Wen man den Namen Hitchcock hört schießen einem sofort Filme wie "Die Vögel", "Das Fenster zum Hof", "Der unsichtbare Dritte" und natürlich "Psycho" in den Kopf. Er ist und war einer der bekanntesten Regisseure der Welt und nun selbst Thema eines Films. Mit hochkarätiger Besetzung und vielversprechender Geschichte sind die Erwartungen natürlich sehr hoch. Denn der "Master of Suspense" war selbst ein Perfektionist. Ob dieser Film ihm gerecht wird erfahrt ihr hier.
Film-Rezension von Marina
Making of Psycho
Wir schreiben das Jahr 1959. Hollywood feiert gerade sein letztes Werk "Der unsichtbare Dritte" und es scheint als wäre Alfred Hitchcock (Anthony Hopkins) auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Als ein Reporter ihn fragt, ob er nicht mit seinen fast 60 Jahren ans Aufhören denkt begibt er sich auf die Suche nach etwas Neuem, etwas noch nie Dagewesenem. Schließlich fällt ihm der Roman "Psycho" von Robert Bloch in die Hände, eine Geschichte über einen geisteskranken männlichen Frauenmörder. Fasziniert von diesem Werk beschließt er :"Das wird mein nächster Film!". Wie zu erwarten reagiert seine Produktionsfirma Paramount und die Zensurbehörde zunächst nicht gerade mit Begeisterung aufgrund der geplanten Nacktszene und dem Zeigen des Spülvorgangs einer Toilette. Und so kommt es, dass er den Film selber finanzieren will und mit seinem Haus dafür bürgt. Für seine Hauptrollen castet er Janet Leigh (Scarlett Johansson), Anthony Perkins (James D'Arcy) und Vera Miles (Jessica Biel).
Auch wenn die Entstehung von Psycho thematisiert wird, ist es doch die Beziehung von Alfred und seiner Frau die im Fokus liegt. Im Schatten ihres Mannes versucht sie zusammen mit einem "Drehbuchautor" namens Whitfield Cook (Danny Huston) ein eigenes Drehbuch zu schreiben. Zunächst tut ihr die Zusammenarbeit sehr gut, was ihrem Ehemann natürlich gar nicht gefällt. Die Lage spitzt sich zu und schließlich bricht der erfolgreiche Filmemacher zusammen. Das unvermeidliche geschieht und die beiden lassen ihren Frust in einem Streit Luft. Als er sich dann eingesteht, dass er seine Frau braucht und sie wesentlichen Anteil an seinem Erfolg hat, finden die beiden wieder zusammen. Nun unterstützt Alma ihren Mann bei der Fertigstellung von Psycho und sorgt z.b. dafür, dass die Duschszene mit der Musik von Bernard Herrmann unterlegt wird. Nach einer aufwendigen PR-Kampagne startet der Film endlich in den Kinos und entgegen aller Erwartungen ein großer Erfolg.
Am Ende des Films bedankt sich Alfred Hitchcock bei seinem Publikum und erzählt, dass er bereits an einem neuem Projekt arbeitet. Dabei landet ein Vogel auf seiner Schulter. (Anspielung auf "Die Vögel)
Der etwas andere Hitch?
Das Drehbuch basiert auf der Biografie "Alfred Hitchcock and the Making of Psycho" von Stephen Rebello. Da diese aber keine Spannung enthält und nicht geeignet ist für eine Verfilmung, beschloss man eine weitere Hauptfigur in die Geschichte mit einzubinden – seine Ehefrau. Auch wenn es stimmt, dass Paramount dem Film skeptisch gegenüber stand und es auch nicht verwunderlich ist, dass die Zensurbehörde im prüden Amerika sich querstellt, so ist das Geschehen zwischen Alfred und Alma rein erfunden. Wobei es durchaus stimmt, dass sie eine wichtige Beraterin ihres Mannes war und in der Öffentlichkeit wenig gewürdigt wurde.
Die Handlung ist aber durchaus nachvollziehbar und wirkt nicht absurd. Man kann fast sagen, dass man sich einen solchen Konflikt vorstellen kann. Vorallem trägt es dazu bei, den strengen, fast als herrisch bekannten und vorallem perfektionistischen Hitchcock menschlich erscheinen zu lassen.
Der Zuschauer fiebert auf jeden Fall mit und hofft nicht nur, dass Alma und Alfred sich wiederfinden, sondern auch, dass der Film zustande kommt. (Obwohl man ja eigentlich weiß, dass er zustandegekommen ist).
Da der Film nur knapp 100 Minuten dauert, möchte ich nicht zu viele Einzelheiten vorwegnehmen, aber angesprochen werden auch seine Vorliebe für blonde Schauspielerinnen, sein Alkoholkonsum und seine Enttäuschung darüber, dass "seine" Grace Kelly Hollywood den Rücken gekehrt hat. Zudem zeigt sich ganz deutlich wie streng er war mit sich und auch mit seiner Filmcrew. (z.b. mussten sie schwören mit keinem über Einzelheiten des Films zu sprechen).
Oldie but Goldie
Eines war nach diesem Film ganz klar. Die "Alten" haben die "Jungen" deutlich vom Platz gefegt. Während Helen Mirren und Anthony Hopkins ihr ganzes Talent hinklatschen, gehen die anderen jungen Hollywoodschauspieler gnadenlos unter. Vorallem Helen Mirren spielt (wie immer) grandios und sieht auch ohne Botox spitzenmäßig aus. Auch sichtlich viel Mühe hat sich Anthony Hopkins gegeben, was man von dem Maskenbildnern nicht behaupten kann. Zwar sieht er ihm ähnlich, aber auch irgendwie überhaupt nicht. Zumindest scheint es so, als würde Hopkins versuchen die fehlende Ähnlichkeit mit Mimik und Gestik seiner Rolle wett zu machen. Dies gelingt ihm auch zum Großteil, aber Filmkennern bzw. Hitchcock-Fans bringt er damit eher zum schmunzeln. Alles in Allem akzeptiert man Hopkins in der Rolle und der Leie bemerkt solche "Kleinigkeiten" nicht.
Zu den bereits erwähnten anderen Hollywood-Stars kann man nicht viel sagen. Einen bleibenden Eindruck konnten sie nicht hinterlassen. Man kann aber durchaus sagen, sie sind nicht negativ aufgefallen. Die Ähnlichkeit mit den Schauspielern die sie darstellen ist teils gelungen, teils nicht. Aber heutzutage erinnert man sich eher weniger an das wirkliche Aussehen der dargstellten Personen (außer an das von Hitchcock).
Fazit: ausgezeichnet
"Hitchcock" ist vorallem eins: unterhaltsam. Mit einem eher britischen Humor ist man von Anfang bis Ende gut unterhalten. Die Beziehung zwischen Alma und Alfred ist fesselnd und spannend. Da vorallem die Entstehung der berühmtesten Szenes aus Psycho gezeigt werden, bekommt man wieder richtig Lust diesen anzuschauen. Und das ist der Punkt. Auch wenn Herzblut-Hitchock-Fans dem Film vielleicht skeptisch gegenüber stehen, so ist es für die junge Generation die Chance auf Alfred Hitchock zu entdecken und auf seine Meisterwerke aufmerksam zu werden.
Genre | Biografie |
Kinostart | 14.03.2013 |
FSK | ab 12 |
Verleih | Fox Deutschland |
Dauer: | 98 Minuten |
Regie | Sascha Gervasi |
Schauspieler |
Anthony Hopkins Helen Mirren Scarlett Johansson Danny Huston Toni Collette Jessica Biel |
Produktion | 2012 |
Drehbuch | John J. McLaughlin |
Website | @Hitchcock |
Dank gilt auch in diesem Fall wieder dem Kinopolis Landshut, das uns den Besuch des Filmes ermöglicht hat.