Sei das Monster! In einer geheimen staatlichen Forschungseinrichtung wurdest du gefangen gehalten, bist du einen Weg fandest aus deinem Gefängnis auszubrechen! Nun ist es dein Ziel aus der Forschungseinrichtung zu entkommen, um schließlich die ganze Welt zu vernichten! Als Formwandler und wandelndes Lovecraft-Monster ist dir jedes Mittel recht und dabei natürlich ganz wichtig: Friss so viele von den nervigen Menschen wie möglich! Irgendwoher musst du schließlich deine Biomasse bekommen, damit du die Einrichtung einnehmen kannst!
Konsole: Nintendo Switch
Autor: Phil-kun
Inhaltsverzeichnis
Gameplay: Tyrannisiere die Menschheit!
Wolltest du schon einmal als Lovecraft-Horror-Monster die Menschheit fressen?
Nein?
Nicht mal ein kleines bisschen?
Na, dachte ich mir schon; Bei CARRION darfst du nämlich genau das: Die Menschen fressen!
CARRION fiel mir bereits bei der letztjährigen Devolver Digital Direct positiv auf, als sich das Monster des Spiels persönlich vorstellte und seinen Plan die Menschheit zu vernichten freundlich präsentierte. Die Propaganda von Devolver Digital trug demnach auch Früchte und das Spiel geriet bei mir nicht in Vergessenheit und setzte sich wie ein Parasit auf meinem Wunschzettel fest. Und bevor nun das Monster aus CARRION mein Gehirn übernimmt und die Review selbst schreibt, sehe ich zu, dass ich dies noch selbst hinbekomme. Ich will schließlich kein hirnloser Wirt für dieses menschenverschlingende Tentakelbündel werden, aber würde ein von einem Parasiten befallener Mensch nicht exakt dasselbe sagen?
Motivation: Breche aus!
Unsere Forschungseinrichtung ist streng geheim. Wir beschäftigen uns täglich mit staatlich geförderten Experimenten, meist mit militärischer Absicht. Eines dieser Experimente zerstörte jedoch einen unserer abgelegenen Standorte tief in den Bergen versteckt. Es handelte sich dabei um einen Hochsicherheitstrakt, sodass nur wenige Menschen von der Örtlichkeit wussten und noch weniger Menschen Zutritt zu dieser Einrichtung haben. Ich bin leider einer der wenigen die von dieser Einrichtung wissen und zudem Zutritt zu ihr hat, da ich als Assistent des dortigen Forschungsprojektes fungiere. Die genauen Details waren mir auch stets nie bewusst, doch ich wusste, dass in dieser Einrichtung eine unbekannte Lebensform erforscht wurde. Diese Lebensform besteht beinahe gänzlich aus einer lebendigen fleischähnlichen Biomasse. Bisher konnten keine Versuche, diese Lebensform aufwecken oder zu einer Aktion drängen.
Doch vermutlich war diese Information nun mittlerweile veraltet. Wir verloren den Funkkontakt zu dieser Einrichtung vor zwei Tagen. Der letzte Informationsaustausch fand jedoch vor mehreren Wochen statt. Nicht unüblich, da man schließlich nicht jeden Tag bahnbrechende Entdeckungen macht, aber eine derart lange Informationspause und nun auch die Funkstille ließ die Obersten unruhig werden, weswegen sie ein kleines Team per Helikopter zu dieser Einrichtung schickten, mich eingeschlossen…
— Mehrere Monate später —
ALARM! ALARM! ALARM! In Sektor 27D kam es zu einer radioaktiven Kontamination. Objekt C ist ausgebrochen! Ich wiederhole: Objekt C ist in Sektor 27D ausgebrochen! Verlassen sie sofort den gesamten Sektor 27!
Schießen sie auf alles, dass kein Mensch ist! Sie sind in Gefahr! Ein gefährliches Wesen ist ausgebrochen! Die inhumane Lebensform besteht aus fleischlicher Biomasse und ernährt sich von Lebewesen!
Steuerung: Ein Horror mit vielen Tentakel!
…Und genau diese Lebensform bist du! Schlängle dich mit deinen Tentakeln durch die engen Gänge der Labore, Lager, Fabriken, Müllhalden und Kontaminationsräumen und friss jeden Menschen, der dir begegnet. In CARRION bist du das Monster und steuerst es wie in typischen 2D-Metroidvania Spielen durch die Gänge und Räume, nur das du dieses Mal kein Held oder Kopfgeldjäger bist. Mit dem linken Analogstick bewegst du dich mit deinen vielen Tentakel in die eingegebene Richtung fort, solange deine Tentakel eine Wand zum Festhalten haben. Mit dem rechten Analogstick zielst du deine Greifarme, um Opfer oder Objekte zu greifen und sie wahlweise zu zerfetzen oder zerstören. Gefressene Menschen lassen deine Biomasse ansteigen, was wiederum deine Lebenspunkte erhöht und je nach eingesammelten Kontaminationsbehältern ändert sich dadurch auch deine Mutationsstufe.
Jede der drei Mutationsstufen verfügt über die gleichen bereits beschriebenen Grundaktionen. Darüber hinaus gibt es dann noch z.B. das Verschießen eines klebrigen Netzes, ein kraftvoller Angriff mit vollem Körpereinsatz, die Verwendung von Camouflage, um unsichtbar zu werden, oder auch der parasitäre Übergriff auf die Menschen, um sie per Fernsteuerung zu kontrollieren; dabei verfügst du übrigens über die gleichen Aktionen wie der jeweilige Mensch. Hat der Mensch eine Pistole, so hast du nun auch eine, solange du den Menschen im Besitz hast.
Inhalt: Des Menschen schlimmster Albtraum!
Als etwas anderer Metroidvania-Titel wird hier ein Labyrinth-ähnlicher Gebäudekomplex einer strenggeheimen Einrichtung als Lovecraft-Horror erkundet. Monster haben keine Karten, sondern Instinkte, so hast du als Spieler hier ebenfalls keine Karte, aber kannst die nächsten Checkpoints bzw. geeignete Orte für ein weiteres Nest per Sonar orten. Sobald du ein Nest eingenommen hast, infizierst du dieses Gebiet mit deiner Biomasse und kannst dich dort jederzeit erholen; das Spiel wird hier auch gespeichert. Ziel deiner Reise ist es diese Orte, deine zukünftigen Nester, einzunehmen, um von dort aus die Kontrolle über die Umgebung zu erlangen. Wenn du pro Gebiet/Level genug Nester eingenommen hast, dann öffnet sich die dort zuvor verschlossene Tür und du kannst im nächsten Gebiet wieder Angst und Schrecken verbreiten.
Da die Gebiete zusammenhängen und auch über so etwas ähnliches wie eine Oberwelt erreichbar sind, wirkt die gesamte Spielwelt wie ein großes Level bzw. Labyrinth. Um also schließlich aus diesem Labyrinth ausbrechen zu können, musst du erstmal genug Mutationen durchlaufen, um die notwendigen Fertigkeiten zu erlangen, damit du erfolgreich ausbrechen kannst. Gehen deine Lebenspunkte zu Neige, so stirbst du nicht wirklich, sondern startest einfach bei deinem letzten Nest wieder. Hier mag es hilfreich sein, manchmal zu einem solchen Nest zurückzukehren bevor du dich in einen gefährlichen Raum mit Maschinenpistolen, Robotern, Soldaten und Feuerwerfern begibst, denn man verliert sämtlichen Fortschritt seit dem letzten Checkpoint, wenn man besiegt wird.
Präsentation: Horrorfilmreif!
CARRION dreht den Spieß im. Anstelle vor diesem von H. P. Lovecraft inspirierten Horrormonster – Cthulhu wäre stolz – davonzulaufen und alles dafür zu tun, um dieses Monster zu stoppen und schließlich im dritten Akt zu vernichten und die Menschheit zu retten, spielst du das Monster und hast nur Zerstörung im Sinn. Die Hoffnungslosigkeit der Zivilisten, die Angst, die sich in ihren Schreien äußert oder auch die abgestumpften Soldaten, die sich todesmutig dem Monster in den Weg stellen, beschreiben einen bitteren Kampf um Leben und Tod. Und da bist du, das Monster, dass sie fürchten und bekämpfen. Mit einem Schlag deiner Tentakel kannst du sie alle in Stücke reißen und die Wände Rot färben. Egal ob Soldat oder einfacher Laborant. In deinen Augen sind die Menschen gleich minderwertig; einzig deren Waffen stellen ein Problem für dich da, doch mit genug Stealth schleichst du dich einfach im Dunklen an deine Opfer an und schaltest sie so aus. Selbst Roboter oder Maschinen haben dann keine Chance mehr.
Diese düstere Atmosphäre, die voller Horror und Furcht schwer wirkt, wird in jedem Pixel dieses Spiels transportiert. Die Umgebungsgeräusche, seien es im Wind rasselnde Ketten oder summende Lüftungen, sowie der atmosphärische Soundtrack verstärkt diese Horrorszenerie. Das gesamte Spiel ist in sehr aufwendig detaillierten Pixelgrafiken wiedergegeben, welche mit Lichteffekten wahrlich lebendig gemacht werden. Gerade das Spiel zwischen Licht und Schatten wird hier gut wiedergegeben, da es auch ein integraler Baustein für das Gameplay ist, damit das Anschleichen und Verstecken vor den Menschen auch wirklich authentisch funktioniert.
Fazit: Fantastischer Horror!
Das Genre Horror ist bei mir als Gameplay-Genre selten zu Gast, jedoch findet es sich bei mir immer wieder gerne als Handlungs- bzw. Präsentations-Genre wieder. Ich liebe Spiele, die düster sind und den Spieler mit ihrer Aufmachung gruseln. Castlevania und Hollow Knight sind hier sehr bekannte Vertreter dieser Art von Spielen. Passenderweise sind sie auch Metroidvania-Spiele, wie auch CARRION eins sein möchte. So ganz wird dieses Gameplay-Genre nicht vermittelt, weswegen man meist nur das Genre Horror bei CARRION liest, wobei es eben einige Kernelemente aus dem Metroidvania-Bereich mitnimmt.
Zudem schafft CARRION es eine gesamte Handlung zu vermitteln, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Das Spiel kommt vollständig ohne Dialog aus und benötigt diesen auch nicht. Einzig die Fortschrittnachrichten, Ortsbezeichnungen, Hinweise, Katastrophenmeldungen oder Tutorials finden sich in schriftlicher Form auf dem Bildschirm wieder. Die Handlung gibt hier also viel Interpretationspielraum, welchen ich zum Teil in der obigen Motivation genutzt habe, um meine Intepretation dieser zu verschriften.
Aufgrund des ungewöhnlichen Spielcharakters liefert das Spiel ein sehr einmaliges Gameplay ab, welches trotz der eigenartigen Aspekte perfekt abgestimmt ist mit dem Leveldesign. Es macht, so morbide es klingen mag, einfach Spaß als dieses Monster durch die Gänge zu rasen und sämtliche Menschen in Stücke zu reißen und diese in einem Blutregen unsauber zu fressen. Die Zielmechanik ist ein wenig ungenau an manchen Stellen, gerade wenn es hektisch wird und man aktiv gegen mehrere Gegner gleichzeitig kämpft, nachdem das Unentdecktsein flöten gegangen ist. Und trotz der vielen Blutpixel läuft das Spiel jederzeit absolut flüssig.
CARRION ist ein wahrliches Erlebnis. Für den Horrorliebhaber eine absolute Empfehlung! Hier bist du für die Jumpscares bei den Menschen verantwortlich, auch wenn diese eigentlich sofort mit deren Tod quittiert werden.
Viel Spaß beim Zocken!
Wertung
Pro und Contra
Pro | Contra |
Geniales Leveldesign | |
Mächtiger Spielcharakter | |
Tentakel |
Score
Kategorie | Punkte | Begründung |
Motivation | 10 | Selten hat man die Gelegenheit ein furchteinflößendes Horrormonster zu spielen. Mag ich! |
Steuerung | 8 | Trotz der vielen Tentakel und ungewohnten Aspekte der Steuerung geht diese sehr leicht von der Hand. Einzig das etwas ungenaue Zielen sorgt für kleine Frustmomente. |
Inhalt | 8 | Bei ca. 5 Stunden Spielinhalt hätte ich mir hier eindeutig mehr Gebiete gewünscht, aber dies ist verschmerzbar, da die vorhandenen Level einzigartig gut designet wurden! |
Präsentation | 10 | Horror mit Pixel und Lichteffekten darzustellen ist nicht einfach, aber hier mehr als gelungen! Der sehr atmosphärische Soundtrack und die Umgebungsgeräusche tun hierbei ihr übriges (und das verdammt gut!) |
Gesamt | 90 % | CARRION ist ein spielerisches Horrormeisterwerk in meinen Augen! Ein absoluter Must-Play Titel für Horrorfans und Fans des Metroidvania-Genres! |
Infos
Publisher | Devolver Digital |
Entwickler | Phobia Game Studio |
Plattform | Nintendo Switch, Microsoft Windows, Linux, Mac OS, Xbox One |
Genres | Horror |
Release | 23. Juli 2020 |
Website | https://www.devolverdigital.com/games/carrion |
Preis | 19,99 € |
Altersfreigabe | USK ab 18 Jahren |
Spielzeit | 5 Stunden |