Was passiert, wenn man ein Team zusammenwürfelt, dass sich scheinbar nicht mit der Grundlage verständigt hat und aus gleich zwei Spielen einen Film machen will? Ja, ihr könnt es euch schon denken: Es kommt nichts Gutes dabei rum. In „Tomb Raider“ ist nämlich genau das passiert, in diesem Film wurden nämlich direkt die Spiele „Tomb Raider“ aus dem Jahr 2013 und dessen Sequel „Rise of the Tomb Raider“ verwurstet – feiner kann und will ich das nicht ausdrücken. Was euch als Fan des Spiels in diesem Film erwartet, das habe ich für euch einmal zusammengefasst.

 

 

#Zitate-Sammlung:

„Ich muss sie vor allen anderen finden.“
„Es sind schon 7 Jahre.“
„Der Tod ist kein Abenteuer.“
„Das ist nicht real – das geht vorüber!“
„Ich habe unterschätzt […] wie mutig du bist.“
„Irgendetwas stimmt hier nicht.“
„Das ist es, was Trinity will.“
„Lässt du das auf die Welt […] ist das Genozid.“

 

 

Film-Review von Alex

 

Cast/Regie
 

Regie: Roar Uthaug

Cast:

Rolle

Schauspieler/-in

Synchronsprecher/-in

Lara Croft

Alicia Vikander

Yvonne Greitzke

Lara (14 Jahre alt)

Emily Carey

Paulina Rümmelein

Lara (kleines Kind)

Maisy De Freitas

Helena Weckmann-Pokorny

Lord Richard Croft

Dominic West

Matthias Klie

Mathias Vogel

Walton Goggins

Frank Schaff

Lu Ren

Daniel Wu

Alexander Brem

Ana Miller

Kristin Scott Thomas

Traudel Haas

 

 

ANMERKUNG:

In diesem Artikel kann es zu Spoilern hinsichtlich der Handlung von gleich zwei Spielen kommen:

  • Tomb Raider (2013)
  • Rise of the Tomb Raider

Wenn ihr die beiden Spiele noch nicht gespielt habt, oder keine Spoiler riskieren wollt, rate ich zu erhöhter Vorsicht in den Bereichen „Handlung“, „Einschätzung“ und „Fazit“:

Ihr habt die Spiele gespielt und wollt euch nochmal die Reviews durchlesen, bevor ihr weiterlest? Kein Problem, auch darauf bin ich vorbereitet:

Tomb Raider (2013):

https://game-kritik.net/8045/tomb-raider-2/
 

Rise of the Tomb Raider:

https://game-kritik.net/9530/rise-of-the-tomb-raider/

 

Zudem wurde aufgrund der verhältmäßigen Kürze des Artikels auf ein Inhaltsverzeichnis verzichtet

 

 

Handlung: Irgendwie war das doch anders?

Sieben Jahre sind vergangen, seitdem sich Lara Croft scheinbar für immer von ihrem Vater verabschiedet hat, denn seither ist er verschwunden – ein Lebenszeichen gab es nicht und auch die internationale Suche wurde eingestellt. Lara ist nach dem Verschwinden ihres Vaters abgestürzt, weder von der Firma noch von der Familie wollte sie sonderlich viel wissen. Sie hat sich bisher auch immer noch geweigert die Todespapiere zu unterzeichnen, mit denen sie zur Erbin des Vermögens ihres Vaters Lord Richard Croft werden sollte.

Stattdessen schlägt sich Lara ohne das Vermögen, sondern nur mit einem schlecht bezahlten Job durchs Leben und eckt dabei immer wieder an. Nach einer neuerlichen Begegnung mit dem Familienanwalt und ihrer „Aufpasserin“ Ana, kommt Lara aber an einen Gegenstand, der sofort ihr Interesse weckt: Ein altes japanisches Rätsel.

 

Am Ende des Rätsels angekommen findet sich Lara in einem geheimen Raumes ihres Vaters wieder. Dort findet sie unter anderem ein Video von ihm, in dem er sie warnt und ihr sein Verschwinden bestätigt. Er hat sich auf eine Mission gemacht, um eine antike japanische Königin zu finden und die Welt vor einem schlimmen Unheil zu beschützen. In Lara wird die Abenteuerlust geweckt und sie entschließt sich entgegen der Anweisungen ihres Vaters alles zu verbrennen, sich auf den Weg zu eben jener Insel zu machen. Vielleicht findet sie ja auch dort ein Lebenszeichen von ihm, oder erfährt zumindest etwas über die Umstände seines Todes?

Nach etwas Überzeugungsarbeit findet sie in Lu Ren, den Sohn eines Schifffahrers mit dem Richard Croft einst die Überfahrt verhandelt hat. Nach einem schweren Sturm auf See wird Lara in einer Art Camp wach. Sie wird von Befehlshaber Mathias Vogel in Empfang genommen, doch Lara spürt direkt, dass an diesem Ort etwas nicht stimmen kann. Lara zweifelt an den Absichten Vogels und diese Zweifel sollen sich nach einem Zwischenfall bestätigen. In einem Moment der Unachtsamkeit und dank der Hilfe von Lu Ren, gelingt es Lara von dem Camp zu fliehen. Sie stürmt in das Zentrum der Insel.

Dort soll sie eines Nachts eine merkwürdige Entdeckung machen, der sie beschließt zu folgen. Für Lara soll dies nicht nur eine Möglichkeit eines Neuanfangs werden, sondern sie muss sich danach auch entscheiden, wie sie zu ihrem Namen steht und ob sie der Verantwortung, die mit dem Namen einhergeht, identifizieren kann und will. Denn Vogel ist unterdessen schwer entschlossen diese antike Königin zu bergen und ihr düsteres Geheimnis der Welt zu präsentieren.

 

 

Einschätzung und Vergleich: Wenn´s schief geht, dann richtig!

Gerade als Filmfan bin ich immer unglaublich zwiegespalten, wenn es in einem Film nicht so ganz rund läuft und nun trifft es mich besonders hart, da man es hier mit der Verfilmung von gleich zwei Titeln zu hat, die ich nicht nur selbst gespielt habe, sondern auch eine Review verfasst habe und mir die Spiele auch sehr ans Herz gewachsen sind. Denn ich rede eigentlich nicht gerne schlecht über Filme.

Ich habe mit dem Film nicht ein, sondern ganz viele Probleme und ich möchte versuchen möglichst alle hier mit euch zu erläutern und durchzugehen. Da wäre zunächst einmal die FSK-Einstufung, denn diese weicht mit 12 Jahren schon mitunter extrem von der Spielevorlage ab, denn „Rise of the Tomb Raider“ ist ab 16 Jahren und sein Vorgänger sogar erst ab 18 Jahren freigegeben. Das bedeutet für den Film natürlich einiges an Umstellung. So ist es zum Beispiel schon einmal nicht möglich all diese unfassbaren Szenen aus dem ersten Teil zu zeigen, in denen Lara in Flüssen voller Blut und Leichenteile schwimmt, oder in denen Lara ernsthaft und übel verletzt wird (eine Szene wird angeschnitten, aber auch eher aus dem Zusammenhang gerissen).

 

Dann muss man sich sowohl in der Handlung, wie auch in der Darstellung dieser zügeln. Blutige Auseinandersetzungen sind genauso ein No-Go, wie die Nutzung schwererer Kriegswaffen, wie das durchaus in den Spielen vorkommt – wobei das noch ein zu verschmerzender Punkt wäre.

Mit eines der größeren Probleme habe ich mit der Verschmelzung der Handlungsstränge dieser beiden Spielevorlagen – ja richtig gelesen. Ich persönlich finde es erst einmal nicht schlimm, wenn man das auf einem qualitativ hochwertigen Level hinbekommt, aber hier ist das eindeutig nicht gelungen. Da ist mal hier wieder ein Happen „Rise of the Tomb Raider“, dann dort wieder ein Fetzen von „Tomb Raider“ und da haben wir noch eine verquere Mischung aus beiden Spielen, die so überhaupt nicht zusammenpasst, aber sich gut im Film macht, weil man sich Kosten für den Cast spart, in dem man beispielsweise die Crew der Endurance (welches übrigens recht passend dargestellt wurde – also das Schiff) von eigentlich sieben auf gerade einmal einen runter zu schrauben und damit auch den wesentlichen Handlungspart von „Tomb Raider“ zerlegt.

Dann muss man auch unbedingt noch Trinity einbauen, eine Organisation, mit der ich in „Rise of the Tomb Raider“ schon so meine Problemchen hatte, aber die in die Handlung so überhaupt nicht rein passt, denn der Schwerpunkt der filmischen Handlung orientiert sich an der Geschichte aus „Tomb Raider“. Ich krieg allein schon vom Tippen hier Kopfweh, aber ich habe das Beste noch gar nicht verraten.

 

Das kann ich aber leider auch nicht machen, da dies ein immenser Spoiler wäre, der aber für den Film frei aus der Luft gegriffen wurde, in KEINEM der beiden Spiele vorkam, in keinem einzigen! Aber so ein „Friede-Freude-Eierkuchen“ muss in dieser hässlichen Action-Umgebung ja auch mal sein, oder? Bitte!

Ich möchte es aber auch nicht übersehen, einige positive Worte zu verlieren, denn der Film legt einen recht großen Wert darauf, dass man den Charakter Lara Croft so originalgetreu wie möglich hat aussehen lassen, daher war ich schon fast begeistert, als Croft am Ende des Filmes die gleichen „Verschmutzungen“ und auch Verwundungen aufwies, wie ihre virtuelle Vorlage im Titel „Tomb Raider“.

 

 

 

Technik/Bild/Besetzung: Die Ehrrettung…

Technisch ist der Film auf einem sehr soliden Level unterwegs. Die Bilder wirken gut, wenngleich manchmal durch die Effekte etwas „amateurhaft“. Insgesamt gelingen aber auch hier große Momentaufnahmen, wie man sie aus den beiden Spielvorlagen gewohnt ist.

Das im Film verwendete 3D ist nicht mehr als eine nette Beigabe – sieht man den Film ohne 3D hat man definitiv keinen Verlust.

 

Musikalisch bewegen wir uns da schon in souveräneren Ebenen, denn mit Junkie XL hat man den Komponisten von u.a. „Deadpool und „Batman vs. Superman – Dawn of Justice“ gewinnen können. Er hat es daher auch geschafft einen sehr stimmigen, wenngleich aus meiner Sicht mitunter etwas zu düsteren und schweren Score zu kreieren. Dennoch hört man ihm unglaublich gerne zu, was man mitunter auch schlichtweg muss, denn man hat hier einen sehr dominanten und einen sich auf die Spannungselemente auswirkenden Score, dem man eigentlich gar nicht entkommen kann.

Darstellerisch finden sich dann durchaus große Namen auf der Leinwand zusammen, über die ich sehr froh war, da sie mit ihrer Erfahrung und Klasse auch das nötige Prestige in dieses Projekt gebracht haben. Ich möchte stellvertretend auf drei Namen zu sprechen kommen, die mir persönlich im Kopf geblieben sind.

 

Da hätten wir zum einen Daniel Wu, der den Schifffahrer Lu Ren verkörpert. Der unter anderem aus den Filmen „Warcraft“ und „Geostorm“ bekannte Darsteller, musste sich hier mit einer Nebenrolle zufriedengeben und konnte diese – gerade im Zusammenspiel mit Croft – sehr gut umsetzen. Insgesamt hat er aber auf die Handlung keinen großen Einfluss.

Als nächstes möchte ich auf den großen Gegenspieler in diesem Film zu sprechen kommen. Der Charakter Mathias Vogel wird vom amerikanischen Schauspieler Walton Goggins verkörpert. Der u.a. aus Filmen wie  „Django Unchainend“ und „The Hateful Eight“ bekannte Darsteller schafft es hier einen wahren Bösewicht zu verkörpern. Man kann sich wunderbar über ihn und seine Taten echauffieren und sich gleichzeitig auf die Seite von Lara stellen, um gegen ihn anzutreten. Eine beeindruckende Rolle, die ein Mix aus Wahnsinn und der puren Verzweiflung ist, selbst um das eigene Leben kämpfen zu müssen und dafür Dinge zu tun, die sogar scheinbar er nicht wirklich gutheißt. Eine bemerkenswerte Rolle und eine bemerkenswerte Leistung.

Am Ende kommen wir natürlich noch zur Hauptrolle und hier dann auch zu Alicia Vikander. Ich habe mich im Vorfeld sehr gefreut, als ich gehört und vor allem dann auch gesehen habe, dass Vikander in die Rolle der jungen Lara Croft schlüpft und sie auf ihrem ersten eigenen Abenteuer begleitet. Ich bin auch nach dem Film noch genauso begeistert von ihr in dieser Rolle. Vikander schafft es einer jeden Rolle etwas „Besonderes“ zu verleihen. Ich mochte es, wie sie mit der Rolle und vor allem mit dem Namen umging und sich von diesem nicht erdrücken lies, sondern durchaus eine eigene – sehr gelungene – Interpretation der jungen Croft liefert.

 

 

 

FAZIT: Neuer Film, alte Probleme!

Ich bin mir bewusst, dass es bei Spieleverfilmungen ähnlich ist, wie mit Buchverfilmungen: Man kann es nicht schaffen, dass man eine „Eins zu Eins“-Verfilmung hinbekommt, dafür sind die Vorlagen zu detailliert, dass erwarte ich auch gar nicht. Aber zumindest eine Handlung, die der Vorlage entspricht und nicht aus grundverschiedenen Werken zusammengeschustert ist, aus dem was man gerade braucht, um ein Actionspektakel hinzukriegen.

Noch dazu ist dies das erste Abenteuer von Lara, man zeigt hier in dem Film in nur ganz ausgewählten Momenten, wie sehr sie mit sich selbst und ihrem Weg zweifelt – beispielsweise nach ihrem ersten Mord.

Viel entsetzter war ich da dann vom unmittelbaren Abschluss des Films, denn wer die Spiele gespielt hat, der weiß, dass Lara nach den Vorkommnissen auf dieser ominösen Insel monatelang in psychologischer Behandlung war. Im Film ignoriert man diesen Fakt ganz gekonnt und stellt Lara als „eiskalte“ Abenteuerin hin, drückt ihr noch schnell zwei Pistolen in die Hand, damit man doch noch unbedingt dieses ikonische Bild aus Playstation-Zeiten hinbekommt…

 

Der Film hat aus meiner Sicht mindestens drei Baustellen zu viel, die ihn insgesamt aus Gamer-Sicht nur schwer ertragbar machen. Vor allem ab der zweiten Hälfte des Films kommen die ganz großen Klopper, bei denen ich als Fan der Spiele ausgestiegen bin.

Ein Film, der eigentlich nur für Leute funktioniert, die die Spiele nicht gespielt haben, bzw. die es schaffen Ungereimtheiten und Logikfehler komplett zu ignorieren.

 

 

Zukunftsmusik: Filmuniversum oder Eintagsfliege?

Ich persönlich stehe dem Film – wie ihr jetzt lesen konntet – sehr kritisch gegenüber. Das hindert aber natürlich nichts und niemanden an dem Fakt, dass hinter den Kulissen wohl an einer Fortsetzung gearbeitet wird. Aber hier sind die Meinungen unterschiedlich: Während nämlich die Hauptdarstellerin Alicia Vikander behauptet, sie würde sehr gerne eine Fortsetzung machen, wisse aber noch nicht, ob es diese geben werde, ist der Produzent Aiden Askarieh schon einen Schritt weiter. Er würde sich ein ganzes Filmuniversum aus dem Hause Square Enix wünschen und Filme zum Beispiel zu den Spielen „Deus Ex“, „Hitman“, „Just Cause“, „Thief“ und eben „Tomb Raider“ erschaffen.

 

 

Infosammlung:

Deutscher/Internationaler Titel

Tomb Raider

Studio / Publisher

Metro Goldwyn-Mayer,

Warner Bros. Pictures,

GK Films

Square Enix

 

Publisher: Warner Bros. Pictures

Deutscher Kinostart

15. März 2018

Filmlänge

Ca. 118 Minuten

FSK-Einstufung

12 Jahre

 

 

 

 

 

 

 

 

Quellen:

Trailer: YouTube / Warner Bros.

Bilder: http://www.mgm.com/#/our-titles/3221/Tomb-Raider