Zugegeben haben wir uns in der Redaktion nicht lange absprechen müssen: Als wir vor einiger Zeit von den Vorbereitungen einer Gamingmesse in Bayern gehört haben, war für uns als bayerisches Gaming-Medium ein Besuch klar. Mit welchen Erwartungen wir am letzten Februarwochenende 2023 also noch München gefahren sind, was uns dort in der „Alten Kongresshalle“ erwartet hat und warum wir uns den Februar 2024 einfach schon mal auf Verdacht freihalten, das wollen wir euch in diesem kleinen Bericht rund um die „GG Bavaria“ erklären.

Autoren: Alex / Phil-kun

GG Bavaria – was stand auf dem Programm und im Fokus?

Es war für uns sicherlich die spannendste Frage welchen Schwerpunkt die Verantwortlichen der Messe legen werden. Die Auswahl ist gerade im Bereich der Videospiele ja auch gar nicht einmal so klein. Da kann man sich aufs Anspielen, auf Hintergründe, auf Talks, auf Community-Events oder auf die karriererelevanten Themen konzentrieren. Auf der gamescom beispielsweise findet man in aller Regel einen deutlichen Schwerpunkt in Richtung Gaming/Anspielen, aber auch die anderen Aspekte sind immer mit von der Partie.

Bei der GG Bavaria konnte man zwar auch jederzeit davon sprechen, dass alle Punkte in irgendeiner Form vertreten waren, aber gerade am Messesamstag (das war der Tag, an dem wir vor Ort waren) ging der Fokus doch klar in Richtung Karriere. Und das war eine kluge Entscheidung. Denn mit dem „Games Career Day Bavaria“ haben die Organisation von Games/Bavaria nämlich bereits eine Veranstaltung in ihren Reichen, die man getrost als etabliert bezeichnen kann (im April findet die dritte Auflage statt – die vierte wenn man die Beteiligung an der GG Bavaria als eigenen Tag wertet).

Mit diesem vertrauten Grundpfeiler in den eigenen Reihen haben sich die Verantwortlichen einen Ausgangspunkt geschaffen, von dem aus sie jetzt noch weitere Messeelemente installieren konnten. Und dabei sind sie vor allem aufgrund der Location schnell an ihre Grenzen gestoßen. Denn auch für die erste Messe kann eine Veranstaltungsfläche zu klein ausfallen. Vielleicht eines der größeren Komplimente, das gleichzeitig als ein Kritikpunkt vernommen wurde. Das hat man an diesem Wochenende klar mitbekommen. Die „Alte Kongresshalle“ punktet zwar mit vor allem optischen Glanzpunkten (der großartige Außenbereich bot vor allem Cosplayern tolle Motive), aber auch ein gigantischer Leuchter in der Eingangshalle oder die vergleichsweise edle Haupthalle, in der Karriere auf eSport und Bühnenprogramm getroffen ist.

Was die Location aber auch geboten hat, waren viele verwinkelte Gänge rund um die Hauptbühne. Wer zum Beispiel zu einem Game-Design Workshop wollte, musste sich erst einmal durch ein kleines Labyrinth an Räumen machen, dessen Gänge verhalten an diverse Horrorfilme in verlassenen Krankenhäuser erinnert haben. Ähnlich war es um die teils etwas undurchsichtige Barrierefreiheit bestellt. Von Kabeltunnel, die auf den Böden immer wieder für Unebenheiten gesorgt haben bis zu provisorischen (extrem steilen) Rampen oder der Frage wie Leute ohne Treppe ins Obergeschoss gelangen konnten, gab es hier einfach lokale Grenzen denen sich auch die Verantwortlichen scheinbar geschlagen geben mussten.

