Wie wäre eure Reaktion, wenn ihr Sohn oder Tochter von Hades selbst wärt? Würdet ihr das Leben in der griechischen Unterwelt mögen, oder alles daran setzen aus diesem Höllenloch zu entkommen? Der spielbare Charakter in „Hades“ – Zagreus – gehört zur zweiten Gruppe. Gemeinsam sucht ihr nach einem Weg aus der Unterwelt und lernt dabei nicht nur die verschiedenen Ebenen des Hades kennen, sondern lernt auch viel von der griechischen Mythologie und dem Zusammenwirken verschiedenster Gottheiten. In unserer Review werfen wir einen Blick auf diesen Ausnahme-Roguelike-Dungeon-Crawler (was für eine seltsame Wortkette…)!
Autor: Alex
Plattform: Xbox Series X
Inhaltsverzeichnis:
Spielinhalt: Und täglich (oder nächtlich?) grüßt die Unterwelt!
Prinz Zagreus, einziger Sohn und damit Erbe des Hades, hat die Schnauze voll, und zwar gestrichen! Er hat keine Lust mehr ständig zwischen den muffig-düsteren Schatten der Toten zu wandern, oder sich von seinem Vater und Untergebenen dumm anreden zu lassen. Zagreus zieht es hinaus in die Welt und im Idealfall sogar auf den Olymp. Ausgebildet von einem der besten Krieger aller Zeiten – Achilles – will es Zagreus mit den Gefahren der Unterwelt aufnehmen!
Insgesamt vier Bereiche des Hades muss er durchlaufen, ehe er die Oberwelt seine neue Heimat nennen kann. Angefangen im Tartaros, über den Asphodeliengrund und Elysium (dt. Elysion) geht es zum Tempel der Styx, in dem der ersehnte Ausgang zur Welt der Sterblichen liegt. Ausgerüstet mit einer Waffe seiner Wahl macht sich Zagreus also auf in sein Abenteuer!
Doch selbst als der Prinz des Todes ist er vor diesem nicht gefeit! Immer wieder wird er an den Herausforderungen der Unterwelt scheitern und blutverschmiert in den Hades zurückkehren. Endgültig sterben ist dem Gottessohn natürlich verwehrt! Also muss sich Zagreus immer wieder anpassen. Neue Freundschaften und Bekanntschaften mit berühmten Persönlichkeiten der Unterwelt (z.B. dem Höllenhund Kerberos, dem Hofmusikanten Orpheus, seiner Mutter Nyx und vielen weiteren) knüpfen und seine eigenen Fähigkeiten immer weiter verbessern.
So wird er über die Zeit und fehlerhaften Versuche auch immer tiefer nicht nur in die Geschichte seiner Götterverwandten eingeführt, sondern auch in seine eigene Familiengeschichte und diese ist durchaus aufwühlend. Wodurch sich schlussendlich auch Zagreus Grundmotivation vom reinen Entkommen wandeln soll. Die alles entscheidende Frage ist aber immer die gleiche: Kann ihm eine Flucht aus der Unterwelt gelingen und was wird ihm dann an der Oberwelt erwarten? Gelingt es ihm seinen innersten Wünschen und Bedürfnissen gerecht zu werden, oder wird er an der Härte der Niederlage zerbrechen?
Gameplay: Je beständiger, desto größer die Bindung!
Lasst mich mal mit einem Geständnis diesen Part der Review beginnen. Ich war bisher kein großer Fan von Rogue-Like-Games. Bei Dungeon-Crawler gab es tatsächlich schon die ein oder andere Berührung in der Vergangenheit. Und normalerweise sind Indie-Titel auch nicht wirklich mein Metier. Aber man soll ja niemals nie sagen und irgendwann ist es so weit. „Hades“ war dieses „Irgendwann“ in meinem Fall. Ich war bereits im Vorfeld auf das Spiel aufmerksam geworden, vor allem, weil ich es zu einer Zeit kennenlernte, als ich gerade mit Titeln wie „Assassin´s Creed Odyssey“ oder „Immortals“ beschäftigt war. Beide Titel befassen sich mal mehr und mal weniger direkt mit der griechischen (Götter-)Mythologie. Als dann die Nachricht kam, dass es der Titel nach seiner erfolgreichen Community-Testphase (Early Access) auch auf Konsolenplattformen schaffen würde, da war mein Interesse da.
Nachdem es der Titel dann nach der Nintendo Switch auch noch auf die Xbox geschafft hat, gab es für mich überhaupt keine Zweifel mehr, warum ich dem Spiel nicht zumindest eine Chance geben sollte.
Also habe ich mich mal bei Zagreus vorgestellt und war relativ schnell der Meinung, dass mich dieser Titel nicht nur kurzzeitig, sondern langfristig halten können wird (sh. Spielzeit unten). Was ich niemals erwartet hätte, ist die Komplexität dieses Spiels und deshalb möchte ich diesen Bereich vor allem nutzen, um euch mit den Möglichkeiten vertraut zu machen, die euch „Hades“ liefert! Aufteilen werde ich diesen Ausblick in die Bereiche „Trautes Heim“, „Bekanntschaften“ und „Dungeons“.
Dungeons:
Supergiant Games verbindet die typischen Elemente eines Dungeon-Crawlers mit denen eines Rogue-like-Games. Das bedeutet, dass ihr euch in einer nicht offenen Spielwelt wiederfindet, in der ihr euch durch prozedural generierte Dungeons kämpfen müsst. Die Auswahl der verschiedenen Räume ist bemerkenswert – für langfristige Spieler wird aber dann und wann doch auch Vertrautes wiederkehren. Wie bereits im Spielinhalt verraten wird es insgesamt vier große Dungeon-Welten geben, in denen dann die verschiedenen Räume mit ihren unterschiedlichsten Gegnerklassen eingearbeitet sind. Eine jede dieser Welten endet mit der Konfrontation eines Endgegners, der im Prinzip immer gleich ist, aber verschiedene Angriffsmuster aufweist – Ausnahme: Endboss der ersten Welt „Tartaros“!
Durchlauf für Durchlauf startet Zagreus seine Reise zur Oberwelt nur mit den vor dem Ausbruch festgelegten Verbesserungen. Während seiner Reise durch die unterschiedlichen Level kann er aber natürlich allerhand Nützliches Einsammeln, um nicht nur sich, sondern auch seine Fähigkeiten zu stärken. So winken neben verschiedenen Einheiten zum dauerhaften Verbessern der eigenen Künste auch temporäre, die sich wahlweise auf wenige Dungeons oder den kompletten Durchlauf beziehen.
Vor dem Betreten eines neuen Raumes wird in einem kleinen Symbol über der Tür angekündigt, welche Belohnung Zagreus im nächsten Raum erwartet. Dadurch wird ein kleines Taktikelement implementiert, an dem ihr euer Spiel orientieren könnt und das Setzen von Schwerpunkten möglich ist. Wollen wir also mal einen Blick auf diese Belohnungen werfen:
„Sammelbares“:
- Münzen des Charons:
Die Münzen des Fährmanns der Unterwelt können in seinem Shop eingesetzt werden. Beim Tod können die Münzen nicht transferiert werden, es empfiehlt sich diese also gerne fleißig in den Shops auszugeben. Ein Betreten der Shops ist auf verschiedene Wege möglich: Er wird zum einen als eigener „Dungeon“ angekündigt (Münzbeutel), oder kann in Dungeons in Form eines mit violetter Flüssigkeit gefüllten Topfes erscheinen. Im Tempel der Styx hat Charon bekanntlich seine eigentliche Heimat. Hier ist ein fest integrierter Shop, dafür mit teils deftigen Preisen aber auch qualitativ hochwertigeren Items! In seinem Shop kann alles gefunden werden: Von Göttergaben bis hin zu Heilmittel oder sonstigen Sammelgegenständen. - Edelsteine:
Sie werden benötigt, um im eigenen Haus ein wenig frischen Wind in die Bude zu bringen. Zudem können aber auch Tauschgeschäfte und dauerhafte Dungeon-Verbesserungen damit erworben werden – im Bereich „Trautes Heim“ mehr dazu! - Finsternis:
Durch die Kraft der Finsternis, kann sich Zagreus im eigenen Gemach neue dauerhafte Fähigkeiten und Vorteile für seine Fluchtversuche aneignen – im Bereich „Trautes Heim“ mehr dazu! - Chthonischer Schlüssel:
Durch den Einsatz dieser Schlüssel können neue Waffen und Verbesserungen freigeschalten werden – im Bereich „Trautes Heim“ mehr dazu! - Nektar:
Der Trunk der Götter kann als Geschenk an Gesprächspartner übergeben werden, um die Beziehung zu ihnen zu stärken – im Bereich „Bekanntschaften“ mehr dazu!
