Nach einem Einbruch erwischt, landet ein Teil einer Gruppe im Gefängnis. Dass Vater dadurch seine Tochter verloren hat, ist vielleicht der größte Schmerz. Als das Gefängnis Vergangenheit ist, beschließt die Gruppe das Kind wieder zurückzuholen, denn es wird von einem Hochstapler festgehalten. Doch das Vorhaben entwickelt sich nicht nur als extrem umfangreich und kompliziert, sondern auch als lebensgefährlich.

Wenn man den letzten Satz so liest, könnte man das auch fast auf das Vorhaben „Dungeon und Dragons“ erfolgreich in einen Film umzuwandeln. Und genau das wird das zentrale Thema der folgenden Review sein: Ist genau das gelungen?

Autor: Alex

Handlung: Von Dieben, Familien und gescheiterten Plänen

Bevor Edgin und Holga im Gefängnis gelandet sind, hatten sie eine wilde Zeit hinter sich. Obwohl Edgin einst als Rechtschaffender und Mitglied der Harper galt, versagt er diesem Leben als ihm das Wichtigste im Leben genommen wurde. Nach diesem Verlust wurde er zum Dieb. Seine Künste als Barde behielt er sich bei. Er schwor das zurückzuholen, was ihm genommen wurde und als sich hier durch ein seltenes magisches Artefakt die Chance auftat, überlegte er nicht lange. Doch der Überfall ging schief und so landeten er und Holga im Gefängnis. Das Edgin für diesen Überfall seine Tochter zurücklassen musste, schmerzt ihn bis heute am meisten.

Bei einem Begnadigungsgesuch nutzten die beiden eine Gelegenheit und entkamen. Das nächste Ziel auf dem Plan von Edgin ist seine Tochter zu finden und das ist gar nicht einmal so schwer. Sie ist bei einem ehemaligen Gruppenmitglied, wegen dem die beiden einst im Gefängnis gelandet sind. Ein Besuch dort bringt aber nur die Erkenntnis, dass es dieser geschafft hat die Tochter so einzunehmen, dass sie von der Schuld ihres Vaters überzeugt ist.

Also muss ein neuer Plan her und der soll nicht nur die Tochter retten, sondern auch die Taschen der Gruppe um beträchtliche Goldmengen füllen. Also macht sich Edgin und Holga auf, um sich einen erfolgsversprechenden Trupp zusammenzusuchen und danach das Schloss des Hochstaplers einzunehmen.

Doch der Weg diesen Plan in die Tat umzusetzen ist nicht nur lang, sondern er erfordert auch regelmäßige Anpassungen, Erweiterungen und das Eingeständnis, dass man doch gar nicht so gut im Pläne schmieden ist. Unterdessen scheint sich aber eine noch viel größere Gefahr anzubahnen und ganz streng genommen: Edgin und seine Truppe könnten in der Vergangenheit genau der Auslöser für eben diese Gefahr gewesen sein… Jetzt hilft kein normaler Plan mehr, jetzt muss ein funktionierender Masterplan – und vielleicht ein paar Alternativen – her!

Einschätzung: Gaming-Film trifft auf Fantasy; zwei “Problemgenres” im Duett!

Es braucht immer etwas Mut und eine Menge Kreativität sich an einer Adaption zu versuchen – manchmal sogar mehr als bei einer Originalproduktion. Wenn man sich jedoch an ein Medium wagt, das seit knapp 50 Jahren nicht nur existiert, sondern eine der vielleicht mächtigsten und aktivsten Communities der Welt hat, dann grenzt das Vorhaben eigentlich schon an Wahnsinn. Nichtsdestotrotz haben es die Verantwortlichen durchgezogen und sich (einmal mehr) an einer Verfilmung des legendären Spiels „Dungeons and Dragons“ versucht. Mit ihrem „Dungeons and Dragons: Ehre unter Dieben“ kann man also in gewisser Weise ähnlich umgehen wie mit einer Videospielverfilmung. Eine Art des Films, die seit ein paar Jahren immer mehr an Stärke und Zugkraft gewinnt. Das liegt natürlich vor allem durch die immer stärker voranschreitende popkulturelle Integration des Gaming (ganz egal auf welchem Medium und in welcher Art).

Dennoch ist die Herausforderung sich diesem riesigen Universum zu widmen noch einmal eine ganz besondere und da habe ich mir auch Gedanken im Vorfeld des Films gemacht. Denn ich persönlich habe bis auf popkultureller Erwähnungen des Spiels in anderen Filmen und Serien bisher noch keinerlei Berührungspunkte mit dem Universum rund um „Dungeons and Dragons“. Da hat sich natürlich für mich die zentrale Frage aufgedrängt: Wie weit wird sich das Universum öffnen, um bisher unbedarfte Zusehende aufzunehmen? Wird es ein reines Fanfest, bei dem alle anderen nach wenigen Minuten verwirrt aufgeben?

Der Beginn der Handlung lässt genau diese Annahme nicht nur vermuten, sondern befürchten. Doch das dreht sich alles relativ schnell. „Dungeons and Dragons: Ehre unter Dieben“ zeigt recht früh, dass seine Handlung in eben dieser komplexen wie umfangreichen Welt mit all seinen Stämmen, Rassen und Gestalten spielt, aber man eben kein Wissen über all das benötigt um dem Film folgen und seine Handlung einordnen zu können. Ein beruhigender Gedanke, denn die Handlung nimmt überraschend schnell Fahrt auf.

Wieso überraschend? Nun weil rückblickend betrachtet der Film mit seinen über 130 Minuten Laufzeit doch einigermaßen verschwenderisch umgeht. Er baut hier eine Nebenhandlung ein, dort noch einen Umweg und dann da drüben noch eine Information, die beschafft werden muss. Dem Film fehlt damit auf den ersten Blick die Geradlinigkeit seiner Handlung und damit auch einem klar folgbaren Spannungsbogen. Das kann den Film langatmig erscheinen lassen. Andererseits stellt er damit auch genau das dar, was bei einem solchen Spieleabend passieren kann. Falsche Entscheidungen müssen korrigiert werden, Informationen, die plötzlich relevant werden müssen analysiert werden. Ein Gegenstand von dem man vorher gar nichts wusste, ist plötzlich der spielentscheidende. All das entspricht der Natur der Spielevorlage. Die Integration in den Film ist sicherlich gerade für Fans dieser Art von Spielen eine große Freude.

Und auch wenn die Handlung mit sehr vielen Nebenarmen bestückt ist, so verwirrt sie niemals. Die Entwicklungen sind immer klar und (leider meistens etwas zu) vorhersehbar. Twists und Wendungen werden zwar eingebaut, doch können sie eher selten dramaturgisch überzeugen. Vielmehr kann der Film aber mit seinem hochklassigen wie quasi dauerhaft vorhandenem Humor überzeugen. „Dungeons and Dragons: Ehre unter Dieben“ darf man durchaus auch als Komödie bezeichnen. Denn gerade die Harmonie und Chemie zwischen der Heldentruppe ist großartig und geprägt von bissigen Kommentaren und humorigen Spitzen. Eben dieser Stil zieht sich durch den ganzen Film und unterstreicht ohnehin schon absurde Szenen noch deutlicher.

Technik und Besetzung: Wilder Cast und großartige Musik

Mit einem Blick auf die Technik bekommt man einen weiteren Beweis dafür auf welchem Niveau dieser Film insgesamt unterwegs ist. „Dungeons and Dragons: Ehre unter Dieben“ beweist, dass Fantasy noch immer funktioniert und er beweist das vor allem, in dem er nicht unbedingt übertreibt. Sicherlich gibt es extreme Situationen und auch extreme Gestalten, die man zu Gesicht bekommen wird. Das Gros des Films ist aber schlichtweg das Zusammenarbeiten einer eher ungleichen Truppe zum Erreichen eines gemeinsamen Ziels. Ich mochte die technische Inszenierung mit Blick auf die Bilder und Kostüme des Films. Man hat ihm jederzeit sein Genre angemerkt, aber es wurde niemals überbordend eingesetzt.

Ganz anders – aber dennoch im positiven Sinne – verhält es sich hier bei der Musik. Diese ist nämlich extrem vordergründig und begleitet quasi nonstop und genau das ist eine großartige Sache. Denn eine solche Komposition, wie diese hier von Lorne Balfe (u.a. „Black Adam“, „The Tomorrow War“) will man für genau einen solchen Film. Entgegen der szenischen Inszenierung hört man der musikalischen jederzeit seinen Fantasyursprung an. Da gibt es ganz liebliche und sanfte Klänge, dann aber auch arg dramatische und beinahe schon epochale Musiken, die sich immer wieder mit einem leicht mittelalterlichen Flair kombiniert über die Szenen legen. Alleine der Soundtrack ist es beinahe schon wert den Film zu sehen.

Wer schon einmal ein Spiel „Dungeons and Dragons“ (oder ähnliches) gespielt, hat, der weiß, dass es immer eine Person gibt, die die Rolle des „Dungeonmaster“ übernimmt. Also eine Person, die durch das Spiel führt und es leitet und diktiert – im besten Fall. Also quasi etwas wie die Regie des Spiels. Im Falle von „Dungeons and Dragons: Ehre unter Dieben“ gibt es hier gleich zwei dieser „Dungeonmaster“ und das ist auch nicht erst seit diesem Film so. Denn das Duo Jonathan Goldstein und John Francis Daley arbeiten bereits seit einigen Werken zusammen (z.B. „Vacation – Wir sind die Griswolds“, „Game Night“).

Den beiden ist es gelungen mit ihrem Werk nicht nur dieser großen Marke zu huldigen, sondern auch die Fans für sich zu gewinnen (zumindest einen sehr großen Teil). Das gelingt ihnen vor allem durch unglaublich viel gezeigter Passion und Spiel(er)nähe. Aussagen wie, eben meine zuvor beschriebene, dass sie als die Dungeonmaster unterwegs sind und mit der Geschichte quasi einen ins Leben gerufenen Spieleabend mit „Dungeons and Dragons“ erschaffen haben, sind tolle Argumente und man kauft den beiden diese Verbundenheit auch ab. Alleine ihre Arbeit in „Game Night“ zeigt ja schon, dass sie durchaus etwas für Spieleabende übrig haben. Ich will nicht behaupten, dass sie sich mit „Dungeons and Dragons: Ehre unter Dieben“ ein Denkmal geschaffen hätten, aber es dürfte zweifelsohne das bisherige Highlight ihrer Karriere gewesen sein.

Was braucht man neben der Person als Dungeonmaster noch? Richtig! Spieler! Und diese finden sich hier in Form eines überraschend namhaft besetztem Cast wieder. Eine Bezeichnung als Ensemblecast bietet sich trotz der großen Unterschiede durchaus an und so fällt es schlussendlich schwer sich auf nur ein paar Vertreter bei den Charakteren zu konzentrieren. Ich möchte mich daher an die Heldentruppe halten und diese ein wenig aufdröseln. Da wäre zunächst Doric, eine Tiefling-Druidin. Obwohl sie in Fankreisen vielleicht die größte Kontroversität aufgebracht hat, bleibt sie im Film überraschend zurückhaltend. Ihre Fähigkeit sich in Tiere zu verwandeln, wird vom Film überschaubar aber effektiv eingesetzt.

Justice Smith (u.a. „Meisterdetektiv Pikachu“, „Jurassic World“-Filme) verkörpert einen eher unbegabten Magier, der aber das Herz am rechten Fleck hat und sich vor allem durch seine arg pessimistischen aber liebenswerten Aussagen in den Vordergrund spielen kann. Abgerundet wird das Quartett dann von den beiden bereits erwähnten Charakteren Holga und Edgin. Für die Barbarin Holga springt Michelle Rodriguez (u.a. „Fast and Furious“-Filme) in die Rüstung und begeistert mit ihrer Interpretation dieser doch etwas eigenen Gattung Krieger. Edgin, der als Anführer der Gruppe gilt, wird von Chris Pine (u.a. „Star Trek“-Filme, „Wonder Woman“-Filme, „Hell or High Water“) verkörpert. Pine schafft es seinen Charakter immer im Zentrum des Geschehens zu halten, auch wenn seine Talente und seine Fähigkeiten sicherlich die austauschbarsten sind. Als Solocharaktere können die vier nur selten wirklich Begeisterungsstürme auslösen, aber diese Gruppendynamik der vier ist grandios!

Fazit: Spieleabend auf der Leinwand

Umsetzungen in Filme und Serien hat es von „Dungeons und Dragons“ schon viele gegeben und alleine dadurch ist und war die Unsicherheit gerade in der Fangemeinde groß. Denn wie bei allen Spieleverfilmungen der letzten Jahrzehnte gab es dabei wenig wirklich Gutes. „Dungeons and Dragons: Ehre unter Dieben“ tritt hier den Gegenbeweis an. Mit einer Handlung, die zwar an sich durchaus zu lang geraten ist, werden Fans wie Unerfahrene mit in dieses Universum genommen. Der Grad an Fanservice fühlt sich für einen „Nichtwissenden“ wie mich enorm hoch an, aber das wage ich mal nur zu vermuten.

Neben einer eher durchschnittlichen Handlung weiß der Film aber auf allen anderen Ebenen zu überzeugen. Sei es die unterschwellige Art und Weise durch die verwinkelte und verworrene Handlung einen realen Spieleabend „Dungeons and Dragons“ widerzuspiegeln. Sei es die bildliche und musikalische Inszenierung, die Chemie zwischen der Heldengruppe (die übrigens aus genau vier Leuten besteht!) oder schlicht die Tatsache, dass man beweist: Fantasy funktioniert noch immer und es muss nicht immer ein Effektbombast nach dem anderen sein. Hier macht es die Atmosphäre… und der Humor. Ein Feuerwerk der Gags, Spitzen und ironischen wie sarkastischen Bemerkungen durchzieht den kompletten Film, verleiht ihm damit eine Leichtigkeit und Unterhaltsamkeit, ohne ihn jemals ins Lächerliche zu ziehen.

Keep on Watching

Infos:

Originaltitel Dungeons and Dragons: Honor among Thieves
Deutscher Titel Dungeons and Dragons: Ehre unter Dieben
Studio / PublisherParamount Pictures
Entertainment One
Allspark Pictures
Hasbro Studios
Deutscher Kinostart 30. März 2023
Filmlänge 134 Minuten
FSK-Einstufung 12 Jahre

Trailer: