1973 eroberte „Jesus Christ Superstar“ die Filmbühne. Und dabei handelte es sich nicht wie bei „Die Passion Christi“ um eine unendliche Durststrecke mit einem ungeliebten Mel Gibson in der Hauptrolle, sondern um ein Rockmusical, welches im selben Jahr das Licht der Welt erblickte. Im Jahr 2000 wurde der Film neu gedreht – mit neuen Schauspielern, neuen Interpretationen und dem originalen Soundtrack. Wir haben uns beide Versionen für euch auf BlueRay angesehen – und feiern Jesus und Judas auf Rockmusik ab.

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Film-Rezension von Mario

 

Old but gold

Den ersten Kontakt mit Jesus Christ Superstar hatte ich in meiner Schulzeit. Neben „The life of Brian“ war dies der zweit-beliebteste Film bei meinem damaligen Religionslehrer, den ich noch heute hoch schätze. Auch wenn mir manche seiner Methoden etwas seltsam vorkamen.

Die Geschichte handelt von der letzten Woche vor der Kreuzigung Jesu Christi. Insbesondere der Konflikt zwischen Judas und dem Messias steht im Mittelpunkt. Judas ist einer der längsten Anhänger Jesu, zugleich aber auch sein größter Kritiker in den letzten Tagen. Anstatt ihn als den „bösen Verräter“ zu charakterisieren, werden seine Beweggründe hinterfragt und nachvollziehbare Beweggründe an den Tag gelegt. Er befürchtet, dass Jesus das Ziel außer Augen verliert und mit der Situation und der großen Anhängerschaft nicht mehr zu Recht kommt. Da seine Versuche, den Sohn Gottes zu überzeugen, erfolglos bleiben, ergreift er eine für ihn letzte Möglichkeit, die Bewegung und ihr Volk zu retten….

 

jesus_christ_superstar_1973_fr_xp_brDer gesamte Film kommt ohne Dialoge aus. In einer Wüste singen und tanzen die Charaktere die Handlung. Auch in der Deutschen Version wurden die Songs glücklicher Weise im Original belassen und lediglich mit einem Untertitel übersetzt. Die Szenen sind provisorisch – man verliert nie die Wüste als Drehort aus den Augen. Nicht die Illusion ist das Ziel, sondern das Werk an sich. Dies wird schon zu Beginn klar, als die Schauspieler mit einem Bus anreisen und sich vor der Kamera in ihre Kostüme werfen. Insgesamt erwecken die Anhänger Jesu den Eindruck, einer Hippi-Bewegung abzustammen. 1973 sicherlich auch gewollt.

Die Choreographie der einzelnen Lieder wechselt ebenso wie ihre Geschwindigkeit. Manche beginnen ruhig mit einer einzelnen Person, verwandeln sich dann aber in ein fetziges Gesamtwerkt mit etlichen Tänzern und Sängern. Einige Tracks bleiben nachdenklich, ruhig. Wieder andere sind laut, turbulent und mitreißend. Das Mitwippen und Mitsingen lässt sich an manchen Stellen nicht vermeiden. Andrew Lloyd Webber und Tim Rice haben bei der Songauswahl für die „Rock Opera“, welche vom Film adaptiert wird, genial getroffen. Norman Jewison, Regisseur des 1973 veröffentlichten Films, nimmt zwar einige Veränderungen vor, im Großen und Ganzen bleibt das Musical aber unverändert.

 

Musikalisches und schauspielerisches Talent kann keinem der Crew abgesprochen werden. Ganz besonders stehen aber Philip Toubus als „Peter“ (Petrus) und Ted Neeley als Jesus heraus. Doch auch Carl Anderson als Judas Iscariot überzeugt mit seiner Stimme und seiner Performance.

 

Neu = Besser ?

Im Jahr 2000 wurde ein weiteres Filmprojekt durch Gale Edwards gestartet. Das Musical wurde also erneut für den Film umgesetzt. Gale Edwards geht aber einen anderen, moderneren Weg. Wo sich der 1973 gedrehte Film ausschließlich in der Wüste abspielte, produzierte Edwards den Film komplett auf der Bühne. Abgesehen von einigen Lichteffekten auf der Bühne wurden allerdings keine großartigen technischen Tricks verwendet, um mehr Action oder Effekte zu erzeugen. Lediglich simple Theater- Effekte wurden erzeugt, die ihre Wirkung aber mehr als zufriedenstellend erzielen.

jesus_christ_superstar_2000_fr_xp_brDie Geschichte hat sich natürlich keineswegs verändert. Auch die Songs bleiben größtenteils die gleichen. Nur an einigen Stellen wurden Passagen weggelassen, die für die 1973 produzierte Version dem Original hinzugefügt wurden. Die 2000er Aufführung lehnt sich also stärker an das Original- Musical von 1973 als der im selben Jahr produzierte Film.

Die Interpretation wurde für diesen Film allerdings etwas umgelegt. Anstatt Hippis und einem schwarzen Judas finden wir Rocker, Graffiti und härteren Gesang. Auch die Performance legt mehr Wert auf Interaktion zwischen den Akteuren. Beispielsweise bereits in der Eingangsszene, in der Judas seine Bedenken gegenüber Jesus äußert, sind sich die beiden Schauspieler sehr nahe und interagieren miteinander. In der 1973er Version singt Judas einsam auf einem Berg und nähert sich langsam der Menge.

 

Das Bühnenbild greift einerseits die Wüste auf, doch eher minimalistisch. Weiße Säulen und sandige Töne dominieren das Bühnenbild. Doch auch mit Helligkeit und Dunkelheit werden viele Effekte erzeugt. Der moderne Touch wird deutlich durch die rockigen Kostüme (Judas in Cowboystiefel und schwarzer Jeans) und den Graffiti an den Wänden eingebracht. Interessant sind auch die gesprühten Sprüche: Sowohl die Französische Revolution (Gleichheit, Brüderlichkeit) als auch antifaschistische Parolen werden zitiert.

 

Glenn Carter legt als Jesus eine ordentliche Hauptrolle hin, erreicht aber nicht die Perfektion von Ted Neeley. Renee Castle als Maria Magdalena überzeugt dagegen mit ihrer grandiosen Stimme und stellt Yvonne Elliman aus der ersten Verfilmung weit in den Schatten. Ganz besonders fällt aber Jerome Pradon auf, der die Rolle des Judas übernimmt. Seine Stimme und sein Ausdruck auf der Bühne überzeugen ganz besonders. Da er eine tragende Rolle im Stück spielt, wirkt das Gesamtbild durch ihn noch besser.

 

Fazit: sehr gut

Beide Verfilmungen sind auf alle Fälle sehr sehenswert. Sowohl die 1973er, als auch die 2000er Version haben ihre ganz klaren Stärken. Schwächen im eigentlichen Sinne lassen sich nur schwer ausmachen. Die Musik ist meistens mitreißend und großartig umgesetzt – sowohl vokalisch als auch in der Performance. Nur schwer lässt sich eine „bessere“ Version ausmachen, auch wenn die neuere Verfilmung näher am Original- Musical steht. Dafür wird 1973 der Nahost-Konflikt stärker thematisiert. Ich kann beide Verfilmungen nur empfehlen.

 

Info
Titel Jesus Christ Superstar Jesus Christ Superstar (2000 Stage)
Genre Rock Opera, Musical Rock Opera, Musical
Produktionsjahr 1973 2000
Spiellänge 103 Minuten 107 Minuten
Format DVD, Blue Ray DVD, Blue Ray
FSK ab 6 ab 6
Regisseur Norman Jewison Gale Edwards
Schauspieler

Ted Neeley (Jesus)

Yvonne Eliman (Maria Magdalena)

Carl Anderson (Judas)

Glenn Carter (Jesus)

Renee Castle (Maria Magdalena)

Jerome Pradon (Judas)

Musik + Text

Andrew Lloyd Webber

Tim Rice

Andrew Lloyd Webber

Tim Rice

Verleih Universal Pictures Germany Universal Pictures Germany