Die Verleihung der Game Awards zählt mittlerweile Jahr für Jahr zu den wichtigeren Terminen in der Gaminglandschaft. Das liegt nicht zuletzt an dem neu aufgesetzten Format, das der Journalist Geoff Keighley ins Leben gerufen hat und seit dem nicht nur kuratiert, sondern beständig ausbaut. Vor allem liegt es aber an den immer mehr werdenden Informationen und Premieren, die man im Laufe dieser Veranstaltung zu sehen bekommt. Auch in diesem Jahr gab es deshalb nicht nur die Gewinner in über 20 Kategorien zu bejubeln, sondern auch noch viele Ankündigungen, Vorstellungen und Erweiterungen zu bestaunen. In diesem zusammenfassenden Beitrag werfen wir deshalb eben nicht nur den Blick auf die Gewinner ALLER Kategorien, sondern blicken auch auf die wichtigsten, der in Scharen gezeigten neuen Informationen zu kommenden und aktuellen Game-Krachern. Und meine persönliche Einschätzung zu den Gewinnern und der Tatsache, dass es mehr Ankündigungen als Gewinner gab, gibt es auch noch zwischendurch.
Autor: Alex
Inhaltsverzeichnis:
Die Show – viel Info, wenig Show
Preisverleihungen sind für mich immer eine ganz interessante Angelegenheit. Wenn diese nämlich richtig inszeniert sind, können sie ihre eigene Geschichte erzählen und somit die Inhalte der Verleihung als individuelle Highlights präsentieren. Eine Eigenschaft, die den Game Awards leider bereits seit Jahren fehlt. Daher ist es leider wenig überraschend gewesen, dass es auch in diesem Jahr wenig Inszenierung für viel Inhalt gab. Geoff Keighley führte mehr oder weniger durch die Aneinanderreihung von Ankündigungen, die immer wieder durch die Vergabe von Preisen unterbrochen wurde. Ich bin zwar durchaus Fan davon, wenn wir viele neue Informationen zu kommenden Spielen geliefert bekommen, allerdings sollten sie aus meiner Sicht nicht den Hauptpart einer Preisverleihung einnehmen.
Eben dieser Spagat zwischen Preisverleihung und Infotainment gelingt den Veranstaltern seit Jahren herausragend schlecht. Man hat sogar das Gefühl, dass das Ungleichgewicht zwischen Informationen und Preisvergaben immer größer zum Nachteil der Preise gerät. So kann man sich gar nicht richtig auf die Kategorien einlassen oder sich über die Gewinner freuen. Zudem werden einige Preise bereits in der Pre-Show vergeben und auch während der Hauptshow gibt es immer wieder „Schnelldurchläufe“, bei denen dann mehrere Kategorien innerhalb weniger Sekunden durchgearbeitet werden, ohne den Gewinnern eine Chance zu geben selbst zu Wort zu kommen.
Das selbst auferlegte Motto die Entwickler, ihre Spiele und ihre Spieler zu feiern verdonnern die Verantwortlichen damit bereits in der Pre-Show zum Scheitern. Es geht in der Preisverleihung schon lange nicht mehr um die Preise, sondern um die Informationen. Ich würde mir für zukünftige Veranstaltungen wünschen, dass man hier wieder ein wenig umdenken würde. Anstelle von irgendwelchen Kleinstinfos sollte man sich auf wirklich ausgearbeitete Präsentationen von neuen Inhalten konzentrieren und dafür wieder den Fokus mehr auf die Preise und vor allem ihre Nominierten und Gewinner richten. Damit könnte man vielleicht die über drei stündige Veranstaltung auch ein wenig kürzen, zumindest kann man aber denen das Rampenlicht geben, die es in einer solchen Show auch verdient haben: Den Spielen und Entwicklern des Jahres.
Die Infos – Masse statt Klasse
Wenn ihr den vorangegangenen Part gelesen habt, dann wisst ihr ja bereits, dass es in der Show unglaublich viele Informationen gab, über die man reden könnte. Über acht Seiten DIN-A5-Notizen haben sich über die Show angesammelt (und dabei habe ich nicht zu allen Infos eine Notiz gemacht). Weit über 50 Ankündigungen, Informationen und Premieren fanden ihren Weg in die Veranstaltung. Von hochklassig ausgearbeiteten Präsentationen und Einführungen in neue Spielwelten gab es aber auch (leider) unzählig viele Kleinstteaser, in denen teilweise gerade einmal die Titelfigur oder der Spieltitel angekündigt wurde (z. B. sei hier das neu angekündigte Warner Bros. Gaming-Abenteuer rund um „Wonder Woman“ genannt). Solche Ankündigungen und werbeblockartige Infos zu teils bereits veröffentlichten Titeln ziehen diese Veranstaltung zwar in die Länge, liefern aber dabei nur selten wirklichen Mehr- oder Unterhaltungswert.
Ich habe mich daher für meine Infozusammenfassung hier auf die Titel begrenzt, die es in irgendeiner Art und Weise geschafft haben mich zu erreichen. Sei es durch die Präsentation oder die Inhalte. Dadurch ergibt sich natürlich eine viel geringere Zahl an Titel, über die ich euch hier informiere. Wer die volle Informationsflut sehen will, dem empfehle ich bereits an dieser Stelle den Link zur Show ganz am Ende dieses Artikels!
Meine Highlights:
Tunic:
Die Genres der „Like“-Titel wachsen gefühlt von Jahr zu Jahr. Ein solcher Vertreter aus dem „The Legend of Zelda-Like“-Genre wird im nächsten Jahr sein Debüt feiern. „Tunic“ entführt seine Spieler dabei in eine fantastische und vor allem farbenfrohe Welt eines kleinen Fuchses, der sich mit Schwert und allerlei Ausrüstungen auf zu einem großen Abenteuer macht. Ich war spontan von der minimalistischen und doch qualitativ hochwertigen Inszenierung des Trailers angetan. Der Titel wird nach aktuellem Stand für PC (macOS und Windows) sowie Xbox (One, Series) erscheinen.
Release: Voraussichtlich 16.03.2022
Das Telltale-Comeback:
Die handlungsgetriebenen und großartig inszenierten Spiele von Telltale haben in den vergangenen Jahren sehr vielseitige Produktionen zu sehr unterschiedlichen Franchises hervorgebracht. Nach 2018 werden die Geschichtenerzähler jetzt wieder aktiv und bringen eine Serienversoftung heraus. Die Handlung wird sich dabei um die Amazon-Serie „The Expanse“ drehen. Ob das Spiel direkt auf die Serie aufbaut oder wie die „The Walking Dead“-Titel lediglich im gleichen Universum spielen, bleibt dabei noch abzuwarten. Die Inszenierung ähnelt dabei nicht unbedingt Werken aus der Vergangenheit, bzw. merkt man, dass drei Jahre seit dem letzten Abenteuer vergangen sind.
Release: Derzeit noch nicht bekannt.
Passend dazu:
Ehemalige Entwickler von Telltale werden mit ihrem eigenen neuen Entwicklerstudio Dramatic Labs ein eigenes Spiel vorstellen. Angesiedelt wird dieses im Star-Trek-Universum und hört auf den Namen „Star Trek: Resurgence“. Wie bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber, wird auch dieser Titel stark handlungsorientiert sein, scheinbar inklusive Entscheidungsoptionen. Die optische Inszenierung wirkt aber im Gegensatz zu Telltale-Produktionen wesentlich ausgereifter bzw. detaillierter.
Release: Voraussichtlich Frühjahr 2022
Thirsty Suitors:
In dem Spiel dreht sich alles um eine junge indische Frau, die mit dem Problemen und Hürden des Alltags klarkommen muss. Ständige An- und Beschuldigungen der Eltern ihr Leben zu vergeuden und eine gigantische Liste an Ex-Lovern, die jetzt Rache üben wollen. Ja richtig gehört. Ähnlich wie in „Scott Pilgrim vs. The World“ muss sich hier die Hauptfigur gegen eine Flut ehemaliger Geliebten bewähren. Das ist alles nicht nur sehr verrückt, sondern wird auch noch passend in eine entsprechend verrückte Gameplay-Welt und Optik verpackt.
Release: Derzeit noch nicht bekannt.
Have a nice Death:
Für mich eines der kleinen Spielehighlights während der Veranstaltung. Man schlüpft in die Rolle eines völlig überarbeiteten und genervten Tod, der die ganze Arbeit mal wieder alleine machen muss. Er zieht daher in Sidescroll-2D-Level los, um neue Seelen zu sammeln. Die putzige Inszenierung ist für mich der entscheidende Punkt.
Release: Voraussichtlich März 2022 (Early Access)
Hellblade II – Senua´s Saga:
Was der erste Teil bereits mehr als hochklassig geschafft hat, scheint von seiner Fortsetzung nun noch getoppt zu werden. In einem begeisternden und erstaunlichen Gameplay-Trailer wurde man in die Welt von Senua gebracht während einer Auseinandersetzung mit einem riesenähnlichen Wesen. Die optische und atmosphärische Inszenierung dabei sind von einer eigenen Welt.
Release: Derzeit noch nicht bekannt.
Star Wars Eclipse:
Ein Spiel aus dem Universum von Star Wars ist mittlerweile zwar nichts besonderes mehr. Doch (voraussichtlich!) handlungsgetriebene Einzelspielererfahrungen sind es allemal! Bereits durch die optische Inszenierung wissen die Verantwortlichen (einmal mehr) zu überzeugen. Allerdings handelte es sich bei den gezeigten Bildern um Cinematics und damit noch nicht um Spielegrafik. Zeitlich wird sich das Spiel in die bisher wenig beleuchtete Ära der „High Republic“ einordnen und zeitlich damit 200 Jahre vor den Ereignissen in Episode I spielen.
Release: Derzeit noch nicht bekannt.
Alan Wake 2:
Eine Ankündigung auf die sich Fans des Erstlings sicherlich gefreut haben dürften. In der nach über zehn Jahren erscheinenden Fortsetzung, wird man aber einen anderen Alan Wake erleben. Denn was damals nur „Horror-Elemente“ waren, wird jetzt das Kernprinzip des Gameplay. Das Spiel ordnet sich nämlich in das Genre des „Survival-Horror“ ein. Weitere Infos gab es aktuell noch nicht. Lt. Verantwortliche könnte es aber im Sommer 2022 neue Infos geben.
Release: Derzeit noch nicht bekannt.
Nightingale:
Ein First-Person-Titel, der sich in einer Science-Fiction-Umgebung einfindet ist erst einmal nichts besonders. Nimmt er dann aber noch Survival- und Crafting-Elemente mit dazu, lässt das doch aufhorchen. Das Spiel will es den Spielern überlassen, ob sie sich alleine in eine Community spielen wollen oder ob man direkt als eine Community aus untereinander bekannten Spielern auftritt.
Release: Early Access (nur auf PC) in 2022.
Cuphead – Delicous Last Course:
Die Erweiterung von „Cuphead“ nimmt endlich konkrete Züge an. Im Rahmen der Erweiterung bereist man die „D.L.C.-Insel“ und erlebt dort mit dem Hauptspiel vergleichbare Abenteuer. Man darf sich also auf eine Parade neuer Bossfights freuen. Ob es auch wieder „Run & Gun“-Level geben wird, wurde noch nicht verraten.
Release: Voraussichtlich 30.06.2022
Sonic Frontiers:
Das neueste Abenteuer des blauen Flitzeigels begeistert mit einem tollen (cinematischen?) Trailer. Ob man sich in diesem Spiel in einer offenen Welt bewegt bleibt offen, man kann es aber durch den Trailer vermuten. Das Setting wirkt etwas düster bis (post-)akopalyptisch.
Release: Voraussichtlich Weihnachten 2022
Tchia:
Ein Vertreter des „Breath of the Wild-Like“-Genres konnte mich bereits vor einiger Zeit überzeugen. In dem neu veröffentlichten Trailer konnte man noch einmal einen Blick auf die eher simpel gehaltene, aber gleichzeitig bezaubernde karibische Welt von „Tchia“ werfen. Als kleines Mädchen erkundet man die Insel, klettert an Felsen oder gleitet durch die Lüfte. Das Besondere: Durch eine magische Kraft kann sich Tchia mit Tieren verbinden und somit auch als Hai das Meer oder als Vogel die Lüfte unsicher machen.
Release: Voraussichtlich Frühling 2022
Tiny Tina´s Wonderland:
Im veröffentlichten Trailer befasst man sich mehr mit der Handlung und dem Rahmen, in dem sich das Spiel wiederfinden wird. Gemeinsam mit Tiny Tina spielt man eine Runde „Bunkers & Badasses“, in diesem fiktiven Rollenspiel geht es darum, dass der „Fatemaker“ den mächtigen Drachenlord stürzen muss. Und genau da kommt man als Spieler dann ins Spiel, in dem man die Rolle des „Fatemakers“ übernimmt. Man kann sich wohl auf herrlich verrückten „Borderlands“-Humor freuen, der sicherlich auch die Realvorlage „Dungeons & Dragons“ das ein oder andere Mal auf die Schippe nehmen wird.
Release: Voraussichtlich 25.03.2022
Die Gewinner – Überraschungen, Überraschungen, Überraschungen!
