Das sind wahre Meisterwerke! Im vierten Artikel zur RetroReview des Final Fantasy Pixel Remaster-Bundles lernen wir endlich die beiden in Japan beliebtesten Titel der 2D-Final Fantasy-Titel kennen, so zumindest scheint es, wenn man sich online umschaut und sich die Verkaufszahlen anschaut, aber waren sie so super?

Konsole: Nintendo Switch

Autor: Phil-kun

Inhaltsverzeichnis:

Thema:
Der Höhepunkt der 2D-Ära!

In der Branche ist die Zeit von 1990 bis Anfang 2000 als goldene Ära der Konsolen-JRPGs bekannt. Die prägendste Konsole dabei war unumstritten der Super Famicom bzw. das Super Nintendo. Viele beliebte JRPGs fanden auch dort einen Ableger und meist war dies auch einer der beliebtesten.

Time, Terranigma, Secret of Evermore, Secret of Mana, Lufia, Breath of Fire, Fire Emblem, Star Ocean, Ys, Dragon Quest, Harvest Moon (Story of Seasons), SaGa, Chrono Trigger, Earthbound… Die Liste an Spielen, Reihen und Franchises ist schier endlos.

Auch Square produzierte für die Super Famicom neben Final Fantasy IV noch zwei weitere Final Fantasy-Titel für die Super Famicom nämlich Final Fantasy V und Final Fantasy VI. Anschließend widmete sich Square der Entwicklung neuer Titel auf der besseren und leistungsstärkeren Hardware der Playstation 1.

Noch heute können wir die Einflüsse der verschiedenen Spiele aus der damaligen Zeit spüren. Zum Teil haben die vielen verschiedenen Reihen auch tatsächlich überlebt und konnten zu echten Franchises heranwachsen. Heutzutage gibt es zudem auch viele Entwicklerstudios, welche wieder in ihre Kindheit zurückblicken und dabei neue fantastische 2D-Pixel-RPGs entwickeln. Egal ob groß oder klein, neue Namen und Spiele gibt es aktuell immer wieder: Octopath Traveler, Bravely Default, Sea of Stars, Chained Echoes, CrossCode, Moonlighter, Undertale, Stardew Valley, Eastward…

Final Fantasy V:
Mehr Witz als Ernst?

Final Fantasy V erschien im Dezember 1992 in Japan. Mit Final Fantasy V haben wir auch den letzten Final Fantasy-Teil, der es nicht außerhalb von Japan auf die gleiche Spielekonsole geschafft hat. Der Grund für den fehlenden Release außerhalb von Japan war, dass Square sich unsicher war, ob der erhöhte Schwierigkeitsgrad und die Komplexität des Spiels für Spieler außerhalb von Japan zumutbar waren. Es wurde also befürchtet, dass es zu langweilig und schwierig wäre.

Interessanterweise wurde tatsächlich wenige Monate davor im gleichen Jahr Final Fantasy Mystic Quest (Legend) in Nordamerika veröffentlicht, was bekannterweise das einfachste JRPG der Spielegeschichte auf dem Super Nintendo war, jedoch auch zugleich das Stigma verbreitete das JRPGs langweilig und nicht spannend sind.

Hat sich hier also Square selbst ausgespielt?

Wie dem auch sei, Final Fantasy V war ein absoluter Erfolg in Japan und verkaufte sich anfangs sogar beinahe fünfmal so viel wie Final Fantasy IV.

Motiv: Gehe auf eine Reise!

Vier tapfere Krieger kämpften jenseits dieser Welt um den Frieden. Um den Frieden einer anderen Welt zu wahren und zugleich unsere Welt zu schützen. Der Frieden währte lange, doch nun droht das Siegel zu brechen.

Mit einer Reise kann man sich selbst am besten finden, das war zumindest der Gedanke von Bartz als er sich auf seine Reise machte zusammen mit seinem Chocobo. Das dabei ein herabstürzender Meteorit den Verlauf seiner Reise bestimmen würde, war nicht Teil des Reiseplans.

Und wie es der Zufall so will, trifft er dabei auf die Prinzessin Lenna, den Piratenkapitän Ferris und den mysteriösen alten Mann Galuf, welcher unter Amnesie leidet. Gemeinsam fanden sie sich auch recht schnell aufgrund des Reiseziels von Lenna im Windtempel wieder, wo Bartz erfährt, dass er der Auserwählte des gerade zersplitterten Windkristalls ist. Doch nicht nur er soll von den Kristallen auserwählt sein…Vier Krieger…Vier Kristalle…klingt bekannt, oder?

Look and Feel: Endlose Möglichkeiten!

Anstatt mit dem gleichen Konzept von Final Fantasy IV weiterzumachen, werden hier wieder die Gameplay-Elemente aus Final Fantasy III ausgegraben. Es gibt wieder die Möglichkeit die Berufe zu wechseln und das Spiel nimmt wieder einen etwas lockeren Umgang mit dem Spieler ein. Die ernste Geschichte wird mit viel Humor aufgelockert und der allgemeine Ton des Spiels erinnert stark an den von Final Fantasy III. einzig die tieferen Beziehungen und die stärkere Verbundenheit mit der Spielwelt und den Charakteren wurde von Final Fantasy IV übernommen.

Mit 22 verschiedenen Berufen kann man hier viele spielerische Möglichkeiten entdecken. Dazu kommt, dass mit dem Benutzen der Berufe weitere Fähigkeiten und Boni freigeschalten werden, die man auch nach einem Berufswechsel mit dem anderen Beruf kombinieren kann, was zu unglaublich komplexen Gruppenzusammensetzungen führen kann. Wenn man es also gut angeht, kann man hier problemlos übermächtig werden. Es sei aber gesagt, dass man hier schon mehr Zeit investieren muss als bei den Vorgängern in Sachen „Grinden“, ja auch mit den Boosts der Pixel Remaster-Version.

Die aktive Kampfzeit aus Final Fantasy IV wurde ebenfalls wieder verwendet. Auch die Städte, Dungeons und die Welt selbst wurden deutlich komplexer im Vergleich zu den vorherigen Spielen.

Grafisch ist man im Original nahe am Vorgänger geblieben, hat jedoch mehr Dynamik und flüssigere Animationen wie Übergänge implementiert. In der Pixel Remaster-Version gibt es optisch kaum Unterschiede zwischen Final Fantasy IV und Final Fantasy V.

Fazit: Gut aber notwendig?

Mit Final Fantasy V hatte ich gefühlt die meisten Schwierigkeiten mit dem Gameplay. Nicht weil es sonderlich kompliziert oder schwierig war, sondern weil es sehr vollgepackt mit Möglichkeiten war. Anders als im Vorgänger ist hier wieder der Jobwechsel gefragt gewesen und man konnte die Charaktere dieses Mal noch zahlreicher kombinieren. Dies erfordert jedoch viel mehr „Grinden“ als in den vorherigen Spielen und demnach kostete es mich schon Überwindung, dass ich dranblieb.

Trotz alledem ist das Spiel für mich ein schönes Erlebnis gewesen, insbesondere wegen dem heiteren Ton im Vergleich zu Final Fantasy IV und den Verbesserungen wie zum Beispiel den Boosts in der Pixel Remaster-Version.

Retro Wertung:

KategoriePunkte
Motiv8
Steuerung8
Präsentation10
GESAMT87 %

Final Fantasy VI:
Ist das noch ein Videospiel?

Ich habe es bisher immer wenig erwähnt, aber die Musik und die dadurch entstehende Atmosphäre ist einzigartig bei allen Final Fantasy-Spielen, dank des Komponisten Nobuo Uematsu. Und egal ob man nun den originalen Soundtrack oder die neu arrangierte Komposition in der Pixel-Remaster-Version anhört, das Spielgefühl ist immer grandios.

Mit Final Fantasy VI wurde diese Atmosphäre und dieses Spielgefühl auf den bisher höchsten Punkt aus meiner Sicht gebracht.

April 1994. Nach nur einem Jahr Entwicklungszeit war Final Fantasy VI in Japan erschienen. Nach nun drei Jahren Erfahrung mit dem Super Famicom und dessen Möglichkeiten, wurde mit Final Fantasy VI nochmal alles aus den Chips geschöpft was zu holen war. Der schon gut verwendete Mode 7 wurde noch stärker involviert, was im Original an vielen Stellen einen unglaublichen 3D-Effekt erzeugte und das sogar ohne den teuren Super FX-Chip, welcher mittlerweile auf den Markt gekommen war.

Doch nicht nur grafisch wurden neue Maßstäbe gesetzt; Das unterliegende Sci-Fi-Thema von Final Fantasy wurde stärker aufgegriffen. Mit Robotern, Mechs und mechanischen Superkonstrukten verschwimmt allmählich das High Fantasy-Thema mit Sci-Fi, was in den nachfolgenden Spielen immer stärker gefahren wird und sogar die Spielwelt selbst immer moderner und futuristischer werden lässt.

Motiv: Befreie die Welt!

Ein jedes Individuum strebt nach seinem eigenen Überleben und Glück. Egal ob Tier, Mensch, Monster, Esper oder Gottheit. Jedes Wesen verlangt nach dem Sinn seines Lebens und nach seiner Daseinsberechtigung.

Sind Esper nur dafür bestimmt vom Kaiserreich ausgenutzt und ermordet zu werden für ihre magische Kraft?

War es eine weise Entscheidung der Esper sich in ihrer eigenen Welt zu verschließen?

Haben die drei Gottheiten als sie die Welt berührten, sie damit nicht schon insgeheim verflucht im Chaos zu enden?

Für viele Fragen gibt es keine Antwort. Für manche auch nur eine, um die ständige Fragerei zu stoppen. Legenden werden erzählt und geglaubt, oder für Unsinn gehalten.

Doch diese Geschichte hier, so unglaublich sie auch klingen möge, war die finale Geschichte dieser Welt. Sie war der Anfang und das Ende zugleich.

Und sie begann mit einer Frau mit mysteriösen Kräften. Sie soll im Namen des Kaiserreichs die Stadt Narshe überfallen. Einer der letzten Zufluchtsorte der Rebellen. Dort befindet sich zudem ein erstarrter Esper, welcher für das Kaiserreich von hohem Wert ist.

Terra, Lock, Edgar, Sabin, Celes, Cyan, Strago, Relm, Setzer, Gau, Shadow, Mog, Gogo und Umaro; Sie alle werden Teil dieser Geschichte sein und ihre Rolle darin spielen.

Bist du bereit für eine weltverändernde Show?

Look and Feel: Ein Höhepunkt schlägt den nächsten!

Das Kampfsystem hat sich nicht sonderlich stark verändert. Neben den schon bekannten Hinterhalten (Gegner greifen von hinten die Gruppe an), gibt es nun auch die „Zange“ oder „Mangel“. Hier steht die Gruppe in der Mitte und die Gegner greifen von außen die Gruppe an. Außerdem werden wieder die vielen Charaktere aus Final Fantasy IV ein Thema. Dieses Mal gibt es über zwölf verschiedene spielbare Charaktere, die man ab einem gewissen Zeitpunkt im Spiel auch problemlos wechseln kann.

Neu dabei ist, dass man in manchen Situationen im Spiel die Gruppe in zwei oder drei Gruppen aufteilen muss, um voranzukommen, dass kannte man zwar schon aus Final Fantasy V, aber in Final Fantasy VI wurde dies noch intensiver genutzt, so intensiv sogar, dass man im letzten Dungeon mit zwölf Charakteren aufgeteilt in drei Teams den Dungeon meistern muss.

Die Charaktere besitzen auch wieder wie in Final Fantasy IV feste Berufe und Fähigkeiten, welche jedoch durch das Esper-System mit zusätzlicher Magie und Attributwerte angereichert werden können. Jeder Charakter besitzt zudem auch noch spezielle Fähigkeiten wie die Kampfkünste von Sabin oder die mysteriöse Kraft von Terra.

Zudem bietet das Spiel eine gewisse Flexibilität in Sachen Storytelling. Man kann sich ab einem bestimmten Zeitpunkt aussuchen, welchen Handlungsstrang man als nächstes spielen wird. Später im Spiel gibt es sogar die Möglichkeit wie in einer offenen Welt zu agieren und selbst zu entscheiden, was man als nächstes angehen möchte.

Das Spiel besitzt einige Nebenquests und Zusatzaufgaben, die komplett losgelöst vom Hauptspiel angegangen werden können. Manche Entscheidungen im Spiel führen sogar dazu, dass spielbare Charaktere unspielbar werden.

Und wie wäre es noch mit einem Oper-Minispiel, welches sogar eine deutsche Synchronisation hat, sofern man mit deutschem Bildschirmtext spielt? (gab es so zumindest in der Pixel Remaster-Version)

In Sachen Präsentation hebt sich das Spiel im Original stark vom Vorgänger ab, und nutzt deutlich seichtere Farben und dunklere Töne. Die Welt wirkt weniger grell und spielerisch, sondern ernst und real, was durch Chocobos, Mooglis und die einen oder anderen Charaktere aufgeheitert wird.

Die Pixel Remaster-Version ist auch spürbar detailreicher und aufwendiger gestaltet als die Vorgänger.

Fazit: Wahrlich ein Meisterwerk!

Ich halte an meiner zwei Jahre alten Meinung fest. Final Fantasy VI ist ein Meisterwerk und auch beim zweiten Durchspielen verdient es weiterhin von mir die Bestwertung.

Auch meine damalige These, dass mehr rundenbasierte Rollenspiele in Zukunft auftauchen werden, scheint sich zu Bewahrheiten.

Für mich ist Final Fantasy VI nach wie vor ein grandioses Erlebnis, dass es so kein zweites Mal gibt. Klar sind einige der Elemente sehr klischeehaft, aber die filmische Inszenierung der Zwischensequenzen und Dialoge ist einfach ein Genuss.

Wenn man sich also mit den Zufallsbegegnungen, dem etwas intensiveren „Grinden“ und den rundenbasierten Kämpfen gerade so anfreunden kann, dann empfehle ich das Spiel unbedingt zu spielen.

Mit der Pixel Remaster-Version kann man sich sogar vieler der nervigen Punkte des Originals durch die Boost-Funktion und den weiteren Verbesserungen am Gameplay entledigen. Damit wird das Kämpfen kinderleicht und man kann sich vollkommen auf die Handlung und die Welt konzentrieren.

Retro Wertung:

KategoriePunkte
Motiv10
Steuerung10
Präsentation10
GESAMT100 %

Schlusswort:
Ab in eine neue Dimension!

1997 begann der Sprung in die dritte Dimension für die Final Fantasy-Reihe. Am 31. Januar 1997 erschien erstmalig Final Fantasy VI in Japan auf der PlayStation 1. Ein echter Quantensprung in Sachen Technik und Umfang. Mit damals über 50 Millionen US-Dollar an Entwicklungs- und Marketingbudget, war es eines der teuersten Videospielprojekte seiner Zeit. Auch die über 100 Mitwirkenden waren zu der damaligen Zeit einzigartig.

Seither ist auch die Final Fantasy-Reihe in der 3D-Welt fest verankert. Kein weiterer Titel wurde mehr in 2D entwickelt. Square formte so erneut das Bild von JRPGs.

Vorschau:
Rückblicken ist nostalgisch!

Endlich habe ich alle 2D Final Fantasy-Spiele gespielt! Ich wusste, dass ich sie noch in absehbarer Zeit spielen werde, da ich ja bereits 2021 von den Pixel Remaster-Teilen wusste, aber ich wollte mir die Spiele damals noch nicht holen, weil ich auf einen Port für die Nintendo Switch gewartet habe. Und natürlich fast zeitgleich als ich mir schon überlegt hatte Final Fantasy VII wieder anzufangen, wurde das Final Fantasy Pixel Remaster-Bundle für die Nintendo Switch angekündigt.

Zu Gunsten der Nostalgie kann ich mein 10-jähriges Ich nicht verstehen, wie ich damals die ganzen Final Fantasy-Spiele übersehen haben konnte, aber ich glaube ich weiß schon warum: Die Spiele wirkten langweilig und erwachsen auf mich. Weswegen ich also die Spiele nicht spielen wollte.

Spiele mit einer hohen Menge an Fantasie, Surrealismus, Zauber, Märchen, Geschichten, Erzählungen oder Kreativität sind mir 1000x lieber gewesen als Spiele mit „echten“ Aspekten. 

Und Final Fantasy hat es einfach irgendwie nie so wirklich geschafft mich mit dem Klappentext abzuholen, obwohl die Reihe genau meinen Geschmack trifft.

Trotz der Tatsache, dass ich keine direkte Nostalgie mit den gespielten und erlebten Abenteuern der Final Fantasy-Spiele habe, machte mir das Spielen dieser Klassiker auch im Jahr 2023 unglaublich viel Spaß.

Und das auch entgegen meiner Abneigung zum rundenbasierten Kampfsystem und den Zufallsbegegnungen. JPRGS aller Art sind gerne willkommen bei mir, auch mit diesen Elementen.

Und die Final Fantasy Pixel Remaster-Teile haben ja dank dem Boost-Feature und den zusätzlichen Quality of Life-Funktionen wie zum Beispiel eine dauerhaft eingeblendete Karte, auch dazu beigetragen, dass ich die Abenteuer problemlos, stressfrei und „grindarm“ erleben konnte!

Viel Spaß beim Zocken!