Nathan Drake ist seit seiner Kindheit Fan von Schätzen – auch wegen seines Bruders. Doch zehn Jahre nach dessen Verschwinden, hat Nathan beinahe aufgegeben auf ein Lebenszeichen zu hoffen. Doch als dieses in Form von Victor Sullivan doch noch kommt, weckt das schnell Nathans Interesse. Sullivan verfolgt einen Plan, den er ursprünglich mit Sam Drake schon verfolgte. Nathan schließt sich Victor an, in der Hoffnung somit mehr über seinen Bruder herauszufinden. Doch dafür muss er sich auf eine nervenaufreibende und nicht minder tödliche Schatzsuche begeben!
Autor: Alex
Inhaltsverzeichnis:
Zitate:
„Das ist der größte Schatz, der niemals gefunden wurde.“
„[…] Es wurde mir überlassen das Geld meiner Familie zurückzuholen.“
„Sic parvis magna – Großes aus kleinen Ursprüngen.“
„[…] Geld verändert die Menschen.“
„Wenn etwas verschollen ist, kann man es finden.“
„Unser Vermögen ist mit Blut befleckt.“
Handlung: Die Geburt eines Schatzsuchers
Nathan Drake muss schon früh in seinem Leben lernen alleine klarzukommen. Aufgewachsen in einem Waisenhaus, verlässt ihn sein großer Bruder auch noch. Über die Jahre erhält Nathan nicht mehr als eine Handvoll Postkarten. Ansonsten lässt sein Bruder Sam kein weiteres Lebenszeichen bei ihm ankommen. Nathan ist inzwischen erwachsen und verdient sich als Barkeeper ein wenig Geld. Eines Abends wird er von einem mysteriösen Gast angesprochen: Victor Sullivan will Nathan von einem Raubzug überzeugen. Nathan lehnt ab, doch als geübter Taschendieb staunt er nicht schlecht, als er am Ende der Schicht anstatt seines Diebesguts eine Kontaktkarte von „Sully“ – wie sich Victor selbst nennt – findet.
Nathan lässt sich auf den Kontakt ein und merkt schon bald, dass es sich bei dem Raubzug vielmehr um eine Schatzsuche dreht und zwar genau die gleiche, der auch bereits er und sein Bruder vor so vielen Jahren nachgeeifert haben: Der verschollene Schatz des Erdumrunders Magellan! Als Nate (Nathans Spitzname) dann auch noch erfährt, dass Sully und Sam bereits gemeinsame Sache gemacht haben, ist keine weitere Überzeugungsarbeit mehr von Nöten.
Doch der Weg zu diesem Schatz ist noch ein weiter, denn ihnen fehlen noch die nötigen Zugänge, um den jahrhundertealten Weg zu beschreiten. Um an diese zu gelangen, müssen sie sich nicht nur mit einer milliardenschweren spanischen Familie anlegen, sondern vor allem mit deren morderprobten Schlägern. Zudem soll Drake immer wieder von Sullys Lügereien eingebremst und behindert werden. Was er nicht weiß: Auch sein Bruder Sam ist Teil einer von Sullys Lügen.
Die Schatzsuche führt die beiden nicht nur ins spanische Barcelona, sondern auch in die Arme von Chloe, die selbst auch Schatzsucherin ist und leider schon einige schlechte Erfahrungen mit Sully machen musste. Entsprechend misstrauisch steht sie dem Plan gegenüber fortan als Trio weiterzumachen. Doch wer einen Schatz finden will, muss wohl auch ein paar Kompromisse eingehen. Wem gelingt es am Ende als erster am Ziel zu sein? Dem Trio oder der spanischen Familie? Oder jemand komplett anderes? Das wird nur eine sich über mehrere Länder erstreckende Hetzjagd zeigen!
Einschätzung: Kann Nathan Drake auch die Leinwand erobern?
Als bekennender Videospielefan bzw. -reviewr und auch Filmreviewer sind Videospielverfilmungen für mich nach wie vor ganz besondere Momente in einem Kinojahr. Das kann nämlich fürchterlich schief gehen, oder aber auch eine echte Perle dabei herumkommen. In den letzten Jahren geht der Trend für mich recht eindeutig in eine positive Richtung. Deshalb war ich jetzt sehr gespannt, wie Sonys ambitioniertes Filmprojekt zu einer seiner erfolgreicheren Spieleserien abschneiden würde. Immerhin vier Hauptspiele zählt die Reihe um den Schatzsucher Nathan Drake ja. Gespielt habe ich alle vier, deswegen wird es im Rahmen dieser Review auch einen besonderen Blick auf den Film geben: Den „Gamerblick“. Dazu aber später mehr.