Göttergaben:
Sehr früh in seinen Fluchtversuchen darf Zagreus feststellen, dass er nicht allein ist auf seinem Weg. Eine ganze Schar olympischer Gottheiten hat seinen Fluchtversuch mitbekommen und unterstützt ihn auf seinem Weg an die Oberwelt. So kann Zagreus auf Unterstützung von
- Zeus
- Athene
- Aphrodite
- Dionysos
- Poseidon
- Artemis
- Ares
- Demeter
- Hermes,
- und weitere
setzen.
Eine Gegenleistung verlangen die Götter von Zagreus nicht. Er kann sich vollkommen auf die Gnade und Spendenfreude seiner göttlichen Verwandten verlassen. Hades Sohn hat dabei immer die Auswahl zwischen drei verschiedenen und zufällig gewählten Verbesserungen. Einige davon sind passive Buffs. Allerdings gibt es auch götterspezifische Verbesserungen, die dann noch Sondereffekte mit sich bringen, damit Zagreus unbeschadeter durch die Unterwelt kommt oder mehr austeilen kann. Manche Götter schließen sich euch auch an und begleiten euch fortan mit besonderen Fähigkeiten, die sich über eine Spezialfähigkeitenleiste aktivieren lassen.
Die Gaben der Götter variieren durch ihre Seltenheit („normal“ bis „heroisch“) und können somit unterschiedlich stark oder schwach ausfallen. Durch den Fortlauf der Fluchtversuche kann es auch vorkommen, dass sich manche Götter zusammentun und kombinierte Fähigkeiten anbieten.
Die besonderen Räume und sonstige Besonderheiten:
Ich habe euch schon von Charons Shop erzählt, aber neben diesem „Sonder-Dungeon“ gibt es noch weitere, die euch nicht zum Kampf auffordern. So gibt es (je nachdem wie „baufreudig“ ihr seid) auch noch einen Brunnenraum in allen Welten. In diesen Brunnenräumen könnt ihr euch erholen und Kraft an einem Brunnen tanken.
Ein bestimmter Gott tritt in einer etwas anderen Form auf. Der Gott Chaos entführt euch in ausgewählten Level in seine Heimat. Den Beitritt muss Zagreus dabei mit Blut (Lebensenergie) zahlen. Die Gaben des Chaos sind an einen Deal gebunden. Für die meist passiven Buffs (wie größere Reichtümer, stärkere Angriffe oder seltenere Gaben) müsst ihr kleine Herausforderungen über mehrere Dungeons hinweg meistern. So fügen Gegner oder Bodenfallen mehr Schaden zu oder ihr seid in sonstiger Weise irgendwie „eingeschränkt“ – die Deals lohnen sich aber zumeist!
Weitere Sonderbegegnungen gibt es in den ersten drei Bereichen der Unterwelt. Hier trifft Zagreus auf die Charaktere Sisyphos, Eurydike und Patroklos. Ein jeder dieser drei Personen hat seine eigene Geschichte, die Zagreus Mal um Mal etwas mehr aufdeckt. Alle drei haben auch etwas gemeinsam: Sie versorgen Zagreus mit seltenen Spenden und Buffs, die er dann in den folgenden Dungeons einsetzen kann. Alle haben dabei einen gewissen Schwerpunkt:
- Sisyphos konzentriert sich auf die Lebensenergie und die Sammelgegenstände;
- Eurydike unterstützt und stärkt die göttlichen Gaben;
- Patroklos achtet darauf, dass Zagreus nicht ohne Kampf untergeht.
Was sich genau hinter dieser eher kryptischen Beschreibung verbirgt, dürft ihr euch selbst ansehen!
Mit der Unterstützung des unterweltlichen Baumeisters (im Bereich „Trautes Heim“ gleich mehr dazu) könnt ihr euch auch der Freude des Angelns widmen. So kann es in jedem der Unterwelt-Bereiche vorkommen, dass ihr einen Angelpunkt findet (Glitzernder Punkt). Werft die Angel aus, holt das Untier an Land und gebt es dem Koch zu Hause gegen teils großzügige Entlohnung!
Trautes Heim:
Jetzt habe ich euch schon so lange auf diesen Punkt vertröstet, dass ich nicht mehr länger damit warten will. Es wird Zeit für eine verschriftlichte „Roomtour“ durch die Gemäuer, die Zagreus zwangsweise sein zu Hause nennen muss. Denn durch die Flucht will er ja eigentlich möglichst weit weg von diesem Ort. Aber es hilft nichts. Jeder Ausbruchsversuch startet an genau diesem Ort: Dem Hades – oder hier: Dem Palast des Hades. In ihm tummeln sich nicht nur allerhand Charaktere mit denen Zagreus interagieren kann, sondern er kann auch einiges für sich dort tun. Und genau auf diesen Punkt möchte ich jetzt hier etwas genauer eingehen. Bitte beachtet, dass manche der folgenden Punkte nicht direkt mit dem Start des Spiels verfügbar sind, sondern erst nach einigen Fluchtversuchen von allein aktiviert werden:
Der Raumgestalter:
Er ist vielleicht der wichtigste und gleichzeitige interessanteste Bereich außerhalb von Zagreus Gemach. Denn mit dem Raumgestalter, könnt ihr nicht nur die Optik im Palast von Hades deutlich verbessern, sondern auch neue Bereiche und Vorteile freischalten. So kann der Raumgestalter auch Einfluss auf die Dungeons selbst nehmen. Wie schon erwähnt, kann er neue Brunnenräume gestalten, aber auch Charons Münzen in Behältnissen innerhalb der Dungeons hinterlegen. Zudem kann er Herausforderungstruhen aufstellen, die je nach Geschwindigkeit, in der ihr Gegner besiegt, besonders große Mengen an Sammelbarem (Edelsteine, Finsternis, Münzen, Lebensenergie) preisgibt. Das ist nicht alles, was der Raumgestalter in den Dungeons bewirken kann, aber ich will ja nicht alles verraten.
Der Salon:
Ebenfalls ein Bereich, der Dank des Raumgestalters freigeschaltet werden kann. In ihm gibt es nicht nur weitere Möglichkeiten mit anderen Gestalten zu interagieren, sondern auch den oben bereits erwähnten Koch aufzusuchen, um dort eure geangelten Tiere gegen Belohnung einzutauschen. Das kleine, aber feine Highlight ist sicherlich der „elende Trödler“. Ein Händler, der sich um eure Sammelgegenstände kümmert. In einem Stufenprinzip könnt ihr diese dort gegen immer höherwertigere Sammelgegenstände eintauschen – sogar Belohnungen, die man sonst nur durch das erstmalige Bezwingen eines Endbosses mit einer bestimmten Waffe bekommt, kann man sich hier „ertauschen“!
Die Schicksalsliste:
Eine – ihr ahnt es schon – weitere Installation, die man durch den Raumgestalter aktivieren kann. Die Schicksalsliste befindet sich wie der „Spiegel der Nacht“ in Zagreus Gemach und ist eine Ansammlung verschiedener „To-Dos“, die euch von den Schicksalsgöttinnen aufgetragen werden. Dabei geht es meist um das Komplettieren von Ereignissen – so müsst ihr jeden einzelnen Segen aller Götter einmal aktivieren, um eine entsprechende Liste zu komplettieren. Für diesen Abschluss bekommt ihr dafür sehr üppige Belohnungen, für die man anderweitig teils dutzende Fluchtversuche benötigen würde.
Spiegel der Nacht:
Am „Spiegel der Nacht“ kann sich Zagreus nicht nur ansehen, sondern er kann vor allem dauerhafte Kampfvorteile erwirken. Gleich 2×12 solcher Verbesserungen und Vorteile gibt es. Von passiven (wie bessere Angriff, höhere Chance auf bessere Göttergaben, etc.) gibt es auch aktive, die dem Prinzen der Unterwelt zusätzliche Leben bescheren. Ein jeder dieser Vorteile ist doppelt belegt, so dass ihr euch entscheiden müsst, welchen ihr auswählt – es können immer nur zwölf gleichzeitig aktiviert sein! Die Aktivierung und Verbesserung dieser Buffs erfordert die in Dungeons gesammelte Finsternis. Es sind aber nicht alle Verbesserungen sofort freigeschalten. In einem langwierigen Stufensystem müssen diese mit den chthonischen Schlüsseln freigeschaltet werden.
„Die Waffenkammer“:
Es ist der letzte Raum, den Zagreus aufsuchen muss, bevor er einen Fluchtversuch unternehmen kann. In ihm befinden sich olympische Waffen, die in der Vergangenheit wahlweise großes Leid oder großen Segen für die Götterwelt bedeutet haben. Anfangs ist zunächst nur eine Waffe freigeschalten. Fünf weitere Waffen können nach und nach durch den Einsatz von chthonischen Schlüsseln freigeschalten werden. Der Raum dient gleichzeitig auch als Trainingsraum, damit ihr euch mit den jeweiligen Waffen vertraut machen könnt!
Eine jede Waffe hat vier verschiedene Modi, die aber allesamt freigeschalten bzw. aktiviert werden müssen. Für die Aktivierung wird Titanenblut benötigt, das erhaltet ihr wahlweise durch das Bezwingen des ersten und finalen Endbosses oder durch Tauschgeschäfte mit dem „elenden Trödler“.
Bekanntschaften:
Im Verlauf dieses Abschnitts habe ich schon immer wieder erwähnt, dass Zagreus auf seinem Weg an die Oberwelt mit den verschiedensten Charakteren in Kontakt kommt. Insgesamt kann sich der Prinz der Unterwelt mit knapp 30 Persönlichkeiten der griechischen Mythologie austauschen und somit nicht nur deren eigene Geschichte nachvollziehen, sondern auch seine ganz eigene immer weiter vorantreiben. Dass dabei nicht nur reden hilft ist selbstverständlich. Geschenke erhalten die Freundschaft und so kann das Freundschaftslevel eines Großteils der Charaktere mit Nektar aufgebessert werden. Und wer weiß: Vielleicht verändern sich die Charaktere ja auch mit einem höheren Freundschaftslevel oder machen auch euch Geschenke? Probiert euch gerne mal daran aus!
Grafik: Schöner hat die Hölle nie ausgesehen
Die Iso-Optik ist keine, die ich persönlich zu meinen meistgespielten Perspektiven zähle, dennoch war dieser Ausflug in eben diese Ansicht ein sehr interessanter. Übrigens eine eher typische Ansicht für das Genre der Dungeon-Crawler. In dieser leicht schräg gehaltenen „Top-Down“-Ansicht wetzt ihr also als Zagreus durch die Unterwelt und die sieht verdammt gut aus! Ich hatte geringe Erwartungen an die Optik, wurde dafür oder vielleicht auch gerade deswegen schlichtweg überwältigt. „Hades“ besticht mit einer sehr bunten und kontrastreichen Farbgestaltung und schafft damit einen herrlichen Kontrast zum eigentlich düsteren Bild, das man von der Unterwelt normalerweise hat. Ich mochte diesen Stil sehr gerne, denn allein durch ihn kommt schon viel Bewegung und Spielfreude in das immer gleiche Spielprinzip.
Aber nicht nur die Farbe überzeugt, auch das Charakterdesign ist mehr als stimmig. Ich mag die Gestaltung und Inszenierung der verschiedenen wichtigen (und zum Großteil) auch bekannten Persönlichkeiten sehr gerne. Sie wirken alle ein wenig „over the top“ aber gerade das ist doch auch das Gute an dieser Darstellung. Ich möchte euch am liebsten mit einer wahren Bilderflut von der großartigen Optik in diesem Spiel überzeugen, hoffe aber, dass es auch diese Worte tun können.
Neben diesen beiden großen Bereichen mochte ich aber auch die Kampfanimationen und -effekte. Dadurch, dass das Gameplay mitunter sehr schnell und rasant werden kann, war meine Befürchtung groß, dass es eventuell zu viele und überbordende Effekte geben könnte. Doch auch hier beweisen die Verantwortlichen ihr Geschick und versorgen Zagreus Attacken waffenübergreifend mit beinahe schon zurückhaltenden Effekten und grafischen Besonderheiten. Einzig die Göttervorteile, die sich auf die Waffen beziehen können, fallen dann und wann etwas drastisch aus. Sie passen dafür aber gut ins Gesamtbild, so dass auch diese niemals störend wirken.
Sound: Britische Wortgefechte und ein Soundtrack zum Verlieben
Ein weiterer Bereich in dem mich „Hades“ nicht nur überzeugen, sondern schlichtweg begeistern konnte. Angefangen vom hervorragenden Soundtrack, der einen durch das Spiel begleitet und jedem Bereich eine eigene Klangwelt schenkt bis hin zu den Charaktersynchronisationen – ja richtig gelesen!
Bleiben wir noch kurz beim Soundtrack und den Soundeffekten. Sicherlich geht es in der Unterwelt dann und wann blutig zu und genauso hören sich auch die meisten Effekte an, wenn ihr auf die Gegnerhorden eindrescht. Spritzende Fleischwunden und berstende Rüstungen werden gut, aber nicht zu detailliert inszeniert. Vor allem auch weil der Soundtrack jederzeit dominant ist. Eine sehr gute Entscheidung, vor allem dann, wenn man es mit einem so hochklassigen Soundtrack zu tun hat. Ich mochte die Komposition von Darren Korb sehr gerne. Sie ist eine Kombination aus mythischen und schon fast horror-artigen Musiken und rockigen Elementen, die wunderbar mit den verschiedenen Charakteren und Szenarien harmonieren.
Apropos Charaktere: Die Tatsache, dass diese mehr oder weniger vollsynchronisiert sind, war für mich ein „Aha-Moment“ in diesem Spiel. Eine Leistung und ein Service, den man so schon in so manchem Spiel aus „AAA“-Studios nicht immer geliefert bekommt. Bei „Hades“ aber liefern die Verantwortlichen eine (wenn auch nur) englische Vollvertonung mit deutschen Bildschirmtexten. Wer mit der englischen Sprache vertraut ist, kann sich an den zumal sehr zynischen und bissigen Kommentaren erfreuen, aber auch die Lesefreunde werden ihren Spaß haben, denn die deutsche Übersetzung ist meist sehr nahe, wenngleich sie dann und wann etwas zu „ernst“ wirkt und damit abweicht von der vortrefflichen Synchronisation von Zagreus und den knapp 30 Persönlichkeiten!
Fazit: Meine himmlische Zeit in der Hölle
Hätte mir jemand gesagt, dass ich einmal Stunden um Stunden in einen Rougelike-Dungeon-Crawler investiere, dann hätte ich das wohl nur mit einem müden Lächeln abgetan. Aber dann kam „Hades“ und alles wurde anders. Ich gebe zu, dass meine Affinität für die griechische Sagenwelt und Mythologie einen sehr großen Einfluss auf meine Entscheidung hatte, dieses Spiel überhaupt zu erwerben. Ich bin aber froh um diesen Einfluss, denn so konnte ich einen der vielleicht besten Vertreter dieses Genres (neben „Dead Cells“ und „Returnal“) hautnah erleben.
Ich mochte die Art und Weise wie mich „Hades“ nicht nur in sein Spiel, sondern auch in seine Geschichte eingeführt hat. Es gibt für mich nichts schlimmeres als überfordernde Einstiege in Videospiele. Keine Frage: Ein ganz leichter Einstieg ist es bei Hades nicht, aber er hat mich auch zu keiner Zeit überfordert. Denn bereits nach dem ersten Durchlauf wird man mit einer Vielzahl an Verbesserungsmöglichkeiten konfrontiert und gleichzeitig aber auch ausgesperrt, da man für die meisten schlicht noch nicht die nötigen Ressourcen hat.
Wer sich jetzt von solchen Anblicken schnell entmutigen lässt, der wird wohl Gefahr laufen, dass er von diesem Spiel abgeschreckt wird. Hat man diese Hürde aber gemeistert, dann kommt man Durchlauf für Durchlauf besser hinein in die Welt von „Hades“. Man lernt immer mehr Charaktere aber vor allem Möglichkeiten kennen, um sich länger in der Unterwelt durchzuschlagen.
„Hades“ begeistert mich nicht nur mit seinen unterschiedlichen Waffen und Vorteilen, sondern auch mit seiner Welt. Ich will die Welt immer weiter erkunden. Ich will wissen was kommt nach dem Tartaros, was nach dem Asphodeliengrund, was nach dem Elysion usw. Ich will aber auch die Geschichte kennenlernen. Ich will wissen, warum Achilles der Ausbilder von Zagreus ist, warum Hades so ein gehässiger Unsympath ist, dass sogar sein eigener Sohn von ihm davonläuft. Gemeinsam mit Nyx will ich mehr über die Vergangenheit der Unterwelt erfahren und meine Freundschaft zu den Göttern immer weiter ausbauen!
Für mich steht klar fest, dass „Hades“ auch nach dieser Review noch das ein oder andere Mal über meinen Bildschirm flimmern wird und vor allem werde ich auch nach wie vor immer mal wieder ein Opfer der goldenen Roguelike-Regel: „Eine Runde geht noch!“
Keep on Gaming
Wertung
Pro und Contra
Pro | Contra |
Ermutigendes Gameplay | Zu Beginn: Teils überforderndes Mikromanagement bei Vorteilen |
Viele verschiedene Waffen und Vorteile | |
Gespräche mit bekannten Persönlichkeiten | |
Sichtbare Raumbelohnungen erlauben Taktik | |
Optik und Synchronisation | |
Hohe Langzeitmotivation |
Score:
Kategorie | Punkte | Begründung |
Spielinhalt | 9 | Allein auf das Genre bezogen ist meist der Spielinhalt oder das Gameplay dünn. Bei „Hades“ ist das weder noch der Fall. Ich mochte die Art und Weise, wie das Erleben von teils verschiedenen Handlungen an die Fluchtversuche und die immer wieder nötigen Gespräche mit den Bewohnern der Unterwelt gekoppelt ist und man so auch nach über siebzig Fluchtversuchen (wie bei mir) noch immer weit entfernt davon ist, die vollständige Handlung und Geschichte aller Persönlichkeiten erlebt zu haben. |
Gameplay | 9 | Auch durch die inszenatorische Schwäche, dass man gerade zum Beginn etwas zu überfordern droht, begeistert das Gameplay. Vor allem mit seinen sehr unterschiedlichen Waffen und Vorteilen. Insgesamt sechs Waffen mit vier Versionen treffen auf 24 verschiedene Dauervorteile, die mehr oder weniger frei kombinierbar sind und auch noch verbessert werden können. Unzählige Kombinationen, die zwar nicht allein für die Langzeitmotivation verantwortlich sind, aber einen gehörigen Anteil daran tragen. |
Grafik | 9 | Eine farbenfrohe Welt und hervorragend gestaltete Charaktere bilden einen herrlichen Kontrast zu der ansonsten ja meist trüb und dunkel inszenierten Unterwelt. Ich mochte diese Art der Inszenierung sehr gerne – auch wenn der ein oder andere Charakter beinahe „zu verrückt“ daherkommt und sich so mancher Gott sehr ähnelt. |
Sound | 10 | Hier liegt für mich eine der größten Überraschungen in diesem Titel: Ich hätte niemals erwartet, dass mich „Hades“ mit einer „Quasi-Vollvertonung“ abholen würde. Die (Achtung: Jammern auf hohem Niveau) leider nur englische Vertonung begeistert mit herrlich zynischen und bissigen britischen Kommentaren von Zagreus, aber auch den anderen Bewohnern der Unterwelt und verleiht nicht nur den einzelnen Charakteren, sondern auch dem gesamten Spiel eine sehr unterhaltsame Art, so dass man den Geschichten auch gerne lauscht. Übrigens genauso gerne wie dem rockig-mystischen-horrorartigen Soundtrack á la „Chilling Adventures with Sabrina“ (wer die Serie kennt). |
Gesamtwertung | 93 % | „Hades“ hat bei mir als ein Spiel begonnen, dem ich einfach mal die Chance geben wollte. Das lag nicht an der Prämisse, dass der Inhalt oder die Handlung schlecht sein würde. Nein das lag schlicht an der Tatsache, dass ich mit der Genre-Kombination „Roguelike-Dungeon-Crawler“ bis dato noch sehr wenige (gute) Erfahrungen gemacht habe. Doch der Ausflug in die griechische Unterwelt sollte zu einem meiner persönlichen Spielehighlights seit langem werden. So paradox das klingt hat „Hades“ mich nicht in die Unterwelt der Roguelikes eingesperrt, sondern hat für mich die Welt dieses Genres geöffnet und reiht sich selbst als einer der erfolgreichsten Vertreter dessen ein! |
Infos:
Publisher | Supergiant Games |
Entwickler | Supergiant Games |
Plattform(en) | PC (Windows, macOS) Nintendo Switch Xbox (One / Series) Playstation (4 und 5) |
Genre | Roguelike, Dungeon Crawler, Action-RPG |
Release (Deutschland) | PC, Nintendo: 17. September 2020 Alle anderen: 13. August 2021 |
Website | https://www.supergiantgames.com/games/hades/ |
Preis lt. Amazon (Standardedition) | PS4: ca. 27 € PS5: ca. 24 € XOne + XSeries: ca. 25 € Switch: ca. 25 € (Download) PC: ca. 21 € (download) |
Alterseinstufung (USK) | 12 Jahre |
Spielzeit | Ca. 20-30 Minuten pro Durchlauf / Gesamtspielzeit für Review: ca. 9 Stunden |
Systemanforderungen (bei Windows-PC) – Empfohlen (Quelle: Steam Store) | Betriebssystem: Windows 7 SP1 Prozessor: Dual Core 3.0 GHz+ Arbeitsspeicher: 8 GB RAM Grafik: 2GB VRAM / DirectX 10+ support Speicherplatz: 20 GB verfügbarer Speicherplatz |
Systemanforderungen (bei OS) – Empfohlen (Quelle: Steam Store) | Betriebssystem: macOS 10.14+ Prozessor: Quad Core 3.0 GHz+ Arbeitsspeicher: 8 GB RAM Grafik: Intel UHD 630+ (must support Metal API) Speicherplatz: 20 GB verfügbarer Speicherplatz Zusätzliche Anmerkungen: MacBook Air, MacBook Pro, iMac, Mac Mini late 2012 and newer; Mac Pro late 2013 and newer; MacBook 2015 and newer |