Lange haben wir darauf gewartet. Nun ist Lara Croft endlich wieder zurück. In ihrer Rückkehr auf die Bildschirme in TOMB RAIDER ist die Archäologin jünger, unerfahrener, verletzlicher und noch attraktiver. Wir haben Lara auf ihrem ersten Abenteuer begleitet und wollen euch mitnehmen auf die Endurance und nach Yamatai.

PC-Review von Mario Zollitsch

 

Ein bekannter Name

Nicht nur Lara Croft und deren deutsche Synchronsprecherin Nora Tschirner sind bekannt Namen, die der neuen Lara ein frisches Gesicht und interessante Züge geben, sondern selbstverständlich auch im Hintergrund treffen wir berühmte Firmen: Der Publisher Square Enix ist natürlich jedem Gamer bekannt. Ebenso Crystal Dynamics, Eidos Montreal und Nixxes. Doch auch das war noch längst nicht alles.

Die Autorin der Geschichte wird bei dem ein oder anderen auch einen AHA-Effekt auslösen: Rihanna Pratchett ist der kreative Kopf hinter der Story. „Pratchett?“ werden sich jetzt einige fragen, „Das sagt mir doch etwas..:“ Ganz genau: Die Tochter von Terry Pratchett, dem größten lebenden Fantasy-Autor aus England, hat hier ihre Finger im Spiel. Während ihr Vater langsam aber sicher an seinen letzten Büchern arbeitet, geht die Tochter voll in ihrem Element Videospiele auf. Schon in Spielen wie „Overlord“ hat sie ihr Können unter Beweist gestellt. Und bei Tomb Raider hat sie meiner Meinung nach nun ihr bestes Werk abgeliefert. Man kann sich sicher sein, dass aus den Fingern dieser Frau noch viele weitere große Spiele entstehen.

 

Auf der Suche nach Yamatai

Die junge Lara Croft, eine noch ziemlich unbekannte Archäologin, ist mit einem Expeditionsteam auf der Suche nach Yamatai, einem sagenumwobenen Königreich aus alter Zeit. Lara hat während der Reise eine Vermutung, die der Leiter der Expedition, Dr. Whitman, nicht unterstützt. Sie vermutet das Königreich in einem stürmischen Dreieck auf hoher See – noch gefährlicher als das berühmte Bermuda- Dreieck. Doch die Crew vertraut auf Laras Intuition, die durch diverse Argumente gestützt wird. Der Kurs wird also geändert und die Endurance ändert ihren Kurs.

Dabei gelangt das Schiff in einen schrecklichen Sturm, der das Schiff zum Kentern bringt. Die ganze Crew wird an den Strand einer Insel gespült. Doch sie sind dort nicht alleine. Gewalttätige Einwohner, einst selbst gestrandete Seefahrer, haben dort den alten Sonnenköniginnen- Kult wieder auferstehen lassen. Sie nennen sich selbst die Solari und stellen für die Crew – insbesondere für die asiatische Sam, von welcher sie eine direkte Abstammung der Sonnenkönigin vermuten – eine große Gefahr dar.

Doch nicht nur mit den Solari muss sich Lara herumschlagen: Die Insel scheint mit allen Mitteln zu verhindern versuchen, dass ein Mensch die Insel je wieder verlässt. Seltsame Wetterveränderungen bringen Flugzeuge und Helikopter zum Absturz, so dass es scheinbar kein Entrinnen gibt. Doch Lara scheint das Rätsel durchschaut zu haben und hat einen Plan, wie die Insel doch noch verlassen werden kann….

 

Überraschungen

Natürlich versuche ich, nicht zu viel zu verraten. Die Geschichte ist das A und O im neuen Tomb Raider – so wie man die Serie lieben gelernt hat. Wir suchen Antworten und stoßen dabei auf neue Fragen. Unerwartete Ereignisse treiben die Story von einem Wendepunkt zum nächsten. Die komplette Geschichte über bleibt es spannend und der integrierte Fingerlüfter an der Tastatur ist sinnvoll – denn immer wieder komme ich beim Spielen ins Schwitzen und fiebere mit Lara mit.

Dabei offenbaren sich immer weitere Details um Yamatai und den Kult der Solari. Wir finden alte Reliquien, die uns Informationen über das Urvolk geben. Wir entdecken alte Dokumente von verschiedenen Autoren, die weitere Informationen vermitteln und Einzelschicksale beschreiben. Aus diesem Geflecht entsteht nach und nach ein großes Gesamtbild, das Yamatai noch interessanter werden lässt und uns dazu zwingt, mehr darüber herausfinden zu wollen. Und so suchen wir weiter, Spielstunde um Spielstunde…

 

Eine Insel mit vielen Gesichtern

Da wir uns das gesamte Spiel über auf einer Insel befinden, ist die Örtlichkeit natürlich begrenzt. Allerdings zeigt der Ort dennoch einen großen Facettenreichtum. Einerseits haben wir Wälder, Küsten und Gebirge zu durchforsten, zum anderen aber auch alte Gräber, Tempel und alte Bunker und Baracken. Hinzu kommen das abwechslungsreiche Wetter und die verschiedenen Tiere, die sich überall tummeln.

Diese Naturschauspiele sind natürlich entsprechend in Szene gesetzt. Crystal Dynamics zeigt, wie man die neue Lara ins richtige Licht rückt. Während des Spiels sind mir lediglich drei kleine Texturfehler aufgefallen, die sich allerdings sicherlich mit dem ersten Patch beheben lassen.

Das interessante an der Insel ist insbesondere, dass manche Orte beim ersten Besuch nicht völlig erforscht werden können. Hierzu fehlt Lara meist die nötige Ausrüstung. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, frühere Orte im späteren Spielverlauf nochmals zu besuchen, um dort auch wirklich alle Reliquien und Dokumente bergen zu können. Darüber hinaus wird natürlich jede Szene mit der passenden Musik untermalt, um das Ambiente noch authentischer und spannungsgeladener zu gestalten.

Dass das Spiel keine Jugendfreigabe erhalten hat, ist ebenfalls nachvollziehbar. Die detaillierten Szenen beschränken sich nämlich nicht nur auf die Charaktere und die Umgebung, sondern auch die blutigeren Parts. Gleich zu Beginn pfählt Lara bei einem Sturz ihren Bauchraum. Später wird der Fuß eines anderen Crewmitgliedes zerfetzt. Und Lara muss sogar durch einen Fluss aus Blut mit Leichenteilen durchwaten. Ich empfinde diese Punkte nicht als übertriebene Gewaltdarstellungen, vielmehr zeigen sie die grauenvolle Situation, in der sich Lara befindet. Für Kinder ist das Spiel aber auf keine Fälle gedacht.

 

Man wächst mit der Herausforderung

Zu Beginn ist Lara ein noch ziemlich unsicherer Charakter, der die Rolle als „Heldin“ noch lange ablehnt. Selbstvorwürfe und –zweifel prägen die ersten Spielstunden. Auch sind ihre Fähigkeiten noch sehr begrenzt. Im Verlauf des Spiel erhält Lara immer wieder neue Ausrüstungsgegenstände, die ihrem Inventar hinzugefügt werden oder aber die bereits vorhandene Ausrüstungen verbessern. Beispielsweise beginnt Lara ihr Abenteuer mit einem einfachen Bogen. Später kombiniert sie diesen mit einem Seil, um Seilpfeile schießen zu können. Mit einem Feuerzeug können im späteren Verlauf sogar Feuerpfeile verschossen werden. Und ähnlich funktioniert das natürlich auch bei den anderen Waffen wie Pistole, Gewehr und Schrotflinte.

Neben den hinzugefügten Gegenständen können die Waffen auch auf anderem Weg verbessert werden: Indem wir überall auf der Insel verstreutes Bergungsmaterial einsammeln, können wir Waffenupgrades durchführen, die zum Beispiel die Schusskraft erhöhen. Um Upgrades anbringen zu können, müssen aber vorerst die nötigen Teile der Waffe gefunden werden – meist sind es zwei oder drei Parts, die wir im Laufe des Spiels finden können.

Doch nicht nur unsere Ausrüstung verbessert sich: Lara erhält für fast alles, was sie tut, Erfahrungspunkte. Hat sie genügend davon angesammelt, schaltet sie einen neuen Fertigkeitspunkt frei. Diese können wir in drei Kategorien investieren: Überleben, Jäger und Kämpfer. Entsprechend wird sich Lara geschickter bewegen oder kann neue Kampfmanöver einsetzen.

 

Einfach flüssig

Sehr schön sind die Übergänge zwischen Videosequenz und Spiel gestaltet. Ladezeiten finden wir während des Spiels eigentlich nicht. Betritt Lara einen neuen Ort, wird dieser entweder durch ein Video eingeleitet oder aber durch einen langsamen Gang Laras durch einen engen Gang oder eine Höhle. In dieser Zeit lädt das Spiel den folgenden Part, ohne dass wir es wirklich mitbekommen und vor dem Bildschirm warten müssen.

Neben den Spielfrequenzen und den Videos gibt es noch interaktive Filmparts. In diesen übernehmen wir nicht direkt die Rolle Laras, sondern müssen bestimmte Tasten drücken, um die Sequenz zu meistern. Man könnte es fast als Minispiel – Einlage sehen. Abwechselndes Drücken von Links und Rechts, das richtige Timing von F oder das schnelle, erneute Drücken von E – Reaktion und Konzentration ist gefragt. Leider können wir in diesen Momenten das Gezeigte nur peripher wahrnehmen. Doch diese Sequenzen lassen und noch tiefer ins Geschehen hineintauchen und bringen noch mehr Spannung.

Doch nicht nur das Spiel selbst läuft flüssig – auch die Steuerung ist eingängig und sinnvoll. Mit der Maus bestimmen wir den Blickwinkel und feuern unsere Waffen ab. WASD sind für die Bewegungen zuständig, und die herumliegenden Tasten F, E und R benötigen wir für verschiedene Aktionen (R zum Beispiel zum Nachladen der Waffe). Auch Umschalt und die Leertaste spielen eine Rolle. Die Steuerung ist sehr eingängig und schon nach wenigen Spielstunden beherrschen wir diese problemlos. Über die Ziffern 1-4 können wir zwischen unseren Waffen und deren Modi auswählen – also ebenfalls zentral platziert und gut zu erreichen mit der linken Hand.

Und auch das Spielmenü selbst geht sehr schön von der Hand. Alle wichtigen Menüs sind schnell erreichbar und gut einsehbar. Ebenso sind die Karten übersichtlich gestaltet und man findet sich sehr gut zurecht.

 

Völliges Neuland

Rätsel, Spannung, eine hübsche Protagonistin und eine interessante Story – das ist es, was wir von einem Tomb Raider natürlich erwarten. Doch auch ein völlig neuer Spielmodus erwartet uns im neuesten Abenteuer: Ein Multiplayer.

Für diesen Part wurde Eidos Montreal beauftragt. Sie haben dem Spiel einen Mehrspielermodus verpasst, der sich wirklich sehen lassen kann. Natürlich lösen wir hier keine Rätsel mehr. Im Grunde finden wir uns in einem Shooter wieder, wie wir es von vielen anderen Egoshootern kennen. Meist treten zwei Teams gegeneinander an und versuchen, das ihre zum Sieg zu führen. Dabei schlüpft eine Gruppe immer in die Rolle der Endurance-Crew, die andere Gruppe spielt die Solari. Wenn wir im Multiplayer genügend Punkte gesammelt haben, steigen wir einerseits Stufen auf, andererseits können wir auch neue Waffen und Charaktere freischalten.

Ich habe anfangs nicht gedacht, dass dieser Spielmodus zu einem Tomb Raider passt – doch im Grunde stellt es weniger einen Bruch dar, sondern vielmehr eine nette Erweiterung. Die Schlachten spielen sich in den bekannten Gebieten aus dem Einzelspielermodus ab und wir können unsere Fertigkeiten auch gegen echte Gegner testen.

Da die Story bereits nach 14 Stunden geschafft ist und in wenigen weiteren auch alle restlichen Gegenstände, Dokumente und Caches gefunden sind, bietet der Multiplayermodus die Möglichkeit, auch noch etwas länger Spaß an Tomb Raider zu haben. Wobei ich persönlich mir mehr Einzelspieler-Action gewünscht hätte.

 

Fazit:

Lara ist definitiv wieder zurück. Das Spiel ist ein voller Erfolg und bietet uns alles, was ein Lara-Croft-Abenteuer ausmacht. Die mitreißende Story auf der schön inszenierten Insel sorgt für einige Stunden Spannung – und die versteckten Gegenstände fesseln sicherlich nochmals einige Zeit. Für mehr als 20 Stunden taugt der Einzelspielermodus aber leider nicht. Dafür wurde mit dem Multiplayermodus ein weiterer Anreiz geschaffen, Tomb Raider noch nicht im Regal verschwinden zu lassen. Der einzige Makel ist, dass man gerne länger mit Lara gespielt hätte – doch es kann wohl nie genug Lara Croft geben.

 

Wertung

Grafik	10/10
Story	10/10
Gameplay	10/10
Spielzeit	5/10
Atmosphäre	10/10
Gesamt	90 %

 

Info

Genre	Action-Adventure
Release	05.03.2013
Plattform	PC, PS3, XBox 360
USK	ab 18
Publisher	Square Enix
Entwickler	Crystal Dynamics Eidos Montreal
Website:	@ Square Enix
Preis: (Amazon 08.03.2013)	PC: ca 44 € PS3/XBox360: ca 54 €

 

 

Und zwei ganz interessante Interviews zum Schluss: