Winter is coming! Zeit für etwas Unterhaltung in der kalten Jahreszeit. Nachdem die fünfte Staffel Game of Thrones bei uns noch nicht erschienen ist und sich R.R.Martin dafür entschieden hat, statt die Fortsetzung der mittlerweile 10-teiligen Saga „Lied von Eis und Feuer“ ein völlig unnötiges anderes Buch zu schreiben, bleibt den Fans der grandiosen Geschichte über Intrigen, Drachen, Ehre und so weiter kaum eine Möglichkeit, sich den Winter mit Sex, Trauer über plötzlich verstorbene Protagonisten und völlig verhasste/geliebte Charaktere zu wärmen.
Doch haltet ein! Nachdem Telltale Games mit „The Walking Dead“ einen enormen Erfolg erzielte, nehmen sie sich nun den Fantasy Epos „Game of Thrones“ vor. Als begeisterter Fan habe ich meine Ablehnung gegenüber kommerzielles Ausschlachten guter Bücher überwunden und mir die erste Episode der ersten Staffel des Adventures genauer angesehen. Kann der Winter also kommen?

PS 4 Review von Mario

GoT Iron from Ice Intro


Story: Iron from Ice

Vorab: Im folgenden setze ich voraus, dass die Geschichte von R.R.Martin soweit bekannt ist. Es wird aber auch keine Spoiler der Serie/der Buchreihe geben.

Das Haus Forrester ist schon immer dem Hause Stark verpflichtet. Tief im Norden von Westeros herrscht die Familie Forrester über die Ironwood-Wälder und stellt dieses begehrte Holz her.
Während des Aufstandes des Nordens begleiten Lord Forrester und sein Sohn Rodrig den „König des Nordens“, Rob Stark.
Auf dem Feldlager um die rote Hochzeit sitzen die Anhänger Robs, dabei auch die Forresters, um ein Feuer, trinken Wein und politisieren über den Königsmörder. Hier beginnen wir – in der Rolle von Gared Tuttle, dem Knappen von Lord Forrester. Die sogenannte „rote Hochzeit“ nimmt aber eine unerwartete Wendung – woher sie auch bekanntlich ihren Namen erhielt. Gared entkommt und flieht nach Ironrath, um den letzten Wunsch von Lord Forrester zu erfüllen.

GoT Iron from Ice Lord Forrester und Gared

Da Lord Forrester nicht mehr unter den Lebenden weilt, muss der drittgeborene Sohn Ethan die Herrschaft über den Besitz der Familie übernehmen. Als Drittgeborener ist er hierauf natürlich nur in geringem Maße vorbereitet und ist mehr ein Kind als ein Mann. Im Gegensatz zu anderen Kinds-Herrschern der Serie entscheidet er aber wesentlich weiser und sympathischer…

In einer völlig anderen Ecke von Westeros lebt derzeit Mira Forrester als Hofdame der zukünftigen Königin Margaery. Sie hat die Gunst von Margaery und erfährt selbstverständlich von dem Unglück ihrer Familie. Plötzlich findet auch sie sich im bekannten Spiel von Königsmund wieder: Intrigen, Diplomatie, Pläne schmieden und Verbündete suchen. Wem sie dabei trauen kann scheint keine leichte Entscheidung zu sein. Doch irgendwie muss sie ihrer Familie beistehen, vor allem da der junge Bolton-Bastard auf dem Weg nach Ironrath ist und er für seine eigensinnigen Vorlieben berühmt ist…


Gameplay: Mehr Film als Spiel

Die Spielelemente von Telltale Games’ „Game of Thrones: Iron from Ice“ sind gelinde gesagt marginal. Ab und an steuern wir natürlich einen der drei Protagonisten und versuchen in Quick-Time Events gegnerischen Angriffen auszuweichen oder einen verheerenden Schlag auszuführen. Doch in erster Linie beschränkt sich unsere Einflussnahme auf die Dialoge. Wir erhalten jeweils vier Auswahlmöglichkeiten und müssen in einer vorgegebenen Zeit antworten. Hierfür dienen die regulären Steuerungstasten.
Diese schnell gefassten Antworten beeinflussen die weitere Geschichte. Wie groß diese Einflüsse letztendlich allerdings sind lässt sich nach der ersten Episode nur schwer sagen. Natürlich reagieren die NPCs auf unser Verhalten – doch das Ergebnis bleibt bei Unterwürfigkeit ähnlich wie bei einem aggressiven Verhalten.

GoT Iron from Ice Ironrath

Spielerisch gibt die erste Episode der ersten Season (es sollen sechs Episoden werden) wenig her – ähnlich wie schon bei der „Walking Dead“- Reihe. Dennoch fesselt Game of Thrones ungemein. Dies liegt vor allem daran, dass sich die Geschichte im bekannten Game of Thrones- Universum abspielt und in die beliebte Geschichte eingliedert. Nicht nur die Charaktere, denen man begegnet und mit welchen wir interagieren, sondern auch die Gesamthandlung bleibt eng an der Serie und den Büchern.
Das Spiel zu meistern ist alles andere als bockschwer, doch es gibt weitere Einblicke in Westeros und die Schicksale, die sich hier ereignen. Und dabei erhält man das Gefühl, als könne man selbst mitbestimmen… auch wenn das Schicksal eigentlich schon besiegelt ist.


Grafik: Bekannte Gesichter

Anfangs begeistert vor allem das Intro, welches der Serie entnommen wurde. Die Karte von Westeros, viele kleine Zahnrädchen und die nach und nach entstehenden Burgen und Städte. Dies hat Telltale Games perfekt umgesetzt.
Innerhalb des Spiels hangelt sich die grafische Darstellung im oberen Mittelfeld entlang. Obwohl die Figuren nicht verkindlicht wurden, wirken sie durch die Comic-ähnliche Grafik doch eher einfach. Auch thematisch wäre eine realistischere Umsetzung sicherlich nicht falsch gewesen. Doch der Stil führt konsequent weiter, was Telltale Games bisher veröffentlicht hat. Die Charaktere aus der Serie – wie zum Beispiel Ramsay Bolton, Cersei oder auch Tyrion – sind sehr gut wieder erkennbar und bringen auch die Charakterzüge der Schauspieler der Serie entsprechend ins Spiel ein. Dabei ist die Gestik insgesamt sehr gelungen, die Mimik dagegen nur geringfügig vorhanden. Auch bei Gesprächen passen Lippen und Synchronisation nicht sehr gut zusammen.
Die Landschaften und Orte sind in der ersten Episode allerdings sehr detailreich und dem großen Vorbild nachempfunden.
Die Grafik ist insgesamt eher einfach gehalten, aber nicht groß angreifbar. Der wichtigste Aspekt – der Wiedererkennungswert – ist definitiv vorhanden und lässt die Herzen der Serienfans etwas höher schlagen. Telltale Games selbst entschied sich für diese Gestaltung nach eigenen Angaben, da die Grafik wie ein „lebendiges Ölgemälde“ aussehe. Und dies passe zu der epischen und fantastischen Welt, die George R.R: Martin mit Game of Thrones geschaffen habe.

GoT Iron from Ice Mira und Margaery


Sound: Filmreif

Wo sich bei der Grafik die Geister scheiden können gibt es beim Sound keinerlei Kritik. Selbstverständlich übernehmen die Schauspieler aus der HBO Serie die Synchronisation ihrer Charaktere im Spiel – was noch mehr Filmatmosphäre ins Spiel bringt.
Aber auch die serienfremden Charaktere wie Gerard oder Ethan wurden mit ansprechenden Stimmen ausgestattet und lassen die Charaktere aufleben.
Der Soundtrack passt ebenfalls wie die Faust aufs Auge: Epische, grandiose Tracks, die stimmungsvoll die Szenen untermalen, die Dramatik hervorheben und immer wieder Bezug zur Serie nehmen.

Einziger Wehrmutstropfen: Bisher eine rein englische Sprach- und Textausgabe. Ohne gefestigte Englischkenntnisse können manche Entscheidungen nur schwer "richtig" (nach eigener Auffassung) getroffen werden. Zeitdruck besteht bei den Antworten immer – und wer die textlastigen und emotional eingesprochenen Dialoge nicht gänzlich verfolgen kann, wird sicherlich nicht den vollen Spaß genießen.

GoT Iron from Ice Maden


Fazit: Für Fans ein Muss

Die erste Episode ist nach knapp zwei Stunden bereits hinter sich gebracht. Und erst vier bis sechs Wochen später erscheint Episode zwei. Und keine der Episoden wird länger werden. Doch ich muss ehrlich eingestehen: Die Story fesselt. Die Charaktere reißen einen mit. Und die Schicksale berühren emotional. Wo die Serie schon an unseren Nerven nagt, zerreißt das Spiel diese. Wir sind nicht mehr einfache Zuschauer, sondern steuern die Charaktere selbst und bauen eine noch engere Bindung zu ihnen auf. Inwiefern unsere Entscheidungen im späteren Verlauf das Geschehen beeinflusse, bleibt allerdings noch offen. Bisher läuft es immer auf das gleiche Ergebnis hinaus.
Die Grafik ist wie gesagt Geschmackssache, der Sound überzeugt. Und das Spiel selbst ist jedem GoT- Fan zu empfehlen. Noch mehr Westeros. Noch mehr Spannung. Noch mehr Geschichte. Ein teurer Spaß, aber das sind die Fans ja bereits gewohnt wenn Taschenbücher für 150€ im Regal stehen. All diejenigen, die mit der Serie nichts anfangen können, werden das Spiel für völlig Banane halten: Wer mit dem Buch und der Serie nichts anfangen kann, wird mit dem Spiel noch weniger anfangen können. Der Gamer in mir ist natürlich etwas enttäuscht von den wenigen spielbaren Elementen, der Serienfan dagegen ist begeistert von ein wenig mehr Game of Thrones.

 

Pro

Contra

Spannende, mitreißende emotionale Story

kaum "Spielmöglichkeiten", lediglich das Auswählen von Antworten und Entscheidungen

Comic-Grafik

Comic-Grafik

GAME OF THRONES!

…ohne Liebe und Hintergrundwissen zu GoT uninteressant

 

Kategorie

Punkte

Begründung

Story

9

Sehr gute, mitreißende Geschichte mit Wendungen bereits in Episode 1 – aber noch einen kleinen Tick "ausbaufähig". Hoffen wir auf Episode 2

Gameplay

6

Sehr wenig Spielmomente – allerdings wird man in die Geschichte hineingezogen und fiebert mit den Charakteren mit.

Grafik

7

Comic-Grafik, die "wie lebendige Ölgemälde" wirkt. Wie gesagt: Starke Geschmackssache. Gut umgesetzt, aber vielleicht nicht unbedingt thematisch optimal.

Sound

10

Originale Synchronsprecher aus der Serie. Wahnsinns epische Sounds. Nichts weiter zu erwähnen

Gesamtwertung

80 %

Wirklich nur für Fans der Serie. Wer mit GoT nichts anfangen kann, sollte die Finger von dem Spiel lassen. Da sind die ca. 30€ für die gesammte erste Season anderswo besser investiert. Wer auf GoT steht: ZUGREIFEN! Auch die nicht-Gamer werden hier auf ihre Kosten kommen.

 

Publisher

Telltale Games

Entwickler

Telltale Games

Plattform

PC

PS 4

Mac

Xbox-One

bald: Android und iOs

Genre

Adventure

Release (Deutschland)

02.12.2014

Website

http://www.telltalegames.com/gameofthrones/

Preis

Episode: ca. 6 € (PSN)

Seasonpass: ca. 30 € (PSN)

Alterseinstufung

16 (USK)

Spielzeit

Ca. 2 Stunden pro Episode

(ganze Season also ca. 12 Stunden)