Ein Kastenbrot mit viel zu kurzen Armen. Ständig mies gelaunt und vom Schicksal gequält. Das ist die Leidensgeschichte von Bernd das Brot. Nachdem er mich jahrelang über Nacht auf KiKa belustigen musste, wird er nun auch in einem Computerspiel zur Rolle des Superhelden gezwungen und in ein nicht atmungsaktives Kostüm mit Batman-Einschlag gesteckt. Meiner damaligen Liebe verpflichtet, musste ich mir das Point&Click-Adventure natürlich sofort holen und mich über Bernds Leid erfreuen – natürlich mit der richtigen Portion Mitleid für das arme Kastenbrot.

Bernd wie man ihn kennt

PC-Review von Mario


 

Story: MIST!

Man möge das einleitende Wort in vielerlei Hinsicht interpretieren. Bernd ist natürlich völlig unbegeistert von der Idee seiner Freunde, ein Superheldentrio zu bilden. Chili das Stuntschaf und Briegel der Busch sind aber  anderer Meinung. Aus diesem Grund lässt sich aus Bernds Perspektive das Setting nicht besser beschreiben als mit seinen eigenen Worten: „Mist.“
Die Story mögen Kritiker ebenso gerne mit ähnlichen Ausdrücken betiteln. Kurz zusammengefasst: Die Statue des „Erkälteten und Skat spielenden Yakks“ ist verschwunden. Dahinter steckt eine internationale Llama-Verschwörung. Also Terrorismus auf ganz besondere Art und Weise. Die Aufgabe von Bernd, oder wie er als Superheld genannt wird „Der kastige Koloss“, ist es nun, dieses Verbrechen aufzudecken und die Yakk- Industrie zu retten. Große Gefahren lauern dabei für seine Freunde, aber auch für Bernd selbst. Dass Bernd auf diesem Abenteuer einiges einzustecken hat verwundert Fans der Serie nur wenig. Doch bis Bernd zurück zu seiner Raufasertapete darf ist es eine weite Reise.
Wer dies nun als ziemlich abgedreht und völlig sinnfrei betiteln möchte: Ich kann schwerlich widersprechen. Doch ich habe mir beim Kauf auch keine mitreißende, tiefgründige Hintergrundgeschichte erwartet. Vielmehr eine humoristische Geschichte mit vielen amüsanten Seitenhieben auf Videospiele, Superhelden und anderes. Und genau das habe ich auch bekommen. Die Story ist derart irrwitzig erzählt und stellt nicht den Anspruch auf Ernsthaftigkeit, so dass vor allem der Unterhaltungswert zählt.

Bernd Comic 

Gameplay: Zu kurze Arme für große Taten

Meine Theorie über Bernd das Brot und die Unmöglichen ist folgende: Da Bernd von der Natur mit zu kurzen Armen ausgestattet wurde, war die Genrewahl für das Kastenbrot nur sehr begrenzt. Dem armen Bernd ist es natürlich unmöglich in der Manier von Assassin´s Creed oder den Batman-Spielen zu klettern, zu fliegen oder Gegner zu überwältigen. Dafür fehlt es dem kastigen Koloss einfach an der physiologischen Ausstattung. Daher griffen die Entwickler meines Erachtens auf das Genre Point&Click-Adventure zurück. Vielleicht liegt es auch an der Kindgerechtheit dieser Gattung. Meine Erklärung gefällt mir aber deutlich besser.

Bernd und das Schicksal des Helden


Genretypisch steuert man Bernd lediglich mit der Maus. Rechtsklick, um Gegenstände zu betrachten, Linksklick um diese zu benutzen oder einzusammeln.
Wie Bernd selbst im Spiel des Öfteren erwähnt: Wir sammeln alles ein was sich irgendwie einstecken lässt. Mit all diesen „Schätzen“ in unseren Taschen können wir mit der Umwelt interagieren oder die Gegenstände miteinander kombinieren, um so neue hilfreiche Werkzeuge zu erhalten. Stück wir Stück lösen wir die Rätsel, um den linearen Spielverlauf voran zu bringen. Unterstützung erhalten wir dabei mehr oder weniger hilfreich von Briegel und Chili.
Stellenweise wechseln wir auch den Hauptcharakter und steuern einen von Bernds Freunden. Dies ändert allerdings nichts an der Spielweise per se.
Abstriche muss man leider bei der Schwierigkeit einräumen. In manchen Portalen liest man von „unlogischen“ Rätseln und Aufgaben. Ich persönlich kann diese Aussage so nicht unterstreichen. Die meisten Rätsel sind völlig logisch – oder eben so logisch, wie man es für ein Point&Click-Adventure erwarten darf. Insgesamt stand ich während des Spiels drei Mal vor dem Problem, dass ich nicht weiter wusste. Mit etwas Geduld und dem wundervollen Try-and-Error- Prinzip kam ich allerdings auch hier bald voran. Das strikt lineare Spielsystem und die sehr überschaubaren Schauplätze sorgen dafür, dass man nicht allzu weit vom Weg abkommt und die Möglichkeiten begrenzt bleiben. Störend fand ich allerdings die Tatsache, dass manche Aufgaben erst – beispielsweise die Kombination von Gegenständen –  dann lösbar waren, nachdem das dafür notwendige Gespräch geführt wurde beziehungsweise die Information im Spiel gesammelt wurde. Aufgefallen ist mir diese Tatsache allerdings nur an zwei Stellen des Spiels – daher ist dieser Kritikpunkt nur geringfügig zu werten.
An manchen Stellen durchbricht das Spiel aber die regulären Aufgaben des Genres und führt das Videospiel an sich ein klein wenig ad absurdum. Als Bernd beispielsweise in die Vergangenheit reist – dargestellt durch ein völlig verpixeltes Bild – wird deutlich, dass damals noch keine Sprachausgabe in Videospiele integriert wurde. Um nun zu verstehen, was die Zielperson erzählt, muss man das eigentliche Spiel verlassen, sich im Menü der Einstellungen für die Untertitel annehmen und erst dann kann das Problem gelöst werden. Dieser Ausbruch aus dem regulären Spielprinzip macht Spaß und das Gesamtwerk nochmals interessanter.

Bernd goes retro


Grafik: Gar nicht so kastig

Bernd und seine Freunde tummeln sich in einer liebevoll gestalteten Comic-Welt. Im Vordergrund kann Bernd sich zwar im Raum bewegen, dennoch bleibt die Spielwelt auf eine Ebene beschränkt und bleibt damit zum größten Teil im zweidimensionalen Raum, die Gestaltung selbst suggeriert aber einen 3D-Effekt – auch im Hintergrund.
Zwischensequenzen werden vor allem durch Comicstrips dargestellt, sprich in einem Bilderformat und ohne Animationen oder Filmeinschüben. Da wir uns mit einem kindgerechten Protagonisten aus einer Serie und einem Superhelden-Setting auseinandersetzen sind die grafischen Umsetzungen allerdings äußerst passend. Bis ins kleinste Detail sind die fünf Schauplätze ausgearbeitet und die Protagonisten passen sich perfekt in das Gesamtbild ein.
Weniger beeindruckend sind dagegen die wenigen Animationen, die sich während des Spiels finden lassen. Sie sind zwar so umgesetzt, dass sie den Spielfluss nicht stören und fügen sich in den Gesamtablauf ohne Probleme ein, allerdings überzeugen sie nicht wirklich und der „Wow-Effekt“ bleibt aus.

Bernd Auswahlmöglichkeiten 

Sound: Das Original

Ab dem ersten Wort von Bernd in Bernd das Brot und die Unmöglichen werden Kenner vor Freude schreien: Die Protagonisten wurden mit den Originalstimmen aus der Serie besetzt. Und dies sorgt dafür, dass man sich in die Videospielversionen der geliebten Kultfiguren erneut verlieben kann – auch wenn die letzte Bernd das Brot Nachtsession bereits längere Zeit zurückliegt. Dass man ein Kastenbrot nicht lippensynchron einsprechen konnte ist an dieser Stelle mehr als zu verzeihen.
Die Hintergrundgeräusche sind abwechslungsreich und unterstützen das Setting und die Handlung. Vor allem Bernds Kommentare zu allem und jeden bringen unglaublich viel Unterhaltung in die Suche nach den richtigen Lösungen.

