Die PS4 bietet von Seiten der Hardware alles, was sich Fans von Arcade-Racern nur wünschen können. Leider gibt es derzeit noch kein Rennspiel, welches sich anzuschaffen wirklich lohnt. Wir zeigen euch in unserer Review, wieso auch Driveclub diese Lücke nicht zu füllen vermag.

 

PS4 Review von Mario

 

Story: Ruhm ist alles

Was wünscht sich ein professioneller Fahrer mehr als Ansehen und Ruhm zu erlangen? Am besten weltweit. Alles andere – Karriere, Geld, eine ansehnliche Autosammlung – sind nebensächlich. So sieht es zumindest bei Driveclub aus. Das Spiel reduziert allen Schnickschnack auf das Wesentliche.
Im Tour-Modus treten wir gegen KI-Gegner in verschiedenen Rennen an. Innerhalb dieser Rennen gibt es Aufgaben zu erfüllen, die uns Pokale einbringen. Jeder Sieg, jedes gefahrene Rennen und jede erfüllte Aufgabe bringt uns (und unserem Club – doch dazu später mehr) Ruhm ein. Haben wir genug Ruhm gesammelt, steigen wir eine Stufe auf, was uns neue Fahrzeuge freischaltet.
Doch nicht nur im Tour-Modus, sondern auch in Solo-Veranstaltungen wie Drift-, Zeit- und regulären Rennen erhalten wir Ruhm, welcher unserem Fahrerprofil hinzugerechnet wird. Auch in Online-Partien können wir weiter Ruhm erlangen.
Alles, was wir brauchen, ist der genannte Ruhm. Und den bekommen wir überall. Wir sind also nicht auf einen Spielmodus eingeschränkt, sondern können uns beliebig austoben, aber dennoch unser Fahrerprofil Stufe für Stufe nach oben bringen. Und dies wiederum bringt uns neue Fahrzeuge, die wir in Rennen gegen unsere Gegner einsetzen können. Vorausgesetzt der Fahrzeugtyp ist zum jeweiligen Rennevent zugelassen.

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Gameplay: Weniger ist mehr?

Die Menüführung ist – vermutlich den wenigen Spielmodi geschuldet – ziemlich übersichtlich und selbsterklärend. Auf Anhieb findet man sich zurecht und kann direkt mit dem favorisierten Spielmodus beginnen. Ebenso schnell gelangt man zurück ins Hauptmenü und kann in den nächsten Modus springen.

Auch während der Rennen selbst stellt sich die Steuerung als sehr simpel dar. Gas, Bremse und gegebenenfalls noch die Handbremse (vor allem bei Drifts) ist eigentlich alles, was wir benötigen. Alle Fahrzeuge sind natürlich mit verschiedenen Stärken und Schwächen ausgestattet – allerdings machen sich diese Unterschiede lediglich in der Beschleunigung, Höchstgeschwindigkeit und dem Driften bemerkbar. Signifikante Unterschiede bei der Steuerung nach Fahrzeug- und Herstellertyp bleiben im Verborgenen, auch wenn das Handling noch eine gewisse Rolle spielt.

Der Fuhrpark, der sich uns bietet, bleibt leider überschaubar. Gerade einmal 50 Fahrzeuge von – in erster Linie – europäischen Fahrzeugen stehen uns zur Verfügung. Hier sind zwar alle großen Marken wie BMW, Ferrari, Audi, MINI, Lotus und Co vertreten – doch der amerikanische und asiatische Fahrzeugmarkt wurde dabei völlig außen vor gelassen. Ich persönlich favorisiere zwar die europäischen Marken, doch gerne hätte ich mich auch hinter einen Dodge oder Honda geklemmt.
Ebenso spärlich fallen leider die Strecken aus. Insgesamt bieten sich uns fünf verschiedene Schauplätze, welche wiederum jeweils elf unterschiedliche Strecken hervorbringen. Das Rückwärtsfahren einer Strecke wurde dabei bereits mit eingerechnet.
In beiden Fällen – Fuhrpark und Strecken – hätte ich mir eine größere Auswahl gewünscht. Über das, was geboten wird, kann man sich allerdings qualitativ nicht beklagen.

