„Als Familie fürwahr überwinden wir jedes Hindernis“
„Was tust du? Sind wir nicht Familie, du und ich?“
Familie wird in Child of Light groß geschrieben. Child of Light ist die Reise eines kleinen Mädchens durch die wunderbare Welt von Lemuria, um das zu retten, was ihr am wichtigsten ist: Ihre „Familie“.
XBox One Review von Alex
Story: Licht ins Dunkel bringen
Die Geschichte beginnt zunächst im Stil eines Märchens, das einem Kind vor dem Einschlafen vorgelesen wird. Die Geschichte handelt von einem nicht näher bekannten Herzogtum im Kaiserreich „Austria“ im 19. Jahrhundert. Aurora – das ist der Name der Tochter des dortigen Herrschers. Dieser ist seit Jahren alleine für die Erziehung des kleinen Mädchens verantwortlich, da die Mutter aus unbekannten Gründen verschwunden ist. Als der Herrscher nun wieder eine neue Frau findet, wird es Aurora Angst und Bange. Ihre Gesundheit leidet unter der neuen Mutter und in der Nacht der Hochzeit fällt das Kind in einen Schlaf – einen todesähnlichen Schlaf.
Aurora erwacht, wie in einem Traum, in einem fremden und fantastischen Reich. Als sie gerade versucht, sich zu orientieren, fliegt ein kleiner Glühwurm herbei und stellt sich als Igniculus vor. Er wird fortan zu ihrem ständigem Begleiter. Nach und nach findet sich Aurora besser in diesem Reich zurecht, das „Lemuria“ genannt wird. Nur eines ist an diesem Reich nicht so wie es sein soll: Es wimmelt von niederträchtigen Wesen und bösen Gestalten. Aurora muss sich verteidigen. Sie wird daher von Igniculus zu einer geheimnisvollen „Dame des Waldes“ geführt.
Diese offenbart dem Mädchen, dass dies kein Traum sei, sondern die Wirklichkeit. Im Turm des Herrscherpalastes befindet sich nämlich ein mysteriöser Spiegel, der als Portal zwischen den Reichen Austria und Lemuria dient. Aurora erfährt auch, dass das Königreich Lemuria einst von der Königin des Lichts regiert wurde. Nach deren Sturz ergriff allerdings Umbra – die Königin der Nacht, gemeinsam mit ihren beiden Töchtern Nox und Crepusculum den Thron. Seit dieser Zeit ist das Reich Lemuria nicht mehr das, was es einst unter der Königin des Lichts war. Als Umbra die Macht ergriff, stahl sie die Himmelskörper Sonne und Mond und sperrte diese weg.
Wenn Aurora also jemals ihren Vater wieder in ihre Arme schließen möchte, dann besteht ihre einzige Chance darin, die Himmelskörper zu finden und die Königin der Nacht sowie ihre Töchter zu stürzen. So übermittelt es die Dame des Waldes…
Keine leichte Aufgabe für ein kleines Wesen wie Aurora. Sie erhält von der Dame des Waldes ein Schwert. Dieses soll sie vor den verschiedensten Bedrohungen schützen…
Auf der Reise durch das Reich, um Umbra zu stürzen und um Mond und Sonne wieder strahlen zu lassen, schließt Aurora Freundschaften mit vielen lustigen und starken Gesellen.
Doch diese Reise birgt viel mehr als nur Freundschaft. Das Kind muss sich den Gefahren der Nacht stellen…
Gelingt ihr dies zusammen mit ihren neuen Freunden und kann sie am Ende die Königin der Nacht stürzen? Wird sie ihren Vater jemals wieder in die Arme schließen und das Königreich der Lemurier retten können? Welche Umwege muss sie gehen, welchen Gefahren muss sie sich aussetzen?
Und muss sie vielleicht am Ende erkennen, dass nicht jeder in ihrem Leben ehrlich zu ihr war?
All das sind Fragen, die im Laufe der Reise durch Lemuria beantwortet werden – und wie aus Aurora das „Child of Light“ wird…
Gameplay: Abwechslungsreiche Wartezeiten
Es handelt sich bei Child of Light um einen 2,5D Sidescroller. 2,5‑D deshalb, da man in den 2D- Landschaften dennoch bei Erhebungen und Senkungen (z.B. Hügel oder Tunnel) nach oben bzw. unten geht. Ansonsten kann man es auch als ein „RPG-Sidescrolling-Jump`n`Run“ bezeichnen. Denn neben 2D- Sidescrolling und Jump ´n´Run hat das Spiel auch noch viele Einschläge eines RPG. Das zeigt sich vor allem im Kampf.
Steuerung (Kampf):
Die Kämpfe finden in einer Variante statt, die rundenbasierten RPG´s nahe kommt. Zunächst öffnet sich ein neuer Bildschirm. Dann muss man sich als geneigter RPG-Gamer vielleicht ein bisschen umstellen. Denn das Gameplay ist nicht klassisch rundenbasiert. Im unteren Bildschirmrand befindet sich ein Balken, der in zwei Bereiche unterteilt ist. Einem großen „Warten“ und einem kleineren „Vorbereitung“. Wenn man an der Grenze zur Vorbereitung ist, kann man seine Aktionen (Kampf, Item, etc.) auswählen. Jede Aktion hat eine bestimme Vorbereitungsdauer. Jeder Kampfteilnehmer (Gegner wie Helden) haben ihr eigenes Icon auf diesem Balken. Je länger also eine Vorbereitung für eine Aktion dauert, desto langsamer durchwandert man das letzte Drittel des Balkens.
Dadurch hat man natürlich Möglichkeiten, längere Gegner-Vorbereitungen mit eigenen kurzen Vorbereitungszeiten zu kontern. Außerdem steht immer der kleine Igniculus zur Seite, um zu heilen oder den Gegner zu blenden und ihn dadurch auf dem Balken zu verlangsamen.
Diese Art des Kampfes macht das Spiel sehr abwechslungsreich und kein Kampf ist wie der andere.
Steuerung (Spiel):
Im Spiel selbst ist die Steuerung dann aber wieder „klassisch“. Bewegung mit dem „L-Stick“, Springen/Fliegen mit „A“. Aktionen (Schieben, Öffnen, Betreten) werden mit „X“ ausgeführt. Wenn man das Spiel im Singleplayer spielt, gibt es eine kleine Herausforderung. Denn man kann nicht nur Aurora steuern, sondern auch Igniculus. Aurora mit dem „L-Stick“ und Igniculus mit dem „R-Stick“.
Die Schwierigkeit: Manche Passagen müssen synchron gesteuert werden…
Aber mehr Hindernisse gibt es auch schon nicht.
Im Spiel selbst gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Gruppe zu stärken. Dies ist zum einen über Fähigkeiten möglich, von denen alle Gruppenmitglieder einen eigenen großen Fähigkeitenbaum haben. Insgesamt kann man über 200 Fähigkeiten und Fertigkeiten erlernen. Weiter kann man seine Charaktere noch mit „Oculi“ ausrüsten. Oculi sind Edelsteine und ein jeder solcher hat auf bestimmte Charaktere und Rüstungsposition seine ganz eigene Wirkung.
Grafik: Ein Spiel im Bilderbuch
Die Grafik des Spiels Child of Light ist nicht ganz einfach zu beschreiben. Am aussagekräftigsten sind hier die Screenshots selbst. Der Stil ähnelt von der Aufmachung eher an ein Wasserfarbenbild. Es ist an sich recht weich gezeichnet. Der Zeichenstil ist noch am ehesten mit dem Titel „Ōkami“ für die Wii vergleichbar. Ansonsten ist die Charakterdarstellung allerdings auch in den Bereich „Cel Shading“ einzuordnen. Wie schon gesagt: Es ist ein ganz eigener Stil. Aber genau dieser passt perfekt zu Child of Light. Man hat das Gefühl, durch ein Märchenbuch von Seite zu Seite zu wandern und an den Buchseiten hoch und runter zu klettern. Es passt einfach zusammen.
Sound + Sprache: Orchestrale Musik mit Berliner Akzent
Der Sound ist hervorragend. Klassische und epochale Orchestermusik untermalen sowohl das Geschehen während der Reise als auch im Kampf. Schwere Geigen und triumphierende Trompeten. All das bindet sich wunderbar in dieses Gesamtbild. Ein weiterer Punkt, der das Gesamtbild abrundet, sind die wunderbaren Hintergrundgeräusche. Ob jetzt das wirre Gerede auf einem Markplatz oder eine entfernt läutende Kirchenglocke.
Ein Wort muss ich noch zur Sprache verlieren, denn diese ist außergewöhnlich. Wie bereits oben erwähnt, spielt sich das ganze Geschehen im 19. Jahrhundert ab. Und da macht auch die Sprache keine Abstriche. Die Dialoge zwischen den Charakteren sind wunderschön formuliert und verlaufen auch im Großteil reimend, sodass solche wunderbare Sätze herauskommen, wie zwei solche schon eingangs zitiert wurden. Aber nicht nur das; ein kleines Highlight ist das Gruppenmitglied Flynn. Dieser stammt aus einem kleinen Dorf, das man im Laufe der Zeit durchquert. Das besondere an diesem Dorf: Der Akzent. Alle Bewohner sprechen mit Berliner Akzent. Es ist eine wahre Freude, Flynn beim Reden zuzuhören bzw. mitzulesen. Denn die Dialoge zwischen den Charakteren sind – leider- nicht vertont. Lediglich eine Erzählerstimme ist vorhanden. Diese hat ihre Auftritte allerdings nur zu Beginn und am Ende der Geschichte.
Multiplayer: Der Glühwurm an deiner Seite
Einen direkten Multiplayer-Modus gibt es nicht, man kann also nicht online auf die Mission gehen, allerdings bietet das Spiel einen interessanten Kooperations-Modus. Bei diesem übernimmt die zweite Person die Steuerung des kleinen Glühwurms Igniculus. Das kann mitunter ganz schön lustig werden, wenn man dann Aurora einfach im Dunkeln sitzen lässt.
Spielmotivation: Wächst mit jedem Kampf
Man startet das Spiel und wird direkt in die Story geworfen. Genau mit dieser identifiziert man sich aber so schnell, dass das Spiel schon nach den ersten Minuten das bewirkt hat, was es will: Die Spieler mit der Story einfangen.
Aufgrund der tollen Kampfsteuerung macht jeder einzelne Kampf Spaß und keiner ist wie der andere. Das bedeutet, dass auch nach mehreren Stunden noch keine „Kampfmüdigkeit“ auftritt, weil man eben nicht immer nur die gleichen Knöpfe drücken muss, sondern bei jeder Auseinandersetzung noch einmal alles von vorne beginnt.
Die Story ist extrem mitreißend. Die sehr emotional erzählte und auch grafisch so dargestellte Erzählweise und die tollen Dialoge lassen einen nur sehr schwer wieder los und in die „normale“ Welt zurückkehren.
Was den Ausstieg aus der Welt von Child of Light allerdings beschleunigt, ist die Spielzeit. Für ein RPG ist die Spielzeit ein bisschen kurz geraten. Das Spiel hat man nämlich zum Großteil schon nach ca. 13 Stunden durch. Nach dem Abschluss der Story kann man sich aber die Zeit noch mit ein paar kleineren Nebenmissionen vertreiben, diese kann man allerdings auch schon während der regulären Story erledigen.
Interessantes am Schluss: Far Cry = Child of Light:
Hört sich komisch an, ist aber so. Denn ein Großteil des Teams, das bei der Entwicklung des 3. Teils der Far Cry-Serie dabei war, wirkte nun bei der Entwicklung von Child of Light mit. Es sollte die „weibliche Antwort“ von Ubisoft auf Far Cry sein. Während die Männer vorwiegend mit Far Cry 3 ihre Zeit vertrieben, sollte ein Gegenpart geschaffen werden. Ein Spiel, das eher die weiblichen Gamer anspricht. Und so hat man sich an die Entwicklung von Child of Light gemacht. Der Großteil des Entwicklerteams bestand zudem übrigens aus Frauen.
Einen gemeinsamen Nenner haben die beiden Spiele übrigens doch: Der Fähigkeitenbaum…
Fazit und Wertung
FAZIT: RPG für Jedermann
Child of Light ist für jeden, der gerne mal ein Spiel mit Story und Hintergrund spielt. Der sich in diese Welt stürzen und Aurora auf dieser Reise begleiten will. Das Spiel ist für alle RPG-Fans sicherlich einen längeren Blick wert. Für alle Sidescroll-Fans auf jeden Fall genauso. Das Spiel ist rundum abgeschlossen. Es bleiben keine offenen Fragen. Man hat immer das Gefühl, dabei zu sein. Kaufempfehlung für alle, die beim Spielen ihr Augenmerk auf Inhalt und Spielspaß legen.
Pro |
Contra |
Gutes und abwechslungsreiches Kampfsystem |
Geringe Spielzeit (ca. 13 Stunden) |
Guter Sound und tolle Dialoge |
Keine gesprochenen Dialoge |
Verschiedene Gegnerklassen |
|
Kategorie |
Punkte |
Begründung |
Story |
9 |
Mitreißend und emotional |
Gameplay (Gesamt) |
9 |
Abwechslungsreich und spannend |
Grafik |
10 |
Malerisch und märchenhaft |
Sound + Sprache |
10 |
Tolle Begleitung und lustige sowie emotionsgeladene Dialoge |
GESAMTBEWERTUNG: |
95 % |
Ein tolles Spiel für jeden RPG-Fan und Freund der guten Spielunterhaltung |
Publisher | Ubisoft |
Entwickler | Ubisoft Montreal |
Plattformen | PC(Windows), PS3/4, XBox 360/One, PS Vita |
Release | 30.04.2014 (PS Vita: 01.07.2014) |
Website | @Child of Light |
Spielzeit | ca. 13 Stunden |
FSK | ab 6 |
Systemvoraussetzung |
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