Hier nochmal für euch das Programm, damit ihr einen Eindruck davon habt, was alles geboten war – und eventuell so oder so ähnlich ja auch auf folgenden Veranstaltungen wieder geboten sein wird:

Ein Umzug für eine hoffentlich stattfindende Fortsetzung im nächsten Jahr wurde uns vor Ort von Simone (eine der Messeverantwortlichen) bereits in Aussicht gestellt. Wir begrüßen diesen nicht nur, sondern sind auch schon jetzt auf die Verbesserungen gespannt. Im gleichen Gespräch haben wir zudem auch erfahren, dass man teilweise Ausstellern absagen musste, weil alle Plätze vergeben waren. Außerdem war der Messesamstag komplett ausverkauft und man war phasenweise knapp an der Kapazitätsgrenze (das wären übrigens 850 Menschen gleichzeitig in der Messe). Das sind doch alles Aussagen, die Hoffnung auf eine Fortsetzung in 2024 machen!

Aber noch einmal zurück zum Messeprogramm an sich: Ich habe schon angerissen, dass das Thema „Karriere“ im Vordergrund stand – vor allem am Messesamstag. Beinahe in jeder Veranstaltungsarea drehte sich irgendwas um die „Do´s and Dont´s“ bei der Frage wie man im Gaming-Bereich Fuß fassen könnte. Zahlreiche Vorträge von Uniprofessoren luden zum Erörtern ein. Der schon erwähnte Workshop zum Entdecken des Bereiches Game-Design fand in einer offenen Runde ohne Termindruck statt. Menschen mit künstlerischen Ambitionen konnten ihre Portfolios von Fachexperten in Augenschein nehmen lassen. Und zum Abschluss des Tages winkte eine Fragerunde mit Gamestar-Chefredakteur Heiko Klinge, der souverän gegen die laute Nebenbühne ankämpfte und auf seine charmante wie authentische Art und Weise über sein Leben als Gaming-Journalist berichtete (wir brauchen an der Stelle nicht erwähnen, dass das unser Messehighlight war, oder? 😉).

Mit dem Blick auf die Ausstellenden der Messe konnte man einen weiteren Karriereschwerpunkt feststellen, aber eben von einem anderen Standpunkt aus. Denn ein Großteil der (überschaubaren Anzahl an) Spielen kam wahlweise direkt aus Uni-Projekten oder hatten Entwickler, deren Unizeit noch nicht allzu lange in der Vergangenheit liegt. Beinahe schon der größte Name gehörte hier den Entwicklern von Active Fungus Studios, die den Anfang Februar 2023 erschienen Titel „A Bavarian Tale“ im Gepäck hatten. Die sympathische Crew hat uns hier direkt mitgenommen in die Welt des Spiels und wir konnten ein wenig Zeit in einer vollständig bayerisch synchronisierten Welt verbringen und uns mit einem von „Schwammerl“ faszinierten Jungen abgeben. Das in Grundzügen an Dungeons&Dragons inspirierte Gameplay kombiniert mit ansehnlichen Grafiken und bayerischem Ton war ein weiteres Messehighlight, das aktuell ausschließlich für PC verfügbar ist.

Wir müssen aber an dieser Stelle auch fairerweise erwähnen, dass wir nicht unbedingt mit dem Fokus des Anspielens auf diese Messe gefahren sind. Was unsere Beweggründe und unsere Erfahrungen in ganz persönlichen Worten waren, das möchten wir euch jetzt noch im zweiten Abschnitt dieses Berichts näherbringen.

Unser Messefazit zur „GG Bavaria“-Premiere!

Phil-kun

Videospiel-Messen dürfte es ruhig öfter in meiner näheren Umgebung geben. Seit Jahren besuche ich bereits die gamescom in Köln und bin jedes Mal wieder aufs Neue begeistert. Nicht nur der Spiele wegen, sondern auch der Spieler, Entwickler und Austeller wegen.

Mir macht es einfach Spaß die Begeisterung der Menschen zu sehen, wie sie über ihre Lieblingsspiele reden, ihr Spiel selbst vermarkten oder einfach nur Spaß beim Spielen haben.

Genau diese Essenz konnte ich auch auf der erstmaligen GG Bavaria in München spüren. Die Location mag mit der Alten Kongresshalle in München etwas klein ausgefallen sein, auch waren die Räume dann und wann etwas verwinkelt und klein ausgefallen, dennoch konnte man selbst auf so einem kleinen Raum eine riesige Menge an Begeisterung spüren.

Da Alex und ich die Messe am Samstag besucht hatten konnten wir auch noch in den Genuss des Career Day kommen. Das Rahmenprogramm hierzu stammte von Games Bavaria Munich e.V. und umfasste unter anderem auch die Möglichkeit diverse Hochschulen kennenzulernen und in den eher kleinen Räumen der alten Kongresshalle das eigene Knowhow in Sachen Videospielerstellung aufzuleveln. Mit den passenden Raumnamen „Level Up“, „Buff Yourself“, „Stay and Listen” und “This was a Triumph” war in jedem Raum der Name praktisch Programm. Gerade im vierten Raum konnte ich hautnah die Begeisterung von angehenden Videospielkreativen erleben. Hier waren sowohl Professoren als auch Studenten des Studienganges Game Design im Fernstudium von der IU Internationale Hochschule am Start und stellten vormittags dort Interessierte vor was „Game Design“ ausmacht und bot die Möglichkeit selbst mittels Papier, Stifte und Krimskrams eine Spielidee zu verwirklichen. Gerade der Austausch mit Syril und Chiara (Verlinkung folgt unten) zeigte mir eben jene Begeisterung, die ich immer spüre, wenn ich mit Menschen aus der Videospielbranche über ihre Werke und Ideen spreche.

Leider kam das Anspielen der spielbaren Spiele auf der Messe und der Austausch mit den Devs etwas zu kurz, da hier die Räumlichkeit alles andere als einladend war, um länger mit den Leuten zu quatschen. Trotzdem gelang es uns „A Bavarian Tale“ anzuspielen und mit den gmatlichen Devs zu plaudern.

Des Weiteren waren auf der Messe auch so einige kreative Stände vor Ort, wo Künstler ihre Kunst ausstellten. Die Menge war hierbei vergleichbar mit der Menge auf der gamescom inmitten des cosplay village’s. Hier kam ich wie gewohnt nicht drum herum mir das ein oder andere Kunstwerk zu schnappen.

Und wenn ich die Möglichkeit bekomme eine Runde Smash zu zocken, dann wird diese, egal ob es Super Smash Bros. Ultimate oder Super Smash Bros. Melee ist, diskussionslos wahrgenommen. 😉

Rundum war die GG Bavaria für mich eine super Gaudi und ich freue mich demnach schon auf die nächste Runde in 2024! (mit einer hoffentlich geräumigeren Location).

Alex:

Wenn man zur Anfahrt zur „Alten Kongresshalle“ an der Münchener Theresienwiese vorbeifährt und quasi direkt unter der Bavaria-Statue zu Messe geht, dann ist das natürlich alleine für das „bayerische Gefühl“ ein Start nach Maß. Und genauso sollte sich mein Messetag auch fortsetzen. Ein Trennen und eigenständiges Begutachten des Geländes und der Angebote war gar nicht notwendig. Mit seinen ca. 2000 Quadratmetern Veranstaltungsfläche, war die Messe innerhalb des Samstag sehr entspannt „abzugrasen“. Daher entschuldige ich mich jetzt schon für etwaige Dopplungen zu Phil-kuns Bericht – wir wollten diese aber ganz bewusst „ungeschnitten“ veröffentlichen.

Was man sofort beim Betreten der doch ungewöhnlichen Location gemerkt hat: Die Community stimmt. Ob das an den Veranstaltern von Games/Bavaria lag, an den teilnehmenden Universitäten oder Cosplayern will ich nicht beurteilen. Feststeht jedenfalls, dass man sich als Gamer sofort wohl gefühlt hat.

Es war wie man es auch auf anderen Gamingmessen oder -events kennt: Dieses Gemeinschaftsgefühl und das gegenseitige Wertschätzen des gleichen Hobbies ist etwas ganz besonderes. Alleine, dass GG Bavaria genau dieses Gefühl und diese Atmosphäre erzeugen konnte war für mich ein großer Pluspunkt und Zeichen des Erfolgs. Nach einer Runde „Mario Kart 8“ zum „warm werden“ und einer ersten Runde durch die Haupthalle mit zahlreichen Studienangeboten und Studio-Granden wie Mimimi Games oder Wolpertinger Games, ging es dann in den oben erwähnten „Horrorfilm“-Gang. An dessen Ende hat dann die IU Internationale Hochschule auf uns gewartet. Sie haben einen offenen Workshop zum Thema Game-Design geladen. Auch wenn unsere Kreativität wenig überraschend eher im schriftstellerischen Bereich lag, haben wir uns mit anderen ähnlich Kreativbefreiten in das Abenteuer gestürzt. Das wir am Ende mehr mit zwei Studierenden der Hochschule ins Philosophieren und Austauschen ihrer Erfahrungen im Studium gekommen sind, als uns wirklich mit der Thematik zu beschäftigen haben wir keinem verraten. Doch für mich war es eine tolle Gelegenheit die Eindrücke und Erfahrungen von Chiara und Syril aufzunehmen. Eindrücke von Game-Jams, dem kreativen Entstehungsprozess den beide beim Erschaffen von Charakteren und Game-Ideen durchlaufen und auch schlicht ihre Begeisterung für das Fach sowie die individuellen Inspirationen waren großartige Themenfelder. Über den gemeinsamen Austausch habe ich mich sehr gefreut und ich bin schon gespannt wann ich mal das erste Spiel der beiden in der Hand halten werde 😉. Wer sich übrigens selbst mal ein Bild von der Arbeit innerhalb eines solchen Studienganges machen möchte für den haben wir einen kleinen Service. Mit ausdrücklicher Genehmigung der beiden dürfen wir euch einen Link zur Spielesammlung teilen, die mehrheitlich im Rahmen von Game-Jam-Sessions entstanden sind:

Chiara: https://chiaramarker.itch.io/

Syril: https://syriella-n.itch.io/

(Dopplungen möglich, da die beiden oft gemeinsam an Projekten arbeiten)

Nach dieser sehr sympathischen Talkrunde ging es dann für uns wieder zurück durch den „Horrorfilm-Gang“ in die Hauptfläche der Messe. Nach ein paar gepflegten Runden Smash Bros. in der „Melee“- und „Ultimate“-Version haben wir dann den Platz für ein beginnendes Turnier und den teilnehmenden Profis geräumt. Nach einem Schlendern durch die zahlreichen wie wirklich herzlichen Shops und Künstlerstände sowie der oben bereits erwähnten beschriebenen Anspielsession von „A Bavarian Tale“ ging es dann mit der Fragerunde mit Heiko Klinge auch schon dem Ende des Messetages entgegen.

Ich war am Ende schwer begeistert von der Art und Weise wie Games/Bavaria es verstanden hat eine solche Messe zu organisieren. Den Karriere-Schwerpunkt finde ich herausragend gewählt. Nicht nur weil man sich damit auf ein vertrautes Element der eigenen Veranstaltungen stützen kann, sondern vor allem weil es gerade für den Gaming-Standort Bayern so herausragend wichtig ist und gleichzeitig mittlerweile schon ein Aushängeschild geworden ist. Gaming und Bayern das funktioniert und das hat mir dieser Samstag einmal wieder eindrucksvoll bewiesen.

Bis nächstes Jahr 2024 – und dann in (hoffentlich) neuer Location!

Keep on Gaming und Viel Spaß beim Zocken!