Auch wenn von den Veranstaltern so nicht gesehen, waren für mich die Gewinner einmal mehr das Highlight der Veranstaltung. Selten habe ich so oft mit Überraschung auf eine Auszeichnung reagiert wie in diesem Jahr. Ich möchte euch gar nicht mehr lange warten lassen. Hier sind die ALLE Gewinner der Game Awards 2021:
Gewinner Bereich E-Sport / Content Creation:
Bester Content Creator | Dream |
Bestes Event | 2021 League of Legends World Championship |
Bester Coach | Kim „kkOma“ Jeong-gyun |
Bestes Team | Natus Vincere (Counter Strike: Global Offensive) |
Bester Spieler | Oleksandr „s1mple“ Kostyeliev |
Bestes Spiel | League of Legends |
Gewinner im Bereich Videospiele:
Meist erwartetes Spiel | Elden Ring |
Bestes Debüt-Spiel | Kena: Bridge of Spirits |
Bestes Mulitplayer-Spiel | It Takes Two |
Bestes Simulations-/Strategiespiel | Age of Empires IV |
Bestes Sport-/Rennspiel | Forza Horizon 5 |
Bestes Familienspiel | It Takes Two |
Bestes Kampfspiel | Guilty Gear Strive |
Bestes Rollenspiel | Tale of Arise |
Bestes Action-Adventure | Metroid Dread |
Bestes Actionspiel | Returnal |
Beste Innovation in der Barrierefreiheit | Forza Horizon 5 (u.a. Gebärdensprache) |
Bestes Virtual-Reality-Spiel | Resident Evil 4 |
Bester Community Support | Final Fantasy XIV Online |
Bestes mobiles Spiel | Genshin Impact |
Bestes Independentspiel | Kena: Bridge of Spirits |
Bestes fortlaufendes (Ongoing) Spiel | Final Fantasy XIV Online |
Bestes „Game for Impact“ | Life is Strange: True Colors |
Beste Performance | Maggie Robertson als „Lady Dimitrescu“ (Resident Evil VIIlage) |
Beste Audiogestaltung | Forza Horizon 5 |
Bester Soundrack/Musik | Nier Replicant ver 1.22474487139 |
Beste künstlerische Gestaltung | Deathloop |
Beste Erzählung/Handlung | Marvel´s Guardian of the Galaxy |
Beste Regie | Deathloop |
Spiel des Jahres | It Takes Two |
Habe ich euch zu viel versprochen? Werfen wir noch ein paar Blicke auf die Gewinnerliste, denn ich finde das haben sich die Ausgezeichneten verdient, nachdem sie in der Show doch eher wenig Aufmerksamkeit erfahren haben. Blickt man auf das Verhältnis von Nominierungen und Auszeichnungen, dann hat man recht klare „Gewinner und Verlierer“, die sich auch recht gut mit meiner persönlichen Einschätzung decken. Eine perfekte Ausbeute beispielsweise konnten sich die Titel „Forza Horizon 5“ und „Final Fantasy XIV Online“ sichern. Die beiden konnten alle ihre Nominierungen auch in Auszeichnungen umwandeln. Mit zwei Auszeichnungen aus neun Nominierungen könnte man „Deathloop“ als „Verlierer des Abends“ bezeichnen, aber bereits eine Nominierung ist eine Auszeichnung für sich. Nichtsdestotrotz hatte ich mit mehr Auszeichnungen gerechnet. Nicht nur mein persönlicher, sondern auch einer der Titel mit den meisten Auszeichnungen konnte sich „It Takes Two“ zum „Gewinner des Abends“ machen. Das Spiel des Indiestudios Hazelight von Josef Fares war für mich eine der Spieleerfahrungen des Jahres. Aber auch für Nintendo bestand durchaus Grund zur Freude! Mit ihrem Action-Adventure „Metroid Dread“ konnten sich die Japaner die Auszeichnung in der Genre-Kategorie sichern.
Insgesamt könnt ihr euch übrigens in den nächsten Monaten auf Reviews zu vielen der ausgezeichneten Spiele freuen, darunter
- It Takes Two
- Forza Horizon 5
- Metroid Dread
- und noch einige mehr!
Link zur Gala:
Damit sind wir auch schon am Ende dieser Zusammenfassung zu den Game Awards 2021. Ich hoffe ich konnte euch mit ihr einen Überblick der Ereignisse liefern. Wer sich jetzt dennoch die komplette Gala ansehen möchte, der kann das direkt über das folgende Video machen!
Keep on Gaming