Gerade erst wollten Mario und Luigi als Klempner so richtig durchstarten, da werden sie durch einen blöden Zufall in eine ihnen völlig fremde Welt gezerrt. Mario weiß schnell: Er muss seinen Bruder retten. Und es scheint auch so, als hätte er und eine Prinzessin den gleichen Gegner! Jetzt muss Mario die Prinzessin nur noch überzeugen, dass er mehr als ein nichtsnutziger, kleiner Schnautzbart ist.

Nach dem Debakel in den 1990er Jahren dürften Videospielfans nervös gezuckt haben, als es geheißen hat, dass Super Mario einen neuen Film bekommt. Zurecht?

Autor: Alex

Handlung: Ein Klempner in einer neuen Welt!

Die beiden Brüder Mario und Luigi sind gerade mit ihrem eigenen Klempnerunternehmen durchgestartet, da erkennen sie bereits: So eine richtig gute Idee war das irgendwie nicht. Denn gleich der erste Auftrag ging ein wenig in die Hose. Gut nicht komplett und sie konnten es wieder hinbiegen, aber der Start lief definitiv nicht so glatt, wie sich das vor allem Mario vorgestellt hat. Als sie dann am Abend auch noch erfahren, dass womöglich ihr Einsatz für einen schwerwiegenden Wasserschaden im Zentrum von Brooklyn verantwortlich ist, müssen sie zur Hilfe eilen.

Während des Einsatzes finden sie einen bisher unbekannten Teil der New Yorker Kanalisation und in ihr eine mysteriöse grüne Röhre, die beide Brüder in eine für sie fremde Welt ziehen soll. Das dumme nur: Bei genau diesem Vorgang werden die beiden durch einen kleinen Zwischenfall getrennt. Luigi findet sich schnell in einer sehr düsteren und gruseligen Gegend wieder und es dauert auch nicht lange, bis er von einer Gruppe Verbrechern gefangen wird und zu ihrem Boss transportiert wird.

Der Boss wiederum hat gerade ein wichtiges Artefakt gestohlen ist sich jetzt sicher, dass er damit das Herz von Prinzessin Peach für sich erobern kann. Bowser macht sich also direkt auf den Weg ins Pilzkönigreich. Eben dort ist Mario gelandet und ist von seinen ersten Eindrücken noch etwas verstört. Das widerlichste hier sind wohl mit Sicherheit all die Pilze, denn Mario kann Pilze nicht ausstehen. Er weiß aber, dass wenn er seinen Bruder retten will, er die Hilfe von den hier lebenden Wesen braucht. Ein roter sprechender Pilz namens Toad führt ihn zur einzigen wahren Hilfe: Prinzessin Peach.

Die steckt jedoch aufgrund des nahenden Bowsers selbst in großen Schwierigkeiten und hat keine Zeit für den kleinen schnauzbärtigen Klempner. Der lässt aber nicht locker und wird so kurzerhand von Peach auf ihre Mission, eine Armee gegen den König der Koopa aufzubauen, mitgenommen. Kann es Peach gelingen eine solche Armee in so kurzer Zeit zusammenzutrommeln, die dann auch etwas gegen Bowser und seine zerstörerischen Pläne unternehmen kann? Und wie kann es Mario in dieser Zeit schaffen eine Hilfe für Luigi zu organisieren?

Einschätzung: Der Kampf gegen die Wunden von 1993

Das man einen schlechten Videospielfilm produzieren kann, dass musste ausgerechnet der erfolgreiche Nintendo-Klempner im Jahr 1993 erfahren. Da war es natürlich durchaus mit ein wenig sorgenvollen Blicken verbunden, als es die Ankündigung vor einiger Zeit gab: Es wird einen neuen Mario-Film geben. Mit der für die Animation beauftragten Firma Illumination schien man aber bereits einen ersten Stein im Brett zu haben – insgesamt gibt es zur Technik und Besetzung später wie gewohnt noch einen ausführlichen Bereich.

Es gilt jetzt also die wichtige Frage zu beantworten, wo sich denn nun diese Neuinterpretation des Prinzessinenretters einsortiert und vor allem wie er auf seine Zielgruppen zugeht. Denn bereits hier gibt es viele Möglichkeiten. Ganz aber den filmischen Familienmitgliedern im Hause Illumination angelehnt, hat man sich bei „Der Super Mario Bros. Film“ für einen Kinderfilm entschieden. Doch dabei bleibt es nicht, aber dazu gleich noch etwas mehr. Denn zunächst will ich ein wenig auf die Handlung blicken.

Diese erzählt nämlich eine Originalgeschichte und verleiht damit dem Klempnerduo eine Hintergrundgeschichte und bereits diese ist herrlich schön getroffen. Angesiedelt als Söhne italienischer Immigranten in Brooklyn/New York versuchen sich die beiden als Klempner und stoßen hier eben auf diese für sie bis dato unbekannte Welt. Dieser Schritt ist alleine für womöglich zukünftige Projekte ein großartiger und weitreichender. Er passt auch schön in das Konzept des Films und wirft uns als Zusehende nicht so achtlos hinein, wie es noch die historischen Werke auf dem Nintendo Entertainment System gemacht haben. Insgesamt kann man festhalten, dass der Film sehr viel für Einführungen und das Bekanntmachen mit den wichtigsten Charakteren tut.

Dass sie dabei auch noch auf ein hervorragendes Charakterdesign in Sachen Animation und Synchronisation beweisen, kommt in Kürze ausführlich. Die Geschichte entwickelt sich dann schnell zum bekannten Muster aus den Mario-Spiele: Mario gegen Bowser. Der Handlungsverlauf folgt dabei einer sehr dynamischen und höhepunktorientierten Dramaturgie – ideal natürlich um die jüngsten Kinofans bei sich zu behalten und nicht deren Interesse zu verlieren. Trotz minimalster Längen aus Sicht der Jüngsten, gelingt „Der Super Mario Bros. Film“ das Gesamtkonzept gut.

Großartige Moralbotschaften kennt man jetzt von den Videospielversionen eher bedingt. Hier werden sie aber tatsächlich – gerade in Form von Prinzessin Peach´ Unabhängigkeitsdrang und Marios Wunsch nach Erfolg und familiärer Bestätigung aber auch brüderlichem Zusammenhalt wirklich schön und kindgerecht transportiert.

Jetzt habe ich oben geschrieben, dass sich der Film aber nicht nur an die Kinder orientiert und ja, es gibt tatsächlich noch eine zweite Gruppe, auf die er zielt. Und das sind natürlich seine Fans und damit die Gamer. Vorrangig tatsächlich auch auf die, die nicht erst seit zwei Tagen Mario-Spielen zugeneigt sind, sondern im besten Fall schon seit Jahrzehnten. Denn der Film ist PICKE PACKE VOLL mit Referenzen, Anspielungen, Wortwitzen, Easter-Eggs, Cameo-Auftritten und und und und und. Meistens kombiniert mit ganz feinem und witzigem Humor werden solche Inhalte transportiert. Beispielsweise werden alle großen Gaming-Reihen des Klempners erwähnt. Oder hört mal auf Luigis Handyklingelton, wenn ihr rund um die Jahrtausendwende einen Nintendo Gamecube besessen habt (auf jener Konsole hatte nämlich Luigi seinen großen Durchbruch). Oder wie ist denn eigentlich der blaue Panzer in die „Mario Kart“-Reihe gekommen? Und was macht eigentlich der alte „Jump Man“? Ihr merkt vielleicht an der Ausformulierung, dass das keine Referenzen für jedermann sind. Das ist ein Fanservice von Nintendo an seine treuesten Fans und der funktionierte bei mir außerordentlich gut!

Technik und Besetzung: Liebe zum Projekt

In der Einschätzung habe ich ja bereits angerissen, dass für die technische Inszenierung und für die Animation federführend die amerikanische Filmschmiede Illumination (bekannt für „Minions“, „Sing“, „Pets“) mit ins Boot geholt wurde. Da konnte man zwar im Vorfeld schon ein wenig durchatmen und durfte die grässlichen Gumba-Bilder aus dem 1990er Filmverbrechen gleich wieder streichen. Dennoch blieb natürlich die Frage wie es gelingen würde die ja mittlerweile auch in 3D-Animation bekannte Welt von Super Mario in einen Film umzusetzen. Denn bis auf den jüngsten Mario-Ausflug in „Odyssey“ waren die Welten eher wenig für ihre Weitläufigkeit bekannt.

Das haben die Verantwortlichen tatsächlich ganz geschickt gelöst. Sie haben das bekannte Pilzkönigreich als Grundlage für eine ansonsten originale Filmwelt genutzt. Die Kernelemente dieser Welt sind enthalten (Pilze, Prinzessin Peach´ Schloss, etc.), aber sie erlauben sich auch genügend Innovation, um eben als einer der Hauptschauplätze für den gesamten Film zu dienen. Insgesamt beweist Illumination mit seinen Animatoren aber eine unfassbare Liebe zum Detail und haben hier vielleicht den bisher am besten animierten Film aus ihren Reihen geschaffen. Das ist schon ganz große Kunst. Achtet vor allem mal auf die Haare der Charaktere (ja, das ist eigentlich ein „Gamer-Ding“ beim Grafikprotzen – aber macht mal!).

Insgesamt trägt dieser Abschnitt hier auch ganz bewusst die Überschrift „Liebe zum Projekt“, denn diese merkt man an jeder Ecke und an jedem Ende. Egal ob bei den Animationen, bei den Musiken, bei den Stimmen, beim Humor, bei den Referenzen. Überall merkt man die große Faszination und Begeisterung für die Vorlage und gleichzeitig auch die Hingabe und Motivation der Verantwortlichen genau dieses Projekt nicht nur nicht zu verbocken, sondern zu etwas Großem zu machen.

Bei allen den Worten hier im Vorfeld ist es beinahe eine Sensation, dass man auf der Regie nicht nur komplette Newcomer in Sachen Zusammenarbeit mit Illumination hat, sondern strenggenommen totale Newcomer ausgewählt hat. Denn Aaron Hovarth und Michael Jelenic haben bisher nur in einem Film zusammengearbeitet („Teen Titans Go! To  the Movies“). Letzterer feiert sogar mit „Der Super Mario Bros. Film“ sein Regiedebüt. Meine absolute Hochachtung vor dieser Entscheidung und meinen größten Respekt für die abgelieferte Arbeit. Ein solches Mammutprojekt mit internationaler Beteiligung aus Japan zu stemmen ist keine leichte Aufgabe.

Umso wichtiger war hier wohl auch, dass bei den Produzenten zwei absolute Größen ihrer jeweiligen Branche vertreten waren. Das war auf Seiten des Films Chris Meledandri (Gründer und CEO von Illumination) und auf Seiten des Videospiels Shigeru Miyamoto (Schöpfer von u.a. „Super Mario“, „Donkey Kong [Arcade]“, „The Legend of Zelda“). Die beiden als sicherer Anker dürften den Jungregisseuren sicherlich den nötigen Halt verliehen haben, um sich in ihrer doch eher ungewohnten Tätigkeit zurechtzufinden.

Weit mehr Erfahrung hat dagegen an der Stelle des Komponisten Platz genommen. Denn Brian Tyler (u.a. „Fast and Furious“-Filme, „Power Ranger”, “Teenage Mutant Ninja Turtles”) hat bereits ein paar Jahre mehr im Filmgeschäft verbracht. Für „Der Super Mario Bros. Film“ hat er aber einen ganz besonderen Soundtrack geschaffen, denn dieser enthält in vielen Momenten Musiken und Elemente aus bekannten Videospielthemen des rotmützigen Klempners. Mal offensichtlich, mal als Remix und mal aber auch etwas völlig Eigenes. Es ist eine großartige Mischung und ein treibender Soundtrack, der sich unglaublich dominant über die Szenen legt und sie somit mit Gewalt mitzieht. Das alles passt aber zur Grunddynamik des Films und ergibt so ein herrlich energetisches Gesamtbild.

Wenn wir bei „Der Super Mario Bros. Film“ über die Synchronsprecher reden, dann reden wir in erster Linie auch über gigantisch große Fans. So zeigen sich zumindest die amerikanischen Synchronsprecher – und das entgegen so mancher anderer Auftritte – mehr als glaubhaft. Da wird hier über einen Charakter geschwärmt und da sogar schon ein Plan für ein mögliches Spin-Off samt Besetzung geschmiedet. Es ist großartig die Freude in der Stimme der Menschen zu hören, die teilweise gigantisch große Beträge verdienen, einfach weil sie sich endlich in dem Universum austoben können, dass sie teilweise selbst schon jahrelang als Fan begleiten und es sie begleitet.

Die Stimmen sind wie folgt verteilt (Amerikanisch // Deutsch):

  • Mario: Chris Pratt (u.a. “Jurassic World”) // Leonhard Mahlich (deutsche Stammstimme)
  • Luigi: Charlie Day (u.a. “Kill the Boss”) // Gerrit Schmidt-Foß (deutsche Stimme von u.a. Leonardo di Caprio, Jeremy Renner)
  • Peach: Anya Taylor-Joy (u.a. “Last Night in Soho”) // Dalia Mya Schmidt-Foß (Influencerin / “The Croods – Alles auf Anfang”)
  • Bowser: Jack Black (u.a. “School of Rock”) // Tobias Meister (deutsche Stammstimme)
  • Toad: Keegan-Michael Key (u.a. “Prom”) // Dirk Petrick (deutsche Stimme von Tony Revolori)
  • Donkey Kong: Seth Rogen (u.a. „Bad Neighbours”) // Marios Gavrilis (deutsche Stimme von Yoshimasa Hosoya – als “Reiner Braun“ in „Attack on Titan“)

Herauspicken aus dieser großartigen Liste von Synchronsprechern und Charakteren möchte ich jetzt noch stellvertretend drei, denn diese machen für mich den Reiz des Films aus – aber streng genommen auch jedes Videospiels. Denn ich möchte natürlich zum einen über den Held, den Grund für seine Heldentaten und seinen Widersacher sprechen.

Aber auch gleich warum Prinzessin Peach hier eben weit mehr ist als nur der „Grund für die Heldentaten“. Ihr Charakter ist wunderbar gezeichnet und entspricht der Peach aus den Videospielen in indirekter Weise herrlich genau, denn auch dort deutet sie immer wieder ganz versteckt an, dass weit mehr als das Prinzesschen in ihr steckt. Und in „Der Super Mario Bros. Film“ darf sie genau diese Rolle das erste Mal leben und das macht sie herausragend gut. Die emanzipierte, kampflustige und vor allem schlagkräftige Rolle passt wunderbar in den Film und verleiht ihm vor allem auf seiner moralischen Ebene eine großartige Botschaft, die sich natürlich vor allem an die weiblichen Fans richtet. Ein wunderbares Zeichen von einem Gaming-Film!

Bowser ist im Spiel manchmal entgegen seiner Animation sehr eindimensionsal unterwegs. Auch wenn sich das in den letzten Spielen zwar auch ein wenig verändert hat, aber aus seiner Grundsatzrolle kommt er irgendwie nicht raus. Das machen die Verantwortlichen und vor allem Jack Black/Tobias Meister in ihrer Synchronisation aus. Es ist großartig Bowser in dieser von Liebe völlig zerfressenen und zermarterten Version zu sehen. Er will doch nur endlich zu seiner großen Liebe Peach und um ihre Hand anhalten. Übrigens: Die Musicaleinlagen von Jack Black (und in der deutschen Stimme von Daniel Welbat) sind eine großartige Bereicherung für den Film – auch wenn mir hier dann doch die Originalversion besser zusagt.

Wer Chris Pratt aus seinen frühen Tagen im Schauspielfach kennt, der kennt ihn noch als den eher stabiler gebauten und wenig heldenmutigen Büroangestellten in „Parks and Recreation“. So ähnlich ist seine Rolle hier in diesem Film auch ausgelegt. Er ist noch nicht dieser Held und so nimmt er Mario fast ein wenig unter die Arme und hilft ihm in seinem ersten Abenteuer. Seine Stimme passt hervorragend zum kleinen Klempner – auch wenn ich das am Anfang gar nicht so vermutet hätte.

Fazit: 1993 ist offiziell vergessen!

Das Startwochenende hat „Der Super Mario Bros. Film“ als der beste Animationsfilm aller Zeiten beendet und damit sind wir auch bereits in den Lobessphären, in denen ich mich begeben möchte, auch wenn ich dafür einen ganz klaren Abstrich machen möchte. Ich bewerte diesen Film ausdrücklich als GAMING-Fan, denn nur in Kombination mit meinem Interesse und meiner Leidenschaft für das Gaming zündet der Film auf voller Linie. Hat man nämlich keinen oder fast keinen Bezug zu all den zigfach vertretenen Referenzen, dann kann der Film sehr schnell abfallen.

Denn dann tappt man wohl in die Falle, die eigentlich streng genommen gar keine Falle ist. Denn dass die „Minions“-Macher aus der Spielevorlage einen Kinderfilm machen dürfte doch eigentlich niemanden überraschen, oder? Genau das ist aber dann und wann gerade auf Seiten der reinen Filmjournalie passiert und so sind die Filmkritiken eher durchwachsen, während die Fanwertungen beinahe anmaßend positiv ausfallen.

Für mich ist „Der Super Mario Bros. Film“ DER BESTE Videospielfilm, den es bisher gegeben hat. Keiner kommt an die Qualität in Sachen Technik, Musik und vor allem Fannähe heran, wie diese großartige Zusammenarbeit zwischen Nintendo und Illumination. Gerne und noch viel mehr davon!!!!!

Keep on Watching!

Infos:

Originaltitel The Super Mario Bros. Movie
Deutscher Titel Der Super Mario Bros. Film
Studio / PublisherUniversal Pictures
Illumination
Nintendo
Deutscher Kinostart 05. April 2023
Filmlänge 93 Minuten
FSK-Einstufung 6 Jahre

Trailer: