Besteige den Berg und überwinde deine Schwierigkeiten! Celeste ist im letzten Jahr bereits ein absoluter Klassiker geworden und überraschend vielschichtig. Tauche mit mir ein in das kanadische Jump&Run-Vergnügen und erlebe eine Reise zur Selbstfindung!
Konsole: Nintendo Switch
Autor: Phil-kun
Inhaltsverzeichnis:
Handlung: Erklimm Celeste!
Menschen suchen Herausforderungen im Leben. Sie suchen etwas, was sie erfüllt, was zeigt, dass sie etwas erreicht haben. Für viele ist das Bergsteigen eines dieser Ziele. Das Erklimmen eines Berges ist ein solch fundamentales Ziel für sie. Oben am Gipfel angekommen zu sein und den beschwerlichen Aufstieg hinter sich gelassen zu haben, genau das ist ihr Ziel.
Madeline ist eine junge Frau, welche eben jenes Ziel verfolgt. Sie will den kanadischen Mount Celeste besteigen. Aus welchen Gründen sie dies jedoch vor hat, weiß sie nicht. Sie kann niemandem genau erklären wieso es für sie so wichtig ist diesen Berg zu besteigen. Madeline kennt sicherlich die Antwort auf diese Frage, doch sie will sie selbst nicht kennen. Sie hat nur ein Bestreben: Den Gipfel von Mount Celeste zu erreichen.
Auf ihrer Reise begegnete sie einer alten Frau am Fuße des Berges, welche sie forsch darauf hinwies, dass nur wenige diesen Berg bezwingen können und es mehr erfordert, als nur eine Zielsetzung, den Berg zu meistern. Genervt von den Warnungen der Frau, macht sie sich trotzdem auf den Berg weiter zu besteigen. In der Ferne hörte sie immer noch das Lachen der alten Frau, als Madeline einen seltsamen Vogel sieht. Aus irgendeinem Grund scheint dieser Vogel ihr zu folgen und ihr auch einen gewissen Mut zuzuspielen. Ob es nun an dem Vogel lag oder nicht, sie schaffte es zur ersten Station des Berges.
Auf dem Weg dorthin begegnete sie einem weiteren Bergsteiger. Theo, sein Name. Wie Madeline so weiß auch Theo nicht recht wieso er den Berg besteigen will, obgleich die Antwort ihm ebenfalls bereits bekannt ist. Anders als Madeline scheint Theo nicht von den gleichen Sorgen und Problemen geplackt zu sein als sie. Er wirkt stets ruhig und schaffte es sogar Madeline weiteren Mut zuzusprechen. Mut, der einem Teil von ihr fehlt. Ein Teil von ihr missbilligt die Versuchungen von ihr. Ein Teil von ihr weiß das sie scheitern wird und sowieso nichts erreichen wird in ihrem Leben. Ein Teil von ihr möchte sie mit in den gleichen Abgrund drängen in dem dieser Teil bereits verweilt. Finstere Gedanken und düstere Überlegungen machen diesen Teil von ihr aus. Er redet alles schlecht und lässt sie kalt und gemein wirken. Madeline kennt diesen Teil von ihr. Sie versucht alles um ihn wegzusperren und zu bezwingen. Aus diesem Grund besteigt sie den Celeste. Was sonst könnte ihre Motivation sein?
Du bringst es zu nichts!
Niemand mag dich!
Keiner versteht dich!
Du bist zu nichts Nütze!
Nicht einmal diesen Berg kannst du besteigen!
Du bist lächerlich und jämmerlich!
HALT DIE KLAPPE!
Ich kann das schaffen!
Es ist mein Weg! Mein Leben!
Ich habe die Kontrolle über mein Leben!
Ich brauche DICH nicht!
Niemand braucht DICH!
Atme Madeline….
Beruhige dich…
Denke an die Feder…
Wäre es nicht langsam Zeit, dass DU dich bei IHR entschuldigst?
ZUSAMMEN könnt IHR den Berg besteigen.
Gameplay: Klettere, springe und sprinte!
Celeste ist ein Jump & Run oder Plattformer, je nachdem welche Bezeichnung nun einem lieb ist. Was heißt das nun für das Spielerlebnis und das Leveldesign?
Nun, Madeline, die spielbare Figur, hat genau vier mögliche Aktionen: Rennen, springen, klettern und sprinten/dashen
Mit diesen einfachen Befehlen muss das Spiel auskommen. Als Plattformer müssen diese Befehle nun möglichst dazu verwendet werden, um von A nach B zu gelangen am besten über voneinander entfernte Plattformen, sodass man tatsächlich springen und rennen muss, um dem anderen Namen des Genres gerecht zu werden.
Und was soll ich groß schreiben? Genauso ist es ja!
Celeste hat eine einfache Steuerung und eine einfache Prämisse im Gameplay: Sei ein Plattformer!
Madeline lässt sich in alle acht Richtungen eines üblichen Pixel-Spiels bewegen. Oben, Unten, Links, Rechts und die vier diagonalen Richtungen dazwischen. Um die ersten Hindernisse am Fuße des Celeste zu überwinden, genügt es tatsächlich zu laufen und eben zu springen; ihre zweite Fähigkeit. Kurzerhand später fordert ein sehr segmentierter Levelabschnitt dazu auf, auch die dritte Fähigkeit zu verwenden. Hier muss geklettert werden. Dabei besitzt Madeline eine unsichtbare Ausdauerleiste, welche abnimmt, solange sie an einer Wand hängt. Hängt sie zu lange an einer Wand, so rutscht sie ab. Natürlich können Klettern und Springen in Form von Wandsprüngen kombiniert werden und das bewegen von Madeline in der Luft sorgt zusätzlich dafür, die Sprungrichtung zu ändern bzw. anzupassen. Auch die Sprungweite kann angepasst werden, indem man die Sprungtaste weniger lang gedrückt hält. Sind nun auch diese Abschnitte im ersten Kapitel geschafft, so wird man vor einem unüberwindbaren Abgrund gestellt, über den sie einfach nicht springen kann. Doch sogleich bekommt man vom Spiel die vierte Fähigkeit vorgestellt: Das Sprinten/Dashen
Mit einem Satz nach vorne, kann sich Madeline in der Luft nach vorne bewegen. Ähnlich zu den genreüblichen Doppelsprüngen kann nun das Dashen dazu verwendet werden wesentlich größere Abgründe und Sprünge zu meistern. Doch ein Dash ist nicht gebogen wie ein Sprung. Es kann in alle acht Richtungen gedasht werden und zwar geradlinig. Dies gibt dem Spieler die Möglichkeit zum Beispiel im rechten Winkel an Hindernissen vorbeizuspringen. Also, weiß man nun schon alles im ersten Kapitel? Wird das nicht langweilig?
Nun, die einzelnen Kapitel des Spiels, ganze neun an der Zahl, haben ihre eigenen Herausforderungen. So lernt man noch recht früh die Möglichkeit kennen mittels beweglicher Plattformen katapultiert werden zu können, mittels speziellen Items erneut Dashen zu können – Zu Beginn kann Madeline nur einmal in der Luft dashen –, durch bestimmte Blöcke hindurch sausen zu können oder von Wolke zu Wolke hüpfen zu können. Obgleich die Befehle gering sind, so ist die Vielfalt, in welcher diese kombiniert und genutzt werden müssen, um die Levelabschnitte meistern zu können, schier endlos, eine Aussage, welche die Entwickler mit dem kürzlich veröffentlichten neunten Kapitel zu unterstreichen versuchen. Ein Versuch der meines Erachtens absolut geglückt ist.
Aber schwierige Levelabschnitte allein wären irgendwo auch langweilig, denn ein jedes gutes Plattformer-Spiel hat schließlich Sammelitems und versteckte Herausforderungen. So könnt ihr bei Celeste mit Madeline Erdbeeren einsammeln, welche in besonders kniffligen Abschnitten aufgegabelt werden müssen. Diese Erdbeeren sind kein Muss, aber versüßen einem das Ende des Spiels. Wem die Levelabschnitte und Kapitel zu leicht vorkommen, kann sich gerne an der B-Seite dieser versuchen. Für die B-Seite muss eine Kassette – so ein Ding auf dem früher Musik draufgespielt war, verrückt – in dem jeweiligen Kapitel gefunden werden. Meistert man die teuflischen B-Seiten, gibt es obendrein nochmal eine C-Seite für die ganz Närrischen unter euch.
Kapitel 8 sowie Kapitel 9 setzen eine gewisse Anzahl an gemeisterten B-Seiten bzw. C-Seiten Voraus, um diese überhaupt meistern zu können. Aber für jene Normalsterblichen unter uns sollte der Abschluss des Kapitel 7 das Ziel sein, denn damit ist das Spiel gemeistert (Hier gibt es im Anschluss die Credits – Das Ziel vieler Gamer), der Rest ist Post-Game, und glücklicherweise für redaktionelle Arbeiten nicht unbedingt relevant…da hab ich nochmal Glück gehabt.
Grafik: Ein pixeliges Erlebnis!
