Wenn man bei einem Publisher wie Electronic Arts hört, dass sie ein Singleplayer-Spiel herausbringen, dann hört man entweder verwundert oder skeptisch hin. Dass es bei mir sogar beides war, will ich hier nicht unterschlagen. Als bekannt wurde, dass EA eben ein solches Spiel im „Star Wars“-Universum platzieren würde, war aber mein Interesse geweckt. Denn die beiden Marken „Star Wars“ und EA funktionieren noch immer gut – egal ob ältere Titel, oder neue Releases. Das aber ausgerechnet die Multiplayer-Schmiede Respawn Entertainment die Produktion übernehmen würde, bracht wieder etwas Würze der Skepsis in die Gleichung. Ich habe mich jetzt aber doch entschlossen dem Titel eine Chance zu geben und möchte euch innerhalb dieser Review mitnehmen auf eine Reise in eine weit, weit entfernte Galaxie, in der eine Welt noch so richtig in Ordnung ist! Welche? Das lest ihr in der Wertung ganz unten!

Autor: Alex

Plattform: Playstation 5

Inhaltsverzeichnis:

Handlung: Der letzte lebende Jedi?

Fünf Jahre sind vergangen seitdem mit Darth Vader der jüngste Diener des Imperators seine schwarze Rüstung verpasst bekommen hat. In dieser Zeit haben die Jedi – gerade mit der „Order 66“ immer wieder schwerwiegende Verluste hinnehmen müssen. Sie gelten mittlerweile als eine Art ausgestorbene Spezies. Einer der wenigen Jedi, die noch am Leben sind, ist der junge Cal Kestis, der noch in der Ausbildung war, als der Tötungsbefehl des Imperators umgesetzt wurde. Nur dank großer Opfer konnte sich Cal damals retten. Jetzt wo die Jahre vergangen sind, arbeitet er als Schrottmitarbeiter in einem Ausschlachthafen. Doch auch hier lauert immer wieder die Gefahr und als Cal dann eines Tages unbedachter- und nicht wissenderweise im Affekt die Macht einsetzt, werden die imperialistischen Ordnungshüter aufmerksam.

Es entwickelt sich eine wilde Verfolgung, in der Cal nur durch einen beherzten Sprung in ein unbekanntes Raumschiff sein Leben retten kann. Die Crew des kleinen Raumschiffs stellt sich als bunte und vor allem überschaubare Mischung heraus. Denn neben Kapitän Greez ist nur noch die Rebellin Cere auf dem Schiff. Wobei das so nicht stimmt, denn mit dem kleinen Droiden BB-1 ist noch ein dritter Passagier mit von der Partie. Schnell erfährt Cal warum er erstens von ihnen gerettet wurde und zweitens was sie vorhaben. Als Jedi, soll er gemeinsam mit ihnen auf eine Reise gehen und alte Jedi-Tempel untersuchen, denn es könnte sein das mittels eines alten Artefakts doch noch eine Chance besteht die Jedi wieder zu alter Stärke zu bringen.

Unsicher, ob er aufgrund seiner nicht abgeschlossenen Ausbildung der Richtige für diesen Job ist, willigt Cal aber doch ein. Doch er weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht die dunkle Geschichte, die sich vor allem über Ceres Vergangenheit ausbreitet. Dennoch führt die gemeinsame Reise die Truppe in den folgenden Missionen an mehrere Planeten und sie sind sich sicher: Der Lösung auf der Suche nach dem versteckten Artefakt sind sie direkt auf der Spur! Doch das ist auch dem Imperium nicht entgangen…

Einschätzung zur Handlung:

Ich bin an der Stelle ehrlich mit euch, denn ich hätte niemals damit gerechnet, dass der Punkt, der mich an „Star Wars Jedi: Fallen Order“ am meisten beeindrucken würde, tatsächlich die Handlung ist. Trotz deren doch deutlichen Länge, schaffen es die Verantwortlichen durch die Handlung derart zu fesseln, dass man immer mehr erleben will und sofort wissen muss, wie es weitergeht. Normalerweise zähle ich mich zu der Art von Spielern, die so viel wie möglich erkunden, sammeln und erforschen will. Hier war es aber so, dass ich nach abgeschlossener Mission so schnell wie möglich über die Map zu meinem Raumschiff gewetzt bin, damit es endlich weitergehen konnte.

Die erzählte Geschichte wird, wie Kenner bestimmt aus der Handlungszusammenfassung schon herauslesen konnten, zwischen den Filmen Episode 3 und 4 angesiedelt und erwischt damit einen Bereich des großen „Star Wars“-Universums, der noch nicht so recht ergründet wurde. Sicherlich jetzt mittlerweile mit Filmen wie „Rogue One: A Star Wars Story“ oder auch Serien wie „Andor“ oder „Obi Wan Kenobi“ greift man auch diese Zeitspanne immer mehr an. Doch „Star Wars Jedi: Fallen Order“ knüpft arg früh an die Geschehnisse an und liefert uns gerade mit dem Quartett Cal, Cere, Greez und BB-1 eines, dass wir (bis auf eine Ausnahme bei mir) sofort ins Herz schließen.

Dabei gehen die Verantwortlichen auch dramaturgisch äußerst intelligent vor und prügeln uns nicht Info um Info sofort zum Start ein, sondern lassen uns gemeinsam mit Cal eine Welt bereisen und entdecken, von der wir zwar wissen, dass sie existiert, wir sie aber noch nie gesehen haben. Aber auch die Geschichten der einzelnen Charaktere werden nicht sofort offengelegt, so erleben wir gerade Cals Vergangenheit als Jedi-Jüngling und Padawan immer wieder in gameplay-erweiternden Rückblenden. Ceres Geschichte erfahren wir hingegen mit dem klassischen Fortlauf der zu verfolgenden Mission. Somit verkommt „Star Wars Jedi: Fallen Order“ eben nicht zu diesem Spiel nach dem Motto „Renne von Punkt A nach B, um C zu finden“, sondern unterfüttert eben diese Missionen immer mit klugen Charakterinformationen und auch regelmäßig neuen Charakteren, Begegnungen und einem vor allem stimmungsmäßig großartigem Abschluss.

Wobei streng genommen nur die Stimmung dabei großartig ist. Der Abschluss kommt nämlich ungefähr so plötzlich wie ein Raumschiff mit Vollbremsung aus dem Hyperraum. Das Finale und damit meine ich jetzt wirklich den Übergang in den Abspann kommt unerwartet plötzlich. Durch die laufende (finale) Mission hat man das Gefühl, dass man sich eher gerade dem letzten Drittel nähert und nicht, dass das Spiel in gefühlt 30 Minuten beendet sein wird. Dieser Moment frustriert und hat mir kurzzeitig auch meine Meinung zu dem Spiel eingetrübt. Doch gleichzeitig ist dieser plötzliche Abschluss ein schönes Versprechen: Wir werden mehr erfahren – und tatsächlich erschien im April 2023 ja dann auch die Fortsetzung.

Gameplay: Metroidvania und Soulslike treffen auf typische “Star Wars”-Tugenden

Als ich den Namen Respawn Entertainment gelesen habe, da war mir eigentlich klar, dass „Star Wars Jedi: Fallen Order“ zumindest in Sachen Gameplay nicht komplett versagen konnte. Denn mit innovativen Kniffen in Sachen Gameplay konnten die Verantwortlichen ja durch ihre (leider insgesamt gefloppten Titel) wie das „Titanfall“-Doppelpack überzeugen. In welche Richtung würde es sich aber entwickeln, denn anders als bei „Titanfall“ oder ja auch „Apex Legend“ hat man es hier mit einem Jedi zu tun und diese gelten in aller Regel weniger als schießwütig, sondern vielmehr als filigrane und geübte Schwertkämpfer. Kann Respawn Entertainment Nahkampf? In was für eine Gameplay-Welt wird man uns als Spieler schicken und wie kann man all diese Planeten nur mit den Kräften des Jedi erkunden? Fragen, die ich mir im Vorfeld gestellt habe und die mir vom Spiel sehr schnell und schön verpackt erklärt wurden.

Ich möchte euch in diesem großen Bereich des Gameplay vor allem durch zwei Bereiche führen, die euch die Besonderheiten, kleineren Macken und sonstigen Inhalte des Gameplay von „Star Wars Jedi: Fallen Order“ näherbringen sollen.

Welt(en), die erkundet werden wollen:

Dass „Star Wars Jedi: Fallen Order“ nicht in einer offenen Spielwelt spielen würde, das war beinahe klar, denn dafür ist der Kosmos von „Star Wars“ mittlerweile zu groß. Es war aber auch klar, dass sich das Spiel nicht nur auf einem Planeten abspielen würde. Insgesamt liefert das Spiel sechs Hauptorte, auf und in denen sich Cal, die meiste Zeit aufhalten wird. Neben fünf besuchbaren (und dann auch dort nicht frei erkundbaren Planeten) gibt es noch das Raumschiff von Greez, das als eine Art Hub fungiert und euch ja schließlich auch zu den Planeten bringen muss. Zu den fünf Planeten will ich euch an der Stelle nicht zu viel verraten, da Kenner der Sternensaga durchaus bereits mit den Namen etwas anfangen können.

Auf diesen Planeten spielt sich in aller Regel immer alles einigermaßen ähnlich ab. Ihr habt eine Mission, die euch mal mehr und mal weniger weit von eurem Raumschiff entfernt. In dieser Zeit habt ihr nicht nur Gelegenheit den „semi-offen“ bespielbaren Planeten zu erkunden, sondern eben auch die Mission abzuschließen. Untermauert und aufgelockert werden diese immer mit neuen Handlungs- oder Charakterinformationen. Wer die Zeit während der Mission auch für Erkundungen und Beobachtungen nutzt, der wird schnell zwei Sachen feststellen: Man kann unfassbar viel Sammeln und Cal kann nicht immer sofort alles erkunden. Letztere verleiht „Star Wars Jedi: Fallen Order“ einen ganz kleinen „Metroidvania“-Vibe, der frustriert zu Beginn aber mehr, als dass er wirklich förderlich für das Gameplay fungiert. Doch auch das wissen die Verantwortlichen aufzufangen, denn man wird keinen der Planeten nur einmal besuchen und das Erlernen von neuen Fähigkeiten (später noch mehr dazu), ist sehr klug platziert worden!

Beim Sammeln hingegen gibt es einen bunten Mix an Informationen – von mir als „Scan-Daten“ getaufte Datenbankeinträge. Diese werden von eurer BB-Einheit gescannt und können danach abgerufen werden. Die Informationen hieraus sind niemals spielentscheidend, sondern nehmen euch nur noch tiefer mit in die Handlung, seine Geschichte und vor allem das „Star Wars“-Universum. Ansonsten könnt ihr aber auch unter die Botaniker gehen und Pflanzensamen sammeln. Greez betreibt ein kleines Treibhaus und freut sich immer über neue Bewohner! Offensichtlichen Nutzen haben hingegen Erweiterungen, die als sehr seltene Geheimnisse der Planeten gelten. Diese Erweiterungen verleihen euch wahlweise mehr Macht oder Gesundheit. Hierfür müssen immer drei passende Erweiterungsteile gefunden werden. Anders sieht es mit „Gesundheitstränken“ für BB-1 aus. Einmal gefunden, erweitern diese sofort die Gesamtanzahl der verfügbaren Tränke – und glaubt mir: Ihr werdet jeden einzelnen davon brauchen!

Weniger spielentscheidend, aber schön anzusehen sind hingegen die vielen kosmetischen Items, die man ebenfalls in Truhen auf den Planeten finden kann. Mit diesen könnt ihr wahlweise das Aussehen von Cal, BB-1 oder sogar eurem Schiff jederzeit über das Menü verändern. Nicht jederzeit aber auch verändern könnt ihr euer Lichtschwert. In insgesamt sechs Kategorien könnt ihr euch hier euer Wunsch-Lichtschwert zusammenbasteln. Die dafür nötigen Teile findet ihr – natürlich – auch innerhalb der besuchbaren Planeten. Und je mehr Sammelbares ihr auch findet, desto eher gewöhnt ihr euch vielleicht auch an die ungewöhnliche Tastenbelegung für die Aktionstaste in diesem Spiel. Denn die wurde auf den R3-Stick gelegt. Jede Tür, jede Truhe und sonstige Aktion wollen also mit einem Druck auf den R3-Stick betätigt werden. Ja, das hat meine Geduld durchaus gefordert…

Nochmal zurück zu den Missionen, die ihr bewältigen müsst. Diese sind mitunter nicht in der Nähe eures Schiffes, daher legt ihr euch auch immer parallel zur Erkundung eine Karte an und könnt bereits zu Beginn sehen wo ihr eigentlich hinmüsst. Die Karte ist dabei sehr zurückhaltend designt und kann nur durch das Tippen auf das Touchpad aktiviert werden. Wegmarker oder ähnliches gibt es in diesem Spiel nicht und verleiht ihm somit eine gewisser Erkunderfreude. Ich mochte diese Art der Missionsgestaltung sehr gerne. Vor allem deswegen, weil die Gebiete, in denen sich die Missionen abspielen niemals wirklich groß oder ausufernd sind. Sie bieten gerade so viel Raum, dass man eine Drölfzillion an Sammelbarem verstecken kann und eben der Mission in wirklich schöner und auch manchmal fordernder Länge folgen kann. Gespickt werden diese Missionen immer mit zahlreichen Gegnern und meist auch mindestens einer Art „Boss-Konfrontation“. Diese schwanken dann in ihrer Schwierigkeit von „beinahe unbezwingbar“ in „ernsthaft, das war´s schon?“. Trotz verschieden wählbarer Schwierigkeiten beweist „Star Wars Jedi: Fallen Order“ hier immer wieder überraschende Balancing-Schwankungen und trübt damit auch den Spielspaß dann und wann ein.

Cal und BB-1:

Schon schnell im Spiel wird klar, dass sich zwischen Cal und BB-1 eine „Bromanze“, oder besser gesagt „Humdroidmance“ (nennt man das so??) entwickeln wird. Nach den ersten Gehversuchen als Cal landen wir als Spieler auf dem ab diesem Zeitpunkt zentralem Aufhänger für alles weitere: Dem Schiff des knorrigen Kapitäns Greez. Bereits in den ersten Minuten im Spiel wird klar, dass Cals zentrale Aufgabe darin bestehen wird zu laufen, klettern und sich durch Engen zu quetschen – letzteres hoffentlich nicht nur, um das einigermaßen ladefreie Image des Spiels zu wahren. Doch neben all diesen Bewegungsfunktionalitäten, steht natürlich noch ein weiteres im Zentrum eines „Star Wars“-Spiels: Die Combat-Steuerung und hier hat sich „Star Wars Jedi: Fallen Order“ wirklich nicht lumpen lassen und einen erstklassigen Nahkampf-Actioner ins Leben gerufen. Klar, sind die Auseinandersetzungen (gerade gegen Imperialmächte) nicht sonderlich abwechslungsreich, aber das liegt vielmehr an der Kreativlosigkeit des Imperiums und weniger am entworfenen Gameplay. Denn hier verbirgt sich kein wirklich umfangreicher, dafür aber sehr eingängiger Schwert-Klopper.

Doch mit der Zeit lernt Cal dazu. Er erlernt neue Fähigkeiten durch Story-Rückblicke (können auch nicht anderweitig getriggert werden), er verbessert seinen Kumpel BB (ebenfalls storygebunden). Dieser kann ihm irgendwann auch im kleinen Rahmen sogar im Kampf helfen. Und er lernt neue Fähigkeiten. Diese lernt er an sog. Meditationsplätzen. Sie fungieren gleichzeitig als Speicherort, Erholungspunkt und nach Abschluss des Spiels als Ausgangsort für das Erleben von Kampfherausforderungen. Bleiben wir bei den Fähigkeiten. Diese teilen sich in drei Kapitel auf (Macht, Lichtschwert und Überleben) und liefern euch insgesamt (auch durch storybedingtes Erweitern) schlussendlich über 30 teilweise aufeinander aufbauende Fähigkeiten. Diese gilt es mittels Fähigkeitenpunkte zu erwerben. Eine Fähigkeit fordert dabei zwischen einem und drei dieser Punkte. Wie bekommt man solche? Durch Erfahrungspunkte, die man für verschiedenste Aktionen erhält, wie getätigte Scans, Missionsabschlüsse und natürlich das Besiegen von Gegnern.

Aber ACHTUNG: Sichert ihr eure bisher gesammelten Fähigkeitenpunkte nicht an einem Meditationspunkt, gehen diese beim nächsten Scheitern verloren – naja fast verloren. Ihr habt eine einmalige Chance an den Ort eures Ablebens zurückzukehren und dort wahlweise die Punkte wieder zu erlangen, oder den Grund eures Scheiterns mindestens mit einem körperlichen Treffer zu versorgen, um eure Erfahrung zurückzuerhalten. Nach „Metroidvania“ also nun der nächste Genre-Querverweis und ein bisschen „Soulslike“-Gefühl in die Sache gebracht. Die Mechanik tut dem Spiel dahingehend jetzt weder gut noch weh. Es ist ein Umstand, den man wissen muss und dann kann man sich auch problemlos darauf einstellen. Wirklich massive Verluste habe ich in meinem Test niemals erlebt, vor allem deswegen, weil es diese Meditationspunkte in mehr als ausreichender Menge aufzufinden gibt.

