterung für „Assassin´s Creed Valhalla“ zu einem Standalone-Titel hat dem Spiel nur bedingt gutgetan und das merkt man auch an der Handlung. Denn diese ist unverändert. So muss man sich streng genommen die allerletzte Szene von „Valhalla“ nochmal ansehen, denn dort beschließt ja der „Basim aus der Gegenwart“ mittels einer Blutprobe des antiken Basim dessen Erinnerungen zu besuchen. Dies gelingt ihm und man landet im Spiel von „Assassin´s Creed Mirage“.
Weil das gesamte Spiel quasi eine komplette Erinnerungssequenz ist, und man vergessen hat durch die Standalone-Weiterentwicklung einen sinnigen Anschluss an „Valhalla“ und vor allem auch einen Ausblick auf die mögliche weitere Zukunft der „Gegenwarts-Assassinen“ zu implementieren, spielt sich alles im antiken Bagdad ab. Es gibt keine Verbindung in die Gegenwart, keine Reisen zwischen den Zeitebenen, kein gar nichts. Man erlebt einfach und ausschließlich die Vorgeschichte von Basim und wie er zum Assassinen wurde. Wer in der Handlung genau aufpasst, der bekommt ein paar Vertrautheiten mit, aber diese sind so marginal, dass sie hier gar keiner Erwähnung bedürfen.
Bleibt am Ende also nur der Blick auf das antike Bagdad und seine sich dort abspielende Handlung und sind wir mal ehrlich: Das ist nicht sonderlich viel. Die Geschichte rund um den Orden der Ältesten und der Verborgenen (die offiziell niemals den Begriff Assassine verwenden), ist verhältnismäßig dünn. Die Überraschungen hinter den Enthüllungen der Machtpositionen im Orden halten sich in Grenzen und man ist am Ende lediglich überrascht von der Tatsache, dass es der Orden in der Zeit nicht geschafft hat die Macht an sich zu reißen. Scheinbar war die Infiltration von Bagdad nicht erst seit ein paar Tagen beschlossen. Eigentlich ein Trauerspiel des Ordens. Aber gut für uns und alle zukünftigen Assassinen.
Die persönliche Geschichte von Basim beginnt zwar in den ersten Szenen und Einstellungen wirklich groß und emotional bewegend. Doch man schafft es nicht diese emotionale Spannung durch den „Assassinen-Alltags-Trott“ zu schleifen. Zu lange und zu umfangreich muss sich Basim mit und über den Orden der Älteren herumärgern. Als man dann zum Abschluss seine Geschichte wieder aufgreifen will, ist das zu spät und zu wenig. Aus meiner Sicht hier eine verschenkte Chance, denn durch den Charakter Nehal bringt man einigermaßen früh nach Basims abgeschlossener „Verborgenen-Prüfung“ eben einen Anker aus Basims altem Leben zurück ins Spiel. Doch außer weniger kleiner Auftritte, die zudem viel zu kreativlos und kraftlos ausgefallen sind, geht Nehal völlig unter. Hätte man ihre Position in der dramaturgischen Inszenierung gestärkt, dann wäre auch Basims Geschichte selbst am Ende noch erzählenswert gewesen. So habe ich tatsächlich das Interesse an seinem Hintergrund verloren – obwohl er im Hauptspiel „Valhalla“ für mich noch der mit Abstand interessanteste Nebencharakter war.
Schlussendlich krankt die Handlung eben vor allem zu stark an dieser Tatsache, dass man das Spiel von einer Erweiterung zum Standalone entwickelt hat. Als Erweiterung, wäre das ein absolutes Brett gewesen, dann wäre vielleicht auch der Konflikt mit den Orden der Älteren nicht so aufgebläht worden und knackiger gehalten. Wiederum dadurch hätte man vielleicht auch eher den Fokus bei Basim und seiner Geschichte halten können.

Gameplay: Zurück zu den Wurzeln!
Um uns dem Gameplay von „Assassin´s Creed Mirage” zu nähern, müssen wir uns wie schon auch bei der Handlung ins Gedächtnis rufen, dass wir es hier mit einem Standalone-Titel zu tun haben, der im Geiste aber immer noch eben „nur“ diese Erweiterung eines gigantischen Open-World-Epos ist. Das Gameplay nämlich überrascht vor allem mit seiner „Andersartigkeit“ im Vergleich zu den jüngeren Serienepisoden der Meuchler-Reihe. Denn anders als seine Vorgänger will Basim eher auf klassische Assassinen-Tugenden setzen. Das liegt an mehreren Faktoren. Zum einen ist die Gilde der Assassinen in Bagdad und seiner Umgebung schon überraschend ausgefeilt und haben sich als Schattenorganisation etabliert. Das heißt anders als in „Origins“ oder „Valhalla“ ist die Option ein Assassine zu werden nicht nur ein Produkt des Zufalls, sondern ein durchaus erstrebenswertes berufliches Ziel – vor allem wenn man sonst nur ein gewöhnlicher, wie ärmlicher Straßenjunge geblieben wäre.
Basim nimmt sich also den Vorschriften, Kodexes und vor allem auch der Lebensweise der Assassinen an. Das bedeutet für seine künftigen Taten und Missionen vor allem eines: Unentdeckt zu bleiben ist der Schlüssel zum Erfolg. Und gerade in den ersten Stunden des Gameplays tut es tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes weh, wenn man aus seiner Deckung fliegt oder von den Gegnern ausgemacht wird. Gegen Ende des Titels – und mit der richtigen Motivation zur Verbesserung von Basims Fähigkeiten, machen auch größere Gegnerscharen nicht mehr so viel aus. Man merkt der direkten Kampsteuerung aber jederzeit an, dass der Titel nicht auf Konfrontation hin programmiert wurde.
Und so ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass sich Basim gleich in eine Vielzahl von Hilfsmittel stürzen kann und diese auch empfindlicher verbessern kann als seine eigene Ausrüstung. Zwar haben sowohl Hilfsmittel wie auch Ausrüstung (Waffen wie Rüstung) insgesamt drei Verbesserungsoptionen, doch bei den Hilfsmittel ist diese Verbesserung nicht nur unkomplizierter (pro Ausrüstung werden nämlich neben Materialkosten auch noch Verbesserungspläne benötigt; die man sich erst umständlich über sog. „Ausrüstungstruhen“ zusammenklauben muss) UND „kostengünstiger“ was den Verschleiß von Materialien angeht, sondern die dadurch freigeschalteten Perks haben auch noch die bessere Wirkung. Wer sich also auf die Hilfsmittel konzentriert (anders als ich dummerweise im Test), der dürfte die besseren Karten haben, was das reibungslose Durchlaufen von Missionen angeht.
Was aber stellt man jetzt so an in Bagdad und seiner Umgebung?
Die Antwort auf diese Frage zwingt die Verantwortlichen tatsächlich wieder ein bisschen auf die bisherigen Serienteile zuzugehen und sich bei Ihnen zu bedienen. Denn obwohl man eine klassische „offene“ Spielwelt mit dem verhältnismäßig kleinen Bagdad eingrenzt, so strotzt selbst diese mit auf den ersten Blick „ubisoft-typischen“ schier endlosen Sammeleien. So kann man in den insgesamt fünf großen Gebieten auf der Karte
- knapp 20 Aussichtspunkte aktivieren (serientypisch muss dafür ein hoher Punkt erklettert werden),
- 30 Ausrüstungstruhen (enthält neue Ausrüstungen oder Verbesserungspläne) finden,
- 6 Verlorene Bücher (Teil einer Nebenaufgabe) aufsammeln,
- 11 Rätsel (vernachlässigbar; schaltet nur kosmetische Verbesserungen frei) lösen,
- 18 Darwis´ Artefakte (Teil einer weiteren Nebenaufgabe) stehlen,
- 66 Historische Stätten (Für Geschichtsfan – serientypisch großartig inszeniert und beschrieben) besuchen,
- 10 Rätselhafte Scherben (schaltet legendäre Ausrüstungen frei) stehlen und/oder
- 6 Geschichten aus Bagdad (klassische Nebenquests – Highlights der Nebenaufgaben!!!) erleben.

Auch wenn es sich auf den ersten Blick nach einigermaßen viel Abwechslung anhört, wird man doch sehr schnell enttäuscht feststellen, dass da ganz viel Repetitives dabei ist. Die Aussichtspunkte werden nicht interessanter; die Ausrüstungstruhen liegen meist in von Gegnern besiedelten Gebieten (die meisten findet man durch den „normalen“ Handlungsfluss quasi nebenbei). Die Artefakte und Scherben müssen per „Taschendiebstahl“ gestohlen werden – wobei die rätselhaften Scherben alternativ aber auch mit roher Gewalt beschafft werden können. Die Historischen Stätten sind reines Aufsammeln – ohne Aufgabe verbunden. Die Rätsel verlangen Ortskundigkeit, wobei die mit richtigem Kartenlesen wettgemacht werden kann. Aufgrund der aus meiner Sicht aber äußerst spärlichen Belohnungen haben diese Aufgaben bei mir aber ganz schnell ihren Reiz verloren. Die einzige Abwechslung im Gameplay liefern die „Geschichten aus Bagdad“, denn diese sind großartig aufgemacht mit tollen Charakteren und Geschichten. Hier macht eine jede extrem viel Spaß und sorgen teilweise für mehr emotionale Highlights als die gesamte Handlung – absolute Empfehlung!
Ich habe jetzt das Stichwort „Taschendiebstahl“ erwähnt, das ist tatsächlich eine der ganz feinen und großen Kernneuerungen in „Assassin´s Creed Mirage“. Wobei das Wort „Neuerung“ vielleicht auch ein wenig übertrieben ist, denn Serienfans kennen diese Option natürlich schon aus einer ganzen Reihe von Titel – berühmtester Vertreter dürfte dabei natürlich Ezio Auditore da Firenze sein, der diese Fähigkeit in seiner kompletten Trilogie mitgebracht hat. Der Einsatz und Nutzen ist nun auch in „Mirage“ der gleiche: Das Beschaffen von wichtigen Questgegenständen, oder natürlich Schätze wie Geld. Gerade die letzten beiden Punkte sollten nicht unterschätzt werden, denn der Taschendiebstahl ist die allerschnellste Möglichkeit um an überraschend viel Geld zu kommen. Achtet über euren „Fokus“ darauf welche Art von Schatz euer Opfer bei sich trägt. Silbern-leuchtende sind dabei wenig überraschend nicht so wertvoll wie die gold-leuchtenden Säckchen. Der Diebstahl läuft wie folgt ab: Ihr heftet euch ohne Spurt an die Fersen euer potenziellen Opfer. Seid ihr nah genug dran, zeigt euch das Spiel die Option an über den Aktionsknopf (z.B. „Y“-Knopf bei Xbox Series X) den Diebstahl einzuleiten. Es folgt ein kurzes Reaktions-Event, in dem ihr eine Linie in einem markierten Bereich „einfangen“ müsst. Gelingt das ist, der Diebstahl erfolgreich. Klappt es nicht, solltet ihr die Beine in die Hand nehmen, denn dann steigt eure Fahndungsstufe.
Wer sich dem Reaktions-Event nicht stellen will, der kann dieses übrigens über die Spieleinstellungen komplett deaktivieren – aus meiner Sicht raubt das aber den kompletten Nervenkitzel-Aspekt des Taschendiebstahls.
Weniger Nervenkitzel sind dagegen die Missionen des Spiels. Denn diese verfolgen immer den gleichen Aufbau und das gleiche Ziel. Sammle genügend Hinweise, um ein Großmitglied eines äußerst unbequemen Ordens ausfindig zu machen und selbiges dann auf möglichst spektakuläre Weise auszuschalten. Die Abläufe sind dabei so ähnlich, dass man sich komplett auf die ohnehin schon dünn gesäte Handlung konzentrieren muss, um dem Ganzen noch so etwas wie Spielspaß entnehmen zu können. Wären es nicht gleich mehrere solcher Großmissionen, hätte es seinen Reiz. Aber spätestens nach dem dritten Mal ist die Luft raus – vor allem weil man weiß, dass man jetzt wieder bei null anfangen kann. Selbst die vom Spiel noch zusätzlich bereitgestellten Optionen wie das Bestechen von Söldnern oder Musikern, damit diese einen in der Mission unterstützend unter die Arme greifen können, spart man sich bei einem guten Fokus auf die Verbesserung der eigenen Hilfsmittel.
Grafik: Einmal die große Schwester kopieren ist erlaubt
Wenn man auf die optische Inszenierung von „Assassin´s Creed Mirage“ blickt, dann kann man den vielleicht größten Kritikpunkt aus dem Gameplay und der Handlung jetzt ins Gegenteil ziehen. Denn durch die unbestreitbare Nähe zum „Valhalla“-Ableger konnte das Team natürlich das komplette grafische Knowhow für sich beanspruchen. Das heißt kurz gesagt: Das Spiel sieht absolut großartig aus. Es macht unglaublich viel Spaß jede Ecke von Bagdad und seiner wirklich großzügigen Wüstenlandschaft zu erkunden. Diese eine kleine Seitenstraße, die man bisher gemieden hat, auch noch anzusehen, weil man ja doch ein Detail verpassen könnte. Gerade aber die historischen Stätten, die ohnehin ja eine eigene Sammelaufgabe geworden sind, sind ein absolutes Highlight des Spiels. Wer also alleine wegen einer schönen Optik und grafischen Inszenierung zu einem Titel greift, sollte sich „Mirage“ unbedingt auf die Einkaufsliste schreiben.

Bagdad wirkt je nach Stadtteil mal staubig und eher ärmlich oder aber auch blitzblank wie prunkvoll. Allein das Schlendern durch die Straßen, begleitet vom gelegentlichen Taschendiebstahl, kann so zur durchaus gelungenen Alternative werden, wenn man sich nicht mit den Hauptmissionen abmühen möchte. Ähnlich hochwertige Arbeit findet man vor, wenn man sich mit den Charakteren des Spiels auseinandersetzt. Denn auch hier gibt es eine immense Diversität. Alle Charaktere scheinen rein optisch ein Eigenleben zu haben. Die Reihe rund um „Assassin´s Creed“ ist was die technische Inszenierung angeht zuletzt schlicht und ergreifend auf seinem absoluten Höhepunkt angekommen, von dem aus eine wirklich merkliche Verbesserung nur noch sehr schwer möglich sein dürfte.
Sound: How to Atmosphäre mit Brendan und Shohreh!
Die akustische Inszenierung braucht sich indes aber auch nicht vor der Optik verstecken – ganz im Gegenteil. Ich mochte vor allem den großartigen Soundtrack, der mich immer wieder abholen konnte und mich auch durch das ein oder andere gameplay-bedingte Loch geführt hat, ohne dass ich darin stecken geblieben bin. Besonders bemerkenswert für mich an dieser Stelle ist die Tatsache, dass der Komponist Brendan Angelides noch nie zuvor im Bereich von Videospielen unterwegs war. Insgesamt kennt man ihn vermutlich am besten aus den Serien „Tote Mädchen lügen nicht“ und „Billions“. Mit „Assassin´s Creed Mirage“ ist ihm jetzt ein spektakuläres Videospieldebüt gelungen. Seine Musiken und Kompositionen fangen den irakischen Zeitgeist der damaligen Zeit nicht nur perfekt ein, sondern besitzen auch eine gewisse Zeitlosigkeit, wodurch man den Soundtrack auch losgelöst vom Spiel jederzeit hören kann und ein großartiges Erlebnis haben wird.
Beim Blick auf die Synchronisierung der Charaktere fällt ganz viel Augenmerk auf die „Assassinen-Chefin“ des Ordens von Bagdad. Denn Roshans Stimme geht durch Mark und Bein. Das liegt nicht zuletzt am großartigen Talent von Shohreh Aghdashloo, die mit ihrer rauen und kraftvollen Stimme eine willkommene Abwechslung im sonst doch eher etwa „aalglatten“ Synchroncast ist.
Aber auch abseits der offensichtlichen Soundquellen hören wir großartige Kommentare, Gespräche zwischen Menschen, auch auf irakisch. Hier beweist „Assassin´s Creed“ einmal mehr, dass sie es mittlerweile einfach verstehen eine Welt samt ihrer kleinen und in Sachen Technik auch gern mal überhörbaren Details zu inszenieren wissen.
Fazit: Es hätte zu etwas Großem gehören können, wollte es aber allein versuchen…
Ich habe mich bei und mit „Assassin´s Creed Mirage“ unglaublich schwergetan. Nicht weil das Spiel aufgrund seines Aufbaus oder seiner generellen Schwierigkeit kompliziert zu meistern wäre. Nein absolut nicht – wenn überhaupt dann eher das Gegenteil. Ich habe mich mit dem Titel so schwergetan, weil er nicht so einfach zu greifen ist. Spiele und bewerte ich den Titel anhand eines klassischen „Standalone“-Titels oder doch als eine Art „Abschluss-Erweiterung“ vom Vorgängertitel „Assassin´s Creed Valhalla“? Denn letzteres hätte „Mirage“ nämlich zunächst werden sollen. Doch dann kam Größenwahn oder eine sonstige mir nicht bekannte Zutat in die Produktion und aus dem Titel wurde eine Einzelauskopplung. Dieser Richtungswechsel hat dem Spiel nicht gutgetan – auf so vielen Ebenen nicht.
Denn allen voran merkt man dem Titel an, dass er keine Eigenständigkeit besitzt. Man erfährt zwar vieles zum Hintergrund des Charakters „Basim“ und auch zum historischen Bagdad (wie man das von einem typischen Titel der „Assassin´s Creed“-Reihe auch gewohnt ist) aber das war es dann auch schon. Anders als andere Titel gibt es keinem Bezug zur „realen“ Welt. Keine Ausflüge außerhalb des Animus, oder sonstige Spielereien. Es ist eine reine Zugabe für Basim. Zwar nicht weniger, aber definitiv auch nicht mehr.

Die Gameplayänderungen führen den Spielstil zurück zu den Serienanfängen und sind somit auch ein kleines und nettes „Geburtstagsgeschenk“ zum Jubiläum der Serie. Aber sie liefern leider weder inhaltlichen Mehrwert, noch unterstützen sie die Handlung, die so marginal und gleichzeitig repetitiv inszeniert ist, dass es durchaus auch in Langeweile enden kann.
„Assassin´s Creed Mirage” hätte eine wirklich mächtige und große abschließende Erweiterung für „Valhalla“ werden können und wäre damit auch unglaublich gut gefahren. Denn man bricht mit dem bisher gewohntem „Valhalla“-Gameplay und konzentriert sich gleichzeitig auf einen der interessanteren Nebencharaktere des Hauptspiels. Doch mit diesem Zeitabstand den Titel als „Standalone“ zu veröffentlichen war ein Fehler, denn als solcher kann er nicht bestehen. Zu wenig Innovation, zu wenig Anbindung an das „Assassinen-Universum“ usw.
Zwei kleine Rettungsanker möchte ich aber nicht unerwähnt lassen: Die optische die akustische Inszenierung des Titels ist auf dem gewohnt sehr hohen Standard und kann somit gar nicht enttäuschen, egal was der Rest des Spiels mit diesem Rahmen anfängt. Hier gebührt den Machern der „Assassin´s Creed“-Titeln bereits seit längerem mein absoluter Respekt. UND: Der Jubiläums-Opening-Markentrailer direkt zu Beginn des Spiels. Schaut euch den an, dreht die Lautstärke auf. Es ist großartig. Das kommt an die Wucht und Epik von Marvels „Markentrailer“ ran.
Keep on Gaming!
Wertung
Pro und Contra
Pro | Contra |
Optik und Sound = Träumchen | Sehr repetitive Missionsgestaltungen |
Stadterkundung dank „Historischer Stätten“ lehrreich | Gegen Ende des Spiels: Schleichen und Attentate immer unwichtiger |
Shohreh Aghdashloo leiht „Roshan“ ihre Stimme | Hätte bei der Erweiterung für „Valhalla“ bleiben sollen |
Schleichen und Attentate im Vordergrund | Wenig reizvolle Nebenaktivitäten |
Score:
Kategorie | Punkte | Begründung |
Story | 5 | Als reine Hintergrundinformation zu Basim funktioniert die Story, wer sich aber eine Fortsetzung oder gar noch eine Erweiterung der kompletten „Layla“-Storyline gewünscht hat, wird eher enttäuscht aus der Sache raus gehen. |
Gameplay | 5 | Die Änderungen im Vergleich zum letzten Titel sind zwar spürbar, aber wirklich innovativen Flair bringen sie nicht mit. Für Seriennostalgiker schön, aber es wird zu wenig aus den „neuen“ Elementen gemacht. |
Grafik | 8 | Hier lebt der Titel vor allem von seinem Ursprung als Erweiterung für „Valhalla“. Denn man verwendet die komplett gleiche Technik. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass „Mirage“ genauso großartig aussieht und es allein schon der Erkundung wegen Spaß macht durch die Straßen Bagdads zu wandern. |
Sound | 8 | Gleiches wie bei der Grafik. Ein großartiger Soundtrack und tolle Synchronisation der vorder- wie hintergründigen Stimmen vermitteln eine intensive Stimmung, die über so manche Tiefen im Gameplay und der Handlung hinwegtrösten. |
Gesamtwertung | 65 % | Warum wird eine „Erweiterung“ als „Standalone“-Titel ausgekoppelt? Eine Frage, die uns die Verantwortlichen von Ubisoft irgendwann mal beantworten müssen. Für mich ist „Assassin´s Creed Mirage“ weit weg vom typischen Assassinen-Standard aber noch gut genug, um KEIN kompletter Reinfall zu sein. Als abschließende Erweiterung zu „Valhalla“ hätte ich mich unglaublich über den Titel gefreut, so kämpft er vor allem mit sich selbst… |
Infos:
Publisher | Ubisoft |
Entwickler | Ubisoft Bordeaux |
Plattform(en) | Playstation 4 + 5 Xbox One + Series X/S PC (Windows) iOS (ab iPhone 15) |
Genre | Action-Adventure |
Release (Deutschland) | iOS: 2024 alle anderen: 05. Oktober 2023 |
Website | https://www.ubisoft.com/de-de/game/assassins-creed/mirage |
Alterseinstufung (USK) | 16 Jahre |
Spielzeit | 35 Stunden (100%) |
Systemanforderungen (bei Windows-PC) – Empfohlen (Quelle: Ubisoft Store) | Betriebssystem: Windows 10/11 Prozessor: Intel® Core™ i5-11600K / AMD Ryzen™ 5 5600X Grafikkarte: NVIDIA GeForce RTX™ 3080 (10 GB) / AMD Radeon™ RX 6900 XT (16 GB) RAM: 10 GB / 16 GB VRAM: 16 GB (dual-channel mode) Speicherplatz: 40 GB Weitere Hinweise: RESOLUTION 2160 (4K), PRESET/TARGET Ultra / 60 fps REQUIRES DX12, UNCAPPED FRAME RATE, IN-DEPTH CUSTOMIZATION OPTIONS, HYBRID INPUT, MULTI-MONITOR & WIDESCREEN SUPPORT, IN-GAME BENCHMARK FOR PERFORMANCE ANALYSIS |