Jesus als Kiffer? Schwule sind Gottes liebste Freunde? Was ist denn jetzt los? Verkehrte Welt?! Blasphemie?! Nein keinesfalls – John Niven nimmt uns in seinem pechschwarzen, satirischen Roman „Gott Bewahre“ mit auf eine Reise, quer durch unsere Gesellschaft und zeigt uns mit viel Humor seine Ansichten über Religion, Nächstenliebe und die harte Welt des Showbusiness.
Buchrezension von Franzi
Autor: Ein Hooligan der Autoren
John Niven wurde 1968 in Schottland geboren. Dort studierte er englische Literatur. Anschließend arbeitete er im Marketing und später als Manager bei London Records. Einiges über seine Ansichten und seine Persönlichkeit sagt ein Vorfall von 1997 aus, als er die Band Coldplay ablehnte mit der Begründung: „ Coldplay wäre Radiohead für Trottel!“. 2002 gab er seine Arbeit als Manager auf und begann erfolgreich zu schreiben. John Niven stammt aus einer Indie-Kultur Familie. Das merkt man auch sofort als Leser seiner Bücher, da er sehr viel aus eigener Erfahrung schreibt und so authentisch wirkt. Er ist schon seit langen Jahren Musiker und so ist es nicht verwunderlich, dass auch seine Bücher viel mit Musik, insbesondere Gitarrenmusik und der Korruptheit und Unmenschlichkeit der Branche, zu tun haben. John Niven ist ein sehr gesellschaftskritischer und ehrlicher Mensch, wenn es um seine Ansichten geht. So ist es nicht erstaunlich, dass sein Schreibstil von Sarkasmus, Ironie und viel schwarzem Humor geprägt ist. Durch seine Direktheit wurde er kürzlich von Bela B. als: „Hooligan der Autoren“ bezeichnet, was auch der Roman „Gott Bewahre“ deutlich werden lässt.
Inhalt: Seid lieb zueinander!
Jeder hat diese Erfahrung mal gemacht. Man geht in den Urlaub, und währenddessen geht Alles irgendwie den Bach runter weil sich keiner zuständig fühlt. In genau dieser Situation ist Gott, der gutes Dope genauso liebt wie Schwule, Ruhe und Angeln! Deshalb gönnt er sich auch nach langer Zeit einen Angelurlaub. Sein Sohn Jesus sollte sich während der folgenden 450 Jahre um alles kümmern und Gott vertreten. Der 32-jährige Jesus, war jedoch größtenteils damit beschäftigt zu kiffen und mit Jimi Hendrix zu jammen. So ist es kein Wunder, dass Gott bei seiner Rückkehr mit Entsetzen feststellen muss, dass es seit der Renaissance nur noch abwärts ging: Sklavenhandel, Holocaust, Vietnam, Hiroshima, tausende Sekten! Was war nur los mit diesen Menschen? Doch Gott wäre nicht Gott, wenn er nicht eine göttliche Idee hätte, das alles wieder in geregelte Bahnen zu lenken. Er schickt seinen geliebten Sohn Jesus noch einmal auf die Erde, um den Menschen ein für alle Mal klar zu machen, dass es nur ein einziges Gebot gibt: SEID LIEB zueinander!
Sprache: Ein Hauch von Gossenjargon
John Niven bedient sich leicht verständlicher Jugendsprache, die allerdings derbe Schimpfwörter und brutale Schilderungen mit sich bringt. Er verwendet äußerst viel Umgangssprache und beschreibt einige Szenen derart direkt, dass manch einer das Buch als geschmacklos einstufen könnte. Aber genau dadurch hebt es sich von anderen Romanen stark hervor und ist ein einmaliges Werk. Das Sprachliche Niveau kann daher auch als gehobener Gossenjargon bezeichnet werden, derbe Schilderungen, Schimpfwörter, Gassenslang. Die Sätze sind meist kurz und knapp und können locker gelesen und verstanden werden. Auch Zusammenhänge können aufgrund der historischen Hintergrundinformationen gut nachvollzogen werden.
Fazit
Franzi: Eine Hochexplosive Mischung, die nicht unterhaltsamer sein könnte
„Gott Bewahre“ von John Niven, ist ein sehr gesellschaftskritischer Roman, der leicht als blasphemisch abgetan werden kann. Wer aber die richtige Portion an schwarzen Humor mitbringt, wir schon nach kurzer Zeit merken, dass viel mehr darin steckt. Glaube, Gesellschaft und Religion werden stark kritisiert. Damit ist John Niven ein sehr mutiger Autor, der ein Tabuthema zur Sprache bringt, das wohl zu den kontroversesten dieser Welt gehört. Oben drauf bedient er sich einer rauen, groben und derben Sprache. Eine hochexplosive und gefährliche Mischung, die nicht unterhaltsamer sein könnte. Wer sich also an dieses tolle Werk heranwagt, sollte unbedingt über Gott und Religion lachen können und bereit sein auch zwischen den Zeilen zu lesen. „Gott Bewahre“ ist jedoch nicht für christliche Fundamentalisten zu empfehlen, aber auf jeden Fall etwas für Menschen, die Spaß an fetzigen Dialogen, lästerlichen Gedankenspielen und einer furiosen Gesellschaftssatire über falsche Propheten, Doppelmoral und Kapitalismus haben. Insgesamt definitiv kein Angriff auf das Christentum, sondern auf unsere Gesellschaft, bei welcher die Medien zur neuen Religion geworden sind.
Mario: Weise Worte hart gesprochen
„Gott bewahre“ spricht mir aus der Seele. Die Welt wäre ein so wunderbarer Ort, wenn wir uns einfach nur an das einfachste alle Gebote halten würden: „Seid Lieb“. John Niven verpackt in seiner derben Sprache keine blasphemischen Botschaften – vielmehr prangert er unsere Gesellschaft an und bringt unsere Probleme auf den Punkt. Ich kann dieses Buch nur jedem ans Herz legen. Die Thematik des wieder auf die Erde geschickten Gottessohnes packt uns an den Grundfesten unserer Gesellschaft und wirft uns all unsere Fehler unverblümt vors Gesicht. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge habe ich dieses Buch zu meinen persönlichen Favoriten erklärt – und das soll einiges heißen.
Info:
Titel |
Gott Bewahre |
Autor |
John Niven |
Verlag |
Heyne Verlag |
Ersterscheinung |
2011 |
Deutsche Erscheinung |
2011 |
Übersetzer |
Stephen Glietsch und Jörn Ingwersen |
Preis |
TB 9,99€, E-Reader 8,99€ |
Seiten |
400 |
ISBN |
978-3-453-67597-1 |