Wenn man an kreative Videospiele denkt, wird in erster Linie an die „Little Big Planet“- Reihe gedacht. Doch nun gibt es einen weiteren Kandidaten, der das kreative Videospiel- Abenteuer- Genre bereichert. Es handelt sich um „Tearaway“, dem PS-Vita Abenteuer. Die Köpfe dahinter sind – was beim ersten Spielen klar wird – die gleichen, die auch bei „Little Big Planet“ ihre Finger im Spiel hatten. Wir haben auf der PS Vita unsere eigene Geschichte geschrieben – und berichten euch darüber.

Eine eigene Geschichte

Ein Loch erscheint in meiner kleinen Wohnzimmer-Welt – und ich blicke in die Welt von Tearaway. Ein kleiner Briefumschlag möchte zu mir, um mir eine Botschaft zu überbringen. Doch dieses Unternehmen scheint schwieriger, als anfangs angenommen. Es artet aus zu einem Abenteuer, welches mich und Atoi, meinen persönlichen Briefumschlag, in die unterschiedlichsten Welten bringt.

Zugegeben, ein Briefumschlag, der eine Nachricht überbringen möchte, ist nicht die Grundlage für eine Wahnsinns- Story. Überraschender Weise ist die Geschichte aber so liebevoll und süß erzählt, dass man darüber hinweg sehen kann. Die Welt wird bedroht von fiesen „Schnipseln“ und wir müssen Atoi helfen, ihre Aufgabe zu erfüllen. Challenge accepted!

Atoi und ich

Atoi, die Briefumschlag-Protagonistin, übernimmt die Lauf- und Spring-Arbeit. Doch alleine ist sie oft ziemlich aufgeworfen, wir müssen immer wieder eingreifen. Und der Eingriff ist wörtlich gemeint: Über das Rückseiten- Touchpad können wir unsere Finger „in die Spielwelt“ drücken und Hindernisse verschieben. Die Kombination aus Steuerung von Atoi über die Eingabetasten des PS-Vita Systems und den anderen Steuerungselementen, wie Touchpads und Bewegungssensoren, geht wundervoll von der Hand. Je weiter die Geschichte vorangeht, desto komplexer und anspruchsvoller werden die Kombinationen der Steuerungselemente. Allerdings bleibt das gesamte Spiel sehr gut machbar, und auch jüngere Spieler können die Anforderungen auf alle Fälle erfüllen (Kleinkinder selbstverständlich noch nicht – trotz der Altersfreigabe ab 0 😉 ).

An vielen Punkten von Tearaway müssen wir die Welt und deren Bewohner verändern – und hier wird dann klar, was es mit der Welt aus Papier auf sich hat. Wir können einerseits vorgefertigte Dekorationen freischalten, aber auch eigene entwerfen. Im Editor erhalten wir mehrere Blätter farbiges Papier, ein Bastelbrett, einen Stift und eine Schere. Damit kreieren wir unsere ganz persönlichen Spielelemente, die wir an Atoi anbringen können – oder auch an bestimme Spielfiguren und Gegenstände in der Welt. Dadurch erhält die Spielwelt einen ganz persönlichen Touch von uns.

Basteln – virtuell und real

Die Bastelei im Spiel bietet trotz der einfachen Idee viele Möglichkeiten. Auf Papier werden Formen über das Touchpad vorgezeichnet. Mit der Schere werden diese Linien nachgeschnitten. Die fertigen Elemente können dann mit dem Touchpad überlappt oder zusammengesetzt werden. Der Kreativität ist hier kaum eine Grenze gesetzt – abgesehen von der Genauigkeit der gezeichneten Linien. Stellenweise hatte ich etwas Frust, da ich nicht so detailliert und fein vorzeichnen konnte, wie ich es mir wünschte. Auch stört der Finger auf dem Touchpad das Sichtfeld. Das Ergebnis: Die Kreationen sehen leider des Öfteren nicht so aus, wie ich es mir vorgestellt habe. In der Spielwelt selbst verschwindet aber diese Selbstkritik wieder – es wirkt noch immer simpel, passt sich aber perfekt in diese kunterbunte Papierwelt ein.

Um auch im echten Leben wieder mehr kreative Bastelarbeit zu leisten, können wir im Spiel viele verschiedene Bastelvorlagen schaffen. Auf www.tearaway.me werden diese in unserem Profil freigeschaltet und wir können die Anleitungen zu Figuren aus Tearaway ausdrucken und selbst nachbasteln. Nach nur zwei Tagen wurden bereits knapp 73.000 Papiermodelle freigeschaltet und fast 10.000 Fotos hochgeladen. Die ausdruckbaren Vorlagen sind von der Schwierigkeit unterschiedlich – einige sind ziemlich simpel, andere erfordern ein sehr genaues Arbeiten. Obwohl Klebe-, Schneide-, und Faltflächen vorgegeben sind, gibt es bei den komplexen Modellen zeitweise Probleme, das richtige Ergebnis zu erzielen. Die eigenen Modelle können natürlich nach Belieben noch weiter verändert werden – und so entstehen nicht nur in der virtuellen Welt von Tearaway ganz persönliche Inhalte von uns, sondern die Welt von Tearaway findet auch Einzug in unser reales Leben – ebenfalls mit unserem persönlichen Touch.

 Suchtfaktor?

Reizvoll in Tearaway ist in erster Linie der kreative Part. Aber auch das Sammeln der Papiermodelle und das vervollständigen unserer Sammlungen gehört dazu. Von Freitag bis Samstag habe ich die Vita nur ungern aus der Hand gelegt – leider war Samstag Nacht die Hauptstory beendet. Seit dem versuche ich, meine noch fehlenden Gegenstände zu finden und meine Sammlungen zu vervollständigen. Problemlos können bereits erledigte Kapitel und Welten besucht werden und die noch nicht gesammelten Gegenstände gesucht werden. Nach diesem Projekt werde ich wohl noch einmal mit der männlichen Variante von meiner lieben Atoi das Abenteuer erleben, um auch dieses Papiermodell freischalten zu können. Danach befürchte ich, dass der Reiz verloren ist…

Fazit

Tearaway war ein völlig unerwarteter, aber dennoch höchst erfreulicher Fund in meinem Briefkasten. Spielwelt und Gameplay haben mich begeistert – nur musikalisch wäre ein klein wenig mehr drin gewesen. Zu bemängeln gibt es nur Kleinigkeiten, wie die Feinsteuerung beim Basteln oder die aus meiner Sicht zu kurze Spielzeit. Doch das Spiel ist vermutlich auch eher an die jüngeren Spieler gerichtet – und die haben vermutlich länger etwas davon. Sehr gut ist auch die Idee, die Spieler wieder zum Basteln zu bewegen, was in unserer heutigen Zeit immer seltener wird. Tearaway ist ein Spiel, das allen Altersgruppen Spaß machen wird – und St.Nikolaus und Weihnachten stehen schließlich vor der Türe.

Trailer: