„Die Erde in einer fernen Zukunft. Die Natur hat die Ruinen einer vergessenen Zivilisation zurückerobert, aber die Menschen leben in primitiven Stämmen weiter. In dieser neuen Wildnis kämpfen sie ums Überleben gegen Maschinen – schreckliche mechanische Kreaturen unbekannter Herkunft.“
Das ist eine der ersten Einführungen, die man in das Spiel „Horizon Zero Dawn“ erhält. Gemeinsam mit Aloy macht man sich auf den Weg nach Antworten – vielen Antworten auf noch mehr Fragen. Dabei wird man immer tiefer in eine neue Welt geführt, die von scheinbar unzähligen Geheimnissen umgeben ist. Mit Aloy lernt man nicht nur Menschen, sondern auch Kulturen und die Welt kennen. Doch die spannendste Frage für Aloy wird es sein herauszufinden wer sie ist. In meiner Review werde ich die Antwort nicht verraten, aber dafür warum das Spiel nicht nur mit dem Zeitgeist vor fünf Jahren, sondern auch noch heute, ein ganz besonderes Erlebnis ist.
Autor: Alex
Plattform: Playstation 5
Inhaltsverzeichnis:
Zitate:
„Die Ausgestoßene ist zu meiden!“
„Die Jagd auf eine Maschine ist anders als bei einem Tier. Man braucht Demut […]“
„Es ist nicht übel […] Das ist die Apokalypse!!“
„[…] Es ist Aloy, einst Ausgestoßene jetzt Kriegerin.“
Handlung: Was ist Zero Dawn und wer ist Aloy?
Aloy weiß bereits als Kind, dass sie etwas Besonderes ist. Allerdings im negativen Sinne. Denn Aloy gilt als eine Ausgestoßene der Nora. Die Nora sind ein Volk, in einer Gegend einer Welt, die durch die Veränderungen vieler hundert Jahre entstanden ist. Die Menschen haben den Planeten wieder bevölkert und teilen sich diesen mit teils hoch aggressiven Maschinen. Für die Menschen sind die Maschinen gleichzeitig Gefahr und Überleben. Denn ohne die Teile aus den Maschinen könnte der existierende Lebensstil nicht bestehen bleiben.
Warum Aloy verstoßen wurde, weiß sie nicht. Ihr Ziehvater Rost will es ihr auch nicht erklären. Als Aloy allerdings in jungen Jahren durch eine Unachtsamkeit in eine Ruine fällt, bemerkt sie etwas Seltsames. Ein eigenartiges Gefühl der Vertrautheit macht sie breit in ihr. Als sie dann auch noch ein kleines technisches Gerät findet, reagiert dieses auf sie. Erst später soll sie erfahren, dass das Gerät als „Fokus“ bezeichnet wird. Das an ein Bluetooth-Headset erinnernde Gerät dient als Scanner, Lexikon und Erkundungstool gleichzeitig. Aloy will und wird es trotz des Protestes von Rost behalten.
…
Der Stamm der Nora sieht es vor, dass die Jugendlichen ab einem bestimmten Alter an einer sogenannten Prüfung teilnehmen sollen, um als würdige Stammesmitglieder und Krieger angesehen zu werden. Ein weiteres Gesetz der Nora besagt, dass durch diese Prüfung ausgestoßene Stammeskinder die Möglichkeit haben ihren Status reinzuwaschen. Aloy wünscht sich dies und deshalb wird sie von Rost auf die große Prüfung vorbereitet – auch wenn beide wissen, was das für ihre gemeinsame Zeit bedeuten wird.
Bei der Prüfung allerdings kommt es dann zu einem folgenschweren Anschlag, bei dem sowohl die Nora als auch Aloy schwere Verluste hinnehmen müssen. Als Aloy wieder zu sich kommt, befindet sie sich in der Pflege der Ältesten des Stammes. Teersa ist eine von ihnen und sie hat sich vor der Prüfung sehr um Aloy gekümmert. Das macht sie auch jetzt und vor allem dann, als beide merken, dass Aloy eine seltsame Verbindung zu einer großen mechanischen Tür entwickelt. Hinter der Tür haust – nach dem Glauben der Nora – die Göttlichkeit selbst. Und eben jene hat es sich zum Auftrag gemacht mit Aloy zu sprechen. Für Teersa ist daher klar, dass Aloy ein besonderes Wesen ist und beauftragt sie daher all die Fragen zu klären, die sie klären muss, um herauszufinden wer sie ist und warum die Göttlichkeit mit ihr Kontakt aufgenommen hat.
Von hier aus muss sich Aloy ihren Weg selbst bahnen. Sie muss Spuren und Hinweise verfolgen und zu einem immer größer werdenden Bild zusammenführen. Ihr Weg soll sie nach Meridian führen, der größten Stadt des Sonnenreichs. Dort vermutet sie die Antworten auf alle ihre Fragen. Doch diese Antworten laufen ihr nicht entgegen. Aloy muss eine Vielzahl an Aufträgen erfüllen, gegen gewaltige Maschinen kämpfen und immer noch mehr Hinweise sammeln.
Doch sie muss auch lernen, ihre Fähigkeiten verbessern und vor allem es zulassen, dass sie auch sich selbst erforscht. Aloy merkt immer mehr, dass sie keine echte Nora ist. Doch wer ist sie? Sie ist sich nicht sicher und weiß auch gar nicht, ob sie noch die Antworten nach der Göttlichkeit sucht, oder vielmehr die Frage im Raum steht, warum sie die ist, die sie ist.
Einschätzung zur Handlung:
Die Handlung und Geschichte von „Horizon Zero Dawn“ ist viel länger und umfangreicher, als ich das in den wenigen Zeilen zum Ausdruck gebracht habe. Das liegt an mehreren Faktoren: Die Handlung bezieht sich nicht nur auf die Geschichte von Aloy, deren Aspekt ich in meiner Zusammenfassung herausgehoben haben. Vielmehr dreht sich die Geschichte um mehrere Kernaspekte: Aloy, die Welt und die Stämme. Den Part von Aloy habe ich angerissen. Die anderen beiden Aspekte sind recht eng – und gegen Ende auch mit Aloys Part – verwachsen. Man lernt im Laufe des Spiels die verschiedenen Stämme der Gegend kennen. Damit verbunden auch die gemeinsamen Geschichten und Fehden.
Es ist hoch interessant und fordernd zugleich, wenn man sich mit diesen Geschichten auseinandersetzen will. Allein durch das unmittelbare Spielen bekommt man bereits eine Flut von Informationen, die einen durchaus auch mal überfordern können (gerade im ersten Drittel des Spiels). Hinzu kommen dann zahlreiche Logbuch-Einträge und aufgenommene Sprachnachrichten, die verschiedene Teilaspekte – meist mit Blick auf eine zurückgelegene Zivilisation – beleuchten. Bereits nach den ersten Stunden des Spiels merkt man, dass man es hier nicht mit einer dünnen oder seichten Handlung zu tun haben wird, sondern man sich vielmehr in ein Universum begibt.
Auf diese Tatsache muss man sich einlassen. Gelingt einem das, dann eröffnet sich das Spiel einem, wie ein Buch und man darf eintauchen in die Welt der Carja, der Banuk, der Nora, aber auch Alten und von Project Zero Dawn. Letzteres erweist sich tatsächlich erst gegen Ende des Spiels als zentraler Bestandteil und hier hat „Horizon Zero Dawn“ vielleicht sogar ein wenig Potenzial liegen lassen. Denn ich persönlich konnte mich mit dem letzten Drittel, dass sich dann ganz massiv auf einen Kernkonflikt und eben der Frage nach Aloys Vergangenheit konzentriert hat, am meisten identifizieren. Da konnte mich das Spiel nicht nur packen, sondern auch emotional so geschickt abholen, dass ich am Ende des Spiels den Abspann als einen der emotionalsten der letzten Jahre abgespeichert habe.
Wäre man seitens der Verantwortlichen über die komplette Handlung mit dem Maß an Emotionalität und Intensität gefahren, hätte das dem Spiel gutgetan. Es wäre zwar sicherlich auch um die ein oder andere Nebenmission ärmer, aber rein mit Blick auf die Handlung und deren Geschichte(n) wäre es ein guter Schritt gewesen. Insgesamt liefert also das Spiel weit mehr als die von mir in den Raum geworfene Frage nach dem Ursprung von Aloy. Doch man muss sich darauf einlassen wollen, ansonsten wird man sehr schnell, sehr überfordert abschalten, weil man von der schieren Informationsdichte des Spiels schlichtweg erschlagen wird.
Gameplay: Monster Hunter trifft auf die Zukunft
Die Welt von „Horizon Zero Dawn“ will natürlich richtig erkundet werden. Sie ist gleichzeitig auch die Bühne des Gameplay, das auf der einen Seite mit einer großen Vielfalt, aber gleichzeitig auch für Genrekennern (weder damals noch heute) nicht viele Neuerungen bereithält. Dennoch lädt ein jeder Winkel der Welt zur Erkundung ein. Wie dieser spannende Spagat funktioniert, begutachten wir in den nächsten Abschnitten, die sich mit Aloy und ihren Waffen, der Welt und ihren Menschen, aber auch schlussendlich um die vielen kleinen To-Do´s in der „Missionsliste“ von Aloy drehen werden.
Aloy und ihre Waffen:
Obwohl „Horizon Zero Dawn“ im 31. Jahrhundert unserer Zeitrechnung spielt, erinnert vieles der Welt an eine vergangene Zeit. Somit überrascht es nicht, dass die zwei häufigsten Aktivitäten denen Aloy (neben dem Reden) nachgehen wird aus Kämpfen und Sammeln bestehen. Sammeln zum einen, um sich mit neuen Tränken und Munitionen einzudecken oder bestehende Taschen zu erweitern. Kämpfen, um zu überleben und um danach noch mehr sammeln zu können. Dazwischen ist Aloys Reise vor allem eines: Klassische Open-World-Kost. Das ist an dieser Stelle jetzt nicht schlimm – und war es auch 2017 sicherlich nicht. Man bereist eine zunächst noch unbekannte Welt, schaltet „Aussichtspunkte“ frei, entdeckt immer mehr Sammelbares und kleine Mini-Challenges, denen man sich stellen kann aber nicht muss. Aus allem kann man sich einen späteren Vorteil sichern in Form von besonderen Waffen, Rüstungen oder einer größeren Aktionsvielfalt.
Aloy bewegt sich in dieser Welt wie man das von anderen Genre-Vertretern gewohnt ist. Neben Springen, Klettern und Ausweichen kann sie auch in zwei Varianten angreifen. Über den Nahkampf (R1 = schneller, brechender Angriff / R2 = schwerer, schadenbringender Angriff) begegnet sie Mensch und Maschine im direkten Duell und über den Fernkampf (L2 = Bogen/Waffe ziehen + R2 = Anspannen+Schießen) nutzt sie den Vorteil der sicheren Deckung. Während sie im Nahkampf nur über ihren Speer verfügt, kann sich Aloy im Fernkampf auf ein wahres Waffenarsenal verlassen. Über ein Waffenrad können bis zu vier Fernkampfwaffen und wieder bis zu zwölf Munitionstypen bereitgestellt werden. Ein Wechsel ist jederzeit über die L1-Taste möglich. Ausrüstung und Waffen können per se nicht verbessert werden, lediglich in höheren Seltenheitsstufen mit bis zu drei Modifikationen aufgerüstet werden. Diese Modifikationen unterstützen in aller Regel bestimmte Schadens- oder Verteidigungswerte und können im späteren Spielverlauf überraschend großen Einfluss haben.
Aloy selbst verbessert ihre Techniken und Künste nicht nur von Kampf zu Kampf, sondern vor allem durch ein auf Erfahrungspunkte basiertes Levelsystem. Mit jedem Levelaufstieg (manchmal aber auch beim Abschluss von Missionen) erhält Aloy neben einem Fähigkeitenpunkt auch eine leicht verbesserte Maximalgesundheit. Aloys Fähigkeiten drehen sich um die vier großen Bereiche „Jäger“, „Krieger“, „Sammler“ und „Reisender“. Insgesamt 40 Fähigkeiten gilt es freizuschalten, die die Fähigkeiten in Kämpfen, bei Maschinenjagden oder im Umgang mit den Maschinen verbessern. Eine Fähigkeit kostet zwischen einem und drei Fähigkeitenpunkte.
Wie schon kurz angeschnitten enthält „Horizon Zero Dawn“ auch ein kleines und gleichzeitig überschaubares Craftingsystem, das sich allerdings nur auf bestimmte Bereiche konzentriert. Genauer gesagt die Bereiche Tränke, Munition, Schnellreisen und eben Tragekapazität. Die dafür nötigen Rohstoffe kann man wahlweise direkt sammeln (von Gegnern, aus Truhen oder direkt in der Welt) oder erjagen (Tierteile). Waffen kann man selbst weder herstellen noch verbessern (Modifikation ausgenommen). Nicht benötigte Rohstoffe können jederzeit bei Händlern verkauft oder unterwegs in die Spielwährung „Scherben“ zerlegt werden. Neben der Währung selbst werden auch Rohstoffe zum Kauf benötigt, da sich der Preis immer aus einer Kombination aus Scherben und Rohstoffen zusammensetzt.
Die Welt, ihre Menschen und Maschinen:
Wie ich schon angerissen habe, ist dieser Part mit Sicherheit der interessanteste des Gameplay, denn er bietet nicht nur die so signifikanten Maschinen, sondern vor allem durch die Menschen auch emotionalisierte (Neben-)Missionen, die dem Spiel durchaus die ein oder andere Länge erspart haben. Die Welt von „Horizon Zero Dawn“ ist auf den ersten Blick zwar klein, aber dennoch bietet sie unglaublich viel zu entdecken. Ein Grund hierfür dürfte die nur indirekt lineare Führung durch sie sein. Denn ab dem Auftrag die Welt und ihre Fragen zu erkunden, kann sich Aloy frei bewegen. Sie kann die Welt bereisen. Dass das in einem auf Level basiertem Spiel nicht die klügste Idee ist, sollte selbsterklärend sein.
Nach und nach wird Aloy dann nicht nur mit immer mehr und gefährlicheren Maschinen konfrontiert, sondern auch mit den Menschen auf dieser Welt. Dabei wird sie immer tiefer in die Machenschaften der verschiedenen Stämme hineingezogen. Sie erfährt, warum die Carja einst großes Leid über die Welt gebracht haben und eine Abspaltung namens „Schatten-Carja“ entstanden ist. Sie erfährt auch was hinter den mysteriösen und im Eis lebenden Banuk steckt (= Inhalt der großen Erweiterung „Frozen Wilds“), warum die Oseram eigentlich auf niemanden gut zu sprechen sind und welche Rolle die Nora in diesem Konflikt haben. Um sich besser mit den verschiedenen Stämmen und Ansichten arrangieren zu können, installiert das Spiel sehr klug Schlüsselcharaktere in alle diese Bereiche und lässt uns mit ihnen Haupt- und Nebenmissionen erleben, um so nicht mur mehr von den Personen, sondern auch ihrer Kultur zu erfahren. Ein schöner Zug. Kombiniert mit den echten Nebenmissionen entstehen so teils sehr persönliche und hoch emotionale Charakterstudien, die einem durchaus auch mal etwas schwerer im Magen liegen dürften.
Genau hier versteckt sich dann einer der für mich wichtigsten Elemente des Spiels. Durch das Hochhalten der Emotionalität in Form der immer abwechslungsreichen und inszenatorisch wie dramaturgisch mehr als ausgereiften (Neben)Missionen entdeckt man nicht nur sehr viel von der Welt, sondern man wird auch emotional bei der Stange gehalten, das dann in einem fulminanten Abschluss mündet. Wäre diese Zwischenphase nicht so hochklassig aufbereitet gewesen, weiß ich nicht, ob ich das Spiel bis zum Ende durchgehalten hätte. Es wäre dann doch sehr lang und kleinteilig geworden.
Durch die Menschen will man aber immer mehr erfahren und durch das immer mehr erfahren, wird man auch auf immer mehr Maschinen aufmerksam. Insgesamt erwarten einem in „Horizon Zero Dawn“ weit über 20 verschiedene Arten von Maschinen. Eine jede bringt eine Eigenheit mit, genauso wie Schwachstellen und Elementarschwächen/-stärken. Das Erlegen der Maschinen konzentriert sich dabei nicht nur auf stumpfes „Haudrauf“, sondern erfordert im Idealfall ein gewisses Maß an Taktik. Welches Bauteil ist besonders empfindlich? Wo sind Schwachstellen bei den Maschinen? Wie bekomme ich das Bauteil abgetrennt, das für den Angriff/die Verteidigung zuständig ist? Solche Fragen stellen sich erfahrene Jäger nach einer gewissen Zeit. Eine gewisse Ähnlichkeit zum von mir in der Überschrift erwähnten Titel „Monster Hunter“ lässt sich hier eher schwer abstreiten.
Was die beiden Spiele aber ganz klar voneinander unterscheidet ist die Tatsache, dass es Aloy ab einem gewissen Zeitpunkt im Spiel möglich ist die Maschinen zu beherrschen. Dafür überbrückt sie die KI der Maschinen mit ihrem Speer. So kann sie die Maschinen an ihrer Statt in den Kampf schicken, oder bestimmte Arten von Maschinen (Läufer, Stürmer, Breitköpfe) auch als Reittiere verwenden.
Die Missionsliste:
Missionen und Aufgaben (zusammen knapp 50 warten hier im Hauptspiel und der Erweiterung) gibt es in „Horizon Zero Dawn“ zuhauf, weswegen sich dieser letzte Punkt ausschließlich damit befasst. Blicken wir nochmal auf den letzten Absatz, dann haben wir erfahren, dass Aloy die Maschinen auch für sich gewinnen kann. Um das zu bewerkstelligen, muss sie ihren Speer aber mit den Daten aus den Ruinen der Alten aufrüsten. Das Besuchen dieser Ruinen stellt bereits eine der zahlreichen Nebenaufgaben dar.
Denn neben den offiziellen Missionen oder Aufträgen, gibt es auch noch eine Vielzahl anderer Aktivitäten, denen Aloy nachgehen kann – die Betonung muss hier auf „kann“ liegen, denn für den Fortschritt oder Erfolg der Handlung sind diese Aktivitäten nicht entscheidend. Ich trenne die Aktivitäten jetzt hier mal in „Aktivitäten ohne Auseinandersetzungen“ und „Aktivitäten mit Auseinandersetzungen“.
Aktivitäten mit Auseinandersetzungen:
- Banditenlager:
In diese verschanzen sich Entführer, Mörder und sonstige Schwerverbrecher und leben in lagerähnlichen Anlagen. Aloys Aufgabe ist es grundsätzlich das Lager von allen Kriminellen zu räumen. Alternativ kann sie noch Alarmanlagen deaktivieren und Gefangene retten. Zusätzlich umfasst das Räumen der verschiedenen Lager auch eine eigene Nebenhandlung, denn man lernt hier einen ganz besonderen „Jäger“ kennen und schätzen. - Jagdgebiete:
Das Aloy eine geschickte Jägerin ist, steht außer Frage, aber das muss und will sie natürlich auch regelmäßig beweisen. Am einfachsten geht das in den Jagdgebieten. Hier erwarten Aloy eine Auswahl von meist drei Aufgaben und dazu passende Monster. Je nachdem wie gut sie bei den Herausforderungen abschneidet, wird sie mit „Sonnen“ belohnt (angelehnt an „unser“ Medaillensystem im Sport). Je mehr dieser Sonnen sie sammelt, desto größeren Ruf erhält sie in der „Jägerloge“ und kann sich dort mit Waffen eindecken. - Brutstätten:
Habe ich bereits oben verraten: Hier muss Aloy nicht nur eine Reihe von Hindernissen überwinden und auch mal das ein oder andere Rätsel lösen, sondern muss sich am Ende immer einer gefährlichen Maschine stellen. Übersteht sie diese Konfrontation, kann sie sich über eine Erweiterung ihres Speers freuen, mit der sie weitere Monster unter Kontrolle bringen kann. - Verdorbene Zonen:
Verdorbene Maschinen sind ein großes Problem in der Welt von „Horizon Zero Dawn“ und haben auch empfindlich mit der Kernhandlung zu tun. Orte, an denen sich besonders viele oder besonders starke Vertreter dieser Gattung versammeln, werden „verdorbene Zonen“ genannt. Aloys Mission ist es hier eben jene Maschinen zu eliminieren. - Tutorials:
Ja, meine ich ernst. Denn mit jeder neuen Waffe, die Aloy in ihren Besitz bringt, wird ein neues Tutorial freigeschaltet. Darin sieht man nicht nur den Umgang mit der Waffe, sondern bekommt auch eine mal leichter Mal schwerer zu lösende Aufgabe gestellt, die man dann ausschließlich mit dieser Waffe durchführen muss. Ein netter und erfrischender Gedanke mit dem Thema „Tutorials“ umzugehen.
Aktivitäten ohne Auseinandersetzungen:
- Langhälse:
Diese majestätischen und gigantisch großen Maschinen gilt es zu erklimmen. Erreicht man den Kopf der Wesen, kann man diese überbrücken und schaltet somit umliegende Geheimnisse frei (=Aussichtspunkt). - Diverse Sammelobjekte:
Auf ihrer Reise findet Aloy mal mehr und mal weniger seltsame Utensilien. Auf die sehr seltsamen sollte sie und ihr aber ein Auge haben, denn mit manchen der Sammelgegenstände, kann man bestimmte Händler bezahlen. Darunter zählen Metallblumen, alte Gefäße und Banuk-Figuren (=Hauptspiel) aber auch Pigmente, Blauglanz und Tierfiguren (=Erweiterung).
Besonders erwähnenswert wären sicherlich auch noch gut versteckte Energiezellen in den Ruinen, mit denen Aloy eine alte und mächtige Rüstung freischalten kann. Insgesamt fünf dieser Zellen müssen hierfür gefunden werden. - Panorama:
In „Horizon Zero Dawn“ versteht man hierunter weniger einen Ausblick als einen Rückblick. Durch das Aufsuchen und Ansehen von verschiedenen Panoramen erkundet Aloy die Vergangenheit und erlebt eine kleine und eigene Geschichte, die sich irgendwann zu einem großen Ganzen zusammenfügen soll.
Besonders praktisch: Über eine Legendenfunktion der Karte kann man alle Symbole bis auf die Sammelgegenstände (außer Energiezellen) ausblenden!
Grafik: Die Schönheit der Zerstörung
Wenn man in ein Spiel einsteigt, dass schon ein paar Jahre hinter sich hat, dann hat man – egal ob bewusst oder nicht – erst einmal nur den Blick auf die optische Inszenierung verbunden mit der Frage aller Fragen „wie gut hat sich das Spiel gehalten?“. Jetzt ist „Horizon Zero Dawn“ 2017 erschienen, das ist in Sachen moderner Videospiele gar nicht einmal so lange her und das merkt man auch in der Optik. „Horizon Zero Dawn“ überzeugt jederzeit mit einer wirklich ansprechenden und phasenweise überwältigenden Welt. Die Zerstörung in jedem Centimeter des Landes sichtbar und gleichzeitig überwuchert von der neuen Welt. Dieser Mix ergibt eine besondere Magie, die man immer wieder durchblitzen sieht.
Ich mochte die Landschaften trotzt ihrer phasenweisen Trägheit (ein großer Teil des Spiels spielt sich in tristen Wüsten- und Bergregionen ab) sehr gerne. Vor allem aber konnten mich die Bewohner – egal ob menschlich oder nicht – begeistern. Die Detailverliebtheit in der Darstellung von Charakteren und Ortschaften ist herausragend. Zuletzt konnte mich „The Witcher 3: Wild Hunt“ mit seiner Inszenierung einer Stadt so begeistern. Die Stadt Meridian ist ein echtes optisches Highlight. Nur noch getoppt durch die Einzelinszenierung der verschiedenen Charaktere. Gerade Aloy besticht zu jederzeit mit tollem Motion Capturing und Kostümen. Aber auch die verschiedenen Stämme. Egal ob Carja, Banuk oder Nora. Jeden Stamm erkennt und unterscheidet man sofort.
Ein weiteres optisches Highlight ist dann das Betreten von Ruinen bzw. Brutstätten. Die Fusion der vergessenen Welt der Alten mit den Maschinen und Technologien der neuen Welt ist bemerkenswert. Insgesamt schafft es die Optik des Spiels gemeinsam mit dem Gameplay seine Spieler an sich zu binden.
Sound: Futuristische Melancholie trifft auf markerschütternde Kampfschreie
So entrückt sich diese Überschrift auch lesen mag, sie passt auf große Teile des Spiels. Wirft man einen Blick auf den gigantischen vierstündigen Soundtrack von „Horizon Zero Dawn“, dann ist dieser vor allem von eher traurigen und schweren Stücken dominiert. Dieser Soundtrack passt sich herrlich in die oben beschriebene zerstörte und nach wie vor sehr mitgenommene Welt. Er passt sogar überraschend gut zu den dynamischen und oft sehr schnellen Kämpfen. Ein Widerspruch an sich, man muss es denke ich mal erlebt haben (und ja, die Kampfmusik ist in aller Regel „schneller“ und adrenalinfördernder). Wesentlich dominanter in den Kämpfen sind die Soundeffekte und Schreie/Rufe der Maschinen. Das ist große Kunst. Ich mochte die metallischen Rufe unglaublich gerne und es hat mich auch regelmäßig erschaudert, wenn man Rufe bestimmter Maschinen gehört hat. Das sind immer großartige Momente, wenn man den teilweise gigantischen Maschinen einfach beim Existieren und Kämpfen zusehen kann.
Die Charaktere selbst – übrigens egal welche – sind vollvertont. Das ergibt das typische Stimmengewitter in Ortschaften, aber auch emotionale und tiefbewegende Dialoge zwischen Aloy und ausgewählten Charakteren. Die Stimme von Aloy selbst passt hervorragend in das Setting und zu ihrer Persönlichkeit, bei anderen Charakteren kann man da gelegentlich ins Zweifeln kommen. Was mir auf jeden Fall sehr gefallen hat ist die stimmliche Integration von KI-Systemen und die zahlreichen Audiodateien, die man in der Welt findet und mit denen man (neben Textdateien) die Welt noch tiefgehender ergründen kann – ein Muss ist es aber nicht.
Anders als die Optik, schaffte es die Musik aber nie mich so wirklich in das Spiel zu tragen. Ob das jetzt tatsächlich an den einzelnen Stücken, oder einfach wirklich den ein oder anderen technischen Schwächen beim Sound zusammenhängt (fehlendes 3D-Audio, Asynchronität bei Sprechtext und Lippenbewegungen)? Ja, wahrscheinlich – auch wenn es ein vergleichsweise hartes Urteil sein mag.
Fazit: Aufbruch in eine neue Welt – ohne das Genre zu revolutionieren
Blickt man einmal ganz trocken und ohne jegliche Emotion auf „Horizon Zero Dawn“, dann hat man es mit einem sicherlich abwechslungsreicheren, aber nicht innovativem Vertreter seines Genres zu tun. Die Aufgaben und Missionen sind sicherlich weit weg von repetitivem Abhaken irgendwelcher Ziele, aber bringen dem Genre gleichzeitig auch keinen frischen Wind. Das mag man jetzt kritisieren, ich finde das aber irgendwie erfrischend. Denn und jetzt kommt das Alleinstellungsmerkmal: „Horizon Zero Dawn“ lebt nicht von seinem Gameplay, sondern von seinen Charakteren und den Geschichten, die diese erzählen. Dieser Umstand ist dann doch so etwas wie eine Abwechslung im Genre der „Open-World-RPG“, denn die Welt ist hier nicht unbedingt im Mittelpunkt. Sie ist zwar sicherlich einer der Gründe, die einen an das Spiel binden, aber nicht DER Grund. Viel entscheidender ist das gemeinsame Entdecken von Geheimnissen, Zusammenhängen und Beantworten von vielen offenen Fragen.
„Horizon Zero Dawn“ lädt seine Spieler nicht in die Welt von Aloy ein, sondern er lädt die Spieler ein Aloy, ihre Geschichte und die der Welt kennenzulernen. Dabei wird man als Spieler immer wieder mit teils schweren Themen wie Auswirkungen des Klimawandels, Egoismus der menschlichen Spezies, Auswirkungen von Krieg und Not, aber auch Profitgier und der verzweifelte Kampf von Menschen gegen das Ende der Welt konfrontiert. So schwer sich das hier in der Liste liest so schwer wirken diese Themen auch auf uns ein. Es ist nur schade, dass die komplette Tragweite und -last des Spiels erst gegen Ende so richtig zum Vorschein treten kann. Hätte man das schon früher und dafür ein wenig verteilter eingebaut wäre die fesselnde Wirkung vielleicht noch ein Stück weit ausgeprägter.
Die Geschichte zu erleben ist das große Ziel in diesem Spiel und am Ende mit der Erkenntnis zu gehen, dass man doch gerade erst an der Oberfläche gekratzt hat und sich darunter noch so viel mehr verbirgt, ist eine herausragende Erkenntnis. Deswegen blicken wir gespannt auf den am 18.02.2022 erscheinenden Nachfolger „Forbidden West“. „Horizon Zero Dawn“ hat einen bemerkenswerten Grundstein für ein neues und eigenes Spieleuniversum gelegt.
Keep on Gaming
Wertung:
Pro und Contra
Pro | Contra |
Abwechslungsreiche Missionen | Spieleinstieg kann überfordernd wirken |
Schnellreisen begrenzt möglich | Crafting-System fordert viel „Grinding“ |
Maschinen | Technische Ungenauigkeiten (z. B. Lippen-Text-Synchronität) |
Emotionales Gewicht der einzelnen Charaktere |
Score:
Kategorie | Punkte | Begründung |
Story | 9 | Die Tatsache, dass die Geschichte so stark im Vordergrund steht, wirkt leider erst weit in der zweiten Hälfte des Spiels. Zuvor kommt man sich oft ein wenig alleingelassen in dieser Welt vor, die Aloy eigentlich schon sehr gut kennt. Als Spieler muss man vieles Erspielen, wovon man ausgehen kann, dass es Aloy schon mal irgendwo gehört hat. Diese vermeintliche Wissensdiskrepanz zwischen Charakter und Spieler legt sich mit der Zeit und ab dann beginnt die Handlung mit ihren schweren und umfangreichen Themenblöcken auch zu wirken. Anders ist es bei den Nebenmissionen, die dort behandelten Themen und Emotionen wirken sofort und oftmals nachhaltig! |
Gameplay | 7 | Eine kritische Bewertung, das ist mir bewusst. Allerdings ist sie bewusst aus der „2022-Sicht“ und nicht aus der damaligen. Das Genre der Open-World-Spiele hat sich in den letzten fünf Jahren entwickelt und gewandelt. Aloy und „Horizon Zero Dawn“ liefern zwar andere Blickwinkel, aber keine neuen Aspekte. Mit dem Craftingsystem konnte ich mich nie wirklich anfreunden, da ich nie den vollen Nutzen darin erkannt habe. Auch die Tatsache, dass man die Hauptwaffe erst zum Ende des Spiels verbessern kann, fand ich befremdlich. |
Grafik | 9 | Eine Wertung, die ich denke, ich sowohl damals wie auch heute jederzeit vergeben würde. Die optische Inszenierung lebt nicht unbedingt von der Welt, sondern von den Städten (Meridian ist ein Traum!!!!), den Menschen und den Maschinen. Die Detailverliebtheit bei den drei letztgenannten ist bemerkenswert und lädt jederzeit zum Verweilen ein. |
Sound | 8 | Auch wenn es die ein oder andere Unstimmigkeit auf technischer Ebene gibt, so bin ich jederzeit Fan des Sounds gewesen. Vor allem der massiv umfangreiche Soundtrack hat mich überzeugt, aber auch die Kampfschreie der Maschinen sind ein Erlebnis für sich! |
Gesamtwertung | 83 % | „Horizon Zero Dawn“ hat das Genre der „Open-World-RPG“ sicherlich nicht revolutioniert, aber auf jeden Fall bereichert. Dieser Mix aus futuristischer Post-Apokalypse und steinzeitlichem Verhaltensmuster von Mensch und Tier (bzw. Maschine) ist nur ein Punkt, der das Spiel besonders macht. Vor allem aber diese tiefgehende Handlung mit all seinen Verwurzelungen und Verzweigungen, die verschiedenen Stämme und ihre Ansichten und natürlich Aloy sowie ihre Rolle in dieser neuen Welt… All das lädt noch zu so vielen weiteren Spielstunden ein. |
Infos:
Publisher | Sony Interactive Entertainment |
Entwickler | Guerilla Games |
Plattform(en) | Playstation 4 Windows PC |
Genre | Open World, Action-RPG |
Release (Deutschland) | Playstation: 01. März 2017 PC: 07. August 2020 |
Website | https://www.playstation.com/de-de/games/horizon-zero-dawn/ |
Preis lt. Amazon (Standardedition) | Playstation: ca. 18 € (Komplettedition) PC: ca. 50 € |
Alterseinstufung (USK) | 12 Jahre |
Spielzeit | Ca. 45 Stunden (Hauptspiel+Erweiterung – STORY) |
Systemanforderungen (bei Windows-PC) – Empfohlen (Quelle:) | Setzt 64-Bit-Prozessor und -Betriebssystem voraus Betriebssystem: Windows 10 64-bits Prozessor: Intel Core i7-4770K@3.5GHz or Ryzen 5 1500X@3.5GHz Arbeitsspeicher: 16 GB RAM Grafik: Nvidia GeForce GTX 1060 (6 GB) or AMD Radeon RX 580 (8GB) DirectX: Version 12 Speicherplatz: 100 GB verfügbarer Speicherplatz |