Ich mag Musicals. Und ich habe bisher so einige gesehen, ob nun in Theatern oder auf der Leinwand. Vielleicht liegt das an meiner schon früh ausgeprägten Vorliebe für Disney Filme, in denen nun einmal auch oft und gerne gesungen wird. Wer weiß das schon. Fakt ist, gute Musik – wobei hier natürlich auch über Geschmack gestritten werden kann – ist in meinen Augen, beziehungsweise Ohren etwas, das man nicht zwingend von Filmen oder von der Bühne trennen muss. Auch etwas, über das sicherlich gestritten werden kann.

les miserables filmplakat

Filmrezension von Laura

 

Was ich allerdings ohne jeden Zweifel behaupten kann, ist, dass Les Misérables ein wirklich schier unerträglicher Film ist. Und das aus gleich mehreren Gründen.

Fakt ist, die Geschichte der Elenden an sich hat eigentlich alles, was ein vermeintlich gutes Drama braucht, immerhin zieht sich die Handlung nun einmal auch über einen geraumen Zeitraum hin.

10Die Geschichte beginnt irgendwo in Frankreich, als Jean Valjean nach neunzehn Jahren Zwangsarbeit in einem Steinbruch – unter Aufsicht von einem gewissen Javert – entlassen wird. Als ehemaliger Sträfling ist es für ihn schier unmöglich, akzeptiert zu werden. Nach einer Begegnung mit einem Priester, der ihn (natürlich) zum wahren Glauben bekehrt, legt er sich einen falschen Namen zu und erarbeitet sich Reichtum und Achtung, bis er letztendlich Bürgermeister in einer Gemeinde wird. Allerdings wird ein gewisser Javert – wir erinnern uns, der frühere Aufseher, nun Polizeiinspektor und Valjean Spinnefeind – in diese Stadt beordert und nach einigem Überlegen erkennt er schließlich Valjean wieder. Dieser muss fliehen, nimmt dabei die Tochter einer ehemaligen Arbeiterin seinerseits, die ohne sein Wissen entlassen wurde, dann als Prostituierte und letztendlich sterbend im Krankenhaus endete und der er Hilfe für ihre Tochter versprach, unter seine Fittiche. Die beiden erreichen, verfolgt von Javert, Paris, wo sie untertauchen können. Valjean ist „Vater und Mutter“ zugleich vor Cosette, besagtes Mädchen.

Jahre später, als die Armen – Elenden – von Paris ihren Aufstand gegen die Obrigkeit planen, da die Revolution mehr als eine Dekade zuvor bekanntlich ins Nichts führte und sie – oh Wunder – wieder mit dem König unzufrieden sind (wir erinnern uns dunkel aus dem Geschichtsunterricht: viele Köpfe mussten rollen), lernt Cosette einen Studenten – Marius – kennen, der der Rebellion zugetan ist. Die beiden verlieben sich unsterblich. Kurzum: es wird dramatisch, natürlich kommt auch noch Javert ins Spiel und viele Menschen sterben. Immerhin möchte ich nicht zuviel verraten.

Les Misérables, also die Elenden, ist ein Stück/Buch/Film, das immer und immer wieder aufgerollt, neu verfilmt und vertont wurde. Ich persönlich mag die Verfilmung aus dem Jahr 1998 (mit Liam Neeson, Uma Thurman und Geoffrey Rush auch eigentlich sehr gut besetzt) durchwegs gerne, selbst wenn in dieser einige Handlungsstränge und vor allem Personen komplett weggelassen wurden. Generell wird das Buch in den meisten Verfilmungen gerade gegen Ende hin gern ignoriert, vermutlich auch, weil das Ende dort nicht den heutigen Heldennormen entspricht. Mir waren auch einige Lieder aus dem Musical bekannt und ich war ihnen auch nicht abgeneigt.

06Aber letztendlich war es eine schiere Qual. Die Musik macht die Handlung, die ja ohnehin für heutige Verhältnisse etwas simpel ist (zu wenig Intrigen, zu viel Drama um Ehre und Seele und dergleichen) – selbst wenn ich persönlich dem doch durchwegs auch etwas abgewinnen kann, vielleicht auch das ein Disney Symptom – schlicht und ergreifend nur unerträglich. Im Grunde wird kaum ein Satz gewechselt ohne dass wieder jemand ins Singen verfällt. Ich habe mir den Film im Original „gegönnt“ und Hugh Jackman, so sehr ich ihn auch als Schauspieler schätze (Hallo? Wolverine? Wer mag ihn nicht?) hat eine Singstimme, die nach zwanzig Minuten für gequälte Seufzer sorgt. Und das nicht, weil man so mit ihm sondern eher wegen ihm leidet. Da ist Russell Crowes Gegrummel weitaus erträglicher. Anne Hathaway leidet als Fantine – also Cosettes Mutter – bestimmt sehr hübsch vor sich hin und hat auch eine erträgliche Stimme. Positiv überrascht, was das stimmliche Talent angeht, war ich von Eddie Redmayne, Marius, der tatsächlich sehr gut singen kann. Und Amanda Seyfried, also Cosette, hat ja schon in Mamma Mia überzeugt.

Lichtblicke waren zudem auch Helena Bonham Carter (weil man sie einfach nur mögen kann) und Sascha Baron Cohen als Gaunerehepaar, der sich durch die Handlung gemogelt hat. Und die tragische Figur des Kindes Gavroche.

Ansonsten? Nein. Nicht freiwillig. Nicht noch einmal. Es ist kein Film, den man sich im Ganzen ansehen kann. Irgendwann geht selbst einem eigentlich Musicalfan das Gesinge im Zusammenhang mit der Handlung vollkommen auf den Geist. Und das Geleide der Elenden verliert vollkommen an Bedeutung, was letztendlich auch nicht Sinn des Films sein sollte.

 

Fazit:       schwach

Ich verstehe wirklich nicht, warum der Film ein solcher Oskarkandidat war, aber vermutlich hat das generell auch damit zu tun, dass ich die Verleihungen generell nicht sonderlich nachvollziehen kann. Amerikaner? Wer weiß das schon. Amüsant ist es allerdings schon, denn leicht fällt es den Amis nicht, Französisch zu sprechen. Im Deutschen dürfte das wohl besser funktionieren. Und eigentlich würde mich auch interessieren, wie es übersetzt wurde. Ob die Originalstimmen bestehen bleiben bei den musikalischen Darbietungen und mit Untertiteln übersetzt werden oder ob auch die Songs im Deutschen zum Besten gegeben werden. Allerdings möchte ich mir das nicht noch einmal antun.

 

Info
Genre Musical, Drama
Kinostart 21.02.2013
Laufzeit 157 Minuten
FSK 12
Produktionsjahr 2012
Verleih Universal Pictures
Regie Tom Hooper
Schauspieler

Hugh Jackman

Russel Crowe

Anne Hathaway

Amanda Seyfried

Helena Bonham Carter

Sacha Baron Cohen

Eddie Redmayne

Aaron Tveit