Bin ich eine Nervensäge? Diese Frage durfte ich mir beim gleichnamigen Buch von Per Bengtsson, Oskar Ekman und Elin Lindell stellen. Ein Buch für 8jährige und aufwärts aus dem Hause Klett Kinderbuch. Ob sich die eigenen oder andere Kinder den Alltags- Überlebens- Tests unterziehen sollen, oder man doch lieber die Finger von lässt, möchte ich euch in einer kurzen Rezension erklären.

Buch-Rezension von Mario

Mitmach-Buch

Das Buch Bin ich eine Nervensäge? Und andere überlebenswichtige Tests ist ein interaktives Buch. Auf fast jeder Seite gibt es für die Leser etwas zu tun. Meistes findet man einen Fragebogen vor sich – zu allen möglichen Themen. Ist dieser beantwortet, finden wir auch kurz darauf die Auflösung hierfür. Die Tests umfassen alles, was das Jugendherz begehrt: Nervige Eltern, Verliebtsein oder die schreckliche Familie mit den Monstern. Zudem finden wir noch amüsante Herausforderungen, wie beispielsweise den Kaugummi- Wettkampf.

Dieser ständige geforderte Aktionismus führt natürlich dazu, dass das Lesen nie langweilig wird. Es gibt immer Aufgaben, die zu erledigen sind. Ob nun die Tests, der Lügendetektor oder die verschiedenen Spiele.

Thematisch daneben?

Wer den eigenen Kindern das Buch kaufen möchte, muss sich darüber im Klaren sein, dass auch vielleicht heiklere Themen angesprochen werden. Die „Tipps zum Länger wach bleiben“ sind zwar amüsant, dürften aber innerhalb der Familie keinerlei Probleme erzeugen. Das Augenmerk geht viel mehr auf die Themen Liebe, Jungen und Mädchen, Küssen und auch Sex wird angesprochen. Sollten die Kinder hier noch nicht aufgeklärt sein, wird es entsprechende Fragen regnen. Und diese müssen dann auch beantwortet werden.

Wer die Aufklärung noch etwas hinauszögern möchte, sollte das Buch vorerst noch in einer Kiste lassen. Aber es bietet sich natürlich an, das Buch als Aufhänger zu nehmen, um solche bei Eltern meist unliebsame Themen anzusprechen.

Die Wortwahl der Autoren ist vollkommen in Ordnung. Zwar lesen wir auch einmal „kotzen“ und „Rotze“, aber diese Wörter sind Alltag – nicht nur bei den Kindern. Darum sollten wir unsere Samthandschuhe bei Seite lassen und die Realität akzeptieren. Und in dieser kennen auch die 8 Jährigen Wörter, die wir hier lieber nicht schreiben wollen. Das Buch bietet auf alle Fälle einiges an Anregungen, um innerhalb der Familie Diverses zu thematisieren und anzusprechen.

Ansprechend illustriert

Wichtig sind natürlich nicht nur interessante und unterhaltsame Inhalte, sondern auch eine ansprechende Illustration. Durch das Buch begleiten Ole und Lotta, zwei doch ganz unterschiedliche Typen Kinder, die aber seit Ewigkeiten beste Freunde sind. Auch am Beispiel dieser beiden werden bereits verschiedene Themen angeschnitten, die in den Tests noch einmal genauer aufgegriffen werden. Auf jeder Seite lassen sich Zeichnungen der beiden finden, in denen sie das aktuelle Thema aufgreifen und darstellen. Natürlich dürfen auch Lehrer, Eltern und andere Charaktere zwischendurch auftreten – doch Ole und Lotta sind die beiden Hauptfiguren und die Identifikationsfiguren des Buches. Mit ihren Schwächen und Stärken.

Kurzatmig

Ganz wichtig ist auch die Kurzatmigkeit der einzelnen Kapitel bzw. thematischen Unterpunkte. Verschiedene Themen werden zwar mehrfach aufgegriffen, doch in einen anderen Kontext gesetzt. Nur wenige Parts ziehen sich über mehr als 3 Seiten. Entsprechend können die einzelnen Themen problemlos auf einmal gelesen werden, ohne dass Langeweile entsteht, was leider allzu oft der Hauptgrund dafür ist, dass Kinder sich nicht mit Büchern anfreunden können.

Fazit

Bin ich eine Nervensäge?  ist ein unterhaltsames Buch für die gesamte Familie und wird das ein oder andere Thema zur Sprache bringen, das man vielleicht hätte schon eher mit den eigenen Kindern ansprechen sollen. Die kurzen Themeneinheiten, vielen Illustrationen und die Mitwirkmöglichkeit der Leser sorgen für spannende Unterhaltung und keine Zeit für  Langeweile. Manche Eltern werden sich zwar an manchen Wortwahlen stören, doch auch sie sollten endlich die Samthandschuhe ausziehen und sich mit der Realität verbrüdern. Kinder wissen viel mehr, als wir ihnen oft zutrauen – und „kotzen“ ist nun alles andere als ein unbekanntes Wort. Auf alle Fälle eine Überlegung wert – ob nun aus aufklärerischen Zwecken oder zur Lesemotivation.