Störend empfand ich letztendlich vor allem die Gegner- KI. Abgesehen davon, dass die Gegner enorm aggressiv vorgehen und mich immer wieder mal gerne von der Fahrbahn drängen – völlig egal ob sie dabei selbst enorme Zeitverluste hinnehmen müssen – störte mich besonders die enorm seltsame Anpassung des Verhaltens der Gegner. Egal wie schnell oder gut ich auch die Strecken meisterte: Die KI-Fahrer blieben mir immer dicht auf den Versen und setzten urplötzlich zu Überholmanövern an, welche allein durch Geschwindigkeit und Windschatten eigentlich nicht zu machen sind. In diesem Fall rasen drei oder vier Gegner an einem vorbei und man kann sehen, wie man diese wieder einholt.
Doch direkt zum Aufholen: versuchsweise habe ich den Start um zwanzig bis dreißig Sekunden „verschlafen“. Da mir die Gegner in guten Runden immer dicht auf den Versen waren, hätte es eigentlich unmöglich sein müssen, hier wieder aufzuholen. Doch schon nach einer halben Runde hatte ich meine Gegenspieler wieder direkt vor mir – und Großteils auch hinter mir. Das Ergebnis: Je nachdem, wie ich die Strecke absolvierte, benötigten meine Gegenspieler 10 – 30 Sekunden länger, als in einem „normalen“ Rennen, bei welchem ich all mein Können anwandte. Eine weiteres Beispiel: Die gleiche Strecke, die gleichen Fahrzeuge: Durch einige Versuche verlor ich das Rennen mit eine Zeit von 3:28, den ersten Platz belegt ein KI-Fahrer mit einer Zeit von 3:23. Die nächste Runde verlief deutlich besser und ich gewann mit einer Zeit von 3:17. Den letzten Platz belegte ein KI-Fahrer mit lediglich 3.22. Sprich: Der Letztplatzierte war schneller als zuvor der Sieger des Rennens. Dies war insgesamt leider sehr unbefriedigend.

Die Rennen selbst bieten letztendlich aber mehr, als lediglich eine Platzierung oder Zeitwertung. Für verschiedene Aktionen erhalten wir während des Rennens bereits Ruhmpunkte. Beispielsweise bei sauberen Streckenabschnitten, Fahren im Windschatten, Drifts oder auch das Gewinnen einer neuen Position. Ebenso können wir aber Ruhmpunkte verlieren, wenn wir mit unseren Gegnern kollidieren, die Strecke verlassen oder an der Fahrbahnbegrenzung anecken. Für besonders starke „Rempler“ gegen Begrenzungen oder ein anderes Fahrzeug erhalten wir sogar Strafen, die uns für kurze Zeit daran hindern, eine höhere Geschwindigkeit zu erreichen. Das Fahrzeug blockiert einfach – wie auch immer das in der Realität möglich sein soll.

Besonders hervorzuheben sind Duelle, die während der Rennen gestellt werden. So erscheinen zufällig vorgegebene Durchschnittsgeschwindigkeiten, Driftergebnisse oder saubere Kurvenabschnitte von Spielern weltweit, die es zu schlagen gibt – dafür gibts natürlich weitere Ruhmpunkte. Voraussetzung ist hierfür, dass man im PSN angemeldet ist.

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Grafik: Schöne Autos, umwerfende Kulissen

Die Präsentation von Driveclub kann sich sehen lassen. Die Fahrzeuge sind sehr gut animiert und entsprechen exakt ihren Vorbildern. Könnte man diese Fahrzeuge noch entsprechend individualisieren wäre man dem Traum eines jeden Auto-Fans einen Schritt näher. Jedoch lassen sich nur die Grundfarben anpassen und voreingestellte Muster an den Fahrzeugen anbringen. Eine genauere Betrachtung ist leider auch nicht möglich – lediglich mit der Kamera um die Fahrzeuge herum schwenken ist uns erlaubt. Nichts desto trotz sehen die Rennmaschinen nahezu echt aus und können sich sehen lassen.
Sogar die Innenräume der Fahrzeuge wurden den Vorbildern genau nachempfunden. Wir setzen uns nicht in ein Standard-Cockpit, sondern je nach Hersteller und Fahrzeugtyp sieht der Innenraum des Fahrzeugs anders aus. Und den Fahrer selbst können wir auch ein klein wenig anpassen.

Grafisch noch ansprechender sind allerdings die Schauplätze gestaltet. Obwohl es sich wie oben genannt um lediglich fünf verschiedene handelt, haben es diese in sich. Sie unterscheiden sich von ihren Begebenheiten komplett und im Vergleich der Schauplätze untereinander lassen sich keine bereits bekannten Grafikelemente finden. Innerhalb der Orte finden sich Büsche, Bäume und so weiter natürlich immer wieder. Doch da wir unglaublich schnell an den Streckenrändern vorbeiziehen, stört dies nicht. Die Rennorte und auch die Strecken selbst sind abwechslungsreich gestaltet und zeigen uns, wie Hintergründe aussehen sollen.

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Sound: So viel Arbeit…

Die Entwickler haben es sich zur Aufgabe gemacht, unglaublich realistische Soundeffekte ins Spiel zu integrieren. Hierfür wurden die Fahrzeugtypen im Original jeweils mit 16 verschiedenen Mikrofonen ausgestattet, um einen unvergleichbaren Motorsound einzufangen. Leider kommt diese Technik im Spiel nur bedingt zur Geltung. Ein Golf GTI klingt natürlich anders als beispielsweise ein Formel1- Fahrzeug P1, jedoch klingt ein MINI im Spiel nicht wie ein MINI auf der Straße. Besonders verstörend ist die Tatsache, dass, sobald wir die Ansicht auf die Fahrerkabine wechseln, plötzlich kaum mehr Motorengeräusche zu vernehmen sind. Ein angenehmes, leises Dröhnen bleibt zu vernehmen. Wer bereits einmal in einem hochmotorisierten Fahrzeug gesessen ist weiß, dass auch im Innenraum noch einige Geräusche vom Motor übrig bleiben. Eine Abdämpfung wie in Driveclub habe ich bisher noch nicht erlebt.


Multiplayer: Es hätte so viel mehr sein können!

Von Anfang an war klar, dass Driveclub sich besonders auf den Multiplayer spezialisiert. Viel Kritik wurde hier bereits im Vorfeld laut. Doch Driveclub hat bewiesen, dass es funktioniert. Zumindest prinzipiell.
Neben den regulären Online-Rennen und Bestenlistenplätzen bietet Driveclub uns die Möglichkeit, einem Club beizutreten oder einen eigenen zu gründen. Zusammen mit den Clubmitgliedern wird versucht, die Stufe des Clubs zu erhöhen und damit neue Fahrzeuge freizuschalten. Ebenso kann man gemeinsam an Online-Rennen teilnehmen und versuchen, das andere Team in der Teamwertung und natürlich zugleich jeden einzelnen Gegenspieler auf der Strecke platt zu machen. Lediglich enorme Ladezeiten schränken den Spielspaß hier etwas ein.

Besonders interessant ist allerdings die Möglichkeit, Herausforderungen für andere Spieler zu erstellen, an Freunde und Clubs zu senden und zu versuchen, die Herausforderungen der anderen zu schlagen. Alleine tritt man gegen die Bestzeiten der anderen an.
So oder so ähnlich sollte es zumindest sein. Leider kam ich nicht in den Genuss, dieses Feature, welches letztendlich doch einen großen Teil von Driveclub ausmachen sollte, zu testen. Verschiedene Spielemagazine haben besonders diesen Modus im Prinzip gelobt, aber auch auf die enormen Verbindungs- und Serverprobleme verwiesen. Die Verbindungs- und Serverprobleme sind zum Zeitpunkt unseres Tests noch immer nicht gelöst – obwohl man sich dafür entschieden hat, die Herausforderungen im Spiel vorerst zu deaktivieren, um die eigenen Server zu entlasten.
Sprich: Den wohl interessantesten Spielmodus konnte ich gar nicht erst unter die Lupe nehmen, da dieser auf Grund von Serverproblemen vorerst aufs Eis gelegt wurde. Eine riesige Enttäuschung, wie ich finde. Und unverständlich oben drauf, da Driveclub von Anfang an auf die Social-Racing-Schiene angepriesen wurde. Nur ohne Server ist dies natürlich nicht möglich. Und dies über zwei Wochen nach Release. Die Hoffnung ist, dass sich dieser Modus bald wieder einfindet in das Gesamtspiel.

Driveclub


Fazit: Schade Schade

Trotz im Vergleich zu anderen Titeln geringer Fahrzeug- und Streckenauswahl schafft es Driveclub, im Tour-Modus ans Spiel zu fesseln. Dieser ist allerdings sehr kurzweilig und schnell gemeistert. Voller Motivation möchte man sich auf den Multiplayer stürzen – und dann liegen die Server flach. Ich wünschte mir, die Probleme würden bald behoben werden, denn Driveclub hätte so viel mehr sein können. Doch letztendlich ist es ein kurzweiliger Arcade-Racer geworden, der Rennfans sicherlich gefällt, aber definitiv nicht der Höhepunkt der Rennspiele auf der Playstation sein wird. Ich persönlich hoffe daher weiterhin auf Project Cars.

 

Kategorie

Punkte

Begründung

Story

6

ansprechender, aber kurzatmiger Tour-Modus

Gameplay

6

leider zu wenig Auswahlmöglichkeiten in vielen Bereichen

Grafik

9

Schöne Autos, wundervolle Kulissen – grafisch keine Kritik

Sound

6

Mehr Realitätsnähe wünschenswert

Multiplayer

4

So viel Potential, aber überlastete Server. Das darf einfach nicht passieren. Und das Abschalten des interessantesten Modus ist keine Lösung. Duelle und Co geben aber einen guten „Vorgeschmack“

Gesamtbewertung

62%

viel Potential – völlig verschenkt…

 

Pro

Contra

Anspruchsvoller Tour-Modus

Überlastete Server -> abgeschaltete Multiplayer-Modi

Wundervolle Schauplätze

Kurzweiliger Tour-Modus

Motivierendes Stufensystem

Wenig Auswahlmöglichkeiten (Strecken, Fahrzeuge, Fahrzeugdesign)

 

Puplisher:

Sony Computer Entertainment

Entwickler:

Evolution Studios

Plattformen:

PS 4

Release:

07.10.2014

Webseite:

@Driveclub

Spielzeit:

ca. 15 Stunden (Tour-Modus)

USK

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Preis

ca. 55 € (Amazon)