Wie auch schon die große Vorlage aus dem Film, will die Spielereihe „Star Wars Jedi“ zu einer Trilogie heranwachsen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Mit dem zweiten Teil „Survivor“ erzählt man jetzt zunächst einmal die Geschichte rund um Cal Kaestis weiter. Was bei dieser Fortsetzung sofort ins Auge fällt und was man tatsächlich erst einmal mühselig zusammensuchen muss, das und noch andere Jedi-Geheimnisse werden in dieser Review verraten.
Konsole: Xbox Series X
Autor: Alex
Inhaltsverzeichnis

Gameplay: Auf in nicht mehr ganz so weit, weit entfernte Galaxien
Aus dem Filmbereich merkt man immer wieder, dass Trilogien oftmals einen ganz gezielten Schwachpunkt in ihren Reihen haben: Der zweite Teil steht immer vor der großen Herausforderung gleichzeitig die Geschehnisse und Spannungen aus dem ersten Teil aufrecht zu erhalten und gleichzeitig Brücken und Hinweise für das Finale im dritten Teil zu bauen. Dabei darf er aber nicht vergessen, dass er selbst als Werk ja auch noch existiert und dementsprechend auch Inhalte und Werte benötigt, mit denen er für sich punkten kann. Dieses Dreigestirn an Verantwortung ist es, dass viele „zweite Teile“ an oder über den Rand des Abgrundes bringen. Die Verantwortlichen von „Star Wars Jedi: Survivor“ bedienen sich bei der Konstruktion ihrer inhaltlichen Dramaturgie natürlich beim Film und stellen mich damit vor die entscheidende Frage: Kann das bei einem Videospiel funktionieren? Doch bevor wir diese Frage beantworten, gibt das Spiel so viel anderes erwähnenswertes her, dass wir die Dramaturgie gerne erst einmal hintenanstellen können. Merkt euch aber diese Frage!
Motivation: Der nächste Schritt zum Jedimeister
Auch wenn dieses Thema tatsächlich im Spiel niemals angesprochen wird – klar es gibt ja auch keine Jedi mehr; Cal Kaestis befindet sich nicht nur auf seiner ganz persönlichen Reise, er ist auch auf dem Weg zu einem Jedi-Meister zu werden. Und die allermeisten Fans von „Star Wars“ wollten selbst doch schon immer mal wahlweise Jedi-Meister oder Sith-Lord werden? Daher ist es auch gar nicht verwunderlich, dass die „Star Wars Jedi“-Reihe mit ihren zwei aktuellen Titeln vor allem auch durch die Art und Weise besticht, wie ihr Cal Kaestis durch die Welt und auch dessen Kämpfe navigiert. Ich ertappte mich auch während des Spiels immer wieder dabei, wie mein inneres Kind freudig umherhüpft, weil wir uns in einem Spiel so bewegen wie es die großen Jedi in den Filmen machen. Mal elegant und ausdrucksstark wie in den ersten drei Filmen, dann aber auch wieder flink und agil mit schnellen Kombinationen wie in der zweiten Trilogie. (die dritte Trilogie blendet mein Inneres gerne aus)
Kombiniert mit seiner Handlung und Charakterentwicklung entlockt uns Cal Kaestis diese kindliche Freude im Umgang mit dem Gameplay und lässt uns so auch einige Schwierigkeitsspitzen des Spiels gerne ertragen und Passagen nach Stürzen in Abgründe wiederholen und wiederholen. Die Verantwortlichen von „Star Wars Jedi: Survivor“ wissen geschickt mit der Faszination der „Star Wars“-Fans zu spielen und eben diese Faszination zum einen in ihr eigenes Spiel einzubauen, aber auch tatsächlich zu verstärken. Denn in den Filmen hat man nicht die Chance Planeten der Galaxie so eindringlich und gründlich zu durchforsten. Immer und immer wieder zu besuchen, um zu sehen, ob sich nicht mittlerweile durch gestiegene Erfahrung ein neues Geheimnis lüften lässt.
„Star Wars Jedi: Survivor“ nutzt die Faszination „Star Wars“ auf so vielen Ebenen sehr geschickt aus und kreiert dadurch vor allem eine Immersion allein durch die Marke und deren Inszenierung, ohne dass wir uns auch nur fünf Meter im Spiel bewegt haben.

Steuerung: Das Beste aus vielen Welten
Wie auch schon beim Vorgänger bedient sich „Star Wars Jedi: Survivor“ bei ganz vielen Gameplay- und Steuerungselementen und baut diese in sein Spiel mit ein. Während sich bei der grundlegenden Bewegungssteuerung nichts geändert hat (Cal kann weiterhin an Wänden laufen, seinen Greifhaken verwenden, oder seinen Droid-Kumpel BD-1 als Seilrutsche verwenden), dauert es bis sich seine Fähigkeiten hier erweitern. Aber keine Sorge: Sie werden es – wenn auch teilweise sehr spät. Dann können wir mittels Jedi-Sprung (Doppelsprung), Dash oder einem noch verbesserten Greifhaken beinahe mühelos durch alle Welten und Gebiete flitzen. Durch das spätere Erlernen von Fähigkeiten dieser Art bekommt „Star Wars Jedi: Survivor“ zwangsläufig wieder Metroidvania-Aspekte verpasst. Das kann einem jetzt gefallen oder nicht. Schön fand ich in diesem Zusammenhang immerhin, dass wir die meisten der Planeten sowieso mehrfach bereisen müssen. Das erspart das gezielte Ansteuern, nachdem man eine neue Fähigkeit erlernt hat.
Wenn es dann aber mal ans Eingemachte geht und kein Jedi-Wille mehr zum Beschwichtigen reicht, dann zieht auch Cal sein Lichtschwert. Anders als im Vorgänger kann man dieses (wie ihn selbst und BD-1) schon etwas früher optisch modifizieren. Das entscheidend Neue an seinen Kampfküsten ist aber die Tatsache, dass er sich nicht nur mehr einem Kampfstil widmen muss. Er nimmt die Erfahrungen aus der Vergangenheit mit und kann im Laufe des Spiels bis zu fünf Kampfstile erlernen:
- Ein Schwert
- Doppelklinge
- Zwei Schwerter
- Parierstange
- Blaster (ja richtig gelesen)
Ein jeder dieser Kampfstile unterscheidet sich in seine Vor- und Nachteile. Aufgeteilt in die vier Bewertungen Stärke, Geschwindigkeit, Reichweite und Verteidigung können wir uns selbst entscheiden, welcher der beiden Kampfstile zu uns passt. Denn wir können immer nur maximal zwei der Kampfstile auf eine Art „Schnellwechsel“-Taste legen. Sollen diese beiden verändert werden, ist der Besuch bei den ebenfalls wieder mit vorhandenen Meditationspunkten erforderlich. Mein persönlicher Favorit zum Ende des Spiels war übrigens die Kombination „Parierstange“ und „Zwei Schwerter“.
Wer den Erstling gespielt hat, der wird sich in Sachen Kampfgeschehen auch schnell wieder zu Hause fühlen, denn tatsächlich hat man hier aus meiner Sicht in der Fortsetzung am wenigsten Veränderung hineingebracht. Nach wie vor ist das Combat-System auf einen gewissen „Realismus“ ausgelegt und so können die meisten Gegnerklassen mit einem oder wenigen Lichtschwert-Treffern besiegt werden. Auch das mehr oder weniger gezielte Abschlagen von Extremitäten kann im Kampf gegen so manchen Gegner unterstützend wirken. Gleichzeitig behält sich „Star Wars Jedi: Survivor“ aber einen gewissen Grundschwierigkeitsgrad im Kampf vor, sodass bereits bei „normaler“ Spielschwierigkeit hier eine gute Portion Herausforderung dabei ist. Das Parieren und Kontern steht für mich vielleicht noch etwas mehr im Fokus, wodurch sich Vergleiche zu Titeln wie „Sekiro“ herstellen lassen können. Einen gewissen „Soulsaspekt“ kann man im Combat-Gameplay auf jeden Fall nicht übersehen.
Doch sich allein auf seine Waffen zu konzentrieren ist natürlich auch nicht wirklich klug, zumal als Jedi ja auch noch eine ganz andere und eigene Waffe verfügt: Die Macht! In insgesamt drei großen Kategorien (Jedi-Konzentration, Telekinese und Verwirrung) könnt ihr Fähigkeitenpunkte investieren, um so die Macht noch besser einzusetzen und damit vielleicht sogar den ein oder anderen Lichtschwert-Einsatz gänzlich zu verhindern. Neben diesen drei Kategorien warten übrigen noch eine „Überlebens“- und passend zu den Kampfstilen fünf „Lichtschwert“-Kategorien darauf eure Fähigkeitenpunkte aufzunehmen. Zwischen einem und drei dieser Punkte ist für das Erlernen einer Fähigkeit nötig. Erhalten könnt ihr Fähigkeitenpunkte ausschließlich mit Erfahrungsgewinn. Um die 80 Fähigkeiten können somit von euch im Verlauf eures Abenteuers erlernt werden. Dass es sich bei den Kampfstilen natürlich empfiehlt, nur die Fähigkeiten zu erlernen, die zu euren favorisierten Stilen gehören, versteht sich hoffentlich von selbst. Und selbst wenn ihr euch mal verskillt könnt ihr die Fähigkeitenpunkte auch zurücksetzen. Beim ersten Mal kostenlos, für alle weiteren Male müsst ihr mit einem Fähigkeitenpunkt bezahlen.

Jetzt haben wir so lange über Cal und seine verschiedenen Steuerungsoptionen gesprochen, da ist der kleine Droide BD-1 direkt ein bisschen untergangen. Wie schon verraten hat auch er alle seine nützlichen Fähigkeiten aus dem ersten Teil mitgenommen. Im Verlauf des Spiels kann er dann immer hochwertigere Droiden des Imperiums hacken (hierzu müssen entsprechende Erweiterungen seiner Datenbank im Spiel gefunden werden). Ebenfalls erlernen muss er zwei Fähigkeiten, die in die Kategorie „Bewegungsfreiheit“ fallen und somit von euch gar nicht übersehen werden können. Die erste lässt Energiekerne über- oder entladen und aktiviert so meist Hilfen, damit Cal von A nach B kommt. Die andere Fähigkeit ist mehr für das Lösen von Rätsel erforderlich, aber deswegen nicht minder interessant. Der „Koboh Zerkleinerer“ lässt BD eine grobkörnige schwarze Masse versprühen, die mit dem Kontakt der Strahlen eines Koboh-Resonators in Flammen aufgeht und so schon mal zur mächtigen Waffe werden kann, wenn unüberwindbares Dickicht aus dem Weg geräumt werden muss. (ACHTUNG: Ein Einsatz gegen Feinde ist nicht möglich)
So und was soll man nun mit diesen ganzen schicken Fähigkeiten und Optionen anfangen? Nun zu einem kleinen Teil braucht ihr die natürlich, um im Spiel weiterzukommen, Quests abzuschließen und die Story voranzubringen. Doch der viel größere Teil hört auf das schöne Wort „Erkundung“. Denn natürlich könnt ihr die Zeit auf den verschiedenen Planeten auch nutzen, um diese ausgiebig zu erkunden. Durch die Metroidvania-Anleihen wird es auch so gut wie nie vorkommen, dass ihr einen Planeten direkt beim ersten Besuch komplett erkunden und alles Sammelbare abgrasen könnt. Mehrfache Besuche und immer wieder etwas Neues entdecken steht auf der Tagesordnung. Und dieses „Entdecken“ spielt dabei einen sehr großen Part. Denn auf den verschiedenen Planeten könnt ihr unglaublich viel Sammelkram einheimsen. Darunter zählen Cosmetics für Cal, BD-1 und sein Lichtschwert. Aber auch verschiedenste Arten von Währungen, mit denen ihr euch in insgesamt drei Shops eine breite Mischung an Sammelbarem oder sogar kleinere Spieleperks erwerben könnt – haltet am besten die Augen offen. Ihr könnt aber auch Erweiterungen für eure Macht und Gesundheit oder zusätzliche Heil-Stims finden. Das Ganze wie gesagt eher durch die fehlenden Fähigkeiten als durch das Spiel versteckt. Wer also seine Probleme mit Metroidvania-Elementen hat, sollte an diesem Punkt wirklich sehr gute Nerven mitbringen, denn die letzte Fähigkeit lernt ihr erst in einer der letzten Hauptmissionen kennen.
Apropos Missionen, davon gibt es nämlich auch noch andere als die schnöden Hauptmissionen. Ihr könnt im Verlauf der Handlung auf Kopfgeldjagd gehen, Fische für euer Aquarium suchen, Jedi-Kammern erkunden, Holo-Schach spielen, gefährliche Bestien jagen oder Pflanzensamen sammeln und so euren Traumgarten auf dem Dach von Greez´ Cantina anpflanzen. Alles nicht spielentscheidend, aber auch eine schöne Abwechslung, wenn man dem Erkunden ein wenig Bedeutung zuführen kann.
Inhalt: Auf ins Jedi-Paradies!
Gut fünf Jahre sind vergangen, seit sich Cal Kaestis und seine Crew mit Darth Vader und dem Imperium angelegt und nur knapp überlebt haben. Die damalige Crew hat sich auseinandergelebt, aber auch gleichzeitig nie wirklich die Sympathien füreinander verloren – ganz egal was damals alles vorgefallen war. So kommt es also nicht vom Zufall her, dass sich Cal nach einer riskanten Mission auf Coruscant zum Planeten Koboh schleppt. Also nicht wirklich er selbst, sondern vielmehr das ihm von Piloten Greez überlassene Schiff „Mantis“. Denn das hat bei der Flucht einiges abbekommen. Doch auch die aktuelle Crew von Cal hat schwere Verluste erleben müssen und Cal ist nun mit den dazugehörigen Schuldgefühlen konfrontiert. Einzig und allein der Blaster-Schütze Bode ist noch übrig und soll Cal im Laufe der Zeit auf Koboh wiedertreffen.
Cal beichtet Greez unterdessen den Zustand der „Mantis“. Doch bei dem knurrigen Kantina-Betreiber überwiegt die Wiedersehensfreude und sichert umgehen und ohne großes Murren seine Unterstützung zu. Cal darf sich in dem kleinen Unterschlupf ein zu Hause finden. Bei Erkundungen stolpert Cal über ein altes Geheimnis des Planeten: Die Jedi sollen von diesem Planeten aus zu einem geheimen Ort aufgebrochen sein: Tanalorr. Ein Planet, den die Jedi als Rückzugsort auserkoren haben und zu dem sie auch aufgebrochen sein sollen, nachdem die „Order 66“ eingetreten ist. Durch einen noch intakten Droiden aus dieser Zeit erhofft sich Cal weitere Informationen und tatsächlich fügt sich schon bald Puzzleteil um Puzzleteil zusammen.

Doch für Cal wird auch eines immer klarer: Ohne eine weitere mächtige Konfrontation mit dem Imperium wird es keinen Weg nach Tanalorr geben. Doch es gibt auch die positiven Seiten und die strotzen nur so vor Wiedersehensfreude. Denn Cal muss tatsächlich nach und nach seine alte Crew kontaktieren und sie in verschiedensten Szenarien um Unterstützung bitten – darunter auch eine für Cal besonders wichtig gewordene Person!
Doch kurz bevor Cal und die anderen den finalen Aufbruch nach Tanalorr antreten können, kommt es zu einem grässlichen Verrat und Cal und seine Gefühle werden erneut auf eine harte Probe gestellt. Kann er sich der dunklen Seite versagen oder unterliegt er dieses Mal den Gelüsten der Rache und des Hasses, die nach dem Verrat mächtig an ihm arbeiten!
Präsentation: Film oder Spiel?
Es ist eine der großen Fragen, wenn wir uns über die Präsentation von aktuellen Toptiteln unterhalten. Die Wahrnehmung in Sachen Grafik scheint nur noch marginale Unterschiede zu liefern. Ob wir einen Film sehen oder ein Videospiel hängt ganz oft nur noch von den Offensichtlichkeiten ab, dass ihr die Figur im Bild selbst steuert oder eben nicht. Sich über Grafiken von großen Titeln differenziert zu unterhalten fällt immer schwerer, da Engines (so unterschiedlich sie auch heißen mögen) gerade in Sachen Bild und Optik insgesamt immer ähnlicher werden. Deswegen ist es auch nicht überraschend, wenn man die optische Präsentation von „Star Wars Jedi: Survivor“ schnell als „spielbaren Film“ bezeichnet. Das ist in diesem Fall aber gar nicht verallgemeinernd oder gar abwertend in irgendeiner Form in Richtung Gameplay gemeint. Es ist vielmehr eine mittlerweile allgemeingültige Feststellung.
Die entscheidende Frage aus meiner Sicht ist gerade bei der optischen Präsentation mittlerweile vielmehr die, wie gut die Immersion gelungen ist. Wie gut fühlen wir uns von der Welt und ihren Bildern abgeholt? Im Falle von „Star Wars Jedi: Survivor“ bin ich hier tatsächlich auch nicht so ganz in der Lage mein „Fanherz“ auszublenden. Denn tatsächlich habe ich mich sehr oft ertappt, wie ich mit einer kindlichen Freude einfach durch die Ländereien von Koboh & Co. geschlendert bin und hier mal mit der Macht einen Stein weggeschleudert habe, oder da meine Lichtschwertkünste an einem Gegner versucht. Inszenatorisch überzeugt das Spiel in jeder Einstellung, denn wenn selbst die grausten, symmetrischsten und schlichtesten Tunnel eines imperialen Stützpunktes Faszination und Gänsehaut auslösen, weil man für diese wenigen Stunden schlicht und ergreifend wieder selbst ein Teil dieser Saga sein darf, dann hat ein Titel für mich in Sachen optischer Präsentation alles richtig gemacht.
Blickt man auf die Soundkulisse des Spiels, dann kann sich „Star Wars Jedi: Survivor“ auf zwei große Vorteile ausruhen. Der erste ist der Umstand, dass Electronic Arts durch seine großartige Partnerschaft mit Lucasfilm (dem Rechteinhaber von Star Wars) Zugriff auf unglaublich viele Assets hat – natürlich trifft das zum Teil auch auf die Optik zu, aber da wir uns zumindest für Filmfans auf eher unbekanntem Terrain bewegen, haben wir hier nicht so viele Direktvergleiche wie beim Sound. Aber wenn ein Lichtschwert aktiviert wird, ein Speeder an einem vorbeizischt, ein imperialer Jäger auf Kollisionskurs geht oder einfach nur ein Blaster abgefeuert wird, dann lässt das die Herzen sofort und ohne großen Aufwand höherschlagen.

Ganz persönliches Highlight in „Star Wars Jedi: Survivor“ für mich ist aber erneut die Synchronisation. Nicht nur, weil man für die wiederkehrenden Charaktere auf deren bereits gewohnte Stimmen aus dem ersten Teil zurückgreifen kann, sondern weil wir dank der Gegnersynchronisation auch bei herrlich komischen Gesprächen zwischen Droiden lauschen können – nehmt euch die Zeit; es ist ein Fest! Doch wie gesagt auch bei den öfter zu hörenden Stimmen, können wir uns in der deutschen Synchronisation auf durchgehend hohe Qualität verlassen. Ob ein Louis Friedemann Thiele, der erneut in die Rolle von Cal schlüpft und ihn aus meiner Sicht hervorragend bei seiner Weiterentwicklung als Jedi begleitet. Oder die „herzigen“ Kommentare von Kai Taschner, der Greez wieder seine Stimme leiht.
Anders sieht es für mich da beim Soundtrack zu „Star Wars Jedi: Survivor“ aus. Denn da habe ich mich oft ertappt, wie ich mich in der Beliebigkeit der Klänge etwas gelangweilt zurückgelassen gefühlt habe. Sicherlich haben die Soundtracks von Gordy Haab (komponierte u.a. auch für die beiden jüngsten „Star Wars Battlefront“-Titel) und Steven Barton (Komposition u.a. für die „Titanfall“-Titel) eine gewisse aber auch leider arg kurzzeitige Faszination. Gerade wiederkehrende Stücke haben es bei mir nicht geschafft mich ein jedes Mal neu abzuholen und mit auf die Reise zu nehmen. Für mich waren die Soundtracks fast ein bisschen zu „cineastisch“. Denn in einem Kinofilm hätten sie hervorragend funktioniert. Für das einmalige oder nur kurze bzw. episodige Einspielen sind sie hervorragend komponiert. Aber in einem Videospiel verfliegt deren Wirkung für mich leider ein bisschen zu schnell. Das liegt vor allem daran, dass man in einem Videospiel anders als in einem Film eben doch das ein oder andere Mal öfter an bestimmte Stellen zurückkehren wird – vor allem wenn der Titel einen gewissen „Metroidvania“-Einschlag besitzt.
Fazit: Der Beginn einer Trilogie
Ja, das liest sich jetzt für ein Fazit zu einem zweiten Teil eher etwas seltsam, aber lasst mich das mal erklären. Gerade im Bereich der Videospiele sind Vereinbarungen auf eine Trilogie nichts Alltägliches. Da geht es noch viel stärker als bei Filmen oder Serien darum, wie jeder einzelne Teil aufgenommen wird. Aber aus meiner Sicht konnte man bereits nach „Star Wars Jedi: Fallen Order“ absehen, dass EA hier etwas Großes im Feuer liegen hat. Bei „Star Wars Jedi: Survivor“ stellte sich jetzt für mich daher weniger die Frage, wie der Teil an sich funktionieren würde, sondern wie er denn eine mögliche Trilogie anstoßen wird, ohne dabei sich selbst oder seinen Vorgänger zu verlieren.
Die Aufgabe ist den Verantwortlichen gerade mit Blick auf die dramaturgische Entwicklung des Films herausragend gut gelungen. Ich mochte die Handlung von „Survivor“ unglaublich gerne und habe tatsächlich auch immer wieder bereut, dass ich mich zwischen den Missionen so oft habe von Erkundungen und Nebenmissionen in diesen großartig inszenierten Welten habe ablenken lassen. Denn ich bin mir sehr sicher, dass die Handlung hintereinander weg erzählt, durchaus das Potenzial hat mit dem ein oder anderen Film aus dem „Star Wars“-Universum mindestens mithalten zu können. Gerade die Entwicklung von Cal Kaestis als Charakter innerhalb seiner Crew, aber auch für sich ganz persönlich genommen ist richtig stark und ich bin schon jetzt gespannt worin diese Entwicklung in einem bereits bestätigten dritten Teil gipfeln wird.
Doch auch fernab der Dramaturgie beweist „Star Wars Jedi: Survivor“ vor allem ein Händchen für all jene zu haben, die sich als Fans der Sternensaga bezeichnen. Denn für diese liefert auch dieser Titel nicht nur jede Menge Referenzen und bekannte Figuren, Tiere, Pflanzen und Umgebungen sowie Sounds. Nein man darf sich tatsächlich für die Spielzeit selbst wie ein Teil dieses Universums sehen. Die Immersion ist für mich auf einem sehr starken Niveau und trägt damit ganz unterbewusst auch dazu bei, dass Handlung und Charaktere noch etwas unmittelbarer bei uns Wirkung zeigen.
So geht (Videospiel-)Fortsetzung!

Keep on Gaming!
Wertung
Pro und Contra
Pro | Contra |
„Star Wars“-Gefühl | Metroidvania-Aspekte können als störend empfunden werden |
Gute Entwicklungen im Gameplay | Kampfsystem für „Casuals“ herausfordernd |
Handlung |
Score
Kategorie | Punkte | Begründung |
Motivation | 7 | Ich habe lange überlegt, ob ich hier die „Metroidvania“-Aspekte negativ auslegen soll. So ganz konnte ich es am Ende nicht, da aus meiner Sicht neben der großartigen Handlung das (regelmäßige) Erkunden auch den Charme des Spiels ausmacht und so ein bisschen ja auch den Lebensstil der Zeit ausmacht. Ich mochte diese Kombination von linearem Storytelling auf der einen, aber auch die Möglichkeit mich jederzeit auf den Planeten (mal mehr, mal weniger) frei bewegen zu können. |
Steuerung | 8 | Der Titel hat vieles von seinem Vorgänger berücksichtigt und Neuerungen behutsam ins Spiel gebracht. Dass man manche Fähigkeiten erst sehr spät im Spiel lernt, hätte man aus meiner Sicht etwas besser lösen können. Dafür punktet auch die Fortsetzung mit seinem großartigen Kampfsystem – da fühlt man sich direkt selbst wie ein Jedi! |
Inhalt | 8 | Die Geschichte rund um Cal Kaestis wird klug weitererzählt. Es bleibt genug Restspannung für einen bereits bestätigten dritten Teil der „Star Wars Jedi“-Reihe, aber man vergisst auch den Vorgänger nicht aus den Augen. Für mich eine perfekte Mischung, die hintereinander weggespielt auch einen sehr passablen Film abgegeben hätte. |
Präsentation | 8 | Dass Top-Titel immer mehr zu spielbaren Filmen werden ist nicht mehr zu leugnen, daher fallen traditionelle Grafikvergleiche immer ähnlicher aus. Für mich konnte „Survivor“ vor allem mit seiner hohen Immersion überzeugen, die es besonders aufgrund der Tatsache erzeugen konnte, weil EA einen Kooperationsvertrag mit Lucasfilm geschaffen hat, der Zugriff auf Original-Assets aus den „Star Wars“-Archiven erlaubt. Bei der Synchronisation ist sowohl für die Originalversion wie auch Fans der deutschen Vertonung durchgehend hohe Qualität zu hören, beim Soundtrack verpufft dessen Magie leider recht schnell, so dass er gerade bei mehrmaligem Hören (und das kommt vor) etwas zu beliebig wirkt. |
Gesamt | 78 % | „Star Wars Jedi: Survivor“ ist für mich eine wirklich in (fast) allen Aspekten gut gelungene Fortsetzung und Überleitung zu einem abschließenden dritten Titel. Über die Frage, ob „Metroidvania“ jetzt unbedingt als Nebengenre hätte sein müssen, kann man streiten. Das Kampfsystem ist aus meiner Sicht nicht erst seit dem Erstling über alle Zweifel erhaben und auch die optische Inszenierung ist wie von Publisher und Entwickler gewohnt erstklassig. Für alle Fans des Sternenkriegs mehr Pflicht als Option. |
Infos
Publisher | Electronic Arts (Star Wars) |
Entwickler | Respawn Entertainment |
Plattform | Playstation 4 + 5 Xbox Series X/S Xbox One-Familie PC (Windows) |
Genres | Action-Adventure, Metroidvania, Soulslike |
Release | PS5, Windows, Xbox Series X/S 28. April 2023 PS4, Xbox One 17. September 2024 |
Website | https://www.ea.com/de-de/games/starwars/jedi/jedi-survivor |
Preis (Stand: Dezember 2024) | Ca. 70 € |
Altersfreigabe | 16 Jahre (USK) |
Spielzeit | Ca. 31 Stunden (Storyabschluss / ca. 77% Gesamtfortschritt) |