Zunächst einmal soll es hier in der Einschätzung wie gewohnt um den Blick aus der Filmreviewer-Sicht gehen. Denn dieser bringt einige spannende Erkenntnisse mit sich. Zunächst einmal befasst sich „Uncharted“ nämlich überraschend viel und tiefgehend mit seinen Charakteren. Das ist insofern überraschend, dass man es hier doch noch immer mit einem Actionfilm zu tun hat. Diese strahlen in allererster Linie nicht das große Interesse aus tiefe Charakterstudien offenzulegen. Das macht auch dieser Film beileibe nicht, aber selbst Zuschauer ohne einen Wissensvorsprung durch die Videospiele wissen schnell über Nathan & Co. Bescheid.
Insgesamt lässt sich der Film wunderbar in verschiedene Kategorien einteilen: Vorstellung, Schatzsuche, Abschluss. Auch wenn die Dreiteilung nicht gleichmäßig verläuft (die Schatzsuche nimmt den größten Part im Film ein), so hat der Film schnell eine klare Linie. Eine so klare Linie, dass man ihr nicht nur jederzeit folgen kann, sondern auch den Großteil der Wendungen vorhersehen kann. Das ist aus meiner Sicht aber nicht einmal so schlimm, weil es dann eben doch den ein oder anderen Moment gibt, den man so nicht erwartet hat. Es hält sich einigermaßen gut die Waage.
Weniger gut hält sich die Waage beim Thema Spannung, denn das verkommt bei der Schatzsuche leider so ein bisschen in ein „Wo ist die nächste Nadel im Heuhaufen?“-Prinzip. Drei- oder viermal steht das Trio vor der scheinbar unlösbaren Aufgabe den nächsten Schritt zu finden, ehe er dann doch wie durch ein Wunder auftaucht. Hier hätte man gerne noch ein wenig mehr Fantasie und auch Spannung einbauen können, in dem man vielleicht einen oder zwei dieser Schritte weglässt und sich stattdessen auf die übrigen konzentriert. Gut ist, dass das der Mittelpart des Films ist, denn nach diesem eher in die Länge gezogenen Part wendet man sich dann langsam dem Abschluss zu und der überzeugt mit einem Action- und Effektbombast sowie sich schnell verändernder Ausgangslagen. Zum Ende hin macht „Uncharted“ also wieder alles richtig und belohnt uns als Zuschauer für diesen doch eher zähen Mittelteil.
Ein Garant für den Erfolg des Films ist aber übergreifend ganz sicher der Humor. Dieser hilft auch über den langen Mittelteil hinweg – und das ausgezeichnet. Ich mag die locker gezeichnete Figur von Nathan Drake sehr gerne und vor allem im Zusammenspiel mit Victor „Sully“ Sullivan begeistert das Duo mit zum Brüllen komischen Wortduellen und geradlinigen „One-Liner“. Ich habe mich hier bestens unterhalten gefühlt.
Ihr merkt – auch anhand der Handlungszusammenfassung – dass der Film nur so vor Genre-Klischees strotzt, das mag ich in diesem Fall aber sehr gerne, denn auch das Videospiel geht ja einigermaßen ähnlich vor – in einem Punkt gefällt mir der Film sogar viel besser (gleich mehr dazu). Die Chancen auf eine Fortsetzung oder gar den Ausbau zu einem Filmfranchise sehe ich durchaus als realistisch an. Konkrete Äußerungen gibt es hierzu natürlich nicht, das wird allein das Box-Office entscheiden. „Uncharted“ selbst liefert aber schon einmal den ein oder anderen Gedanken, wie man denn eine mögliche Fortsetzung angehen könnte. Denn der Film beinhaltet gleich zwei Abspannszenen (die man übrigens alle recht schnell hintereinanderweg zu sehen bekommt – ein „marvelsches“ Sitzenbleiben bis ganz zum Schluss ist nicht erforderlich). Auf die konkreten Inhalte will ich aus Spoilergründen nicht eingehen!
„Uncharted – Der Film“ vs. „Uncharted – Das Videospiel”:
Wie weiter oben bereits angekündigt, habe ich mich in der Vergangenheit bereits ausführlich mit dem Thema Uncharted beschäftigt (Review zur Nathan-Drake-Trilogie: https://game-kritik.net/9718/uncharted-the-nathan-drake-collection/ /// Review zu „Uncharted 4 – A Thief´s End“: https://game-kritik.net/9778/uncharted-4-a-thiefs-end/).
Somit gehe ich noch angespannter in eine Verfilmung, als wenn ich keine Berührungspunkte mit dem zugrundeliegenden Spiel hätte. Was mir natürlich sofort auffällt bei der Filmversion ist die (zum Glück!!!!) fehlende Gewalt. In den Videospielen geht der gute Nathan in aller Regel mit einem dreistelligen „Body-Count“ aus der Nummer (und das in jedem der vier Spiele). Die Tötungsmaschine Nathan Drake wirkt aber bereits in den Spielen nicht sonderlich überzeugend und macht auch ihm deutlich zu schaffen, wie man spätestens im vierten und letzten Teil der Hauptserie auch direkt miterleben wird.
Im Film entschuldigt sich Nathan Drake, wenn er einen Schläger durch einen versehentlichen Reflex in den wohl sicheren Tod schickt. Das mag im ersten Moment etwas „quatschig“ klingen, war aber für mich ein so herausragender Moment, dass ich mich noch gerne daran erinnere! Mir gefällt der beinahe gewaltfreie Nathan Drake wesentlich besser! Die Tatsache, dass er Kugeln gegen Witze austauscht, macht das Ganze dann noch runder. Ja auch in den Videospielen gibt es den ein oder anderen lockeren Spruch. Aber nicht in der Dichte, wie es der Film hier vormacht. Und ja ich weiß: Humor ist Geschmacksache; aber meinen trifft er voll.
Mir hat auch die Tatsache zugesagt, dass man seitens der Verantwortlichen nicht auf Biegen und Brechen versucht hat alle bekannten Namen aus dem Spieleuniversum jetzt schon in diesen (vermeintlich ersten) Film zu packen. Mit Nathan und Sam Drake, Victor Sullivan und Chloe Frazer sind das ohnehin schon ganz ordentlich viele. Dass man sich beim Trio Nate, Sully und Chloe zudem direkt an die Chemiebildung gemacht hat, ist ein guter Ansatz, denn der unterstreicht auch die Wirkung der drei aus der Spielevorlage.
Für aufmerksame Gamer gibt es im Film übrigens auch ein paar Referenzen und „Easter Eggs“ zu finden. Mein persönliches Highlight: Der Auftritt von Nolan North, der dem „Videospiel-Nathan“ seine Stimme lieh.
Es gibt aber auch zwei kleinere Auffälligkeiten, die mir jetzt nicht ganz so zugesagt haben. Das ist zum einen die Gestaltung und Inszenierung der Schatzsuche. Ich weiß, dass es aus Filmsicht unglaublich schwierig ist darzustellen, aber die Schatzsuchen, die Nathan Drake im Spiel erlebt sind nicht mit der aus dem Film vergleichbar. Sie sind wesentlich komplexer und meist mit nicht nur einem (teils forderndem) Rätsel versehen. Dieser Rätsel-Aspekt geht im Film ein wenig unter, bzw. versucht man ihn durch diese bereits erwähnte Suche nach der „nächsten Nadel im Heuhaufen“-Variante zu ersetzen. Und zu guter Letzt noch eine Auffälligkeit in Sachen Umsetzung: Sully hat seinen Schnäuzer verloren. Der so signifikante Oberlippenbart musste dem Kostüm leider weichen. Daran muss man sich tatsächlich erst einen Moment gewöhnen. Aber wenn ihr durchhaltet, dann entschädigt eine der Abspannszenen dafür 😉
Technik und Besetzung: Tom Holland + Mark Wahlberg = Dreamteam?
Nachdem wir uns jetzt einer etwas ausführlicheren Einschätzung gewidmet haben, kommen wir jetzt zur Technik, den Verantwortlichen und der Besetzung. Technisch gesehen wimmelt es in dem Film natürlich von Stunts und Spezialeffekten. Gerade eine bestimmte Szene im Flugzeug, oder auch im Abschlussbereich sprechen hier denke ich Bände. Die Effekte werden gut eingesetzt und wirken nicht übertrieben. Man fühlt sich tatsächlich immer wieder wie in einem der Uncharted-Spiele. Hier gelingt die Immersion bzw. eher Fusion von Videospiel und Kinofilm auf einem sehr ordentlichen Niveau!
„Uncharted“ ist natürlich ein Prestige-Projekt. Das gilt nur für die dahinterstehenden Firmen wie Sony, sondern auch für die Menschen vor und hinter der Kamera. Es überrascht daher nicht, dass man weder bei der Regie noch bei der wirklich bemerkenswerten Musik des Films auf große Namen verzichtet hat. Bleiben wir kurz bei der Musik, denn man braucht nicht lange, um die außergewöhnliche Note eines Ramin Djawadi (u.a. „Pacific Rim“, „Eternals“, „Game of Thrones“) herauszuhören. Die zumeist schweren und von einer gewissen Epik getragenen Stücke passen sich hervorragend dem „Schatzsucher“-Thema an und unterstreichen diese mit der nötigen musikalischen Wucht. Dass der Film gelegentlich auch mal von seiner Musik dominiert wird, stört mich bei solchen Inszenierungen überhaupt nicht!
Mit einem Blick auf die Regie wird auch schnell klar, warum der Film eine so ausgeprägte (und gelungene) humoristische Note hat. Ruben Fleischer (u.a. „Zombieland 1+2“) ist durchaus für seine komischen Qualitäten bekannt. Ich mag seine Arbeiten in der Regie sehr gerne und man merkt auch diesem Film seine Handschrift eben besonders im Humor an. Fleischer schafft es hier aus meiner Sicht gut einen Videospielgigant gekonnt und so neutral wie möglich für die Leinwand zu adaptieren, dass sowohl passionierte Spieler als auch reine Filmenthusiasten ihre Freude mit dem Werk haben können.
Mit dem Blick auf die Darsteller möchte man eigentlich über das Duo Nathan und Sully sprechen, aber für mich steht Nathan noch ein Stück weiter vorn. Nichtsdestotrotz möchte ich an dieser Stelle kurz den Auftritt von Mark Wahlberg (u.a. „Ted“, „The Gambler“, „Transformers“) als Victor Sullivan erwähnen. Leider konnte er für mich nicht an das Charisma oder auch die Strahlkraft seines Videospiel-Ebenbilds herankommen. Dennoch war er ein Garant für den humoristischen Erfolg des Films – und auch das sollte erwähnt sein!
Jetzt aber zu Nathan Drake, der im Film von Tom Holland (u.a. „Spiderman Home-Trilogie“) verkörpert wird. Ich zähle mich persönlich als großen Fan von Holland. Nicht nur wegen seiner schauspielerischen Leistung, sondern weil ich ihn auch menschlich unglaublich gerne mag. In „Uncharted“ spielt er eine intensivere Action-Rolle, da man zu jederzeit ihn sieht. Er kann sich nicht hinter einer Maske verstecken, sondern er steht im Mittelpunkt. Das passt aber gut zu seinem Auftritt, der es zudem eben schafft, Nathan weg von dieser Tötungsmaschine hin zu einem humoristischen und einfach grundsympathischen Schatzsucher zu bewegen. Tom Holland brilliert hier sicherlich nicht, dafür ist die Rolle schauspielerisch nicht fordernd genug, aber er beweist sich und liefert einen mehr als bemerkenswerten Auftritt ab. Die Bürde war groß, aber Holland hat sie selbstbewusst geschultert!
Fazit: Popcorn-Action trifft Videospiel-Ikone
„Uncharted“ ist auf dem ersten Blick ein Actionfilm wie viele andere auch. Erst auf dem zweiten Blick wird auffallen, dass er auch eine Neuschöpfung einer Figur ist, die manche Menschen die letzten 10-15 Jahre begleitet hat. Die Verfilmung der erfolgreichen Videospielreihe hat sicherlich einige Risiken mit sich gebracht. Doch den Verantwortlichen ist ein zu jederzeit unterhaltsamer und zuweilen extrem lustiger Schatzsucher-Auftakt gelungen. Wie bereits erwähnt mochte ich die Tatsache, dass man Nathan nicht als Tötungsmaschine inszeniert hat, sondern als etwas tollpatschig wirkenden jungen Erwachsenen, der einfach nur seinen Bruder wiedersehen will.
Sony kann aus meiner Sicht Stolz auf diese Inszenierung sein, denn sie erlaubt es eben nicht nur eingefleischten Gamern erneut auf ein Abenteuer mit Drake und Sully zu gehen, sondern auch Filmenthusiasten sich für ein Universum zu begeistern – hoffentlich! Ich würde mir eine Fortsetzung bzw. einen Ausbau der Reihe sehr wünschen, alleine schon des Humors wegen – und ein bisschen auch wegen der Schatzsuche. Indiana Jones könnte das gefallen!
Infos:
Originaltitel | Uncharted |
Deutscher Titel | Uncharted |
Studio / Publisher | Sony Pictures Entertainment |
Deutscher Kinostart | 17. Februar 2022 |
Filmlänge | ca. 117 Minuten |
FSK-Einstufung | 12 Jahre |
Regie | Ruben Fleischer |
Musik | Ramin Djawadi |
Darsteller | Tom Holland –> Nathan Drake Mark Wahlberg –> Victor Sullivan Sophia Ali –> Chloe Frazer Antonio Banderas –> Santiago Moncada |