Auch wenn es etwas einseitig ist: Ich habe mir gleich nochmals ein Buch von John Niven als Lektüre vom randomhouse-Verlag zukommen lassen. Und bei „Das Gebot der Rache“ zeigt der Autor, dass er auch richtige Thriller schreiben kann. Und zwar einen wirklich guten. Ich habe diesen Erst-Versuch genossen –und möchte euch sagen, warum.
Läuterung und Rache
Gegenwart wird immer durch die Vergangenheit definiert. Bei Das Gebot der Rache stehen zwei Geschichten im Mittelpunkt. Der Protagonist, Donald Miller, erzählt von seinem erfüllten Leben: Eine wohlhabende erfolgreiche Ehefrau, ein großes Haus in Kanada und einen Sohn, den er über alles liebt. Niemand weiß von seiner Vergangenheit, und auch er selbst hat das meiste daran verdrängt.
Donald Miller war ein Jugendstraftäter. Mit 13 Jahren hat er einen großen Fehler begangen, der sein Leben für immer veränderte. Seine Familie, am Rande der Armut, die falschen Freunde und eine harte Zeit haben ihn geprägt. Frech, brutal und schonungslos waren die drei Jungs in der Zeit damals. Doch Don Miller hat es geschafft, sich zu resozialisieren. Und begann ein neues, anständiges Leben.
Doch plötzlich wird sein perfektes Leben von der Vergangenheit eingeholt: Denn jemand hatte die damaligen Ereignisse nicht vergessen, nein, sich nur von dem Wunsch nach Rache am Leben gehalten. Und nun wird erbarmungslos mit Don Miller abgerechnet. Der grausame Mord am Familienhund ist nur der Anfang vom Grauen, das Millers Familie heimsucht…
Durchdacht konstruiert
John Niven lässt den Leser von den ersten Seiten an mitfiebern. So spannend, wie das Buch beginnt, zieht es sich die knapp 300 Seiten auch weiterhin durch. Was verbirgt Don Miller? Was hat er damals angestellt? Wer hat sich auf einen Rachefeldzug gegen ihn begeben? Und wie hat diese Person Don Miller finden können, nachdem er längst nicht mehr in seiner schottischen Heimat lebte?
Mit den Sprüngen zwischen den Erinnerungen an seine eigene Vergangenheit und der gegenwärtigen Geschichte über seine neue Familie, werden immer mehr Informationen über Don Miller preisgegeben. Doch es fehlt immer ein kleines Stück. Und man kann es kaum erwarten, den nächsten Brocken Wissen zu erhalten.
Dabei gelingt es Niven nicht nur, die Ängste und Gedanken des Protagonisten extrem authentisch vor Augen zu führen, sondern beschreibt auch mit einer übermäßigen Vehemenz die Grausamkeiten, die sich Don Miller offenbaren. Blutig und brutal bleibt Nivens Roman also weiterhin – wie auch schon Coma oder Kill your friends. Doch diese Härte artet nicht in einem Splatter aus, sondern schmückt lediglich die spannende Story und die schockierenden Ereignisse des Thrillers aus.
Die ganze Geschichte fügt sich immer mehr zu einem Gesamtbild zusammen, welches am Ende nicht nur Millers Werdegang erklärt, sondern auch nachvollziehen lässt, wie der Rächer zu dem Psychopathen wurde, der er ist. Was ihn verrückt gemacht hat. Wie er Miller gefunden hatte. Oder Sie?
Fazit: sehr gut
Niven kann auch Thriller schreiben. Das hat er mit „Das Gebot der Rache“ bewiesen. Spannend, brutal und gigantisch konstruiert. Vom ersten bis zum letzten Kapitel fällt die Spannung nie ab, die Seiten verschlingen sich in Akkordarbeit. Es lässt einen keine Ruhe, wie es weitergeht – oder wie es dazu kam. Thriller-Fans aufgepasst: Ein Kultautor wird auch in diesem Genre Fuß fassen!
Genre | Thriller |
Verlag | Heyne Hardcore |
Autor | John Niven |
Erscheinungstermin: | 21.01.2013 |
Originalverlag | Heineman |
Übersetzer | Stephan Glietsch |
Seiten | 304 |
ISBN: | 978-3-453-67584-1 |
Preis (HC) | 19,99 € |