Celeste ist Mitglied im Club „Pixel-Indies“. Ganz im 16-Bit Look will das Spiel mit simplen, aber farblich kräftigen, Szenerien überzeugen. Dabei präsentieren sich nur manche der Kapitel im klassischen Berg-Design.
So sind diese Level sehr steinig und felsig designet, mit gelegentlichen frostigen Stellen. Im Hintergrund sind hier meist tatsächlich die Berge zu sehen. Andere Kapitel wiederum, präsentieren ein eher fantastisches Setting. Alte Ruinen mit neonfarbenen Lichtern, träumerische Blöcke, wie aus Sternenhimmel gemacht, ein wirrer Dschungel mit alten antiken Statuen oder auch ein altes nicht ganz so verlassenes Geister-Hotel.
Trotz der großen Vielfalt an unterschiedlichen Szenerien, wirkt jede sehr authentisch, obgleich natürlich der Gedanke daran, dass die Levelabschnitte nun tatsächlich real existieren könnten, nur wirklich ein Gedankenspiel bleibt. Aber Celeste versucht eben erst gar nicht dessen Welt real wirken zu lassen. Der gesamte Berg ist mysteriös und unwirklich, aber dennoch eine für den Spielcharakter reale Herausforderung.
Prinzipiell wirkt auch hier die gleiche Philosophie wie beim Gameplay: Weniger schafft mehr!
Sound: Balsam für die Seele und Kraft für den Geist!
Im zweiten Bereich der Präsentation, dem Ton, wird das Spiel nun vollends abgerundet. Synthetische Musik gepaart mit instrumentellen Klängen. Der Soundtrack des Spiels fängt jederzeit die Atmosphäre des jeweiligen Kapitels ein und lässt so den Spieler noch ein wenig tiefer in das Spielerlebnis eintauchen.
Teils melancholisch, fröhlich, spannend, ängstlich, aufbrausend und fantasievoll, so wie das Abenteuer eben auch. Grundsätzlich übersteigt der Soundtrack die Grafik, in Sachen Technologie, jedoch gibt es auch einige Retro-Pixel-Tracks.
Persönlich kann ich den Soundtrack auf jeden Fall zum Hören weiterempfehlen. Auf z.B. Bandcamp unter http://radicaldreamland.bandcamp.com können die drei Alben des Spiels erworben werden oder auch auf Streamingdiensten genossen werden.
Fazit: Herausfordernd schön!
Celeste ist wirklich eine Herausforderung!
Anfangs dachte ich, dass das Spiel nun nicht sooo schwierig werden wird, anscheinend habe ich vergessen, wie das Spiel damals in den Medien auftrat und die Vergleiche mit Meatboy oder Cuphead gänzlich bei Seite gelegt. Leute, das Ding ist ein harter Brocken! Und das will es jederzeit auch mit dem Zähler von all deinen gescheiterten Versuchen pro Kapitel unterstreichen. Aber nicht um dich damit zur Weißglut zu bringen und dich wohlmöglich auch noch zu beschämen, nein, es möchte damit vor allem eines aussagen: Wenn der Weg noch so schwer ist, und du noch so viele Anläufe und Versuche brauchst, am Ende zählt nur eines: Dass du es tatsächlich geschafft hast! Jeder Versuch ist ein Schritt näher am Ziel. Gib niemals auf, du kannst es schaffen!
Diese vom Spiel verliehene Motivation war es auch, die mich noch stärker an das Spiel band. Ich liebe mittlerweile Plattformer. Nach meiner zweijährigen Erfahrung mit den Spielen der NES-Ära ist mir dieses Genre regelrecht ans Herz gewachsen und natürlich auch ins Blut und die Muskeln übergegangen. Hätte ich das Spiel wohl damals zum Veröffentlichungsdatum gekauft, vor mittlerweile knapp zwei Jahren, dann hätte ich es wohl baldigst aufgegeben und samt Controller in die Ecke geworfen. Ich denke der Grund für mein damaliges Ablehnen des Spiels war wohl jener, dass ich nur wenige Wochen davor gerade mal Cuphead geschafft hatte und nun keine Lust hatte auf ein weiteres Geduldsfäden strapazierendes Spiel.
Jedoch war diese damalige Einschätzung komplett daneben: Celeste ist ein absolut faires und anspornendes Spiel. Obwohl viele der Levelabschnitte weit mehr als zehn Versuche aus mir rausholten, war ich zu keinem Zeitpunkt wirklich gefrustet. Jeder Versuch brachte mich, wie ich anfangs schon erwähnte, immer einen Schritt näher ans Ziel, bis ich irgendwann den Abschnitt meistern konnte. Natürlich hätte ich jederzeit den Hilfemodus des Spieles (Unbesiegbarkeit, unendliche Dashes, unendliche Ausdauer, langsamere Spielgeschwindigkeit) hinzuschalten können, aber ich habe mich bewusst dagegen entschieden, da ich mich der Herausforderung stellen wollte. Ich wollte mit Madeline mitfühlen und die Strapazen, die ihr bevorstanden, mit ihr gemeinsam auf einer Ebene meistern…das heißt natürlich NICHT, dass ich jetzt den Mount Celeste besteige! Die digitale Version des Berges im Spiel selbst genügt mir hier vollkommen.
Na, aber wie hat es mir nun gefallen?
Das Spiel ist absolute Spitze! Die Handlung ist kurz und knapp. Die Dialoge der Charaktere unterhalten den Spieler zu jederzeit und schaffen es einen zum Lachen, aber auch fast zum Weinen, bringen zu können. Besonders die ehrliche Art, wie die Charaktere miteinander reden lässt einem das Herz aufgehen. Hier wirkt nichts gekünstelt, jeder spricht so authentisch wie im realen Leben.
Auch wird die Prämisse des Spiels, Erreiche den Gipfel des Berges, nie außer Acht gelassen, sie ist immer das Ziel von Madeline, auch in mehrfacher Hinsicht, wenn man so will.
Die Steuerung ist leicht zu lernen aber schwierig zu meistern. Die Art und Weise wie sich Madeline steuern lässt ist absolut perfekt. Zu keinem Zeitpunkt wirkt die Steuerung wirklich hakelig oder falsch. Das geniale Leveldesign samt Präsentation tut hier nur ihr Übriges.
Auch wenn ich nur einen Teil des Abenteuers mit über 1200 Tode gemeistert habe gilt trotzdem:
Celeste ist ein absolutes Topspiel und, meiner Meinung nach, ein Muss für jeden Fan des Jump&Run- bzw. Plattformer-Genres. Für mich ist Celeste, wie auch für viele andere Spieler, bereits ein Klassiker und verdient die BESTWERTUNG!
Viel Spaß beim Zocken!
Pro und Contra
Pro | Contra |
Herausfordernde Level | Herausfordernde Level |
Jeder Levelabschnitt ist einzigartig | |
Jedes Kapitel bringt neue Herausforderungen | |
Hilfe-Modus | |
Viel zusätzlicher Inhalt für Jump&Run-Meister |
Wertung
Kategorie | Punkte | Begründung |
Handlung/Inhalt | 10 | Eine bewegende Geschichte mit liebenswerten Charakteren. In der Kürze liegt auch hier die Würze. Zu keinem Zeitpunkt scheint hier ein Dialog zu viel oder zu wenig vorhanden zu sein. |
Gameplay | 10 | Die leicht zu erlernende Steuerung bietet einen schnellen Einstieg. Die stetig schwierigeren Levelabschnitte ermöglichen eine ebenso stetige Lernkurve, um das Spiel zu meistern. Die schier endlose Anzahl an Levelabschnitte bringen in ihrer Variation das Spiel zur Spitze! |
Grafik | 10 | Charmanter Pixel-Look, welcher nie alt wirkt, sondern durch immer wechselnde Szenerien eine unerwartete Vielfalt bietet. |
Sound | 10 | Ein wunderschöner Score, der nicht nur als Begleiter in Celeste großartig ist. |
Gesamt | 100 % | Eines der besten Jump&Run-Spiele, das ich je gespielt habe. Ein enorm hoher Wiederspielwert lädt immer wieder zu einer weiteren Runde ein. Ich denke, das Spiel wird ein langjähriger Freund für mich werden, den ich immer wieder besuchen werde. |
Infos
Publisher | Matt Makes Games |
Entwickler | Matt Makes Games |
Plattform | Linux macOS Microsoft Windows Nintendo Switch PlayStation 4 Xbox One |
Genres | Plattformer, Jump & Run |
Release | 25.01.2018 |
Website | http://www.celestegame.com/ |
Preis | 19,99 € |
Altersfreigabe | USK ab 6 Jahren |
Spielzeit | 5-10 Stunden |
2 thoughts on “Celeste”
[…] wie bei Celeste kann ich mir hier bei diesem Spiel keine bessere Handlung vorstellen. Auch die gesamte […]
[…] Review-Jahr eröffnete ich mit Celeste (2018). Ein für mich absolutes Highlight. Nicht nur gab es für das Spiel die Bestwertung von 100%, […]