Es gibt unzählige Kriegs-Spiele. Doch die meisten stellen nichts weiter als eine Verherrlichung der Gewalt dar und stellen glorreiche Helden oder Strategen in den Mittelpunkt. Egal ob Shooter oder Strategie – immer steht man als Spieler auf einer Seite der kämpfenden Parteien und versucht zu gewinnen. Der Bayerische Rundfunk (und ganz ehrlich: das hätte ich nie für möglich gehalten!) machte mich auf eine Alternative Aufmerksam, die ich mir letztendlich genauer ansehen musste. „This war of mine“ ist anders. Es ist Krieg. Es ist grausam. Aber wir sind eben keine One-man-Army oder ein Super-General, der alle befehligt und jedes Gefecht gewinnt. Wir sind plötzlich eine Lehrerin. Ein Koch. Eine Juristin. Und deren Ziel in einem solchen Krieg – egal wo auf der Welt – ist das bloße Überleben. Ich habe noch nie eine derart realirische und mitreißende Kriegssimulation erlebt. Lest hier, warum „This war of mine“ mein persönlicher Titel des Jahres wurde.


Mac- Review von Mario

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Story: Tod und Zerstörung

Gleich zu Beginn finden wir uns in einem einsturzreifen Haus wieder. Mit drei traurigen Gestalten. Wir befinden uns mitten in einem Bürgerkrieg, in welchem Militär und Rebellen in der Stadt um die Vorherrschaft kämpfen. Die Stadt hat natürlich einen Namen, scheint osteuropäisch zu sein. Doch schnell denkt man an die Krisengebiete der Welt: Ukraine, Afghanistan, Nigeria und viele weitere.
Krieg ist nichts, das fernab in fremden Welten stattfindet. Krieg ist nichts, das sich irgendwelche Drehbuchautoren für Film und Games ausdenken. Er ist direkt vor unseren Nasen, wir ignorieren es nur allzu oft oder verlieren den Bezug dazu, was Krieg überhaupt bedeutet.
Zurück ins Spiel: Ein einsturzreifes Haus, Krieg, drei Bewohner. In den Biographien erfahren wir, dass Bruno – einer der drei Bewohner – früher einmal Koch war.
Eine kurze Bestandsaufnahme: Wir haben Löcher in den Wänden, nichts zu essen, einen einzigen Stuhl und jede Menge Schutt im Haus.
Nach einigen Aufräumarbeiten finden wir unter den Trümmern ein paar Stücke Fleisch, wertvolle Baumaterialien und ein paar Medikamente und Zigaretten. Schnell werden zwei provisorische Betten gebaut und ein kleiner Herd. Damit ist der Tag auch bereits zu Ende. Bevor sich zwei der drei Bewohner dem Schlaf hingeben können, wird noch ein Happen ungekochtes Fleisch gegessen, um den Hunger zu stillen.
In der Nacht können wir nun einen der drei Bewohner auf Plünderung schicken – die anderen bleiben zu Hause, um dort zu schlafen oder Wache zu stehen. In einem nahegelegenen, verlassenen Wohnhaus lassen sich einige brauchbare Teile finden, um die Behausung etwas aufzuwerten. Zum Beispiel durch einen zweiten Stuhl.
Bei Tagesanbruch muss unser Plünderer möglichst bald ins Bett – schließlich ist er seit 24 Stunden auf den Beinen und braucht dringend Schlaf. Er und auch die anderen beiden haben natürlich Hunger. Schlecht, dass in der Nacht nichts zu Essen zu finden war. Der Hunger bleibt also bei allen ungestillt.

This War of Mine unser Haus 2

Und nun vergeht ein Tag nach dem anderen. Die Bewohner brauchen täglich zu essen. Im Winter wird es kalt und das Haus muss irgendwie mit irgendetwas beheizt werden. Bücher zum Beispiel. Wobei diese auch der Unterhaltung und Ablenkung dienen. Und einheizen, während noch Löcher in den Wänden sind, macht wenig Sinn.
Jede Nacht gehen wir also auf Plünderungstour, um irgendetwas nützliches zu ergattern. Manches können wir am Schwarzmarkt tauschen, anderes dagegen brauchen wir direkt selbst.

Doch der Krieg hat kein festgeschriebenes Ende. Was also, wenn wir auf den Plünderungszügen plötzlich auf andere Plünderer stoßen? Wie werden diese reagieren? Können wir uns wehren? Sollen wir uns überhaupt wehren? Ein Messer wäre schnell hergestellt, auch eine Pistole wäre irgendwie aufzutreiben. Doch wollen wir das?

Und wenn nun einer der Bewohner plötzlich erkrankt? Medikamente sind teuer. Wie kommt man also an teure Medikamente, ohne jemanden zu bestehlen oder gar zu verletzen?

Vielleicht sollte man „ohne Rücksicht auf die anderen“ versuchen, zu dritt zu überleben. Was interessieren schon die anderen? Die Nachbarskinder. Oder das alte Ehepaar mit der kranken Frau. Wir nehmen uns, was wir brauchen! Wäre das eine Möglichkeit?

Ein blanker Kampf ums Überleben beginnt. Und mit Kampf sind keine handfesten Auseinandersetzungen gemeint. Diese sollten letztendlich sowieso gemieden werden, da eine kleine Verletzung schnell auch tödlich enden kann. Die Versorgung ist schließlich nicht allzu gut…
Der Kampf bezieht sich vielmehr auf die alltäglichen Dinge: Woher bekommen wir täglich genug zu Essen? Wie halten wir es über den Winter warm? Woher bekommen wir Wasser zum Kochen? Und wollen wir dabei den anderen, die nicht in unserem Haus wohnen, helfen, wenn sie uns fragen? Das kostet schließlich wertvolle Zeit und manchmal sogar Ressourcen.

Vermutlich werden nicht alle drei Bewohner, die wir zu Beginn kennenlernen durften, den Krieg überleben. Krankheit, Gewalttätigkeit, Kälte und Hunger werden ihnen allen dreien sehr zusetzen. Jeder von ihnen wird seinen Teil für die kleine Gemeinschaft beitragen. Und jeder wird schwierige Entscheidungen treffen müssen. Zum Beispiel ob wir den Kindern unsere letzen Medikamente für ihre Mutter geben – oder sie im Wissen, dass die Mutter dadurch sterben wird, wieder abziehen lassen.

Im Krieg geht es nicht ums Gewinnen. Wer gewinnt, ist uns völlig egal. In „This war of mine“ geht es ums Überleben.

This War of Mine jede Nacht

 

Gameplay: Simpel, aber doch hart

Beginnen wir beim Einfachen: Die Steuerung. Das Spiel wird komplett über die Maus gesteuert. In Kombination mit den selbsterklärenden Ikons auf der Spieloberfläche wird auf ein Tutorial und eine Erklärung verzichtet. Schon nach wenigen Minuten ist das Prinzip verstanden. Mit einem Linksklick werden Aktionen ausgeführt, die Charaktere bewegt oder Menüs aufgerufen. Mit einem Rechtsklick laufen die Charaktere ihren Möglichkeiten entsprechend schnell und beeilen sich mehr, um von A nach B zu gelangen.

Der Aktionsradius ist immer beschränkt. Tagsüber befinden wir uns in unserem Unterschlupf und können dort Gegenstände wie Werkzeug oder Waffen herstellen, die Grundbedürfnisse der Bewohner so weit wie möglich befriedigen oder auch wertvolle Ressourcen wie beispielsweise Wasser oder Kräuter herstellen. Das klingt nach nicht allzu viel – doch Wasser erhalten wir beispielsweise nur, wenn wir Regenwasser mit einer speziellen Apparatur auffangen und mit einem selbst gebauten Filter filtern. Im Winter müssen wir hierfür (da das Wasser in unserer Apparatur gefriert) Schnee sammeln, diesen aufkochen und ebenfalls filtern. Die einfachsten und selbstverständlichsten Dinge nehmen einen enormen Platz in der Tagesplanung ein und wollen gut organisiert und strukturiert sein. Und wenn die nötigen Ressourcen für das Erstellen eines Filters fehlen, gibt es eben kein Wasser. Und damit auch kein warmes Essen.
In der Nacht haben wir die Möglichkeit, einen unserer Charaktere zum Plündern zu schicken .Dabei stehen uns verschiedene Orte in der Stadt zur Verfügung, wobei jeder Ort unterschiedlich viele Ressourcen wie Waffen, Medizin oder Nahrung bietet. Ebenso bergen diese Orte unterschiedlich viel Gefahr. Der Militärstützpunkt beispielsweise sollte eher gemieden werden, wenn nicht ein Tauschgeschäft unser Ziel ist. Andere Orte sind zum Teil verlassen, wiederum andere werden bereits von anderen Zivilisten bewohnt. Manche schwach, manche freundlich, und wiederum andere dazu bereit, ihr weniges Hab und Gut mit Gewalt zu verteidigen. Sie kämpfen schließlich ebenso wie wir ums Überleben.

This War of Mine Plünderung

Die Schwierigkeit besteht in den immer wiederkehrenden Tätigkeiten (Essen, Schlafen, Plündern) dabei, funktionierende Produktionsketten einzurichten. Mit genügend Bauteilen lässt sich im Unterschlupf zum Beispiel Nahrung produzieren, indem man Rattenfallen aufstellt und das Fleisch anschließend im Herd zubereitet. Sobald allerdings an irgendetwas Mangel herrscht, brechen diese Ketten sehr schnell zusammen. Einen enormen Vorrat anhäufen wird daher sehr schwierig – schließlich verbrauchen die Bewohner auch täglich wertvolle Ressourcen. Dazu kommt, dass wir nicht die einzigen sind, die in der Nacht auf der Suche nach Essen und Medikamente sind: Auch andere Plünderer und Banditen stehen ab und an plötzlich vor unserer Türe oder im Haus und versuchen sich zu holen, was sie benötigen.

Das Härteste an „This War of mine“ sind allerdings die vielen Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Dies beginnt schon mit Besuchern, die zu unserem Unterschlupf kommen und um Hilfe erbeten. Manchmal benötigen sie nur eine helfende Hand, um beispielsweise ihre Unterkunft zu sichern. Manchmal werden aber auch Ressourcen erbeten. Und es kann sogar vorkommen, dass plötzlich jemand anklopft, der um Unterschlupf bietet und sich bei uns einnisten möchte. Wie wir mit diesen Bittstellern verfahren, bleibt uns überlassen. Wir können sie wieder fortschicken – dann lassen sie uns auch in Ruhe. Doch können wir das mit unserem Gewissen vereinbaren? Andrerseits: Können wir uns leisten, noch einen weiteren hungrigen Magen mit Rattenfleisch zu füllen?

This War of Mine Radio

Ebenso schwierige Entscheidungen stehen bei den Plünderungen an. In Schutthaufen findet sich eben nicht immer das, was zum Überleben benötigt wird. Doch wie weit gehen wir? Rauben wir ein altes Ehepaar aus, nur um an Medikamente zu kommen? Die Frau wird es nämlich nicht weiter überleben. Und was geschieht, wenn jemand, den wir ausrauben, Widerstand leistet? Werden wir zur Waffe greifen? Vielleicht sogar zum Mörder werden?

Wo in anderen Spielen, in denen der Krieg als Thema genutzt wird, ausgebildete Eliteeinheiten skrupellos einen Gegner nach dem anderen erledigen – ob im offenen Kampf oder aus einem Hinterhalt – haben wir es hier mit Zivilisten zu tun. Sowohl wir sind unbegabte Alltagsmenschen, die weder den Umgang mit Waffen, noch das Schleichen, Verstecken, Meucheln oder Stehlen perfektioniert haben. Manche sind natürlich von Natur aus oder auf Grund ihres Berufes leiser unterwegs oder bewandert im Umgang mit Messern, doch keiner hat das Morden gelernt. Ebenso sind unsere Bewohner nicht abgehärtet wie ein Elite-Soldat oder eine ausgebildete Assassine: Sie machen sich also sehr wohl Gedanken darüber, was sie getan haben. Manche denken hier sehr pragmatisch: Ich brauche etwas zu essen, also nehme ich es mir. Andere dagegen würden lieber selbst verhungern, als jemandem etwas weg zu nehmen.
Wie verhalten wir uns also in einer Ausnahmesituation? Werden wir zu Dieben? Oder gar zu Mördern?Wo nach zehn Tagen noch die ethnischen und moralischen Ansprüche an uns selbst die Oberhand behalten, mag es nach vierzig Tagen bereits anders aussehen. Krieg ist definitiv kein Ritt auf einem Honigkuchenpferd, wie es manche Spiele vielleicht suggerieren.

Und hier drückt sich dem Spieler eine unangenehme Frage auf: Wie würde ich mich selbst in der realen Welt verhalten? Werde ich zum Monster? Was würde ich wirklich tun, um mein Überleben und das meiner Familie zu retten? Wie werden die anderen um mich reagieren, wenn plötzlich der Schutz durch Wohlstand und Sozialstaat, ja auch durch den Rechtsstaat, plötzlich wegfallen? Anarchie würde herrschen, und wer wird dabei Moral und Ethik über Hunger und Krankheit stellen?
Und eine weitere Frage stellt sich: Geht es in den Krisengebieten dieser Welt wirklich so zu? In den Medien fällt der Begriff „Krieg“ immer wieder. Wir nehmen ihn hin und denken vielleicht an Blauhelm-Einsätze und Aufstände für Demokratie. Doch was sich vor Ort bei den Betroffenen abspielt, wollen wir meist gar nicht wissen. Doch im Spiel werden wir nun genau damit konfrontiert.

Diese moralischen Entscheidungen, die wir frei treffen können, werden am Ende des Spiels (ob „erfolgreich“ oder nicht) nochmals aufgezeigt. Haben wir den Kindern geholfen? Haben wir gestohlen? Haben wir gemordet? All unsere Taten – die guten und die schlechten – werden kurz und knapp zusammengefasst. Wir sehen also ganz genau, was aus unseren Bewohnern geworden ist.

Was die Charaktere nach dem Krieg weiter machen, wird ebenfalls aufgeführt. Vorausgesetzt, wenn diese den Krieg überlebt haben. Ebenso werden alle Verstorbenen, die in unserem Haus gelebt haben, aufgelistet und deren Geschichte kurz umrissen. Bis zu ihrem Tod.

Der immer wiederkehrende Spielinhalt mag eintönig klingen – doch dies ist nicht der Fall. Tage und Nächte vergehen, ohne dass wirklich viel geschieht. Doch spannend ist jeden Tag wieder, ob man diesen denn unbeschadet übersteht.

Interessant ist, dass das Spiel sehr viel zufallsgeneriert. Sowohl die Start-Charaktere sind zufällig aus neun möglichen Charakteren zusammgesetzt, als auch die im Laufe des Spiels erscheinenden Personen, die in den Unterschlupf ziehen möchten werden zufällig aus diesen Charakteren ausgewählt.
Welche Händler oder Nebencharaktere an unsere Türe klopfen, wann dies geschieht, welche Ressourcen sich wo finden lassen, welche Gefahren an verschiedenen Orten lauern und selbst das Ende des Krieges werden bei jeder Partie neu ausgewürfelt. Definitiv also wiederspielbar.


Die erste Spielrunde, in welcher ich das Ende des Krieges erleben durfte, war alles andere als erfolgreich. Während der 42 Tage starben sechs Bewohner. Die letzte, welche den Krieg letztendlich auch überlebte, war am letzten Tag bereits todkrank und konnte das Bett kaum mehr verlassen. So viel also zum „Happy End“. Für diese 42 Tage habe ich knapp 7 Stunden Spielzeit investiert.

This War of Mine happy End?

Und an dieser Stelle muss ich einen einzigen Kritikpunkt anbringen: Mir fehlte es an einer Speichermöglichkeit. Ich kann das Spiel jederzeit pausieren und aufgeben – aber das Abspeichern des Spielstandes war nicht möglich. Dadurch können keine Aktionen rückgängig gemacht werden und jede Entscheidung – auch eine missglückte Plünderung – sind damit endgültig. Doch die wenigsten haben die Zeit und Muse, sieben Stunden am Stück zu spielen. Das Spiel fesselt zwar entsprechend, so dass die Zeit wie im Flug vergeht, doch die Möglichkeit, am nächsten Tag weiterzuspielen, wäre enorm wichtig gewesen.
Die Lösung fand sich letztendlich sehr schnell: Pausieren, das Spiel laufen lassen und den Mac lediglich in den Ruhezustand fahren. Sicherlich aber keine Alternative zu einer Speicherfunktion, um den Spielverlauf zu einem anderen Zeitpunkt wieder aufzunehmen.


Grafik: Trist, grau, künstlerisch

Das gesamte Spiel ist in einer Seitenansicht gestaltet. Wir blicken also auf den Querschnitt der Gebäude – sehen allerdings nur diejenigen Bereiche (in fremden Häusern!), in welche auch unser Charakter Einblick hat.
Insgesamt dominieren kalte, triste Farben das Geschehen. In einem aufwendigen Bleistift-Look sind die Charaktere und Umgebungen gestaltet. Großteils in einem Grau-Schwarz-Ton. Sehr einladend wirken die Gebiete ebenfalls nicht: Jede Menge Schutt, zerstörte Wände, Überreste aus dem Alltag einer wohlhabenden Gesellschaft. Dazu mit Bretten verbarrikadierte Fenster und Türen, um Wind und Eindringlinge aus den Häusern zu halten.
Trotz dieses überall auftauchenden und alles überziehende Motivs des Bürgerkrieges sind die verschiedenen Schauplätze stark unterschiedlich gestaltet. Während die Kirche mit enorm hohen Decken und einer eher schlichten Ausstattung den bekannten Kirchencharme trägt, finden sich in privaten Häusern und Villen viele Details und Überreste aus dem Alltag. Man erkennt deutlich, wie detailreich Möbel und die Einrichtung im Gesamten gestaltet wurde. Zwar sind die Objekte, wie beispielsweise ein Kühlschrank, in einem fremden Haus nicht von dem in unserer Unterkunft zu unterscheiden, doch im Gesamten spielt dies kaum eine Rolle.
Die Grafik harmoniert insgesamt enorm gut mit der Thematik und dem Spielprinzip und unterstützt die bedrückende Stimmung noch weiter.

This War of Mine unser Haus


Sound: Melancholie und Chaos

Die Geräuschkulisse passt sich ebenfalls dem Setting an und ist mit diesem eins. Auf Hintergrundmusik wurde weitgehendste verzichtet – lediglich leicht melancholische, traurige Melodien untermalen das traurige Bild, das sich uns immer wieder zeigt.
Unterbrochen werden diese trüben musikalischen Einlagen lediglich durch ein Radio und eine Gitarre, mit denen sich unsere Charaktere beschäftigen können. Freudscher wirkt das Spiel dadurch aber nicht – eher etwas absurd. Doch dies soll positiv verstanden werden, denn irgendeine Freude brauchen die Charaktere letztendlich. Und wenn es nur die klassischen Klänge aus dem selbst gebauten Radio sind oder mehr oder weniger gut auf der Gitarre erzeugt werden.

Eine Synchronisation gibt es im gesamten Spiel nicht. Einzig und allein die Durchsagen über das Radio sind vertont.
Aber genau dieser Verzicht auf Synchronisationsstimmen sorgt dafür, dass die Charakter „offen“ bleiben. Sie haben eine Hintergrundgeschichte, sie haben einen Namen und sie führen Tagebuch. Doch wenn man genau hinsieht, könnten all unsere Freunde, unsere Familie und auch wir selbst hinter diesen Protagonisten stecken. Es sind verschiedene Charaktere mit ihren Eigenheiten, die aber überall wiederzufinden sind. Eben ganz normale Menschen, keine Helden. Mit der Synchronisation dieser hätte man ihnen vermutlich einen stärkeren, individuellen Charakter verpasst, welcher nicht mehr exemplarisch für jeden beliebigen Menschen stehen könnte. Und damit hätte man Distanz erzeugt, die bei „This War of mine“ nicht gewünscht ist.


Spielmotivation: And again and again…

Der Wiederspielwert ist enorm hoch. Ich kann euch so weit versichern, dass der erste Anlauf vermutlich nicht direkt zu einem Überleben führen wird. Zu viele außerplanmäßige Ereignisse können euer Vorhaben zu Nichte machen: Einer eurer Charaktere wird auf Plünderungszug getötet, ein weiterer wird plötzlich schwer Krank und ein weiterer verkraftet nur schwer die erlittenen Verluste und wird depressiv.
Doch auch wenn wir mit einem oder wenigen Charakteren den Krieg überstehen, bleibt die Frage offen: Mussten all die anderen in dieser Zeit sterben? Wieso habe ich nicht mehr durch gebracht? Und warum musste ich das alte Ehepaar ausrauben – ginge es nicht auch anders?
Und schon ist man dabei, eine neue Runde zu beginnen. Die zufallsgenerierte Startzusammensetzung der Bewohner – von welchem jeder seine Stärken und Schwächen mit sich bringt – sorgt außerdem dafür, dass es nicht einseitig wird. Die Stärken müssen außerdem bestmöglichst genutzt werden, die Schwächen dagegen von den anderen ausgeglichen.
Am liebsten würde ich alle Charaktere bis zum Kriegsende durchbringen. Und jede Entscheidung und Tat zu 100% moralisch unterstützen können. Doch das ist mir bisher nicht gelungen. Daher gibt es einfach kein Happy End – Verluste gibt es immer. Und darum versucht man es immer wieder, um diese auf ein Minimum zu halten.

This War of Mine Crafting


Fazit: Die beste Kriegssimulation

Vergesst CoD und C&C. Wie Krieg wirklich ist (oder zumindest annähernd sein könnte) zeigt uns „This war of mine“ tausendfach authentischer. Die einzigen „schönen“ Momente sind, wenn ein Hauch Menschlichkeit gezeigt wird und gegenseitige Unterstützung praktiziert wird. Denn ansonsten sind wir mit Leid, Tod, Krankheit und psychischem Zusammenbruch konfrontiert. Zu was Menschen möglich sind, wenn sie kurz vor dem Verhungern stehen und keinen Ausweg mehr sehen, kann das Spiel vielleicht ansatzweise veranschaulichen. Ohne Brutalität und Gewalt wirklich darzustellen ergreift der Tod eines Menschen in „This War of mine“ den Spieler mehr als unzählige erschossene Elitesoldaten in einem simplen Shooter.
Es ist gigantisch, wie eine derart einfache Story und simple Spielmechanik derartig fesseln kann. Für mich ist „This War of mine“ das beste Spiel, welches ich dieses Jahr in den Händen halten durfte. Und zugleich das authentischste, ergreifendste und kritischste Kriegsspiel, das es derzeit zu finden gibt. Und bei einem Preis von läppischen 20€ gibt es eigentlich keine Ausreden.

 

Pro

Contra

mitreißende Geschichte

keine Speichermöglichkeit

harte Entscheidungen

 

super Einklang von Story, Grafik und Sound

 

eingängiges Gameplay

 

 

Kategorie

Punkte

Begründung

Story

10

Eigentlich schon oft gesehen: Krieg. Doch aus einer völlig neuen, bewegenden Perspektive

Gameplay

10

Sich oft wiederholend – aber eingängig, sinnvoll und immer wieder mitreißend und emotional fesselnd

Grafik

8

Stimmungsvoller "Bleistift"-Look; einfache aber äußerst effektvolle Darstellungen

Sound

8

Minimalistisch – aber atmosphärisch perfekt in das Setting integriert

Gesamtwertung

90%

Persönlicher Favorit 2014!

 

 

Publisher

11 Bit Studios

Entwickler

11 Bit Studios

Plattform(en)

PC (Linus, Mac, Microsoft)

iOs

Android

Genre

Simulation

Release

14.11.2014

Website

@11Bit Studios

Preis

PC: ca. 20€ (Steam)

Alterseinstufung

16 (USK)

Spielzeit

ca. 8 Stunden (für einmal "durchspielen")

Empfohlene Systemanforderungen

Mac (Minimum):

OS: 10.6

Prozessor: Intel(R) Core(TM)2 Duo 2.5, AMD Athlon(TM) X2 2.8 Ghz

Speicher: 2 GB RAM

Grafik: Geforce 9600 GS, Radeon HD4000, Shader Model 3.9, 512 MB

Sound: Integrierte Soundkarte

 

Windows (Minimum):

OS: Windows XP SP3 (32 bit) / Vista

Prozessor: Intel(R) Core(TM)2 Duo 2.5, AMD Athlon(TM) X2 2.8 Ghz

Speicher: 2GB RAM

Grafik: Geforce 9600 GS, Radeon HD4000, Shader Model 3.0, 512 MB

DirectX: Version 9.0c

Sound: DirectX kompatibel

 

Linux (Minimum):

OS: Ubuntu 12.04

Prozessor:

Prozessor: Intel(R) Core(TM)2 Duo 2.5, AMD Athlon(TM) X2 2.8 Ghz

Speicher: 2GB RAM

Grafik: Geforce 9600 GS, Radeon HD4000,