Ich persönlich bin kein Fan der Bildzeitung. Die journalistische Qualität überzeugt letztendlich nur in deren Sport-Teil. Dennoch ist nicht abzuweisen, dass es die auflagenstärkste Zeitung in Deutschland ist – was sicherlich nicht für die intellektuelle Reife unseres Landes spricht. Doch zum 60. Geburtstag hat die BILD etwas veröffentlicht, dass ich mir nicht entgehen lassen konnte. Was einen BILD-Hasser dazu bringt, für 100€ Titelblätter zu kaufen, erfahrt ihr im Artikel.

2013-06-12 13.23.08

Buch-Rezension von Mario

 

Bild dir ein du hast eine Meinung

 

2013-06-12 13.42.01Wie eingangs schon erwähnt halte ich nicht viel von der BILD. Viel zu viel Effekthascherei. Vermutlich ist diese Abneigung auch geprägt worden durch den lieben Herrn Wallraff, der mich mit seinen Recherchen tief schockiert hat. Für mich hat die BILD wenig mit informativen Artikeln, die gut recherchiert sind, zu tun, sondern viel mehr mit persönlichen Geschichten, die Stimmung machen sollen. Und das schafft der Springer-Verlag jedes mal wieder. Auch sind die Texter der Schlagzeilen in einem Punkt unerreichbar: Slogans prägen sich in die Gehirne der Leser und Nicht-Leser. (Wir sind Papst!)

 

Dass eine Zeitung, die letztendlich nichts weltbewegendes berichtet, über 60 Jahre Erfolgsgeschichte hinter sich hat, kann als Armutszeugnis aufgefasst werden. Andrerseits muss man den Journalisten eingestehen, dass sie Meinungen schaffen und niemand mehr

Einfluss auf die breite Masse hat wie dieses Zeitungsmedium. Selbst in Zeiten des Internets, wo alle Printmedien mit der virtuellen Konkurrenz zu kämpfen haben, bleibt die BILD weiterhin die Zeitung Nummer 1.

 

Happy Birthday!

Um diese lange Erfolgsgeschichte zu feiern, schenkt BILD der Menge ein besonderes Buch. Das BILD-Buch enthält chronologisch Titelblätter aus den letzten 60 Jahren BILD-Geschichte. Schon der Druck des Buches gab Probleme: Die Titelseiten sollten  nämlich in Original-Größe abgedruckt werden. Und natürlich in Farbe. Das Ergebnis: Keine einzige deutsche Druckerei konnte diesen Auftrag erfüllen. Letztendlich musste man sich ans Ausland wenden und erhielt das 11kg – Buch in Zeitungs-Format.

 

100 € klingt anfangs extrem teuer für ein einfaches Buch. Doch die Qualität lässt nicht zu wünschen übrig. Einige Seiten zeigen zwar vergilbte Ränder (vor allem in den Anfangszeiten der Zeitung), doch dies ist auf die Lagerung der Original-Vorlagen im Archiv zurückzuführen. Die Qualität der Buchseiten selbst ist tadellos.

Ebenso lässt die Druckqualität keine Kritik zu: Jedes einzelne Titelblatt ist einwandfrei lesbar und die Seiten sind dick genug, so dass der rückseitige Artikel nicht durchscheint.

2013-06-12 13.39.27

Wozu?

Ich denke, wir sind uns alle einig, dass dieses Bucht nicht zum Lesen gedacht ist (abgesehen davon, dass es in der BILD-Zeitung allgemein nicht allzu viel Text gibt im Verhältnis zu Überschriften und Bildern). Der große Anreiz liegt an der deutschen Geschichte, die in diesem Buch steht. Aktuelle Tagesthemen aus den letzten 60 Jahren prägnant auf Schlagworte gebracht. Sowohl die Studentenaufstände, als auch die Wiedervereinigung oder der Anschlag auf das World-Trade-Center. Wir finden alles in diesem einen Buch. Dieser Überblick über 60 Jahre deutsche Geschichte mit der auflagenschwersten Zeitung des Landes ist einmalig. Ich sehe das Buch als Zeitzeuge all der Jahre an. Wir lesen nicht, wie die Vergangenheit war, sondern wie die Vergangenheit ihre jeweilige Gegenwart wahrgenommen hat. Hier spricht der Springer-Verlag weniger den „normalen“ BILD-Leser an, sondern vielmehr das geschichtsinteressierte Bürgertum, das sich nicht scheut, einen großen Batzen Geld für ein Buch, welches in kein Regel passt, hinzublättern.

 

Zu guter Letzt: Fakten

2013-06-12 20.45.142Nach all der Kritik an der Zeitung BILD wollen wir uns nun mit einigen konkreten Fakten über das BILD-Buch journalistisch abheben: Das Buch umfasst insgesamt 748 Seiten, wobei auf den ersten Seiten ein Blick auf die Geschichte der Zeitung selbst geworfen wird und über das Buch erzählt wird. Durch die Dicke der Seiten, dem äußerst festen Einband und dem gigantischen Format von 59,2 x 40,4 x 8,4 cm kommt das Buch auf stolze 11 kg Gewicht. An dieser Stelle entschuldige ich mich auch bei unserer Postbotin, die dieses Paket herumschleppen musste.

 

 

 

 

 

 

 

Fazit

Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Buch wirklich gekauft hätte. Doch im Nachhinein betrachtet bin ich sehr froh, Besitzer dieses Dokumentes Deutscher Geschichte zu sein. Das Durchblättern ist interessant und durch die vielen kleinen Artikel zu lesen macht ebenfalls Spaß und unterhält. Wir haben es hier nicht mit einer Sonderausgabe der BILD-Zeitung zu tun, sondern mit einer Ansammlung an historischen Dokumenten von der erfolgreichsten Tageszeitung unseres Landes – deren Geschichte fast so weit zurück geht wie unsere Demokratie. Aus diesem Grunde ist das Buch sein Geld wert und hat seine Daseinsberechtigung – und diese Worte stammen von einem BILD-Kritiker schlechthin.

2013-06-12 13.23.25

 

Dieser Artikel wurde ermöglicht durch die freundliche Unterstützung von www.preis.de, die uns den Artikel für Rezensionszwecke zur Verfügung gestellt haben.