Wie wird die Welt in ferner Zukunft aussehen? Das Sci-Fi Genre beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dieser Frage. Doch im Gegensatz zu früher werden die Vorstellungen immer düsterer und pessimistischer. Aus einem durch Technik und Fortschritt entstandenen Paradies wird immer öfter eine Dystopie. So auch in dem japanischen Rollenspiel „Freedom Wars“, welches exklusiv für die PS Vita entwickelt wurde. Ich habe mich als Sünder für mein Panoptikum eingesetzt und möchte euch zeigen, wie es mir erging.

PS-Vita Review von Mario

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Story: Sünder und Ressourcen

Ein hektisches Gefecht gegen einen riesigen mechanischen Koloss zieht mich als erstes in die Spielwelt hinein. Gerade noch gewinnt mein Team den Kampf – allerdings hatte ich ordentlich pech und konnte nicht unbeschadet aus dem Getümmel hervorgehen. Ein schrecklicher Gedächtnisverlust (ein sehr beliebter Aufhänger in unzähligen Spielen…) bleibt mir als Andenken.
Normalerweise würde man nun die Fürsorge und Pflege, die einem Helden, der für sein Land fällt, gebührt, erwarten. Leider nicht so in der fernen Zukunft. Die Ressourcen auf der Welt neigen sich dem Ende und die verschiedenen Panoptikums – im Grunde Firmen, die an Stelle von Ländern in einem bestimmten Gebiet agieren – kämpfen um die letzten Rohstoffe. Und als Mensch, der sein Gedächtnis verloren hat, kann man für diese Gesellschaft natürlich keinen großartigen Beitrag mehr leisten. Sogar noch schlimmer: Alles, was mein großartiges Panoptikum in mich investiert hat, ist hinfällig. Dafür muss man natürlich bestraft werde. Wer wichtige Ressourcen vergeudet – beispielsweise mein Gedächtnis – landet ganz unten in der Hierarchie. Mit einem Strafmaß von einer Millionen Jahren beginne ich also als einfacher Söldner ganz unten in der Nahrungskette.
In der überbürokratisierten Gesellschaft habe ich keinerlei Rechte mehr. Und mit „keinerlei“ sind auch wirklich KEINERLEI gemeint. Dies erfahre ich in meiner Zelle, als ich versuche, mehr als fünf Schritte zu gehen. Die Strafe hierfür sind zehn weitere Jahre. Als ich mich schlafen legen will, werde ich direkt darauf hingewiesen, dass ich hierfür keine Berechtigung hätte – Bam, nochmals zehn Jahre.
So möchte natürlich niemand leben. Freundlicherweise bietet mein Panoptikum die Möglichkeit, mein Strafmaß zu mindern. Dafür muss ich lediglich gegen diese riesigen Mecha-Kolosse in den Kampf ziehen und wertvolle Rohstoffe spenden. Nach und nach kann ich damit mein Strafmaß mildern und mir neue Rechte kaufen. Damit ich aber immer auf dem Boden der Tatsachen bleibe und auch wirklich nichts unerlaubtes anstelle, steht mir eine Begleiterin zur Verfügung, die jeden meiner Schritte überwacht, zugleich aber auch die ein oder andere hilfreiche Info bietet.
Der Kampf um die Freiheit hat also begonnen – und bei einer solch ungerechten Regierung natürlich auch der Kampf gegen das Panoptikum selbst. Wobei es lange dauern wird, bis ich es wirklich mit der „Firma“ aufnehmen kann…

Freedom Wars Screenshot 1

Gameplay: Bürokratie und Aktion

Bürokratisch veranlagt ist nicht nur die erschaffene Welt mit ihren Panoptikums, sondern leider auch die Menüführung. Je nachdem, welche Funktionen man erlangen möchte, muss man das entsprechende Menü öffnen. Sprich, entweder wir sprechen unseren Begleiter an, wir öffnen das „Fenster zur Freiheit“ in unserer Zelle oder wir drücken Start. Dies sind keine aufgezählten Alternativen, sondern drei Wege zu drei verschiedenen Menüs zu gelangen. Neue Aufträge beginne ich beispielsweise über das START-Menü, neue Berechtigungen dagegen werden über das „Fenster zur Freiheit“ erworben.
Bis man sich hier einmal zu Recht gefunden hat, vergehen einige Spielstunden. Und das, obwohl die einzelnen Möglichkeiten „nach und nach“ eingeführt und freigeschaltet werden. Doch die Masse und Unübersichtlichkeit in weiteren Untermenüs erschwert das Zurechtfinden ungemein.

Die Steuerung im Spiel selbst dagegen ist eingehend und sinnvoll. Wir können über die „Pfeiltasten“ der Vita zwischen Nah- und Fernkampfwaffe wählen, über die regulären Steuerungsknöpfe unsere Angriffe ausführen und mit der R-Taste unseren „Dorn“ nutzen. Dieser lässt sich am besten mit einem Enterhaken vergleichen. Er hilft uns, uns an Wände heranzuziehen, Gegner oder Teile von Gegner zu Boden zu zerren oder sogar – je nach Typ des Dorns – unsere Mitstreiter zu heilen oder deren Energie wieder aufzuladen.
Über das Touchpad öffnet sich ein Menü, welches dazu dient, unserem Begleiter – der uns in Gefechten immer begleitet – und auch das Team, wenn es aus KI Spielern besteht, mit Befehlen zu versehen. Gewissenhaft führen diese dann aus, was wir ihnen auftragen.

Unsere „Einsätze“, mit welchen wir Ressourcen erlangen und unser Strafmaß mildern können, wiederholen sich leider inhaltlich sehr schnell. Entweder wir befreien privilegierte Bürger oder wir holen wertvolle Ressourcen zurück. Dabei treffen wir immer auf unzählige und oft auch übergroße Gegner, die uns das Leben schwer machen. Action gibt es hierbei zur Genüge, Abwechslung leider nicht unbedingt.

Wer Spaß an der Modifizierung von Waffen und Gegenständen hat, wird sich in Freedom Wars schnell wohl fühlen. Wir könne in unseren Fabriken sowohl Waffen in Echtzeit herstellen lassen, als auch diese aufwerten und modifizieren. Hierfür benötigen wir lediglich dien entsprechende Fabrik, die benötigten Ressourcen und die Unterstützung von fleißigen Bürgern, die ihr akademisches Wissen in unsere Kampfesstärke investieren.
Wer sich nun fragt, wieso wir zwar nicht im Liegen schlafen dürfen, aber eigene Waffenfabriken betreiben – ich habe keine Ahnung. Hier ist irgendwie ein Loch in der Logik. Aber die Story bleibt leider – trotz des insgesamt hoch interessanten Ansatzes – sehr oberflächlich. Wir Tümpeln von Einsatz zu Einsatz, das Setting legitimiert lediglich unsere vielen Kämpfe und den Krieg. Daher reißt dieser „Logikfehler“ die Geschichte insgesamt nicht allzu stark nach unten. Leider.

Panoptikum

 

Grafik: Schwerpunkt Action und Klischee

Besonders überzeugend sind natürlich die Kampf-Szenen, auf welchen der Schwerpunkt liegt. Wenn vier Charaktere auf einen Mech-Koloss einhacken mit allen Mitteln, die ihnen von Dornen über riesigen Schwertern bis hin zu brachialen Fernkampfwaffen zur Verfügung stehen, entfaltet Freedom Wars sein volles Potential. Ohne Aussetzer hangelt man sich von den Wänden auf die Kolosse, schlägt darauf ein und Projektile der Mitstreiter zischen an uns vorbei. Die Animationen sind wie der Spielmoment selbst schnell und actionreich.
Aber auch in den Charakteren findet sich die Liebe zum Detail wieder. Einfallsreich und japano-klischee-mäßig präsentieren sich die Charaktere und Figuren. Wieso weibliche Mitgefangene allerdings in kurzen Röcken, engen Outfits und heißen Strapsen herumlaufen, hinterfragen wir lieber nicht. Allerdings sind sie hübsch anzusehen. Natürlich sind aber auch die männlichen Mitstreiter schön in Szene gesetzt und passen sich in das Genre ein.

Wie vielfältig die grafischen Elemente sein können, offenbart sich im Charaktereditor. Wir können sowohl das Gesicht, als auch den Körper und die Kleidung inclusive der Accessoires unseres Charakters und unseres Begleiters vielseitig anpassen. Zwar sind die Farbtöne vorgegeben, doch die Kombination dieser obliegt unserem Willen. Selbstverständlich können auch die Haare farblich die schrillsten Töne annehmen. Ob dabei insgesamt ein stimmiges Bild entsteht, interessiert das Spiel wenig: Lediglich unser Wille und „Geschmack“ spielt eine entscheidende Rolle.

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Sound: Schnell, futuristisch, japanisch

Musikalisch passt sich die Untermalung an das Setting an. Schnelle, harte Elektro-Beats und -Tracks begleiten uns in den schnellen Kampfszenen und Gefechten. Dabei entsteht zusammen mit der Grafik ein insgesamt stimmiges Bild und Ambiente. Die extremen Vertonungen der Charaktere müssen mich erneut auf einen Begriff zurückgreifen: Klischee. Unser Anführer, der irgendwie doch eine Vaterrolle einnimmt, spricht in tiefstem, männlichstem Bass mit uns. Die weiblichen Charaktere dagegen kommen oft in piepsiger Stimmlage daher. Ob dir original japanischen Stimmen hierbei ein Zugewinn oder einen Makel darstellen, obliegt letztendlich dem Spielergeschmack. Japanfans werden diese Tatsache als „authentisch“ betiteln, einfache, europäische Rollenspielfans dagegen die ständigen deutschen Untertitel bemängeln.

 

Multiplayer: Gemeinsam sind wir stark

Der Multiplayer ergänzt und bereichert Freedom Wars um einiges. So können zum Beispiel in Ranglisten die einzelnen Panoptikums – beispielsweise Berlin oder New York – gegeneinander antreten und sich vergleichen.
Aber auch lokal via W-Lan oder online können wir zusammen mit anderen Spielern gegen den Computer oder echte Teams antreten. Dabei bestehen die Teams aus maximal vier Spielern, wobei die restlichen Plätze – sollten wir nicht die vier Spieler finden – mit KI- Spielern aufgefüllt werden. Über das Mikro oder auch die Textfunktion können wir uns mit den anderen abstimmen und eine Taktik, welche meist spielentscheidend ist, entwickeln. Oft gewinnt allerdings leider das Team, welches die bessere Ausrüstung bei sich hat. Viele Spielstunden sind also Voraussetzung für einige siegreiche Matches.
Die Verbindung brach online nie ab – allerdings kam es ab und an zu Verzögerungen, die den Spielspaß ordentlich ausbremsten. In den schnellen und ereignisreichen Kämpfen kann ein kurzer Lag enorme Folgen haben – meist negative für den Spieler. Ich persönlich hatte das Gefühl, dass die Server ab Release des Spiel stabiler wurden – allerdings kann ich diesen Eindruck nicht belegen.

Freedom Wars Sceenshot 3

 

Fazit: Es hätte mehr sein können als ein simples JRPG

Insgesamt bin ich leider etwas enttäuscht. Ich ging ohne Erwartungen an Freedom Wars heran und war direkt von der Story begeistert: Eine Dystopie, in der dem Menschen jedes Recht genommen wurde und die einzelne Person lediglich als Rohstoff angesehen wird. Was für ein spannendes Setting! Dazu noch die schnellen und actiongeladenen Kämpfe in typischem JRPG-Flair. Doch die ständigen Wiederholungen der Einsätze und der oberflächliche Storyverlauf liesen mich bald wieder ernüchtern. Ich hätte mir mehr Story, mehr Tiefgang und mehr Abwechslung erhofft, wo doch die Grundvoraussetzungen so vielversprechend waren. Insgesamt aber ein solides Spiel, welches vor allem den JRPG- Fans etliche aufregende Kämpfe bescheren wird.

 

Bewertung

Kategorie

Punkte

Begründung

Story

7

super Ansatz, aber leider sehr schnell zu oberflächlich und platt

Gameplay

6

gute Steuerung im Kampf, unglaublich ätzende Menüführungen

Grafik

8

Detailreich, ansprechend, abwechslungsreich, wiederholende Schauplätze

Sound

8

Passend, atmosphärisch, orignale Synchronstimmen

Multiplayer

7

Anspruchsvoll, Spannend, Actionsreich; leider leichte Verbindungsprobleme und Lags

Gesamtbewertung

72 %

Die geniale Story nicht genutzt und sich wiederholende, aber actionreiche Kämpfe und Einsätze

 

Pro und Contra

Pro

Contra

actionreiche Kämpfe … aber immer wieder das gleiche
spannende Dystopie … die nicht weitergeführt wurde und daher nicht genutzt wird, sprich die Story sehr oberflächlich bleibt
stimmige Atmosphäre  

 

 


 

Infos

Puplisher:

Sony Computer Entertainment

Entwickler:

Shift, SCE Japan

Plattformen:

PS Vita

Release:

28.10.2014

Webseite:

@PlayStation

Spielzeit:

ca. 15 Stunden

USK

12

Preis

ca. 30 € (Amazon)