Einst galten Krähen als wichtige Helfer, um die Seelen in die Anderswelt zu befördern. Dann kam der Tod und hat diese Aufgabe übernommen. Doch es gibt diese andere Großmacht im großen Nichts. Die Uhrenlords sind die Herren der Zeit und ein jeder hat seine eigene Vorstellung davon, wie es ist zu sterben und seine Aufgaben zu übergeben. Ein sehr egoistischer Vertreter will sich nicht mit dem Tod abfinden und manipuliert daher nicht nur seine eigene Lebensuhr, sondern die von allen. Das macht nicht nur den Tod bedeutungslos, sondern auch die Krähen. Als eine ebensolche macht ihr euch aber jetzt auf den Weg, um Ordnung in dieses „Todes-Chaos“ zu bringen!
Konsole: Playstation 5
Autor: Alex
Inhaltsverzeichnis
Gameplay: Top-Down für den Tod
Motivation: Die Plagen einer Krähe
Wenn ich ehrlich bin, dann war ich gerade zum Beginn von „Death´s Door“ etwas überfordert oder einfach nur verunsichert, was auf mich denn eigentlich zukommt. Ich wusste nicht sonderlich hin mit mir und der kleinen Krähe. Ja ich konnte sie problemlos durch diesen HUB-ähnlichen Bereich navigieren, aber selbst als ich meinen ersten Auftrag hatte, wusste ich genauso wenig wie die Krähe warum und weshalb.
All das muss man sich mühsam und im Zuge der folgenden Spielstunden erarbeiten. Das Spiel nimmt einen immer tiefer mit in sich, seine Welt und vor allem seine Geschichte. Und es ist exakt Letztere, die es schafft, nicht nur zu unterhalten, sondern auch zu begeistern. Ich mochte die bewegende und jederzeit emotionale Geschichte über den Tod. Man befasst sich auf feine und fast schon subtile Art und Weise mit dem Thema „Tod“ oder auch das Leben nach ihm. Da sind herausragende Dialoge enthalten, Figuren die einen berühren und sogar Bosse, die einen nicht kalt lassen.
Schafft man es sich also durch diese ersten zähen Minuten zu kämpfen (buchstäblich), dann kann man gemeinsam mit der Krähe eine wirklich tolle Zeit erleben und wird sie und die Welten, in der sie sich bewegt sehr schnell ins Herz schließen.
Steuerung: Geflügelter Seelenjäger
„Death´s Door“ präsentiert sich in einem Mix aus Top-Down und Iso-Perspektive innerhalb einer 3D-Umgebung. Das macht das Spiel nicht immer leichter, aber zumindest steuert die Kamera mit, wenn man an entscheidenden Passagen hinter ein Gebäude laufen muss. Die Steuerung erinnert insgesamt stark an Titel wie „Binding of Isaac“ oder natürlich den Titel „Titan Souls“. Der als offizieller „Vorgänger“ betrachtet wird, stammt er doch aus der gleichen Spieleschmiede Acid Nerve. Die kleine Krähe lässt sich jederzeit und manchmal sogar zu butterweich und exakt steuern. Hitboxen und Kanten sind extrem stark übersetzt, so dass es so gut wie kein Spiel gibt. Eine Tatsache, die man bei einem unabhängigen Titel wie „Death´s Door“ nicht unbedingt erwarten würde.
Als Seelensammler seid ihr natürlich nicht nur mit der Fähigkeit des Laufens ausgerüstet. Neben einer (Ausweich-)Rolle verfügt ihr auch noch über zwei Angriffsoptionen. Die Fernangriffe (die gleichzeitig als Fähigkeiten nach und nach erlernt werden) und der Nahkampfangriff. Für diesen stehen insgesamt fünf Waffen zur Verfügung. Die Standardwaffe habt ihr vom Start weg und alle weiteren könnt ihr euch optional mehr oder weniger direkt im Spiel ergattern.
Die angesprochenen Fernangriffe bescheren dem Spiel auch einen minimalen „Metroidvania“-Faktor, denn durch sie könnt ihr später immer wieder an bereits abgeschlossene Orte zurückkehren und dort neue Wege erkunden. Neben der Waffengewalt verfügt euer kleiner Vogel noch über weitere Anzeigen. Die Lebensanzeige und „Munition“ sind taktische Elemente, die dem Spiel eine weitere Taktikebene bescheren und es damit auch bereichern. Beide Anzeigen sind als „Punkte“ festgehalten. Ihr könnt die maximale Anzahl durch das Beten vor Schreinen erweitern. Habt ihr jeweils vier Schreine für die Lebensanzeige oder Munition besucht, erhaltet ihr einen weiteren Punkt für die jeweilige Leiste. Die Munition lässt sich durch Nahkampftreffer oder das Zerstören von Gegenständen auf eurem Weg wieder auffüllen. Die Lebensanzeige ist etwas schwieriger, hier gibt es ausgewählte „Blumentöpfe“, in der ihr sogenannte Lebenssamen einsetzen könnt, die ihr wiederum zu einer großen Zahl sammeln könnt. Nach dem Einpflanzen könnt ihr euch dort einmalig vollständig heilen. Nach einem Ableben könnt ihr das wiederholen.
Das große Ziel des Spiels sind die Bosskämpfe, um die großen Seelen einsammeln zu können. Doch damit gibt sich das Spiel nicht zufrieden und lässt euch zudem noch durch jeweils drei große Dungeons laufen und dort einfache bis mittelschwere Rätsel lösen, um euch euren Weg zum Boss freizuschalten. Diese Dungeons in „Death´s Door“ können durch teilweise große Anzahlen an Gegnern tatsächlich eine Herausforderung für sich darstellen. In jedem der drei großen Dungeons gibt es Schreine, eine neue Fähigkeit und natürlich den Endboss. Um euch einen kleinen Vorteil zu verschaffen, könnt ihr immer wieder Türen in die „Zentrale“ freischalten.
In dieser Zentrale könnt ihr dann gesammelte Seelenenergie (so etwas wie eine Währung) in neue passive Verbesserungen investieren. Hier könnt ihr u.a. eure Angriffskraft oder euer allgemeines Tempo erweitern. Außerdem könnt ihr von dort aus jederzeit zurück in die bereits besuchten Bereiche wechseln. Die zentralen Bosskämpfe fallen überraschend simpel aus, da die Bewegungs- und Angriffsmuster eurer Gegner schnell durchschaut sind und somit der Großteil des Kampfes kein allzu großes Thema mehr sein dürfte. Hier hat das Spiel sicherlich etwas „nachgegeben“, um die durchaus nicht einfachen wie langen Dungeons etwas auszugleichen. Wer von der Welt und ihren Dungeons nicht genug haben kann, sollte unbedingt Ausschau nach glitzernden Gegenständen halten oder auch mal mit dem ein oder anderen Bewohner reden, vielleicht ergibt sich dadurch ja etwas (Stichwort: Trophäen)! Nach dem Spielabschluss könnt ihr jederzeit noch in die Welten und Dungeons zurückkehren. Ein klassisches „Aftergame“ gibt es aber nicht – ihr könnt aber dafür einen Tag-Nacht-Wechsel durchführen, der das ein oder andere kleine Geheimnis bereithält.
Inhalt: Das Dilemma mit dem Tod
Eine kleine Bushaltestelle in einem sehr verlassenen Ort. Ihr steigt als kleine Krähe aus und untersucht die Umgebung. Schnell findet ihr einen Sicherheitsschalter und befolgt die Anweisungen der Sicherheitskrähe. Diese Hürde geschafft, geht es für euch in ein Gebilde von einzelnen Räumen, die nur mit wackeligen Treppen verbunden sind. Wände gibt es nicht, nur das tiefe Nichts der Endlosigkeit. Im Büro angekommen werdet ihr gleich von einer Büro-Krähe angekeift: Ihr sollt eine große Seele beschaffen, die Besitzerin hat ihren Zenit weit überschritten und sich nicht an ihren Todeszeitpunkt gehalten. Gesagt, aber noch lange nicht getan.
Ihr stürzt euch also in das erste Dungeon im neuen Job und sucht euch einen Weg zu der gefragten Seele. Es bricht schnell ein hässlicher Kampf aus, den ihr für euch entscheiden könnt – gerade so. Ihr begebt euch also auf dem Weg zur Endstation für die Seele, doch dann passiert etwas Seltsames. Eine große und hilflos wirkende Krähe wird auf euch aufmerksam. Sie hat einen Auftrag verwechselt und weiß nicht mehr weiter. Sie weiß nur, dass sich ihre Seele hinter einer dicken Tür verbirgt. Um sie zu öffnen, benötigt die Krähe drei ebenso große Seelen, wie die, die ihr gerade geerntet habt. Doch die große Krähe ist erschöpft und kann die Seelen nicht selbst besorgen.
Ihr willigt ein und kämpft euch in der Folge durch viele Dungeons auf der Suche nach eben diesen Seelen. Gelingt es euch alle drei Seelen zu beschaffen? Könnt ihr dann die verlorengegangene Seele hinter dieser mysteriösen Tür einsammeln? Und was für eine Rolle spielt der aktuelle Lord der Uhren in diesem ganzen Spiel?
Präsentation: Bezaubernde Einfachheit
Ich habe bei der Überschrift zu diesem Bereich lange überlegt, ob das die richtige ist, aber ich bleibe dabei. Die Simplizität mit der man in „Death´s Door“ begrüßt wird, lässt einen so schnell nicht los. Da gibt es an jeder Ecke etwas zu entdecken, gleichzeitig bemerkt man aber auch die Schönheit hinter jedem kleinen Detail. Ich mochte die schlicht gehaltenen und beinahe kahl wirkenden Szenarien unglaublich gerne, die man gerade in der „Oberwelt“ der Dungeons vorfindet. Die Dungeons selbst strotzen dann aber hingegen so von Details und farbenfrohen Szenen.
Dieser wilde Mix macht aus „Death´s Door“ ein wirklich großartiges inszenatorisches Erlebnis, das von einem jederzeit gefühlvollen und beinahe schon schüchternen stillen Soundtrack begleitet wird. Einzig bei den Bosskämpfen traut sich dann auch der vorwiegend instrumental und in Moll gehaltene Soundtrack etwas aus der Deckung. All das ergibt eine ansprechende Präsentation, die einen neben der Handlung an dieses Spiel bindet.
Fazit: Kurzweiliger Todesrausch
Ich habe „Death´s Door” das erste Mal vor einigen Monaten gesehen und mir war sofort klar: Irgendwas hat das Spiel. Die spielerische Inspiration „Titan Souls“ habe ich nie selbst gespielt, doch ich wusste, dass ich diese kleine Krähe auf seinem Abenteuer begleiten musste. Also habe ich mich ihr angenommen und sie hat mich mitgenommen in eine nicht ganz zehnstündige Reise über das Leben und den Tod. Tiefgang hatte ich zwar allein schon wegen dem Namen erwartet, aber niemals in diesem Umfang.
Unter diesen Vorzeichen ist es dem Spiel auch verziehen, dass es sich dann und wann eine steuerungstechnische Schwäche leistet, oder man es mit einer etwas fummeligen Passage in einem Dungeon zu tun hat. Schlussendlich bereitet die Welt, ihre Präsentation und Handlung einfach zu viel Freude (und ja das sage ich, obwohl es in dem Spiel um den Tod geht).
„Death´s Door“ ist ein kleiner, aber feiner Geheimtipp für alle, die sich gerne in einer Top-Down-Perspektive durch Dungeons und Bosse kämpfen und dabei auch noch eine liebevoll zurückhaltende Geschichte mit emotionaler Botschaft erleben wollen.
Keep on Gaming
Wertung
Pro und Contra
Pro | Contra |
Botschaft des Spiels | Start etwas „holprig“ |
Inszenierung | Steuerung/Gameplay manchmal etwas fummelig |
Bosskämpfe im Großen und Ganzen sehr einfach |
Score
Kategorie | Punkte | Begründung |
Motivation | 7 | Übersteht man die ersten etwas schwerfälligen Minuten, in denen man sich etwas allein gelassen fühlt, hinter sich, entwickelt das Spiel schnell seinen Charme. Der besteht hier vor allem in einer gemächlich erzählten Handlung inklusive emotionaler Botschaft. |
Steuerung | 8 | Obwohl man dann und wann seine Probleme mit der Kamera, einer fummeligen Steuerung oder den quasi nicht vorhandenen Hitbox-Toleranzen hat, überzeugt das Gameplay schnell. Vor allem besticht es mit seinem simplen und zurückhaltenden Aufbau, der zu keiner Zeit überfordert. |
Inhalt | 8 | Die drei Dungeons hören sich auf den ersten Blick nach nicht viel an. Doch wenn man erstens die Größen derer und dann noch zwei große „Oberwelten“ hinzunimmt ist das doch eine ordentliche Ansage. Hinzu kommt die bereits erwähnte gefühlvolle Handlung, die uns irgendwann zu tragen beginnt. |
Präsentation | 8 | Die Einfachheit der Präsentation ist vielleicht ihr größter Pluspunkt. Die simpel gehaltenen Oberwelten und die detailreichen wie farbenfrohen Dungeons ergeben mit einem meist zurückhaltenden Instrumentalsoundtrack eine großartige Symbiose. |
Gesamt | 78% | „Death´s Door“ nimmt uns nach “Titans Soul” erneut mit auf eine Mission uns gegen Dungeons und Monster zu erwehren. Verpackt in einer phasenweise hoch emotionalisierten Handlung und mit einer durch seine Einfachheit bestechenden Präsentation schafft es die kleine Krähe schnell sich den Weg in die Herzen zu „schnitzen“. |
Infos
Publisher | Devolver Digital |
Entwickler | Acid Nerve |
Plattform | PC (Windows) Nintendo Switch Playstation (4,5) Xbox (One, Series) |
Genres | Action-Adventures |
Release | Microsoft Windows, Xbox One, Xbox Series X/S 20. Juli 2021 Nintendo Switch, PlayStation 4, PlayStation 5 23. November 2021 |
Website | https://playdeathsdoor.com/ |
Preis | Ca. 15 € (plattformübergreifend) |
Altersfreigabe | 12 Jahre |
Spielzeit | Ca. 10 Stunden |
Systemvoraussetzungen PC (Windows) Quelle: Steam Store | Betriebssystem: Windows 10 x64 Prozessor: Intel Core i5-4670K (4 * 3400) or equivalent; AMD FX-8350 (8 * 4700) or equivalent Arbeitsspeicher: 8 GB RAM Grafik: GeForce GTX 1050 (2048 MB); Radeon RX 580 (8192 MB) Speicherplatz: 20 GB verfügbarer Speicherplatz |