Bernd Lebenstipps

Bonus- Material

Völlig begeistert bin ich von der Metallbox, in der das Spiel geliefert wurde. Sie zeigt Bernd in seine Superheldenkostüm und macht sich wunderbar in meinem Schrank.
Als ich nach nicht einmal vier Stunden das Spiel durch hatte, wollte ich mich voller Freude auf die beigefügte Bonus- DVD stürzen. Hier war ich leider etwas enttäuscht. Die „Artworks“ beschränken sich auf Bilder aus dem Spiel – welche ich ja bereits kannte.
Den Soundtrack nochmals durchzuhören war leider auch nicht das, was ich mir unbedingt als Bonusmaterial gewünscht hatte.
Den Höhepunkt der gesamten DVD stellten für mich die beiden angefügten Clips dar. Zwei kurze Folgen über Bernd in seinem weißen, langweilige Raum – selbstverständlich jeweils in einem Videospiel-Setting. Wer Bernd also im Kontext „World of Warcraft“ oder „Super Mario“ erleben möchte, kommt hier auf seine Kosten. Zumindest für wenige Minuten, da es sich wirklich nur um zwei kurze Clips handelt, die zusammen keine fünf Minuten Zeit einnehmen.

Bernd das Brot Brotbox

Fazit und Wertung

Ich bin insgesamt sehr zwiegespalten. Die Spielzeit und das Bonusmaterial sind für 30€ ehrlich gesagt ziemlich mau. In nicht einmal 4 Stunden war alles erledigt und gesehen. Lediglich die ziemlich geile Metallbox wird mich noch längere Zeit als Deko in meinem Regal begleiten. Allerdings war das Spiel wunderbar unterhaltsam und der Humor, den Bernd immer wieder zu Tage bringt, sucht seines gleichen. Trotz der kurzen Spielzeit war der Unterhaltungswert enorm. Ich glaube auch, dass hier eher die älteren Spieler ihre Freude finden werden, da die „kleinen“ viele der Witze wohl kaum verstehen werden. Geeignet ist das Spiel natürlich dennoch für die jüngere Zielgruppe ab sechs Jahren. Als ehemaliger Bernd das Brot-Fan kam ich also auf alle Fälle voll auf meine Kosten und hatte jede Menge Spaß mit dem Spiel. Ohne diese übertrieben Liebe für das Kastenbrot ist Bernd das Brot und die Unmöglichen aber sicherlich kein Muss.

Pro

Contra

sehr schöne Schauplätze und Designs

sehr kurze Spielzeit

original Sprecherstimmen

wenig Bonusmaterial

unschlagbarer Humor

 

stylische Metallbox

 

 

Kategorie

Punkte

Begründung

Story

8

ziemlich abgedreht, aber unglaublich witzig

Gameplay

5

einwandfreie Steuerung mit netten Ausbrüchen aus dem Point&Click-Genre, leider aber nur sehr knappe Spielzeit

Grafik

7

Gestaltung der Charaktere und Schauplätze liebevoll und detailreich, allerdings wären mehr Animationen wünschenswert gewesen

Sound

9

Originalstimmen tragen zur Atmosphäre bei und sorgen für den notwendigen Wiedererkennungswert aus der Serie;

Musik und Soundeffekte im Spiel passend, abwechslungsreich und atmosphärisch

Gesamt

73 %

Amüsant, Bezug zur Jugendliebe, liebevolle Darstellung, super Humor, leider aber etwas kurz geraten.

 

Info

Publisher

Deep Silver

Entwickler

Chimera Entertainment

Release

12.09.2014

Plattform

PC

Website

@Bernd

FSK

ab 6 Jahre

Preis (Brotbox Edition)

ca. 30

Spielzeit

ca. 3,5 Stunden