Noch ein paar Worten zu den weiteren Features eines solchen Punktes. Wenn ihr euch zur Heilung innerhalb der Meditation entscheidet, dann werden nicht nur eure Lebenskraft und alle verfügbaren Tränke wieder aufgefüllt, nein ihr belebt auch alle besiegten Standardgegner damit wieder (Endbosse ausgenommen). „Dark Souls“ & Co. lassen grüßen an dieser Stelle. Die Kampfherausforderungen, die über das „Meditationstraining“ aufgerufen werden, können erst angegangen werden, nachdem ihr den Abschluss des Spiels einmal erreicht habt. Mit diesem schaltet ihr neben einem neuen Schwierigkeitsgrad dann auch eben diese Kampfherausforderungen frei. Dort könnt ihr euch in zwölf Arenen verschiedenen Gegnerwellen stellen. Je erfolgreicher ihr seid (Abschluss, keine Heilung benötigt, keinen Schaden genommen) könnt ihr bis zu drei „Punkte“ freischalten. Je mehr ihr davon sammelt, desto mehr Items könnt ihr freischalten.

Grafik: Filmreife Inszenierung!

Wenn man sich in den letzten Jahren ein wenig mit der Arbeit von Electronic Arts rund um das Thema „Star Wars“ beschäftigt hat, dann wird einem schnell aufgefallen sein, dass es sich hier um eine Premium-Zusammenarbeit handelt. Die Verantwortlichen von EA haben spezielle Zugänge zu Konzepten, Entwürfen und Designs erhalten und haben wiederum deren Originaldesigns in Absprache mit „Star Wars“ respektive Disney entworfen. Ergebnisse sind beispielsweise die beiden jüngsten „Battlefront“-Ableger (Review zu „Battlefront“). Es war daher auch nicht sonderlich verwunderlich, dass man bei EA eben diese Zusammenarbeit auf ein nächstes Level heben wollte und eben einen größeren und im Gegensatz zu „Battlefront II“ noch eigenständigeren Titel schaffen wollte.

Das ist ihnen jetzt mit „Star Wars Jedi: Fallen Order“ eindrucksvoll gelungen. Eindrucksvoll vor allem deshalb, weil für die meisten Schauplätze bisher so gut wie kein Referenzmaterial aus Filmen oder Serien vorlag. Eindrucksvoll aber auch, weil die Charakterdesigns sich wirklich gut in das bestehende Universum eingefügt haben. So gut sogar, dass man sich durchaus die Frage stellen durfte, warum man denn bisher noch nichts von Cal oder den anderen gehört hat.

Die Tatsache, dass man nur ganz wenige bekannte Gesichter und Charaktere aus den Filmen verwenden musste, spricht beinahe Bände. Sie werden schlichtweg nicht benötigt, bzw. würde man sich andersherum die Frage stellen, wofür man sie denn überhaupt gebraucht hätte. Die Charakterdesigns wirken jederzeit stimmig. Der Einsatz von Motion-Capturing ist – wie mittlerweile üblich – einwandfrei gelungen, aber auch das Landschaftsdesign lädt jederzeit zum Erkunden ein. Sei es ob seiner Schönheit oder seiner Grausamkeit. Die verschiedenen Themenwelten werden konsequent und beinahe schon brutal herausgearbeitet und ohne Kompromisse umgesetzt. Sich ähnelnde Landschaften, Umgebungen oder der gleichen gibt es schlichtweg nicht. Einzige Ausnahme: Die imperialistischen Hangars, Verstecke und Einrichtungen, aber auch hier überzeugt dann das so bekannte Design in seiner Schlichtheit und Monotonie.

Langeweile darf hier allein aus optischer Sicht nicht aufkommen. Die Inszenierung ist jederzeit filmreif und das ist wiederum das größte Lob für „Star Wars Jedi: Fallen Order“ und gleichzeitig Kritikpunkt am oft formelhaften Gameplay – außerhalb von gegnerischen Konfrontationen.

Sound: Von mitreißenden Soundtracks und verzerrter Synchronisation

Beim Thema Sound muss man bei einer Marke wie „Star Wars“ natürlich auch immer ganz konkret auf den Soundtrack blicken und der konnte mich – ganz ähnlich wie die grafische Inszenierung sofort abholen. Für die musikalische Inszenierung hat man sich bei Respawn Entertainment für das Beste aus beiden Welten entschieden. Denn zum einen wurde der „Haus und Hof“-Komponist Stephen Barton rekrutiert, der bisher bei allen Produktionen des Hauses aktiv war und ja nach wie vor Kompositionen für „Apex Legends“ beisteuert. Auf der anderen Seite wurde mit Gordy Haab nicht nur ein EA-Spezialist gewonnen, sondern vor allem ein „Star Wars“-Kenner. Zieren seine Softografie doch die jüngsten „Star Wars Battlefront“-Titel oder „Star Wars Squadron“, aber auch ältere Titel wie „Star Wars: The Old Republic“.

Diese Mixtur der Kompositionskünste ist im Spiel deutlich hörbar. Der Mix aus kräftigen wie rhythmusgetriebenen Musiken eines Shooters, kombiniert mit den beinahe schon mythischen Klängen des tiefen „Star Wars“-Universums sind jederzeit bemerkenswert und laden ein in ihre Klangwelten zu versinken. Es ist daher keine große Kunst von einem mehr als gelungenen Soundtrack zu sprechen.

Technisch gesehen, kann man diese Bewertung auf die restliche tonale Inszenierung des Titels aber leider nicht wirklich ziehen. Denn während Soundeffekte und Synchronisation in ihren Klängen mindestens genauso überzeugen können, so fallen sie leider bei der technischen Implementierung ab. Gerade die Synchronisation weist immer wieder eine eindeutige Latenz zu den ohnehin noch ausbaufähigen Mundbewegungen der Charaktere auf. So stark sogar, dass ich phasenweise bewusst wegschauen musste, da ich sonst ob der Verzerrung tatsächlich Kopfschmerzen bekommen hätte.

Fazit: EA und Star Wars – Das scheint einfach zu stimmen!

Hätte man mir vor vier Jahren gesagt, welche Erfahrung mich hier mit dem ersten „Star Wars“-Singleplayer aus dem Hause Electronic Arts erwarten würde, ich hätte wahrscheinlich nicht so lange gewartet, um ihn zu spielen. Es ist beinahe bemerkenswert, was den Verantwortlichen der Multiplayer-Gameschmiede von Respawn Entertainment hier gelungen ist. Die Reise durch mal mehr und mal weniger bekannte Planeten, in einem insgesamt doch so bekannten Kosmos mit völlig neuen Gesichtern und Namen begeistert unterhaltungstechnisch von der ersten bis zur letzten Minute.

Der Handlung folgt man gerne und will jederzeit mehr erfahren von den Charakteren, den Umgebungen und den Umständen rund um die Machtergreifung des Imperiums. Dass das Spiel dafür gerade in anderen Bereichen irgendwo abfallen muss, war beinahe vorhersehbar. Am deutlichsten ist das noch im Gameplay während den Erkundungsphasen und den Wegen zu den verschiedenen Missionszielen zu spüren. Denn dort hilft sich das Spiel nicht nur häufig mit den technischen Kniffen Cal durch irgendwelche Engen zu treiben, um so vermeintliche Ladezeiten zu umgehen. Sondern er verfällt auch in sehr simpel gehaltene Erkunder-Tugenden. Die semi-offen gehaltenen Areale werden wie in bekannten Metroidvania-Ablegern phasenweise freigeschaltet und binden Spieler dadurch an eine eher lineare Handlungsabfolge.

Gänzlich anders sieht es dagegen beim Combat-Gameplay in „Star Wars Jedi: Fallen Order“ aus, denn hier wissen die Verantwortlichen dann wieder zu überzeugen. Mit einem, was den Umfang betrifft, eher überschaubaren aber auf Nahkampf und Reaktionsgeschwindigkeit ausgelegtem Combat-System und einer klugen Mischung aus Lichtschwert und „Macht“-Attacken entstehen schnell einnehmende wie auch fordernde Gefechte. Dass es hier dann auch mal zu Balancing-Problemen in Sachen Schwierigkeitsgrad kommen kann, nimmt man in Kauf.

Alles in allem kann man behaupten, dass „Star Wars Jedi: Fallen Order“ nicht nur jederzeit seine Sache gut macht, sondern ein dringendes Lebenszeichen für Electronic Arts an alle verschickt, die mit dem langanhaltenden Online-Fokus nichts oder nur wenig anfangen können. Denn neben all den Stärken, die man gemeinhin von „Star Wars“-Produktionen kennt, liefern die Verantwortlichen auch aus reiner Gaming-Sicht hier wirklich gut gelungene Unterhaltung.

Keep on Gaming!

Wertung

Pro und Contra

ProContra
Star Wars TugendenBalancing-Probleme bei Schwierigkeit
Combat-GameplayLatenz zwischen Mundbewegung und Aussprache
Gute Innovationen im bekannten UniversumHandlung mit Vorrang zum Gameplay

Score:

KategoriePunkteBegründung
Story8Die Geschichte rund um den noch nicht fertig ausgebildeten Cal Kestis startet zwar ein wenig holprig, doch nimmt schnell Fahrt auf. In dieser gelingen ihr dann geschickte Rückblenden zu bekannten Ereignissen aus Filmen und Serien, aber auch Rückblicke auf die Geschichte der Jedi insgesamt. Damit tritt man das Los, was später auch in der jüngsten Filmtrilogie phasenweise aufgegriffen wird. Es gelingt ihr zudem auch Lust auf Mehr zu machen. Sei es in Form eines weiteren Spiels oder eben mittels Informationen, die man auf Cals Reise sammeln kann. Punktabzug gibt es aber für das wirklich arg abrupte und nicht unbedingt absehbare Ende.
Gameplay7Im Gameplay versucht man Trends wie „Metroidvania“ oder „Soulslike“ aufzugreifen und das alles mit einem Action-Nahkampfsystem und Erkundungselementen zu verwursten. Das funktioniert mal besser und mal weniger gut. Insgesamt fehlt dem Gameplay ein roter Faden. Die beiden Hauptmerkmale Erkundung und Action harmonieren gut. Gerade letzteres überzeugt mit reaktionsgetriebenen und fordernden Nahkämpfen. Die Integration der erwähnten Trends hingegen funktioniert dagegen weniger reibungslos.
Grafik9Grafisch kann das Spiel aus den Vollen seiner Verantwortlichen schöpfen. Die Inszenierung ist auf allen Ebenen und in allen Bereichen auf sehr hohem Stand und weiß jederzeit zu überzeugen.
Sound8Die Ausführungen bei der Grafik kann man in der Theorie auch genauso auf alle Abteilungen des Sounds spiegeln. Allerdings hat das Spiel hier dann und wann mit doch teils erheblichen Latenzen zwischen den Mundbewegungen der Charaktere und dem gesprochenen Text zu kämpfen.
Gesamtwertung80%„Star Wars Jedi: Fallen Order“ ist ein großartiges Lebenszeichen für alle Singleplayer-Fans, die in der jüngeren Vergangenheit in Bezug auf Electronic Arts eine eher überschaubare Auswahl an Spielen zur Verfügung gestellt bekommen haben. Das Abenteuer von und mit Cal Kestis zieht einen in den so bekannten „Star Wars Bann“, auch wenn das Gameplay nicht immer komplett rund läuft, weiß das Gesamtpaket dennoch zu überzeugen. Gerne mehr davon EA!!

Infos:

PublisherElectronic Arts
EntwicklerRespawn Entertainment
Plattform(en)Playstation 4, 5
PC (Windows)
Xbox One, Series
GenreAction-Adventure
Release (Deutschland)15. November 2022
Websitehttps://www.ea.com/de-de/games/starwars/jedi/jedi-fallen-order?isLocalized?isLocalized
Alterseinstufung (USK)16 Jahre
SpielzeitCa. 16 Stunden (Handlungsabschluss)
Systemanforderungen (bei Windows-PC) – Empfohlen (Quelle: Steam Store)Setzt 64-Bit-Prozessor und -Betriebssystem voraus
Betriebssystem: 64-bit Windows 7/8.1/10 Prozessor: AMD Ryzen 7 1700/Intel i7-6700K or Equivalent
Arbeitsspeicher: 16 GB RAM
Grafik: AMD RX Vega 56, Nvidia GTX 1070/GTX1660Ti or Equivalent
DirectX: Version 11
Speicherplatz: 55 GB verfügbarer Speicherplatz

Trailer zu „Star Wars Jedi: Fallen Order“: