Fast auf den Tag genau drei Jahre nach dem Ableger „Heat“ ist der aktuelle im Dezember 2022 aus dem Nichts erschienen. In „Unbound“ werden wir nicht nur in einen Konflikt zweier Freunde gezogen, sondern werden auch mit einer neuen Grafik-Interpretation konfrontiert und können gemeinsam mit Rapper A$AP Rocky die Straßen von Lakeshore City unsicher machen. Alles das läuft unter dem großen Thema „Ist Beständigkeit etwas Gutes oder Schlechtes“? Letzteres wird auch diese Review maßgeblich beeinflussen! Kommt mit mir in die Werkstatt von „Rydell Rydes“ und lasst uns ein wenig über „Unbound“ sprechen!

Autor: Alex

Plattform: Xbox Series X

Inhaltsverzeichnis:

Handlung: Freund oder Feind?

Gemeinsam mit Jasmine und Rydell und DIR zählt die Werkstatt „Rydell Rydes“ zu den kleinen Läden in der recht unspektakulären Stadt. Doch so unscheinbar auf den ersten, so beachtlich ist ein Fakt: Lakeshore City hat eine bemerkenswerte Racer-Szene. Den einen ist sie ein Dorn im Auge und die anderen wollen sie immer weiter und weiter wachsen sehen. Rydells Crew gehört zur letzteren Gruppe, auch wenn Rydell gegenüber manchen Racern reserviert auftritt. Dennoch unterstützt er den Plan seiner beiden Angestellten, dass sie sich in der Szene einen Namen machen und dadurch vor allem seine Werkstatt pushen.

Der Plan von Jasmine und DIR geht auch sehr schnell auf und ihr habt einen Fuß in der angesagten Szene. Doch dann kommt es zum Bruch – wie aus dem Nichts wechselt Yaz (oder eben Jasmine) die Seiten. Stiehlt nicht nur DEINEN hübsch aufgemotzten Wagen, sondern auch noch andere „Schätze“ aus der Werkstatt.

ZEITSPRUNG – Zwei Jahre später

Nach Jasmines Betrug hast DU dich gemeinsam mit Rydell erholt. Doch die Werkstatt kriecht gerade noch so am Existenzlimit herum. Wirklich große Würfe sind seit dem Vorfall nicht mehr gelungen. Bei einem Fahrerjob triffst DU auf Tess. Die flippige Social-Media-Süchtige sucht nach dem nächsten großen Ding, dass sie pushen kann (…um damit Geld zu verdienen). Sie hört sich DEINE Geschichte an und ist sich sicher: Ein Racer-Drama ist genau das richtige für sie! Sie investiert in DICH und die Werkstatt und hilft DIR wieder Fuß in der Szene zu fassen. Das bleibt auch bei Yaz nicht ungesehen, die immer noch in der Stadt lebt und ein gewichtiges Mitglied der Racer-Szene geworden ist.

Im Laufe der nächsten Wochen gilt es sich für eine große Racing-Veranstaltung zu qualifizieren – ausgerichtet von Jasmines Crew. DU willigst ein mit dem Deal: Beim Sieg bekommst DU das Auto wieder, dass Jasmine geklaut hat. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Vorbereitung. Jeder Tag und jede Nacht wird auf den Straßen verbracht. Geld muss verdient werden, Autos gekauft und getunt werden. Denn für das große Event brauchst DU mehr als einen fahrbaren Untersatz. Während dieser Sessions steigst DU immer mehr hinter die Geschichte rund um Jasmine, warum sie gemacht hat was sie gemacht hat. Wer die Strippenzieher sind und wer in der Stadt verhindern will, dass die Racing-Szene fortbesteht.

Gelingt dir die Rache an Jasmine?

Einschätzung zur Handlung:

Eines der zentraleren Themen in dieser Review wird es werden welche Vor- und Nachteile es bringt an etablierten Mechanismen und Praktiken festzuhalten. Auch innerhalb der Story erleben wir diese beiden Seiten beinahe in Perfektion. Auf der einen Seite hat man hier diesen Handlungsverlauf, den man sich bereits beim Drücken auf „Starten“ denken kann. Die Standard-Racer-Story wird mit ein paar modernen Gimmicks aufgerüstet und trägt dann auf sich bezogen wenig unterhaltsam durch die Spielzeit. Durch installierte Charaktere und einen Gastauftritt von A$AP Rocky bekommt man ein wenig Dynamik in die Geschichte und erhält einen Credits-Ablauf, den man so schnell nicht wieder vergessen wird. Das war großes Kino!

Man merkt (nicht nur) der Handlung an, dass sie weiß welches Publikum sie erreichen soll und das schafft sie auch ganz ohne Zweifel. Durch Längen innerhalb des Gameplay werden ihre Elemente aber derart verzerrt, dass selbst die Implementierung der Handlungsfetzen alleine durch Telefonate und Radiointerviews wenig daran ändert, dass man etwa zur Hälfte auch das letzte Interesse an den Handlungssträngen verlieren kann. Die Beiläufigkeit der Handlung wird durch ihre unterschwellige Platzierung nicht nur unterstrichen, sondern auffällig hervorgehoben.

Genau das ist aber eine Schwäche der „Need for Speed“-Reihe, die sie seit Jahren begleitet. Eine der besseren Handlungen war aufgrund ihrer zahlreichen Racing-Legenden noch im 2015´er Ableger, in der ja auch der zum Jahreswechsel 2022/2023 verstorbene Rennfahrer Ken Block mitgewirkt hat. Aber auch hier war es mehr dieser „Star-Faktor“. Das Grundproblem bei „Need for Speed“ ist die Frage, ob man sich mehr dem Gameplay oder der Handlung verschreiben sollte. Die jüngsten Ergebnisse tendieren – absolut zu Recht und teilweise auch sehr bemerkenswert – in Richtung Gameplay. Bleibt diese Grundausrichtung bestehen werden wir wohl auch in Zukunft immer mit ein wenig Wehmut auf die Handlungen der Reihe blicken.

Gameplay: Vier Wagen für ein Halleluja! … im Ernst ihr braucht wirklich mehr als nur ein Auto!

Wenn man an die Spieleserie „Need for Speed“ denkt, dann zuallererst an arcadiges und vor allem driftorientiertes Fahrgefühl. Damit sind wir wieder bei diesem Thema aus meiner Handlungseinschätzung: Ein Vorteil dieser Beständigkeit ist zweifelsohne die Tatsache, dass man weiß, worauf man sich einlässt. Denn auch im aktuellen Teil „Unbound“ findet man das vertraute Fahrgefühl wieder. Egal wie sehr der Wagen auf Bodenhaftung ausgelegt ist, so ganz ohne Drifts hat man in den Rennen und Veranstaltungen keine Chance.

Insgesamt warten in „Need for Speed Unbound“ über 100 lizenzierter Wagen, dazu gesellen sich eine kleine Auswahl an vorab (optisch) getunten Modellen, die sich preislich nur wenig von ihren Serienmodellen abheben. In der Vergangenheit war das Thema des Tunings tatsächlich durchaus ja auch ein sehr prominentes in der Spielereihe. Sicherlich auch in „Unbound“ hat man die Möglichkeiten seinen Wagen mit zahlreichen Verzierungen und optischen Teilen zu verschönern, aber der ganz große Drang dazu will sich bei mir einfach nicht mehr einstellen. Das liegt hier in diesem Teil vor allem daran, dass man für das Komplettieren der Handlung eben nicht nur ein Auto benötigt und man auch im Zuge der selbigen immer wieder mit verschiedenen Wagen als Preise und Belohnungen versorgt wird, die oftmals optisch in Sphären spielen, in die ich mit meinen verhaltenen Kreativkünsten im Leben nicht hinkommen werde.

Kommen wir aber wieder zurück zum eigentlichen Gameplay, das in „Need for Speed Unbound“ ganz ohne Zweifel im Mittelpunkt steht. Im Rahmen dieses Racing-Wettbewerbs müsst ihr euch vor allem monetäre Sporen verdienen. Eine Art „Streetcredit“ müsst ihr euch nicht verdienen, das kommt quasi ganz von alleine bzw. konzentriert sich der komplette Wettbewerb scheinbar ausschließlich auf euren persönlichen Zwist mit Jasmine. Ihr könnt euch also vollkommen auf das Geldverdienen konzentrieren. Das ist auch gerade in der ersten Hälfte des Wettbewerbs nötig. Denn vor allem die Aussage direkt zum Einstieg des Wettbewerbs, dass ihr zum Finale vier (!!) Autos der vier höchsten Fahrzeugklassen nicht nur euer Eigen nennen müsst, sondern diese auch leistungstechnisch derart aufgerüstet sein müssen, dass eine Wettbewerbsfähigkeit gegeben ist, sitzt!

Das Spiel wartet mit insgesamt fünf Fahrzeugklassen (B-S+) auf. Durch das Erwerben neuer Leistungsteile, die Fahrleistungswerte wie Höchstgeschwindigkeit oder Straßenlage beeinflussen, verändern sich die „Stufenpunkte“ vergleich mit einem „Levelbalken“. Ist eine gewisse Stufe erreicht springt der Wagen automatisch in die nächsthöhere Klasse. Somit könnt ihr zwar im Prinzip mit eurem ersten Wagen bis zum Finale fahren da auch eine B-Kiste zum S+-Flitzer aufgerüstet werden kann. Durch die „4-Auto-Regel“ für´s Finale hilft das aber nur bedingt.

Hier kommt dann aber der recht große Belohnungsanteil des Spiels zur Sprache, denn alleine für das Gewinnen einer Qualifikationsveranstaltung bekommt ihr immer einen neuen Wagen. Dazu gesellen sich Belohnungen innerhalb einzelner Rennveranstaltungen. Kommen wir aber jetzt zu der Frage, die euch sicherlich schon brennend interessiert: Wie laufen die Veranstaltungen ab? Dazu werfen wir mal einen Blick auf Lakeshore City und seinen Tagesablauf.

Lakeshore und seine Rennen – der Raceralltag

Eure Karriere ist in einem regelmäßigen Tag- und Nachtrhythmus aufgeteilt. Einen jeden Zyklus beginnt ihr in eurer Werkstatt. Euer Ablauf ist an einer normalen Kalenderwoche orientiert. Von Sonntag bis Freitag könnt ihr in insgesamt zwölf Runden (je sechs während des Tages und sechs während der Nacht) auf die Suche nach neuen Veranstaltungen und somit mögliche Geldsegen gehen. Manche Sessions haben bestimmte Perks (z.B. kann ein Auto gewonnen werden), andere sind ganz „normaler Raceralltag“.

In der ganzen Stadt gibt es neben festen Zufluchtsmöglichkeiten auch Eventlocations, da die Racerszene aktuell noch im Untergrund leben muss. Erst ihr könnt durch den Gewinn des Racing-Wettbewerbs daran vielleicht etwas ändern. An den einzelnen Eventlocations könnt ihr dann verfügbare Events checken. Alle Events kommen mit bis zu drei Handicaps daher: Eine erforderliche Wagenklasse, evtl. ein Startgeld und die Intensität der Cop-Aufmerksamkeit, die eine Teilnahme auslöst. Jede Veranstaltung triggert die Aufmerksamkeit der Cops in insgesamt fünf Fahndungsstufen. Eine Veranstaltung kann die Fahndungsstufe zwischen 0,5 und 2,0 Punkte hinaufsetzen. Je höher die Fahndungsstufe, desto intensiver die Ausstattung und Motivation der Cops euch hinter Gitter zu bringen. Gelingt ihnen das, ist die aktuelle Session sofort beendet und ihr verliert das bis dahin erfahrene Preisgeld. Schafft ihr es dagegen rechtzeitig in einen Unterschlupf, seid ihr safe. Das Pikante: Die Fahndungsstufe wird erst nach Abschluss der Abendsession wieder zurückgesetzt. Das Auswählen der Events nach Fahndungsstufen-Einfluss macht also besonders am Tag Sinn, um nicht schon mit einer zu hohen Fahndungsstufe in den Abend zu starten.

Persönlich hatte ich aber auch das Gefühl, dass das Abhängen der Cops (unabhängig der Fahndungsstufe) einigermaßen einfach ausfällt. In meiner Karriere wurde ich zwar dreimal verhaftet, aber selbst die wären umgänglich gewesen, da ich mich hier aufgrund eigener Fehler ins Verderben gebracht habe. Eine sofortige Verhaftung erwirkt ihr beispielsweise, wenn eure Karosserie so beschädigt ist, dass ein Weiterfahren nicht möglich ist (haltet daher immer Ausschau nach Tankstellen, die nicht nur euren Nitro-Tank vollständig auffüllen!)

Diesen erwähnten Wochenzyklus durchlauft ihr insgesamt viermal  – bekommt also so in knapp 50 Sessions mehr als genug Möglichkeit euch genügend Geld und Autos für eure Turnierevents zu sammeln. Kommen wir nochmal kurz zu den Veranstaltungen zurück, denn natürlich gibt es auch hier (wenn auch nur geringfügig) Abwechslung. Neben den klassischen Rundkurs- und Sprintrennen erwarten euch auch Driftevents und sog. Take-Downs. Letztere sind Punkte-Events, bei denen ihr Hindernisse in einer bestimmten Zeit zerstören müsst. Macht ihr das besonders regelmäßig und schnell, treibt ihr einen Kombozähler in die Höhe und werdet schon bald merken, dass das mit die einfachste Art ist Geld zu verdienen!

Neben diesen offiziellen Eventveranstaltungen gibt es auch noch auflockernde Nebenevents, in denen ihr beispielsweise einen in Ärger geratenen Racer-Kumpel aus der Patsche helfen müsst. Als Belohnung hierfür bekommt ihr einen neuen Unterschlupf und habt somit noch flexiblere Möglichkeiten den Cops zu entkommen. In anderen müsst ihr Autos wahlweise in einer schnellstmöglichen Zeit oder mit einer möglichst unbeschädigten Karosserie ans Ziel bringen (Tipp hier: besucht vor dem Erreichen des Ziels nochmal eine Tankstelle 😉).

Aber auch für die komplette Zerstreuung hält „Need for Speed“ einige kleine Sammelaufgaben bereit. So könnt ihr entweder aufgeblasene Luftballontiere zerstören (bringt Geld), Graffitis einsammeln (die ihr anschließend als Decals verwenden könnt), oder ihr wagt euch an die Zerstörung von Plakatwänden (bringt auch Geld). Wenn ihr etwas mehr „rennartiges“ zwischen den Events erleben wollt, könnt ihr euch an den zahlreichen Events zur Fahrgeschicklichkeit versuchen. Hier gibt es Klassiker wie Radarfallen, Tempo- oder Driftzonen sowie Weitsprünge. Eine jede dieser vier Typen ist in drei Erfolgsstufen eingeteilt. Je höher die Stufe, desto besser werdet ihr dafür entlohnt. Alle beiden Eventtypen (grün für Sammel-Events; violett für Fahrgeschicklichkeit) gibt es in dutzendfacher Ausführung, sodass euch definitiv nicht so schnell langweilig werden wird. Während des Tests haben mich persönlich beide Kategorien aber nie fesseln können, da ich aufgrund des doch sehr ausgedehnten Turnierzeitraums immer genug damit beschäftigt war die Sessions zum Abschluss zu bringen.

Wie ihr dieses Spiel erlebt, bleibt zudem in gewissen Teilen euch überlassen. Nicht nur habt ihr die (mittlerweile etablierte) Wahl, ob ihr als weiblicher oder männlicher Charakter ins Spiel geht, sondern auch ob ihr offline oder online die Straßen unsicher macht. Eine eigenständige Online-Erfahrung gibt es zwar auch, das ist jedoch nach einem kurzen Einblick mehr oder weniger der gleiche Ablauf wie in der Handlung nur ohne eben deren Inhalte.

Grafik: Cartoon trifft auf Supersportwägen

Wo die Aussagen von weiter oben in Sachen Beständigkeit weniger zutreffen, sind die optischen Inszenierungen der Titel. Dort gab es in den letzten Jahren und Titeln immer wieder Experimente. Mal von extremem Realismus bis hin zu sehr cartoonesken Ausflügen. Bei „Need for Speed Unbound“ wirkt es wie eine Mischung aus beidem. Eine für mich sehr gelungene Mischung, wie ich hier gleich mal feststellen möchte. Auf der einen Seite hat man die realistischen Automodelle, die auch mit den verrücktesten Verzierungen immer noch authentisch wirken. Die Charaktere hingegen sind in cartoonartigem Shellshading-Look gehalten. Dazu KÖNNEN Fahrzeuge auch Effekte wie Reifenqualm oder ähnliches besitzen, die dann ebenfalls cartoonesk designt sind. Dieser Mix aus Realitätsnähe und -ferne ist spannend und ich verstehe jede und jeden, die oder der damit nichts anfangen kann.

Ich mochte diesen Mix vor allem deshalb so gerne, weil er sich und die Optik des Spiels genauso wenig ernst nimmt, wie es das Spiel selbst macht. „Need for Speed“ steht seit vielen Jahren für eine ganz eigene Art mit dem Thema Streetracing umzugehen und es in Spieleform zu inszenieren. Das übertrieben Realistische passt da nicht unbedingt ins Konzept. Stattdessen sind solche optischen Experimente für mich eine gewohnte Abwechslung, denn bei all der Beständigkeit in den Bereichen Handlung und Gameplay kommt hier einfach ein anderer Ton mit ins Spiel. Das macht die Spiele lebendiger.

Wovon man wenig von „lebendig“ reden kann ist hingegen die gewählte Rennkulisse. Selten habe ich ein verschlafeneres Nest erlebt wie Lakeshore City! Die Stadt selbst bietet absolut KEINE Sehenswürdigkeiten. Eine Skisprungpiste sticht da ähnlich gravierend hervor wie ein Riesenrad. Das war es dann aber auch schon an Besonderheiten oder Individualitäten. Der Rest versinkt in grauem Stahlbeton der Hochhäuser oder im ähnlich grauen Asphalt der Straßen. Letztes – sprich das Straßennetz – ist dafür wenigstens herausragend gut gestaltet und aufgeteilt. Von kurvenreich bis Highspeed kommt hier jeder Straßentyp auf seine Kosten.

Sound: Rapp dich zum Sieg!

Ein absoluter Garant für hohe Qualität innerhalb der „Need for Speed“-Reihe ist seit langem auch der jeweilige Soundtrack. Wenig überraschend, dass ihnen das auch bei „Unbound“ gelungen ist. Während man in älteren Titeln noch eher auf rocklastige Tracks von „Thirty Seconds to Mars“ & Co. gesetzt hat, hat sich das zuletzt eher in die Richtung von Rap und R&B entwickelt. Ersterer hat in diesem Titel klar die Nase vorn. Über 70 Lizenzsongs (!!) sind im Titel enthalten. Besonders prominent vertreten ist dabei der Rapper A$AP Rocky. Ihm wurde nicht nur ein Gastauftritt als Spielfigur und Rennrivale sowie Eventorganisator gewidmet, sondern natürlich auch eine erlesene Auswahl seiner Hits in den Soundtrack aufgenommen.

Ganz besonderes Highlight war für mich in diesem Titel dann tatsächlich der Abspann ganz am Ende, denn dieser ist größtenteils mit einem Podcast oder Interview von A$AP Rocky verbunden, in dem er unfassbar emotionale Worte findet. In ihm geht es dann um die Identifikation mit der Hood, sein Kampf gegen Vorurteile und Integration von sozial benachteiligten Menschen sowie der allgemeine Respekt. Nehmt euch die Zeit und hört euch das an.

Neben dem Soundtrack lässt sich der Titel aber auch sonst echt gut hören – und damit meine ich speziell auch die Synchronisation. Die Unterhaltungen eures Spielcharakters und den anderen sind wirklich unterhaltsam. Keine hält mit Spitzen oder blöden Sprüche zurück und gerade zum Finale ergibt sich eine hervorragende Anspielung auf die Filmreihe „Fast and Furious“. Die Synchronstimmen wirken authentisch und zudem auch sympathisch und nahbar.

Fazit: Freude an der Beständigkeit oder doch der Drang zur Innovation?

Die Vorzüge und Gefahren der Beständigkeit haben mich gedanklich durch das komplette Spiel begleitet. Finde ich es gut, dass ich bei dem Namen „Need for Speed“ schon eine Vorstellung dessen habe, was mich spielerisch und insgesamt inhaltlich erwarten wird? Während des Spielens bin ich immer mehr zu der Überzeugung gekommen, dass die Art von Beständigkeit, die die Verantwortlichen von „Need for Speed Unbound“ an den Tag gelegt haben genau richtig war. Die Serie hat sich mittlerweile eine gewisse Fangemeinde aufgebaut und diese setzt in gewisser Weise wohl mittlerweile auch auf gewisse Standards. Beispielsweise die eher arcadig-driftlastige Fahrweise der Wagen. Auch das die Titel in letzter Zeit mehr Fokus auf Gameplay als auf Handlung gelegt haben, dürfte die wenigsten „NFS“-Fans wirklich stören.

Wenn solche Beständigkeiten dann immer wieder durch bestimmte Faktoren aufgelockert werden, kann daraus ein ganz wohliger Mix aus Komfortzonen-Gaming entstehen. Diese Auflockerungen finden sich in „Unbound“ ganz klar in den cartoonesken Einschlägen bei den optischen Installationen und dem raplastigem Soundtrack samt Gastauftritt von Rap-Größe A$AP Rocky. Das sich so ergebende Gesamtpaket kann sowohl die bestehende Spielerschaft abholen und wieder für rund 25 Stunden in eine „Need for Speed“-Erfahrung entführen und führt gleichzeitig auch neue SpielerInnen in seine Welt ein.

Dieser Umstand ist ein sehr sicherer, mit der geringen Risikobereitschaft bricht man keine Rekorde oder löst virale Momente aus, spart sich aber auch sehr viel Shitstorm-Gefahr. Ein Vorgehen, dass man gerade in der aktuellen Zeit wohl so gut wie keinem Spieleentwickler vorwerfen kann. Ich spiele die Reihe seit vielen Jahren und finde wenig Bereiche, wo ich wirklich etwas auszusetzen habe. Die für mich kritischen Punkte habe ich versucht in diese Review zu integrieren. Doch am Ende bin ich fast ein bisschen froh, dass ich einmal mehr ein „Need for Speed“-Erlebnis hatte so wie ich es mag. Ist das jetzt falsch bzw. schlecht? Entscheidet selbst.

Keep on Gaming!

Wertung

Pro und Contra

ProContra
Übersichtliche aber nicht kleine FahrzeugauswahlLeblose und unkreative Stadtgestaltung
Gewohnte „Need for Speed“-TugendenGewohnte “Need for Speed”-Tugenden
Viel “Event-Kleinkram” 
Zeitgemäße Synchronisation und großartiger Abspann-Monolog! 

Score:

KategoriePunkteBegründung
Story5Klischeehafte und eher standardisierte Raser- bzw. Rivalenstory, die aufgrund ihrer hohen Formelhaftigkeit keine Überraschungen bereithält und eindeutig nur Mittel zum Zweck ist.
Gameplay7Gewohnte „Need for Speed“-Qualität, die sich in keine neuen Sphären wagt. Dennoch mit all ihren Inhalten wieder zu überzeugen weiß – auch wenn sich langsam ein Gefühl der „Gewohnheit“ einstellt.
Grafik7Durch comic-ähnliche Gestaltung von Charaktermodellen und bestimmter Fahreffekte erhält vor allem die traurig-kreativlose Stadtkulisse einen dringend nötigen Farbtupfer. Zudem wird der insgesamt formelhaften Inszenierung dadurch ein wenig Abwechslung beschert.
Sound8Wahrscheinlich neben dem Fahrgefühl das Aushängeschild bei „Need for Speed“. Der Soundtrack überzeugt mit hohem Rapanteil und schmissigen Lizenzsongs. Besonders bemerkenswert: Der Monolog von Gaststar A$AP Rocky während des Abspanns!
Gesamtwertung68 %Mit wenig Mut zu Innovation liefern die Verantwortlichen von „Need for Speed“ mit „Unbound“ einen Titel ab, der Fans der Reihe einmal mehr vor die Bildschirme locken wird. Kritische Stimmen mögen den fehlenden Innovationsmut bemängeln, ich kann ihm dahingehend etwas abgewinnen, dass zumindest die mittlerweile gewohnte Klasse an Qualität gehalten wird. Durch kleinere Ausreißer und buchstäbliche Farbtupfer kommt zumindest etwas Abwechslung rein. Und allein wegen eines großartigen Seitenhiebs auf „Fast and Furious“ kann mich der Titel schon überzeugen!

Infos:

PublisherElectronic Arts
EntwicklerCriterion Games
Plattform(en)Microsoft (PC)
Playstation 5
Xbox Series X/S
GenreRacing
Release (Deutschland)02. Dezember 2022
Websitehttps://www.ea.com/de-de/games/need-for-speed/need-for-speed-unbound
Alterseinstufung (USK)12 Jahre
SpielzeitCa. 27 Stunden (Handlungsabschluss)
Systemanforderungen (bei Windows-PC) – Empfohlen (Quelle: Steam Store)Setzt 64-Bit-Prozessor und -Betriebssystem voraus Betriebssystem: Windows 10 64-bit
Prozessor: Ryzen 5 3600, Core i7-8700
Arbeitsspeicher: 16 GB RAM
Grafik: Radeon RX5700 (8GB), GeForce RTX 2070 (8GB)
DirectX: Version 12
Netzwerk: Breitband-Internetverbindung Speicherplatz: 50 GB verfügbarer Speicherplatz

Trailer zu „Need for Speed Unbound”: